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Willkommen in Ithilien, Wanderer!
Dies war ein Rollenspiel rund um die Bewohner von Gondor
drei Jahre vor dem Ringkrieg.

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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 475 mal aufgerufen
 Chroniken
Bardos Offline




Beiträge: 711

28.06.2009 04:18
Die Tagebücher von Bardos, Barados Sohn Zitat · Antworten

Elenya, 27. Nárië 3016 DZ

Morgen

Als Bardos am nächsten Morgen erwachte, sah er, wie der Elb ein Stück entfernt stand und scheinbar eine leise Melodie summte. Arvellon schlief kaum ein paar Meter von ihm entfernt und hatte seine Hand um seinen Dolch gelegt. Da sein Begleiter noch tief schlief, gönnte sich Bardos noch etwas Zeit und seiner Gedanken schweiften zu dem schönen Bauernmädchen Miléndra in Rondaria zurück. Während er an ihre Schönheit und ihre Lieblichkeit dachte, fürchtete Bardos, dass ihr Vater sie schon wieder geschlagen haben könnte. Er hoffte insgeheim, dass das Mädchen die Hilfe annahm, die er für sie gefunden hatte.

Schließlich sprang Bardos auf, begrüßte den Elben aus der Entfernung und wusch sich kurz an dem kleinen Bach, um munter zu werden. Dann beschloss er auf dem Bauernhof nach ein paar frischen Lebensmitteln zu fragen. Diesmal erledigte er sein Vorhaben ohne Probleme und er musste niemanden retten.

Das Frühstück wurde so angenehmer, denn Bardos hatte frisches Brot, Käse, Wurst und sogar ein kleines Stück Butter gekauft. Als sich der Elb und Arvellon beim Frühstück kurz auf Sindarin unterhielten, kam Bardos eine Idee, die er nicht nur deshalb aussprach, um endlich mehr zu verstehen. Er hatte die Elbensprache immer gemocht und fand es schade, dass er schon so viel vergessen hatte. Also bat er Earendil ihm wieder etwas die elbische Sprache beizubringen und zu seiner Freude sagte der Elb zu.

Vormittag

Am frühen Vormittag ritten die drei Männer weiter. Ihr Ziel war Erui, wo Bardos seinen Freund Kinal zu treffen hoffte. Als sie etwa acht Meilen geritten waren, kamen wieder die Soldaten in Sicht, welche sie schließlich auch überholten. Bardos blickte interessiert auf die silberen Rüstungen und war auch neidisch, dass er nicht mehr dazu gehörte. Er erkannte unter den Soldaten Owain, den er flüchtig aus Wirtshausbegegnungen kannte. Für eine Unterhaltung war leider keine Zeit, auch wenn Bardos gern gewusst hätte, warum die Söhne des Truchsess nach Süden ritten.

Die drei Männer ließen die Soldaten hinter sich und erreichten am späten Vormittag den Militärstützpunkt Erui. Da Bardos hier schon einige Male durchgeritten und übernachtet hatte, fanden sich die drei schon recht bald in der kleinen Stadt zurecht. Bardos ließ Arvellon und Earendil in der Nähe eines guten Gasthauses zurück, in welchem sie sich zum Mittagessen verabredeten.

Der junge Mann suchte inzwischen Kinal, seinen Freund, der ihm den Brief geschrieben hatte. In einem Badehaus fand er ihn. Da der Tag recht schwül war, nutzte auch Bardos die Gelegenheit für eine Abkühlung. Auf die Gesellschaft von Frauen, die ihm sogleich angeboten wurde, verzichtete er jedoch.

Von Kinal hörte er genaueres über seine Schwester: Sie wurde scheinbar von einem Ehepaar in einem Stall nachts angekettet, damit sie nicht weglief. Tagsüber musste sie schwere Arbeit verrichten und wurde geschlagen, wenn sie nicht schnell genug war. Es musste noch mehr dahinter stecken, denn die Informationen, die Kinal auf die Schnelle in dem Dorf herausfinden konnte, waren spärlich gewesen. Kinal entschuldigte sich auch dafür, dass er nichts hatte tun können, doch Rinard hatte ihn zurückbeordert.

