Denethor atmete tief durch. Diese Heiler machten ihn heute noch verrückt. Erst diese Heilerin in Osgiliath und nun benahm sich selbst der angesehene Handir unmöglich. Der Truchsess konnte das gar nicht verstehen. Er hatte ganz eindeutig den Kräutermeister in dessen Augen gesehen und konnte nicht verstehen, warum man ihn missverstanden hatte.
Doch der Herrscher Gondors mochte nicht weiter darüber nachdenken. Denn er befürchtete, dass er noch Schlimmeres tun würde, als einen Mann anzuschreien. Schließlich war er der Truchsess Gondors und er war ein sehr stolzer Mann. Unangemessenes Fehlverhalten konnte und wollte Denethor nicht dulden. Er opferte sich Stunde um Stunde, Tag für Tag, Jahr für Jahr für Gondor und sein Volk auf. Er verlangte nicht viel, aber er verlangte Respekt. Von jedem und in jeder Situation.
Diese Situation war noch dazu eine sehr ernste gewesen, denn Denethor sorgte sich wirklich um seinen Neffen. Dieser war bewusstlos und die Heiler hatten nichts anderes zu tun, als irgendwelche dummen Späße zu machen.
Rasch folgte der Truchsess den Heilern, während er dies dachte. Er warf nun einen Blick auf seinen Neffen, doch dieser war noch immer bewusstlos. Im Zimmer angekommen, hoben die Männer seiner Leibwache den Prinzen vorsichtig auf das Bett. Dann traten sie zurück, um den Heilern Platz zu machen. Denethor blieb an einer Wand des doch geräumigen Zimmers stehen. Normalerweise hätte er wohl das Zimmer verlassen, aber einerseits sorgte er sich zu sehr um den Sohn Imrahils und andererseits war sein Vertrauen in die Heiler stark erschüttert.
Neben ihm stand Dergolad, der auch nicht aus dem Zimmer gehen mochte. Tirion zog sich jedoch mit seiner Leibwache zurück und auch die beiden Männer, die Erchirion getragen hatten, verließen den Raum. Zurück blieben nur der Bewusstlose, die Heiler, Dergolad und der Herrscher Gondors.
Dergolad hatte den ganzen Streit und den Ausbruch Denethors mit mehr als gemischten Gefühlen beobachtet und seine Aufmerksamkeit dann doch wieder Erchirion zugewandt, der immer noch bewusstlos war. Sicher, die Heiler taten vermutlich ihr Möglichstes, aber noch hatte er mit der Sorge um seinen ehemaligen Schüler zu kämpfen. Auch wenn er selbst nicht wirklich etwas tun konnte hielt er sich, während sich die Heiler um den Prinzen bemühten, bereit um gegebenenfalls mit anfassen zu können.
Die Männer von Denethors Leibwache hatten sich zurückgezogen…ebenso wie die beiden Männer, welche Erchirion auf der Trage transportiert hatten. Denethor selbst hatte sich an die Wand zurückgezogen und nach einer Weile trat der Waffenmeister an den Truchsess heran. Bewusst leise, um die Heiler nicht zu stören, wandte er sich an Denethor. »Ich hoffe, dass es nicht noch zu weiteren Komplikationen kommt. Euer Vertrauen in die Heiler scheint erschüttert, aber ich habe das Gefühl, dass hier und jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist darüber zu sprechen. Wenn nichts dagegen spricht, dann würde ich gerne soweit möglich, erst einmal in Erchirions Nähe bleiben. Natürlich immer im Rahmen dessen, was die Heiler für gut heißen werden. «
----------------------------------------------- "No one fights for kingdom, no one fights for gods. No one fights for heart and home, no one fights the odds. No one fights for power, or what the sword defends. You fight because you want to live; you fight to save your friends"
Denethor beobachtete aufmerksam die Heiler, die nun vorsichtig den Prinzen entkleideten. Der Truchsess konnte nicht genau erkennen, ob sein Neffe nun wieder erwacht war, aber da er nicht stöhnte, vermutete Denethor, dass Erchirion noch immer bewusstlos war. Die Sorgen um seinen Neffen mussten Denethor ins Gesicht geschrieben stehen.
