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Willkommen in Ithilien, Wanderer!
Dies war ein Rollenspiel rund um die Bewohner von Gondor
drei Jahre vor dem Ringkrieg.

Die Geschichte wurde nach 10 Jahren beendet.
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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 341 mal aufgerufen
 Chroniken
Lundor Offline

Opfer misserabler Umstände


Beiträge: 963

30.06.2009 08:45
Lundors Schicksalstage Zitat · Antworten

Rückblende Lundor Elenya, 27. Nárië 3016 DZ - Anarya, 28. Nárië 3016 DZ


Lundor wurde in der Nacht von Alpträumen geplagt, wie er sie noch nie erlebt hatte. Schweißgebadet wachte er früh am Morgen auf und getraute sich nicht mehr die Augen zu schließen. Doch aus einem Alptraum war er nicht erwacht ... er befand sich noch immer in den Händen dieser mörderischen Bande. Herumor schnarchte und gab ihm zu verstehen, dass der Peiniger leider nicht über Nacht einfach gestorben war. Das wäre zu schön gewesen.

Da Minalcar nicht sofort aufbrechen wollte, sondern die Männer länger schlafen ließ, lehnte sich Lundor an den Baum nahe seiner Schlafstätte. Varda war nicht wieder zurück gekehrt, was für den Hund die beste Entscheidung gewesen war.

Einige Männer waren natürlich schon auf den Beinen und bereiteten den Aufbruch vor. Doch Lundor saß nur da und starrte vor sich hin. Dabei hatte er nur einen Gedanken: Sie würden heute weitere Dörfer überfallen und er würde wieder töten.

Belecthor, welchem es besser ging, erzählte Minalcar gezwungenermaßen vom nächst gelegenen Ort: Brunerui. Lundor kannte dort ebenfalls einige Leute gut. Es waren eben Nachbarn, wenn man es so wollte. Der junge Mann hoffte sehr, dass das Dorf mittlerweile gewarnt und verlassen war.

Als sie aufbrachen, lud ihm Herumor einen schweren Rucksack, der sicher mehrere Kilo schwer war, auf den Rücken. Lundor hatte keine Ahnung was der Mann alles mitschleppte. Auch Ulfast musste einen Rucksack tragen, während Herumor ohne Gepäck weiter reiste. Lundor wünschte ihm die Pest an den Hals.

Auf ihrem Marsch versuchte Lundor immer wieder in Belecthors Nähe zu gelangen. Doch jedes mal, wenn er einen Versuch startete, wurde er von Herumor zurück gepfiffen und kam wie ein geprügelter Hund zurück geschlichen. Scheinbar durfte er sich nicht länger bei Belecthor aufhalten, da die beiden zusammen einen Fluchtversuch gestartet hatten. Doch dann und wann gelang den beiden ein Augenkontakt, in welchem aber nicht mehr als Traurig- und Hoffnunglosigkeit lag. Zumindest war das bei Lundor der Fall.

Der Weg war wirklich schweißtreibend, da die Sonne ungehalten auf sie herab schien. Lundor war über jedes bisschen Schatten auf dem Weg dankbar. Am frühen Nachmittag hatten sie schließlich Brunerui erreicht. Zum Glück waren fast alle Bauern geflogen. Nur noch ein paar Alte waren anzutreffen. Diese würden erst gar nicht in einen Kampf verwickelt, sondern gleich niedergemetzelt. Und es kam wie es kommen musste: Herumor befahl Lundor erneut einen Menschen zu töten. Eine ältere Frau, welche herzerweichend um ihren bereits toten Mann weinte.

Als sich Lundor weigerte die Frau zu töten, schlug ihn Herumor zu Boden und trat auf den jungen Mann ein, welcher sich zusammengekauert zu schützen versuchte. Bevor Herumor ihn mit seinen Tritten ernsthaft verletzten konnte, riss Lundor den Dolch, den man ihm gegeben hatte, hoch und rammte ihm der weinenden Frau in das Herz. Leider hatte er nicht sofort getroffen und so musste er ein zweites mal zustechen, bevor sie starb. Anschließend forderte Herumor diesmal seinen Dolch sofort wieder ein. Denn den Fehler würde er kein zweites mal begehen.

Als das Dorf brannte, bereiteten die Männer ein Lager in einem nahen Wald und verbrachten dort die Nacht. Zuvor waren sie auf Flüchtlinge getroffen, welche leider nicht lange am Leben blieben. Lundor war so erschöpft, dass er schließlich sofort einschlief. Der Schlaf half ihn über den seelischen und körperlichen Schmerz hinweg, solang er keine Alpträume bekam. Wie es schien hatte ihm Herumor mit seinen Tritten auch eine Rippe angebrochen. Aber das war nichts, was ihn großartig außer Gefecht setzte.