Dann berichtete Kinal von den kleinen Suchtrupps, die Rinard hatte aussenden lassen. Er selbst war auf der nördlichen Seite des Erui gewesen und hatte im Weiten Bogen Talath Taur erreicht. Von dort hatte er die Spuren zurück verfolgt und war auch über fünf andere abgebrannte Dörfer gestoßen. Überlebende fand er nie. Aber dafür verlassene Dörfer in der Umgebung, die jedoch nicht überfallen worden waren, von wo die Bewohner aber geflüchtet waren.

Kinal erzählte von der Brutalität und den vielen verstümmelten Leichen. Und er sagte, dass inzwischen klar sei, dass diese Räuber den Fluss überquert hätten und nun unterhalb des Erui ihr Unwesen trieben. Es war sogar möglich, dass das Dorf (*namen vergessen hab*), in welchem Bardos Schwester lebt, bald überfallen werden könnte. Die erschreckte Bardos, denn wenn seine Schwester tatsächlich angekettet war, würde sie nicht fliehen können.

Bardos hingegen berichtete kurz von den Geschehnissen in Minas Tirith: Den Bergmenschen und dem geheimnisvollen Arvellon. Und von dem Elben, mit welchem er bisher gereist war. Außerdem berichtete er von Denethors Söhnen. Kinal staunte nicht wenig und erklärte dann, dass zumindest die Truchsessöhne auf dem Weg hierher waren, um die Räuber zur Strecke zu bringen.

Mittag

Nach dem Bad und dem Gespräch mit seinem Freund, ging Bardos zum Gasthaus, wo er mit Arvellon und Earendil speiste. Dort berichtete er von den Überfallen und dass wohl das Dorf, wo seine Schwester war, betroffen sein könnte. Er stellte vor allem Arvellon frei, ob er ihn weiter begleitete. Earendil wollte seines Wissens ja sowieso zum Meer und müsste dazu die Südstraße nehmen. Bardos war erfreut zu hören, dass sich beide bereit erklärten ihn weiter zu begleiten.

Nachmittag

Am frühen Nachmittag machten sie sich wieder auf den Weg. Sie überquerten die Furt und ritten dann noch ein gutes Stück auf der Südstraße weiter. Kinal hatte Bardos berichtet, dass sie schneller da wären, wenn sie diesen Umweg nehmen würden und nicht direkt die Straße am Erui nähmen. Nach etwa 20 Meilen bogen die Männer nach Osten ab und folgten dann einer guten, aber schmalen Straße, die geradewegs Richtung Mündung des Erui führte. (Anderer Weg als die Soldaten.)

Die drei Männer legten mehrere Pausen ein, um die Pferde zu schonen, die sie meist in schnellerer Gangart antrieben. In den Dörfern, durch welche sie ritten, bemerkten sie die Furcht der Menschen. Sie wollten und konnten ihre Dörfer nicht verlassen, denn die Tiere mussten versorgt werden und die Felder gepflügt. Bardos hatte Mitleid und sagt ihnen, dass Boromir und Faramir mit einem Heer von Soldaten kamen, um den Spuk ein Ende zu bereiten.

Abend

Am frühen Abend bemerkten sie, dass der Himmel sich immer weiter zu zog. Leider kam gerade da kein Dorf mehr an der Straße und umkehren wollten sie nicht. So erreichte sie das kurze, aber heftige Gewitter mitten zwischen Getreidefeldern. Sie ritten noch bis zu Rosenhecken am Wegesrand, doch ihre Kleider waren da schon völlig durchnässt. Nach dem Regen, war die Schwüle des Tages immerhin vorbei. Sie wechselten die Kleider und Bardos warf einen verstohlenen und unbemerkten Blick auf den makellose Körper des Elben. Zwar hatte auch er hier und da eine Narbe, doch das tat der Schönheit keinen Abbruch. Noch nie hatte Bardos so etwas vollkommenes gesehen und er musste an den Bildhauer denken, der gewiss gern diese Schönheit festgehalten hätte.