Ohne sich von seinem Standpunkt wegzubewegen, richtete er das Wort an die Heiler, leise aber gut verständlich: »Erchirion wurde vor zwei Tagen in Ithilien von Orks angegriffen. Ein Pfeil durchbohrte seine linke Schulter. Soweit mir berichtet wurde, war der Pfeil nicht vergiftet. Doch die Hitze der letzten Tage und der beschwerliche Weg von Ithilien nach Osgiliath haben die Wunde entzündet. In Osgiliath wurde er untersucht und behandelt. Wie genau weiß ich nicht …«›denn die Heilerin benahm sich nur unmöglich, so dass ich kein vernünftiges Wort mit ihr wechseln konnte …‹»doch Rydon hat ihn heute morgen untersucht und gemeint, dass er hier in die Häuser kommen darf. Leider kamen wir später los, als erwartet und so mussten wir in der Mittagshitze fahren.«
Denethor fand es nicht angebracht, sich nun schlecht über die Heilerin zu äußern. Er würde es gegebenenfalls zur Sprache bringen. Aber viel lieber würde er das freche Weibsstück ganz vergessen.
Dann schwieg Denethor wieder. Nach einer Weile antwortete er leise Dergolad, der ihn vorhin angesprochen hatte. »Entschuldigt bitte, dass ich Euch nicht sofort antwortete. Mir schien es wichtig, die Heiler zu informieren …« Der Truchsess sprach ebenso leise, damit er die Heiler nicht störte. »Ihr würdet mir eine große Sorge abnehmen, wenn ich Euch bei meinem Neffen wüsste. Ich werde nicht mehr lange verweilen können, denn die Staatsgeschäfte rufen. Menschen verlangen Audienzen von mir und ich habe auch noch nicht Imrahils Brief gelesen … Doch hoffe ich, heute Abend wieder etwas mehr Zeit zu haben. Es wäre mir eine Freude, wenn Ihr mein Gast am Tisch wäret. Leider kann ich Euch nicht mit Sicherheit sagen, ob ich selbst zu der Einladung stehen kann. Oft ergibt sich etwas Unvorhergesehenes …«
Der Truchsess hoffte, dass der Berater Imrahils die Einladung annehmen würde. Vielleicht würden auch die Rohirrim am Essen teilnehmen, aber zuvor musste er sie erst einmal sprechen. Der Truchsess hatte schon so viele Stunden verloren, in welchen er sonst hart arbeitete und das Nichtstun machte ihn langsam unruhig, besonders, da so viele Fragen offen waren.
In Erchirions Zimmer - noch nicht wirklich bei Bewusstsein
Alles war auf einmal so einfach und leicht gewesen. Die Schmerzen vergingen, das Unwohlsein, die Kälte ... Erchirion fühlte sich wohl. Nein, er fühlte eigentlich gar nichts. Es war wie ein tiefer Schlaf, rein gar nichts mehr drang bis in sein Bewusstsein vor. Das letzte an was er sich erinnerte, war dass sie etwa im fünften Ring unterwegs gewesen waren und er starke Schmerzen hatte und das Gefühl sich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Und dann war dort nur noch Schwärze gewesen. Was sich anschließend vor den Häusern der Heilung zugetragen hatte, blieb außerhalb seiner Wahrnehmung. Und vielleicht war das auch besser so.
Doch die Schmerzen kehrten wieder. Zuerst leicht, dann immer stärker. Zu denken war Erchirion noch nicht in der Lage, doch je stärker die Schmerzen wurden, desto mehr kam auch sein Bewusstsein wieder zum Vorschein. Er hörte Stimmen, leise und undeutlich, verstehen konnte er nichts. Unter sich fühlte der junge Mann eine weiche Matratze. Diese war deutlich weicher als der Karren, obwohl dieser ja schon gut ausgepolstert gewesen war. Erchirion vernahm auch kein Geruckel, Gepolter oder dergleichen mehr.