Das nächste Dorf sollte Dunthara werden. Lundor war erleichtert, dass Belecthor die Männer nicht nach Anthara führte. Er wusste schließlich, dass Lundors Familie dort lebe. Und bevor er jenen Dorfbewohnern etwas antat, würden sie ihn töten müssen. Denn es war noch einmal etwas ganz anderes gegen seine eigenen Familie kämpfen zu müssen.

Ansonsten verhielt sich Lundor momentan ganz pflegeleicht. Einfach da er hoffte so in der Gunst der Männer zu steigen und so vielleicht mehr Verantwortung zu bekommen. Vielleicht hatte er so irgendwann die Chance auf eine gelungene Flucht. Doch dieser Moment lag wohl noch in weiter Ferne. Denn momentan hatte noch immer jemand ein Auge auf ihn Tag und Nacht.

Die Wunde auf Lundors Brust heilte langsam zu, doch würde ihm immer eine unschöne Narbe bleiben. Auch auf die Peitschenstriemen hatten sich Krusten gebildet und sie juckten jetzt mehr als dass sie schmerzten. Doch die seelischen Verletzungen würden bleiben und wahrscheinlich nie abklingen. Zumindest fühlte sich Lundor momentan gefangen im Körper eines Mörders. Ein Mörder, der er nie sein wollte.

In Dunthara gingen die Männer genauso grausam mit den gebliebenen Dorfbewohnern um. Lundor musste wieder töten, doch diesmal ging alles schneller. Er kam ohnehin nicht drum herum und so vermied er selbst irgendwelche durch Herumor herbeigeführten Verletzungen und Schmerzen.

Beim Nachtlager war er, mit Ausnahme von Belecthor und wenigen anderen Männern, wohl der einzige, welcher nicht in Feierlaune war, sondern sich nach einem kargen Mahl einfach Schlafen legte. Er wollte keinen Umgang mit diesen Männern, welche ihm zum Trinken animieren wollten. Gerade als er fast eingeschlafen war, zog ihn Herumor wieder in die Höhe und schleppte ihm zum Lagerfeuer. Dort drückte er ihm eine Flasche Schnaps in die Hand und befahl ihm zu trinken. Auf seine Mord-Lust, welche er dem Jungen nun zusprach.

Doch Lundor wollte sich nicht betrinken und so schnappte sich Herumor die Flasche und trank sie fast in einem Zug leer. Dann befahl er Ulfast, ziemlich angetrunken, er solle Lundor an einen Baum fesseln, da er noch ein wenig üben wolle. Mit vor Angst aufgerissenen Augen musste Lundor nun erdulden, wie dieser betrunkene Mann Messer in seine Richtung warf, welche links und rechts von ihm in das Holz des Baumes eindrangen. Lundor starb fast vor Angst, denn Herumor schwankte wirklich sehr. Die anderen Männer lachten nur und waren wegen dieses Schauspiel sichtlich erheitert. Doch für Lundor waren es entsetzliche Minuten, welche gar nicht enden wollen zu schienen. Ein Messer streifte seine rechte Wange und hinterließ einen blutigen Kratzer. Irgendwann verließen Lundor seine Nerven und er fiel in Ohnmacht. Vom Rest des Abends bekam er nichts mehr mit.


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Lundor

Lundor Offline

Opfer misserabler Umstände


Beiträge: 963

24.02.2010 09:29
#2 Lundors Schicksalstage Zitat · Antworten

Aldëa, 30 Nárie 3016 DZ

Lundor hatte wahrlich nicht gut geschlafen. Immer wieder wurde er Nachts von Alpträumen geplagt, in denen Herumor ihn irre angrinste und immer wieder auf den Jungen einschlug und ihn mit Messern quälte. Einmal sah sich Lundor sogar selbst in Minas Tirith am Galgen baumeln. Diese Träume führten dazu, dass er immer wieder erwachte und sich dann zitternd an Arendor klammerte, welcher die Nacht über wohl auch nicht viel Schlaf fand.

Am Morgen, noch vor Sonnenaufgang, kam Frindol und versorgte Areros, während sich Lundor in den Büschen erleichterte. Anschließend untersuchte Daron auch Lundor, legte ihm einen frischen Verband um den Fingerstumpf an und einen Stützverband um die Rippen, welcher ihm diesmal noch das Atmen erlaubte. Das linke Auge des Jungen war noch immer zugeschwollen und dies würde, da nicht gekühlt worden war, wohl auch noch eine Weile so anhalten. Aber vielleicht war die Welt ja auch nur halb so grausam, wenn man nur die Hälfte des Übels sah.