Sie suchten sich dann einen Nachtplatz in einem kleinen Waldstück, wo auch ein Bach floss. Zwar war der Boden auch da durchnässt, aber etwas trockenes würden sie nicht mehr finden. Bardos hockte sich an den Bach und wusch seine durchschwitzten und nun durchnässten Kleider. Zu Beginn musste er sich erst einmal wieder daran gewöhnen, denn es war lange her, dass er das selbst tun musste. Einen Augenblick überlegte er, ob er den Elben fragen sollte, ob er dessen Kleider auch waschen sollte, doch dann dachte er daran, dass er ein adliger Mann war und kein Diener eines Erstgeborenen.

An diesem Abend ging Arvellon auf die Jagd und brachte ein paar Hasen mit. In der Zwischenzeit hielt Earendil sein versprechen und brachte Bardos das Sindarin wieder in Erinnerung. Das klappte besser, als erwartet. Nach dem Abendessen übernahm Bardos die erste Wache und weckte nach einigen Stunden Arvellon. Einen Moment hatte er überlegt, ob er ihm auch ein Messer über den Kopf werfen sollte, doch hatte schließlich davon Abstand genommen. Die Nacht war für Bardos erholsam, aber traumlos.



Anarya, 28. Nárië 3016 DZ

Morgen

An diesem Tag erwachte Bardos als letzter. Arvellon und Earendil waren schon wach und hatten sich wohl auch schon gewaschen. Der junge Mann stand ebenfalls auf und tat es seinen Begleitern gleich. Nach dem Frühstück brachen die Männer auf.

Vormittag

Sie kamen an diesem Tag nicht mehr ganz so schnell voran, weil einige Bauern die Straße für eine Flucht mit Pferde- oder Ochsenkarren nutzten. Der Weg war jedoch durch das Gewitter recht aufgeweicht, so dass sie vier Wagen begegneten, die im Schlamm stecken geblieben waren. Dort bildeten sich immer Menschentrauben und es war fast unmöglich auf der Straße durchzukommen. Während sie an der ersten Stelle noch mehr oder minder geduldig gewartet hatten, begaben sie sich später in den Wald und versuchten einen Weg durch das Unterholz zu finden. Das war weder für die Reiter, noch für die Pferde bequem, aber ihre Ungeduld war größer.

Mittag

Gegen Mittag hielten sie in einem Dorf und wurden von einem alten Mann zum Essen eingeladen, der sich von der ganzen Panik nicht anstecken ließ. Er war schon alt und fürchtete sich nicht. Wenn er sterben müsste, so würde er es gern in dem Dorf machen, in dem er schon geboren wurde und immer gelebt hatte. Er bot den drei Männern ein schmackhaftes, aber einfaches Mahl an und erzählte lange, aber spannend und amüsant aus seinem Leben.

Währenddessen trockneten die nassen Kleider auf einer Wäscheleine, so dass diese etwas längere Rast durchaus sein gutes hatte.

Nachmittag/Abend

Am späten Nachmittag reisten die drei dann weiter und kamen schließlich am frühen Abend in dem Dorf Gurtanar an, wo Bardos Schwester Brunderei angeblich lebte. Die drei Männer taten so, als würden sie das Dorf nur durchreisen. Zwei Meilen hinter dem Dorf machten sie Halt und schlugen ihr Lager auf. Bardos wollte unbedingt zurückkehren und herausfinden, wo seine Schwester sich befinden könnte. Nach einiger Diskussion schloss sich ihm Arvellon an, während Earendil bei den Pferden und den Sachen blieb.

Arvellons Bedingung war gewesen, dass er vorgehen würde und diese Mission leiten würde. Bardos fügte sich mit einigem Unwillen dieser Bedingung, war am Ende jedoch froh, da Arvellon es ausgezeichnet verstand nicht gesehen zu werden und immer die dunkelsten Wege zu finden. Mit Hilfe einer Karte, die Kinal Bardos gezeichnet hatte, fanden sie den Hof, auf dem Brunderei sein sollte recht schnell.