Erchirion war nicht in der Lage darüber nach zu denken wo er sich befand, wie er hierher gekommen war und zu wem die Stimmen gehörten. Eigentlich hätte er es wissen müssen, doch sein Geist befand sich noch zu weit in der Dunkelheit, zu weit im Abgrund, als dass er alles bewusst wahrnehmen konnte. Mehrere warme Hände berührten ihn am Oberkörper, welchen man wohl von dem schweißtriefenden Hemd befreit hatte. Doch noch immer war Erchirion nicht ansprechbar. Einzig und allein die wenigen Regungen seines Körpers und leichtes Aufstöhnen, was mehr nach einem Seufzen klang und das leichte hin und her Wenden seines Kopfes, während sich sein Körper unter den Schmerzen verkrampfte, ließen die Anwesenden wissen, dass Erchirion langsam wieder zu Bewusstsein kam. Doch die Augen waren weiterhin geschlossen.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Erleichtert beobachtete Handir das Geschehen ... Seine Kollegen benahmen sich routiniert wie immer. Kurz warf der Kräutermeister einen vorsichtigen Blick zum Truchsess, doch auch er schien nichts zu Beanstanden zu haben. Im Gegenteil. Er wirkte schon viel ruhiger als noch ein paar Minuten zuvor. Handir überlegte, dass sich der andere wohl wirklich Sorgen um den verletzten neuen Patienten machen musste ... Vielleicht hatte er ja deshalb so zornig reagiert?
Doch er hatte keine weitere Gelegenheit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn nun beugte sich Denethor zu ihm vor und erörerte in kurzen Sätzen die Ausgangslage. Natürlich (oder zu Handirs Glück?) war allein der Name des Patienten ein Begriff für jeden der Heilwärte hier und jeder wusste um die Stellung Erchirions. Umso vorsichtiger entkleideten sie ihn nun behutsam und legten den alten Verband um die Schuler des jungen Mannes ab. Wie auf Kommando betrat daraufhin ein weiterer Heiler mit einer Schüssel sauberen, klaren Wassers das Zimmer um sich zusammen mit den erfahreren Heilwärten der Wunde anzunehmen.
Handir blickte ernst zu Denethor, das erste Mal das er ihm seit der Szene auf der Straße in die Augen sah. "Das sind schlimme Neuigkeiten mein Truchsess. In der Tat kann ich mir gut vorstellen, dass die Umstände unter denen Ihr reisen musstet mehr als beschwerlich waren. Doch wir werden sofort alle Maßnahmen zur Wundversorgung einleiten, damit es Eurem Neffen schnellstmöglich wieder besser geht."
Dann erwähnte der Truchsess Rydon und Handirs Blick verlor sich für einen Moment in der Ferne ... Wie lange war es nun schon her, seit er seinen Sohn das letzte Mal gesehen hatte? Auch Larena, seine Tochter war nach Osgiliath aufgebrochen ... Eine Sekunde lang spürte der Kräutermeister einen Stich im Herzen, als er an die zwei dachte. Er vermisste sie jeden Tag aufs neue, kein Abend verging an dem er nicht bei einer schönen heißen Tasse Tee an sie dachte und wünschte, seine Kinder würden bei ihm sitzen ...
Die Heilwärte waren unterdessen noch immer dabei, sich um den Prinzen zu kümmern. Sorgsam hatten sie ihm den Schweiß so gut es ging abgewischt und hantierten nun mit verschiedenen Mullbinden herum.
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Bevor noch Dergolad auf seine Einladung antworten konnte, wurden beide Männer abgelenkt. Erchirion stöhnte leise auf. Denethor entspannte seine linke Hand, die er schon die ganze Zeit hart zur Faust geballt hatte. ›Er ist wieder bei Bewusstsein‹, dachte der Truchsess erleichtert. Es wäre ihm schwer gefallen, seinem Schwager sagen zu müssen, dass sein Sohn im Kampf gegen Mordor gefallen wäre.
Doch noch war der Prinz natürlich nicht aus allen Gefahren gerettet. Seine Verwundung war schwer und die langen Wege, die er danach noch zurücklegen hatte müssen, hatten seinen Zustand verschlechtert.
Es hatte den Prinzen jedoch nicht so schwer getroffen, wie seinerzeits Denethor selbst. Der scharfe Säbel eines Korsaren hatte ihn getroffen und sich quer über seinen Bauch tief ins Fleisch geschnitten. Eine Wunde, die eigentlich den Tod zur Folge haben müsste. Das hatte Denethor auch damals geglaubt und die Heiler, die mit auf den Feldzug gekommen waren, versuchten ihn mit Worten zu beruhigen. Ihre Augen sagten jedoch, dass der Tod von Ecthelions Sohn nicht mehr abzuwenden war.
Wut und Trauer hatte er damals empfunden, denn schließlich war er der einzige Sohn Ecthelions und er wollte immer für Gondor kämpfen und eines Tages auch den Namenlosen besiegen. Und nun sollte das alles vorbei sein? Wer sollte Gondor retten?