Schließlich kam für Lundor der Schock des Morgens, als er erfuhr, dass sein Vater sie nicht in die weiße Stadt begleiten durfte. Obwohl Arendor doch versprochen hatte, ihn nicht alleine zu lassen. Aber Lundor wusste ja aus eigener Erfahrung, wie leicht es war Versprechen zu brechen. Als sich der Wagen mit seinem Vater, seinem Bruder und seiner Schwester vom Lager entfernte und immer kleiner wurde, machte Lundor erst ein paar zögerliche Schritte in diese Richtung und wollte dann loslaufen, seiner Familie hinterher, der Sicherheit entgegen. Doch Daron hielt den Jungen auf und beruhigte ihn mit Worten.

Bald machten sie sich auf den Weg in den Norden. Zu Lundors Glück wurde er nicht gefesselt. Aber dafür musste er nahe bei den Heermeistern laufen, da sich dort auch Diros aufhielt und man der Meinung war, dass dieser mehr Einfluss auf Lundor hatte. Zwar fürchtete er seinen Schwager nicht, doch Lundor war viel zu verstört und erschöpft, als dass er etwas anderes tun konnte als mit gesenktem Kopf mit zu laufen.

Um die Mittagszeit, als sie endlich eine längere Rast einlegten, war Lundor schon so mit den Kräften am Ende, dass er sich wie eine kleine Kugel zusammenrollte und nicht mehr aufstand bis es weiter ging. Zwar versuchte der Heermeister Faramir eine Konversation mit ihm zu führen, aber Lundor hörte nicht zu, verschloss sich nur noch mehr. Nach er sich selbst gezwungen hatte etwas zu essen, durfte er den Rest des Tages auf dem Kutschbock des Gefangenenwagens mitfahren. Neben ihm saß ein Soldat, welcher das Gefährt lenkte. Es war immerhin besser als hinten bei Minalcar und den anderen Gefangenen zu sitzen.

Lundors Gedanken verloren sich in Erinnerungen, bis er nur noch den Namen seines momentan einzigen, besten Freundes murmelte: Belecthor. Und da klärte ihn der Soldat neben ihm über dessen Tod auf. Er lag mit den anderen gefallenen Abtrünnigen im Massengrab. Und Lundor hatte sich nicht einmal verabschieden können. Ungehalten liefen dem Jungen bis zum Abend hin die Tränen über die Wange. Er weinte still und es war ihm egal ob man in ihm einen kleinen Jungen sah.

Am Abend erreichten sie die Stadt Erui. Lundor wurde nicht in eine Zelle gesperrt, sondern schlief bewacht in Diros Nähe unter freiem Himmel. Er war so erschöpft von der Reise, dass er einschlief, sobald er sich hingelegt hatte. Zum Glück fiel er diesmal in einen tiefen, traumlosen Schlaf, welchen er dringend nötig hatte.

1.Enderi

Der nächste Tag begann nicht viel besser als der Vorherige. Wieder brachen sie früh aus Erui auf. Langsam näherten sie sich der weißen Stadt und die Herzen der Soldaten schienen mit jeder Meile leichter zu werden, während sich Lundors Gemüt immer mehr verdunkelte, je weiter er sich von seiner Heimat entfernte. Dabei war Minas Tirith doch sein Ziel gewesen. Aber er hatte es nicht auf diese Weise erreichen wollen.

Wann immer sie Reisenden begegneten, hielt Lundor den Kopf gesenkt und wagte nicht sie anzublicken. Doch erst durch die Gespräche der anderen Männer bekam Lundor mit, dass heute der 1. Enderi war. An die Feiertage hatte er gar nicht mehr gedacht. Auch in Anthara wurde dann stets ein Fest gefeiert. Ob sie auch heute feierten?

Während des Weges suchte Lundor kaum Augenkontakt zu jemanden. Nur Leyron, welcher gefesselt auf einem Pferd Reiten durfte, warf er ab und an einen unterwürfigen Blick zu. Doch der Mann sah ihn nur immer grimmig an und Lundor wusste, dass er ihm die Schuld für alles gab.

Die genähte Platzwunde an Lundors Schläfe begann langsam abzuheilen und schmerzte nicht mehr. Auch hatte er das Gefühl sein Auge wieder um wenige Millimeter öffnen zu können, auch wenn er damit noch nichts sah.

Ohne Verzögerung erreichten sie ihr Nachtlager, welches wohl nur noch wenige Meilen von Minas Tirith entfernt lag. Lundor überkam der Schlaf noch bevor er etwas hatte essen können und so schlief er mit nüchternen Magen ein.