Jedoch war er mit spitzen Metallstangen eingezäunt (was in Gondor mehr als ungewöhnlich war), was ein leichtes Eindringen wie Entkommen deutlich erschwerte. Doch die beiden Männer fanden schließlich eine Stelle. Sehr nah konnten sie jedoch nicht kommen, weil nun zwei Hunde anschlugen und laut zu bellen begannen. Bald darauf öffnete sich die Tür des Haupthauses und ein bulliger Mann stand in der Tür, der aufmerksam seine Hof musterte. Er entdeckte jedoch niemanden. Vorsichtshalber ließ er die Hunde los und Arvellon und Bardos mussten sich sputen wieder vom Grundstück herunter zu kommen.

Das gelang ihnen sogar ungesehen. Bardos drehte sich im Laufen um und sah, dass der Mann in Richtung eines Nebengebäudes, scheinbar eines Stalles ging. Der junge Mann vermutete, dass dort seine Schwester sein könnte. Aber jetzt konnte er ihr noch nicht helfen. Gemeinsam mit Arvellon überwand er den Zaun und verließ das Dorf mit ihm.
Bei Earendil angekommen, diskutierten sie lange, was nun zu tun sei und wie sie am besten vorgehen sollten. Doch sie fanden keine Lösung und Earendil meinte schließlich beschwichtigend, dass sie den nächsten Tag abwarten sollten, da der Tag meinst schlauer war, als der Abend.

Mit den schlimmsten Befürchtungen legte sich Bardos schlafen und wachte oft durch böse Träume gebeutelt auf.


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Nur wer seine Rechnungen nicht bezahlt, darf hoffen, im Gedächtnis der Kaufleute weiterzuleben.
(Oscar Wilde)

Bardos Offline




Beiträge: 711

24.02.2010 23:27
#2 Die Tagebücher von Bardos, Barados Sohn Zitat · Antworten

Aldëa, 30 Nárië 3016 DZ

Bardos wachte am frühen Morgen des 30. Nárië 3016 DZ zeitig auf. Er lag neben seiner Schwester Ellena im Bett. Da er sah, dass sie noch tief und fest schlief, weckte er sie nicht, sondern beobachtete sie eine Weile und hing seinen Gedanken nach. Schließlich nickte er ebenfalls noch für eine halbe Stunde weg und stand schließlich auf.

Er ging zum Wirt hinunter und bestellte schon einmal ein Frühstück für drei Personen. Wann Iolyn frühstückte, war schließlich nicht seine Sache. Dann besuchte er Thalion im Stall und schaute nach, ob es ihm gut ging. Anschließend brachte er den Wagen, den er Undar entwendet hatte auf Vordermann und befreite ihn von lauter unnützem Plunder, der beim Zusammenstoß mit dem Händler auf dem Wagen gelandet war. Er behielt nur einen schönen Bilderrahmen mit einer weniger schön gemalten Landschaft. Er hatte vor, von Miléndra ein Bild in Auftrag zu geben und der verschnörkelte Rahmen würde gut zu ihrer milden Grazie passen. Von dem Rest könnte sich Adlinn aussuchen, was sie wollte. Er würde es auch wieder auf den Wagen packen, nur den Ziegenbock würde er keinesfalls mitnehmen.

Als Bardos wieder in die Wirtstube kam, waren kam gerade Ellena hinunter, während Adlinn mit Ban schon am Tisch saßen, so dass die drei in Ruhe frühstücken konnten. Zum Glück gab es nicht ein doppeltes Frühstück, denn wie sich herausstellte, hatte sie ebenfalls ein Frühstück bestellt. Zu seiner Freude hörte Bardos, dass der Ziegenbock dableiben würde. Iolyn geselle sich dazu und Bardos sagte, dass der Soldat den gleichen Weg hätte und sie begleiten würde, falls es ihnen recht sei. Die beiden Frauen hatten nichts dagegen - zumindest sagten sie nichts dergleichen.