Damals war Thorongil zu ihm gekommen. Den Mann, den Denethor liebte. Der Mann, der für ihn wie ein Bruder war, den er nie gehabt hatte. Er bewunderte Thorongil, für seine Klugheit und Gewandheit im Kampfgeschehen. Denethor hatte ihn an diesem Tage gebeten statt seiner für Gondor zu kämpfen und zu siegen. Thorongil hatte aber den Kopf geschüttelt und ihn stattdessen geheilt! Ja — was kein anderer Heiler vermochte, gelang dem geheimnissvollen Mann aus dem Norden.
Denethor sah wieder, dass Thorongil ein besonderer Mensch war. Er war mehr, als das, für das er sich ausgab. Doch er teilte dieses Wissen nicht mit Denethor. Er hatte kein Vertrauen zum Sohn des Truchsess, was diesen sehr verletzte und kränkte. Und als sie dann später nach Minas Tirith zurückkehrten, war es allein Thorongil, der bewundert wurde. Denethor beachtete man nicht mehr, als jeden anderen Hauptmann, der mit gegen die Korsaren gekämpft hatte. Und Ecthelion brachte Thorongil die Liebe und den Stolz entgegen, welche er Denethor hätte geben müssen. Und Denethors Liebe und Bewunderung für Thorongil verwandelte sich in Hass …
Denethor merkte, wie etwas warmes auf seinen Finger entlang lief. Er hob die Hand und sah, dass die Wunde, die das Schwert heute morgen in Osgiliath verursacht hatte, wieder aufgeplatzt war und Boromirs weißes Tuch nun blutdurchtränkt war. Unaufhaltsam tropfte die rote Flüssigkeit auf den Boden.
Der Truchsess runzelte die Stirn. Diese Wunde war ihm lästig, weniger wegen des leichten Schmerzes, als wegen des Blutes, das das Zimmer des Prinzen verunreinigte. Denethor suchte in seiner Hosentasche ein neues Tuch, was er auf die Wunde presste. Es bliebt ihm wohl nichts anderes übrig, als Dagnir nun doch die Wunde versorgen zu lassen. Vorher wollte er jedoch noch etwas dem Heiler sagen.
»Mein Neffe ist ein sehr … eigenwilliger Mann. Ihr werdet es schwer haben, ihn ruhig zu stellen. Ich hoffe, dass Ihr ihm klar machen könnt, dass Ruhe sehr wichtig für ihn ist. Sagt ihm ruhig offen und ehrlich, was ihm genau passieren kann, wenn er sich nicht an Eure Anweisungen hält … Und … lasst ihn doch am besten von einem Heiler waschen und … nun versorgen …« Denethor dachte hierbei an den Gang zum Abort oder gar die Nutzung der Bettpfanne. »So wie ich meinen Neffen kenne, wäre es ihm sehr unangenehm, sich hilflos einer Frau zu zeigen …«
Erchirion war wieder bei Bewusstsein, ließ jedoch die Augen geschlossen. Alles war noch zu verworren und auch die Geräusche und Stimme drangen nur gedämpft an ihn heran. Auch war sich der junge Mann nicht bewusst, wo er sich befand. Und um die letzten Stunden rekonstruieren zu können, musste er erst wieder klarer bei Verstand sein. Doch man redete über ihn, soviel war ihm sicher. Als wäre er gar nicht hier ...
Der Waldläufer fühlte sich elend, er dachte er müsse jetzt gleich sterben. Gerade war noch alles so einfach gewesen. Keine Schmerzen, nichts. Aber nun taten ihm sogar die sanftesten Berührungen der fremden Hände weh. Kurz öffnete Erchirion seine Augen einen Spalt. Da waren zwei ihm unbekannte Männer, von welchem einer ein Tuch in der Hand hatte. Konnte er diesen Männern trauen?