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Lundor

Lundor Offline

Opfer misserabler Umstände


Beiträge: 963

16.04.2012 08:39
#3 Lundors Schicksalstage Zitat · Antworten

2. Cermië 3016 DZ bis 20. Yauannië 3016 DZ

Ein Tag verging … der zweite … der dritte … Lundor war in den Häusern der Heilung untergebracht, wo man seine körperlichen Wunden behandelte und versorgte. Sein Vater war so oft es ging bei ihm und versuchte den Jungen immer mehr und mehr in Gespräche zu verwickeln. Gespräche, welche ihm halfen wieder besser mit sich und seiner Umgebung umgehen zu können. Doch mit welchen Worten heilte man eine gebrochene Seele?

Zumindest fing Lundor wieder an mehr zu Essen und er sah mit klareren Augen in die Welt. Nach Leyron erkundigte er sich nicht. Mit ihm hatte er abgeschlossen. Auch Aeluin besuchte Lundor Anfangs nicht, was den Jungen sehr schmerzte. Er konnte schließlich auch nirgendwo hin, weil die Wachen vor seiner Tür aufpassten, dass er nicht schon wieder die Flucht ergriff. Lendil kam ab und an vorbei. Er genoss es scheinbar hier in der Stadt zu sein. Doch kündigte Arendor auch an, dass sie bald zurück nach Anthara würden fahren müssen. Letztendlich kam Lundors Schwester dann doch zu ihm und sie sprach zu ihm, dass nun immer Leyron an erster Stelle kommen würde und Lundor sollte nicht mehr so schändlich über ihn reden. Dann legten die Geschwister das Thema beiseite und sie unterhielten sich lieber über vergangene Zeiten. Lundor war froh, dass seine Schwester nicht mehr ganz so schlecht auf ihn zu sprechen war.

Lundor fragte auch immer wieder nach Areros und ob sein Bruder noch lebte. Doch Arendor konnte ihm nichts Genaues sagen. Das würde er erst wissen, wenn er nach Hause zurückgekehrt war. Lundor fürchtete den Augenblick jetzt schon, wo ihm seine Familie hier allein zurück lassen würde.
Nachdem etwa eine Woche vergangen war, holte man Lundor schließlich ab und brachte ihn hinauf in die Zitadelle. An diesem Tag sollte das Urteil über ihn gefällt werden. Diesmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur seine Familie durfte anwesend sein. Da es Lundor schon besser ging, befand man nun, dass es wohl an der Zeit war.

Von einem jungen Heiler-Lehrling hatte Lundor in den Häusern der Heilung erfahren, dass Minalcars Männer gerade einer nach dem anderen verurteilt und hingerichtet wurden. Das machte dem Jungen natürlich sehr große Angst, denn nun schien er an der Reihe zu sein. Oder würde der Truchsess doch Gnade walten lassen und Lundor mit seiner Familie zurück nach Hause schicken?
Doch das Urteil war ein anderes.
Lundor sollte vorerst in den Häusern der Heilung untergebracht werden und dort Heilung erfahren, wenn es ihm vergönnt sei. Doch spätestens binnen eines Jahres musste er seine Strafe antreten. Er würde nach Dol Amroth geschickt, um dort den in den großen Schiffbaustellen zu arbeiten und Gondors Flotte zu vergrößern. Sieben Jahre müsste er dort lernen und arbeiten. Fern von der Heimat und seiner Familie, um zu beweisen, dass er nicht nur ein Feigling sei, der um sein eigenes Leben zu retten, Freunde und Bekannte tötete. Diese Zeit sollte ihm eine Lehrzeit sein, um zum Mann zu reifen. Wenn er diese Strafe jedoch nicht geflissentlich erfüllen würde, würde er im Kerker von Gondor landen und dort seine Zeit absitzen.

Lundor war erst ein wenig geschockt. Natürlich war er froh, dass er weiter leben durfte. Aber sieben Jahre waren eine sehr lange Zeit für einen neunzehnjährigen Knaben. Sieben Jahre in welchen er im Süden am Meer lernen und arbeiten musste. Fernab von seiner Familie und seinen Freunden, wenn er denn solche überhaupt noch hatte. Lundor bat seinen Vater mit dem Truchsess zu sprechen, damit er das Urteil aufhob. Doch Arendor wusste, dass es nichts bringen würde. Und er befand es allemal besser, als wenn Lundor im Kerker sitzen müsste. Er sprach dem Jungen auch ins Gewissen seine Aufgaben dort gewissenhaft zu erfüllen, damit er keinen weiteren Ärger bekam. Dann würde es schon nicht so schlimm werden. Und man würde ihn besuchen kommen. Zumindest dann und wann, wenn es die Zeit zuließe. Es würde ein neues Leben für Lundor sein. Ein Neuanfang. Sein Vater meinte, dass er die Gelegenheit nutzen musste. Er sollte dort Gutes vollbringen und zu einem Mann werden. Vielleicht würde ihm die Zeit dort ja gut tun.