Gemeinsam brachen sie auf, während die Frauen wieder auf dem Wagen saßen und die beiden Männer ritten. Die Gesellschaft Iolyns heiterte Bardos auf und so kam es zu deutlich weniger Streitigkeiten zwischen Bardos und Adlinn. Es genügte vollkommen, wenn Bardos Iolyn einen vielsagenden Blick zu warf und dieser mit einem Augenrollen antwortete. Die beiden Männer verstanden sich in diesem Punkt prächtig. Trotzdem blieb Bardos, was seine Vergangenheit betraf sehr zugeknöpft, so dass es Iolyn bald aufgab, ihn danach zu fragen.

Um die Mittagszeit kamen sie in Erui an, durch das sie durchmussten, auch wenn Ellena es gern umfahren hätte. Leider war Ellena nicht dazu zu bewegen vom Wagen herunterzusteigen, so dass sie nicht in eines der Wirtshäuser einkehren konnten. Mit Adlinn und Iolyn verabredete sie, dass immer jemand in Ellenas Nähe blieb. Der Selbstmordversuch war bei Bardos und Adlinn noch nicht in Vergessenheit geraten. Insgeheim fragte sich Bardos, was Iolyn in diesem Punkt ahnte.

In Erui suchte Bardos seinen Freund Kinal, der ihm den entscheidenen Hinweis auf Ellenas Aufenthaltsort gegeben hatte. Gemeinsam gingen sie zum Barbier und anschließend in ein Bad und sprachen über die ganze Sache. Es beruhigte Bardos endlich mit einem seiner wenigen verbliebenen Freude zu sprechen. Sie verabschiedeten sich mit Bardos Bitte, Kinal möge doch bald in Minas Tirith vorbeikommen. Rasch besorgte Bardos für sich und Ellena noch einige Brötchen, welche mit Sauerrahm und Schinkenstückchen gefüllt war, auch wenn das nach Bardos Empfinden kein gutes Mittagessen ersetzen konnte. Doch die Brötchen waren sehr gut und schmeckten Ellena auch. Die anderen beiden hatten sich selbst versorgt.

Frohen Mutes setzten die vier ihre Reise fort. Zwischendurch kamen sie dann und wann in eine Ortschaft, wo Adlinn Wolle verkaufte, während sich die anderen die Beine vertraten. Am Abend waren sie schon recht weit voran gekommen und hatten gute 50 Meilen an diesem Tag geschafft. Nach einem entspannten Mittagsmahl legten sich alle zur Ruhe, während diesmal die Frauen ein Zimmer teilten und die die Männer ebenfalls.



Menelya, 1. Enderi 3016 DZ

Am nächsten Morgen brachen die vier früh auf, denn es versprach wieder ein heißer Tag zu werden. Außerdem wollte Bardos so schnell wie möglich in Minas Tirith ankommen, bzw. in einem Dorf zehn Meilen vor Minas Tirith ankommen. Die Strecke war eigentlich zu schaffen, aber je näher sie Minas Tirith kamen, um so mehr Menschen waren auf der Straße und verstopften sie, so dass an ein schnelles Vorankommen nicht zu denken war. Schließlich akzeptierte Bardos diese unabänderliche Gegebenheit und begann ebenfalls mit den Menschen um sich herum zu sprechen, wie es die vier anderen schon taten.

So kam es, dass sie mit einer jungen Familie Rast machten, mit denen sich Adlinn angefreudet hatte. Gemeinsam aßen sie auf einem kleinen Bauernhof zu Mittag und genossen es im Schatten zu sitzen. Jeder bis auf Ellena erzählte die eine oder andere lustige Geschichte und Bardos nutzte die Zeit aus, in denen Adlinn im Haus oder anderswo beschäftigt war, um etwas mit Ban zu spielen, der ihm immer mehr ans Herz wuchs und keinerlei Berührungsängste gegenüber Bardos verspürte.