Erchirion atmete hörbar aus und drehe seinen Kopf ein wenig. Dergolad ... er war da. Und der Truchsess stand neben ihm. Vertraute Gesichter, sie hatten ihn nicht alleine gelassen. Leicht versuchte Erchirion seinen Kopf zu heben, doch er fühlte sich so unheimlich schwer an. „...“ Erchirion wollt etwas sagen, versuchte das Wort mit seinem Mund zu formen. „Wa ...“ Es wollte ihn einfach nicht gelingen. Dabei wollte er sich doch verständlich machen. Heute Morgen war es ihm soviel besser gegangen. Doch das Fieber hatte ihn jetzt wieder in seinem Bann. „ ... bitte.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
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Gespannt verfolgte Dergolad das, was die Heiler mit Erchirion taten und als Denethor auf die Eigenwilligkeit des jungen Mannes zu sprechen kam, konnte der Waffenmeister sich trotz seiner Anspannung ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
Erchirion war noch nie jemand gewesen, der gegenüber anderen eine Schwäche leicht zugab. Das war schon in seiner Ausbildung so gewesen und würde sich vermutlich nie ändern. Der Blick des Waffenmeisters wurde für einen kurzen Augenblick von Erchirion abgelenkt, als der Truchsess sich ein Tuch auf seine Hand drückte…offenbar auf eine Verletzung, der Denethor bisher nur wenig Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen. ›Noch jemand der die Heiler lieber meidet…warum kommt mir das so unheimlich bekannt vor?‹ Allerdings vermied Dergolad es, der Angelegenheit zu viel Aufmerksamkeit zuzuwenden.
Der Truchsess würde selbst entscheiden müssen, ob er sich in die Obhut der Heiler begeben wollte oder es lieber unterließ. Ein deutlich hörbares Ausatmen zog seine Aufmerksamkeit wieder in Richtung des Prinzen und für einen winzigen Moment konnte er einen Blickkontakt zu seinem ehemaligen Schützling herstellen bevor dieser fast unhörbar wohl nach Wasser verlangen wollte, es aber, aus welchen Gründen auch immer nicht schaffte das Wort vollständig auszusprechen.
Es brauchte nur einen Schritt um Dergolad näher an den Wasserkrug zu bringen. Mit einer raschen Bewegung hatte er einen Becher gefüllt und trat an die Heiler heran, die immer noch um das Wohl Erchirions bemüht waren. »Ich weiß, Ihr seid hier diejenigen, welche für sein Wohl zuständig sind…aber vielleicht gönnt Ihr mir die Möglichkeit meinem ehemaligen Schüler wenigstens diesen Wunsch zu erfüllen. «
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Aufmerksam verfolgte Handir die Worte des Truchsesses. "Seid unbesorgt," nickte er anschließend, "Wir werden unser Nötigstes tun, um Euren Neffen nicht zu ... kränken." Interessiert schweifte der Blick des Kräutermeisters zu dem jungen Mann hinüber, der langsam wieder zu Bewusstsein kam. Was hatten die Worte Denethors zu bedeuten? War Erchrion, Prinz von dol Amroth ein so eitler Mensch? ... Nun das würde er sicher bald feststellen können. Vorsorglich schob er hinterher: "Keiner unserer Patienten wird hier in seinem Stolz beleidigt!"
Mittlerweile war einer der Begleiter des Truchsesses zu dem Kranken getreten und versorgte ihn mit Wasser. Zum Glück schien Erchirion nun wieder vollkommen bei Bewusstsein zu sein, denn immerhin schaffte er es, schwache Worte hervorzubringen. Umsichtig gab ihm sein ehemaliger Lehrmeister, wie er sich eben selbst betitelte, zu trinken, während die Heiler noch immer damit beschäftigt waren, den Prinzen von Schweiß und Schmutz zu befreien und ihn in ein dunkelblaues Nachthemd aus Leinen zu stecken. Auch eine Bettpfanne wurde wie aus dem Nichts hervorgezogen und für die Notdurft bereitgestellt.
Dann fiel Handirs Blick beiläufig auf die Hand des Truchsesses. "Braucht Ihr Hilfe?" fragte er, nachdem er die Blutflecken auf dem frischen Tuch bemerkt hatte.
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Der Truchsess war beruhigt, als der Heiler ihm versicherte, dass man auf Erchirions Wünsche und dessen Stolz Rücksicht nehmen würde. Er kannte seinen Neffen zwar nicht wirklich gut, aber ihm war durchaus bewusst, dass der junge Mann sehr eigensinnig sein konnte, wenn etwas nicht nach seinen Wünschen ging. Der Truchsess hingegen legte keinen Wert darauf, sich um die Mimosen eines eitlen Prinzen zu kümmern. Schließlich harrten wichtige Staatsgeschäfte auf ihn.