Der junge Mann konnte sich jetzt noch nicht vorstellen, dass ihn das Bauen von Schiffen würde Freude bereiten können. Jetzt, wo sein kleiner Bruder ein Soldat werden durfte. Das Leben leben durfte, welches sich Lundor selbst immer erträumt hatte. Doch dieses Leben war ein für alle Mal vorbei.

Lundor blieb noch eine ganze Zeitlang in den Häusern der Heilung. Er durfte diese nicht verlassen, doch gestattete man ihm unter Aufsicht den Garten aufzusuchen. Dort saß er manchmal Stunden auf einer Bank und starrte vor sich hin. Seine körperlichen Wunden heilten langsam. Die Rippen machten ihn immer weniger Probleme und auch schmerzte die Hand nicht mehr so wie Anfangs. Auch wenn Lundor manchmal das Gefühl hatte noch alle Finger in Gänze zu haben. Aber es war nur ein Gefühl, ein leichter Schmerz, mehr nicht. Sein Finger würde nicht mehr nachwachsen. Solche Wunder konnten selbst die Heiler hier in Minas Tirith nicht verbringen.

Arendor brach schließlich nach Anthara auf und versprach Lundor ihm Neuigkeiten über Areros zukommen zu lassen. Aeluin blieb mit Arendors Erlaubnis bei Leyron. Sie wollte mit ihm in Richtung Anthara aufbrechen, wenn er seine Strafe antrat. Tage vergingen und plötzlich stand Lundors Mutter Aleandra eines Tages in der Tür. Sie war zusammen mit Nirion in die Stadt gefahren, nachdem Arendor auf den Hof zurückgekehrt war. Lundor hatte sich ihr in die Arme geworfen und lange Zeit blieben sie einfach nur eng umschlungen stehen. Lundor beteuerte immer wieder wie leid ihm alles tat. Er hatte seine Mutter nicht mehr gesehen seit der Nacht in welcher er weggelaufen warum in Minas Tirith Soldat zu werden. Doch brachte Aleandra auch gute Neuigkeiten mit sich. Areros würde gesund werden. Er befand sich schon auf dem Wege der Besserung. Lundor fiel ein großer Stein vom Herzen. Wäre sein Bruder seinetwegen gestorben, dann hätte wohl nichts mehr im Leben den Jungen glücklich gemacht.

Aelandra und Nirion quartierten sich eine Zeitlang bei Lundors Onkel ein. Doch lange konnten sie nicht in der Stadt bleiben. Nach zwei Wochen brachen sie wieder nach Anthara auf. Es war so viel zu tun auf dem Hof. Und so blieb Lundor allein in Minas Tirith zurück. Nur sein Bruder Lendil und sein Onkel kamen ab und an noch vorbei und besuchten Lundor. Lendil erzählte immer ganz aufgeregt von seiner Ausbildung zum Soldaten. Es war wohl wirklich sehr anstrengend, doch dem 17-Jährigen schien es zu gefallen. Lundor wollte das aber alles nicht hören.

Ende September sollte in Dol Amroth ein großes Fest stattfinden. Die Heermeister wurden dazu eingeladen und auch viele andere zog es in den Süden um ein paar Tage am Meer zu verbringen. Sowohl die Heiler als auch die Soldaten sahen es als gute Gelegenheit um Lundor ein sicheres Geleit nach Dol Amroth zu ermöglichen. Und so kam es, dass Lundor auf einem der Schiffe mit in den Süden fuhr, welche vor allem mit Soldaten bemannt waren, welche auch ein Auge auf den Jungen hatten. In seiner Tasche hatte Lundor einen Brief. Dieser war für den Ausbilder der Schiffsbauer bestimmt, damit er wusste, wer Lundor war und was für ein Urteil ihm auferlegt worden war.

Ein junger Soldat namens Sarion hatte sich Lundor auf dem Schiff angenommen. Lundor kannte den Mann schon von der Gefangennahme Minalcars. Er schien scheinbar viel Geduld mit ihm zu haben und erkannte auch, dass Lundor noch immer sehr labil war und man mit ihm zeitweise vorsichtig umgehen musste. Aber er sah nicht abwertend auf Lundor herab.


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Lundor

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