Bald brachen sie jedoch wieder auf, denn Bardos wollte voran kommen und nicht noch länger auf der Straße verweilen. So bemühten sie sich diesmal einige Wagen und Wandersleute zu überholen und sich nicht ständig in Gespräche verwickeln zu lassen. Der Tag schritt voran, doch Bardos wollte noch nicht einkehren. Er fragte Ellena, ob sie noch weiter könnte und sie sagte ja. So kam es, dass sie das letzte Wirtshaus schon fünf Wegstunden hinter sich hatten, als die Schatten immer länger wurden und sie schließlich eine Rast machen mussten. Bardos ahnte es nicht, dass sie nur noch fünf Meilen von der Stelle entfernt waren, wo die Straße Richtung Westen nach Rondaria abbog. Sonst hätte er die beiden Frauen gewiss überreden können noch weiter zu fahren.

Nun schlugen sie ihr Lager auf, doch die Frauen waren dagegen, dass Bardos den Wagen ablud, damit sie auf dem Wagen schlafen konnten, was Bardos als gemütlicher empfand. Auch die Wollsäcke als Unterlage zu benutzen, fand bei den Frauen keinen Zuspruch, so dass er schließlich aufgab den Frauen ihre Nacht zu erleichtern. Gern wäre Bardos jagen gegangen, doch es waren noch genügend Vorräte da, so dass sich das nicht lohnte. So machte er gemeinsam mit Iolyn ein Feuer an und nachdem erst Ellena und dann Adlinn eingeschlafen waren, erfreuten sich die beiden Soldaten an Erinnerungen an kühne und kuriose Taten in ihrem Soldatenleben.


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Bardos Offline




Beiträge: 711

15.04.2012 00:19
#3 Die Tagebücher von Bardos, Barados Sohn Zitat · Antworten

2. Cermië bis 20. Yauannië

War Bardos in den vergangenen Jahren kaum vor Mittag aufgestanden, so war er nun um so früher auf und begrüßte frohgemut die Dienerin Djaneria. Mit ihrer Hilfe versüßte er den beiden jungen Frauen, welche ihm sehr am Herzen lagen, den frühen Morgen - mit einem frischen Blumenstrauß, einem schönen Schmuckstück oder einem frischgebackenen Stück Kuchen. Der junge Mann lächelte auch über Kirandas Kinder, welche schon am frühen Morgen hopsend durch den Palast stromerten, doch schärfte er ihnen ein, dass sie in der Nähe von Ellenas und Miléndras Zimmer nichts zu suchen hatten.


Oft ging Bardos schon zeitig aus dem Haus und gab verschiedene Aufträge auf - meist für Schmuckstücke, die sich ein reicher Mann wie er leisten konnte. Außerdem stellte er in diesen Tagen auch drei neue Diener ein, die Therad und Djaneria die Arbeit erleichtern sollten. Er ließ sich Miléndra eines der Zimmer aussuchen, denn er hatte beschlossen, dass er um Miléndra werben wollte und sie nicht gleich zu seiner Geliebten machen durfte. Auch wenn es ihm schwer fiel, seine leidenschaftlichen Gelüste immer wieder zurück zu drängen. Aber er wahr ehrlich in das Mädchen verliebt, so dass er dies ihr zuliebe gern tat. In seinen Träumen aber liebte er sie mit der Leidenschaft, die er in der Wirklichkeit nicht ausleben durfte.

Mit ihr an der Hand besuchte er die besten Schneider der Stadt und ließ mehrere teure Kleider für Miléndra anfertigen. Doch wollte er nichts davon wissen, dass sie für ihn arbeiten sollte. Immer wieder, wenn sie davon anfing, verschloss sie ihren Mund mit einem Kuss und sagte ihr, dass er sie nicht zum arbeiten mitgenommen hatte, denn dafür hatte er andere Diener. Er streifte mit ihr durch die Stadt und zeigte ihr all die Schönheiten, die es da zu bestaunen gab und Miléndra bestaunte sie mit ihren großen schönen Augen. Er besuchte mit ihre Theater und Tanzveranstaltungen. Sie erlernte sogar bei einem Tanzlehrer die Tänze, die die edlen Leute tanzten, denn Bardos ließ sich nun wieder in der Stadt sehen und wurde deshalb auch hin und wieder zu anderen edlen Familien eingeladen.

Da seine Schwester nicht daran teilnehmen wollte, begleitete ihn Miléndra. Doch Bardos bemerkte erst spät, dass das junge Mädchen vollkommen verschüchtert zwischen all den reichen und gebildeten Menschen stand. Sie verließen das Fest vorzeitig und Bardos hörte bestützt Miléndras Worte, dass sie viel zu ungebildet für ihn wäre und sie deshalb nicht bei ihm bleiben könne. Als sie noch in der Nacht aus seinem Palast fliehen wollte, hielt er sie auf, denn er hatte vor ihrer Tür gewacht. Er beschwor sie nicht zu verlassen und sagte ihr ehrlich, dass er nicht ohne sie leben wollte - nicht einen Tag! Er konnte ihre Zweifel zerstreuen und versprach ihr, dass sie ihr einen Lehrer besorgen würde, der ihr alles beibringen würde: Lesen, Schreiben und wie man auf Fragen der hohen Leute antworten musste. Doch musste er den Lehrer, den er eingestellt hatte, bald wieder entlassen, weil er Miléndra deutlich zu spüren gab, dass er nichts davon hielt, ein Bauernmädchen zu unterrichten.

Andere Sorgen plagten den jungen Mann jedoch zu dieser Zeit: Ellena schien das Essen nicht zu vertragen und nahm nicht zu. Die Heiler wussten keinen rechten Rat und auch die Medizin, die Duilin Ellena gab, half nicht richtig. Zum Glück musste Lalaith darunter nicht leiden, weil Kiranda das Stillen nun übernahm. Oft saß Bardos nun mit besorgtem Blick bei Ellena und versuchte sie aus dem Palast zu locken, aus Furcht, es sei die Einsamkeit, die ihr aufs Gemüt schlug. Doch sie ging nur dreimal hinaus und beim letzten Mal kam ein Soldat zu ihr und machte ihr ein unmoralisches Angebot, obwohl Bardos an ihrer Seite war. Während seine Schwester fortlief, prügelte sich Bardos mit dem Soldaten, doch zog er diesmal den kürzeren und kam sehr zerschunden, aber ohne Knochenbrüche nach hause. Zum Glück heilten die Wunden schnell mit Duilins Hilfe, doch war Bardos sehr wütend.

Um so größer war seine Überraschung, als er auf die Empfehlung eines alten Freundes seines Vaters mit zu den hohen Herren geladen wurde, die die Truchsesssöhne auf ihrer Reise nach Dol Amroth begleiten sollte, da die Fürstin Geburtstag feierte. Bardos hatte gehört, dass Meleth, die Schöne immer den Kontakt zu den wichtigsten Familien in Gondor pflegte und Bardos war nun der Vertreter einer dieser Familien geworden. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte, doch als Duilin ihm riet, dass seine Schwester am Meer wohl Heilung für ihren Körper und ihre Seele finden könnte, sah er dies als Bestätigung dass er diese Reise antreten sollte. Insgeheim hoffte der junge Mann, dass er auf diese Weise vielleicht wieder einen Weg finden könnte, als Soldat in Gondors Heer zu dienen, was er sehr vermisste.

Doch von dieser Einladung erzählte er seiner Schwester und Miléndra nichts. Vielmehr tat er so, als hätte er nur zufällig für sie und Kirandas Familie Schiffskarten auf einem der Begleiterschiffe der Truchsesssöhne erhalten. Denn die beiden jungen Frauen würden wahrscheinlich eher ängstlich reagieren, wenn sie an den Tisch des Fürsten von Dol Amroth geladen werden würden.

Auf dem Schiff freundete er sich mit einer Wache der Veste namens Hador an, der an der selben Krankheit zu leiden schien, wie er selbst: Die Liebe zu einer schönen Frau. Während Hador Miléndra schon kennenlernen durfte, war Bardos sehr gespannt, wie wohl Briseria aussehen würde, die Zofe des Oberheermeisters.


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(Oscar Wilde)

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