Der Truchsess trat an das Bett des Prinzen, nun da die Heiler mit dem Waschen und umkleiden des Prinzen fertig waren. Ein Lächeln huschte über das Gesicht Denethors, denn er nahm an, dass es lange her war, dass Erchirion in einem Nachthemd geschlafen hatte. Allerdings wusste der Truchsess auch, dass dies die einfachste Kleidung für einen Kranken war, denn sie war nicht schwer oder unbequem, sondern ließ auch ein leichtes Umkleiden oder einen unkomplizierten Stuhlgang eines Kranken zu.
»Es freut mich«, sagte er zu Erchirion, der durch das Wasser, welches ihm durch Dergolad gereicht worden war, wieder etwas munterer geworden war, jedoch noch stark von dem schweren Weg nach Minas Tirith gezeichnet, »dass du wieder bei Bewusstsein bist. Ich hoffe, die Fahrt hierher wird keine ernsthaften Folgen für dich haben. Ich wünschte, wir wären früher aufgebrochen, doch wurde uns dies leider unmöglich gemacht …«
Wieder dachte Denethor wütend an die Heilerin, die sowohl den Truchsess und Erchirions Verlegung nach Minas Tirith, als auch den Aufbruch von Faramir und Boromir hinausgezögert hatte.
»Du bist nun in den Häusern der Heilung und an keinem anderen Ort, wirst du so schnell genesen wie hier. Denn die besten Heiler wachen hier über die Gesundheit der Menschen und Handir hier, wird persönlich über deine Versorgung wachen.«
Der Truchsess hatte den Vorfall von vorhin als Ausrutscher abgetan und wollte nun, dass Handir sich um den Kranken sorgte. Schließlich war er einer der besten Heiler hier in Minas Tirith.
»Du wirst dich seinen Wünschen und Anordnungen unterordnen und sie befolgen. Es wird nur zu deinem Besten sein! Ich bin mir jedoch sicher, dass ein ausgezeichneter Soldat wie du es bist, diese körperliche Einschränkung schnell wieder überwunden hat. Ruhe dich und deinen geschundenen Körper aus! Dann wird deiner baldigen Genesung nichts im Wege stehen.«
Denethor fasste die hohe Bettkante am Fußende des aus gutem Mahagoniholz gefertigten Bettes an und beugte sich etwas zu Erchirion vor, um seine Worte noch zu unterstreichen.
»Du hast heldenhaft die Orks getötet, doch der Namenlose wird diese Schmach nicht auf sich sitzen lassen. Ich brauche so fähige Männer, wie dich an vorderster Front. Denn nur durch dich und deine Kameraden ist es mir möglich Gondor vor dem Feind zu schützen. Ich brauche dich! Also werde schnell gesund!«
Denethor bedachte den jungen Mann mit Worten, die ihm genau richtig erschienen. Er wusste, dass Erchirion ein Soldat durch und durch war und dass dieser kämpfen wollte. Er brauchte Lob und Anerkennung seiner Taten. ›Dann wird er sich hoffentlich auch eher den Anweisungen der Heiler fügen.‹
»Leider muss ich nun gehen. Es ist viel passiert und ich muss dringend Entscheidungen treffen und Anweisungen geben. Dergolad wird jedoch so freundlich sein und noch etwas bei dir bleiben. Sollte dir etwas fehlen, so schicke einen Boten. Ich werde versuchen, dich zu besuchen, wenn die Zeit es zulässt.«
Mit einem Nicken verabschiedete sich Denethor von seinem Neffen. Dabei fiel sein Blick auf die noch blutende Hand und das mittlerweile durchtränkte Taschentuch. Er erinnerte sich an Handirs Angebot der Hilfe und wandte sich an ihn.
»Wenn Ihr kurz Zeit hättet, wäre es gut, wenn Ihr mit einigen Stichen meine Hand näht. Das Blut scheint nur auf diese Weise gestillt werden zu können.« Denethor seufzte. Er mochte es gar nicht durch solche Kleinigkeiten aufgehalten zu werden.
»Doch wenn Ihr euch erst noch weiter um Erchirion oder einen anderen Kranken kümmern müsst, so werde ich meinen Leibarzt fragen. Er möchte sowieso schon die ganze Zeit meine Hand versorgen.«
Denethor blickte Handir fragend an. Als er die Antwort gehört hatte, drehte sich Denethor noch einmal kurz zu Dergolad um: »Ihr habt mir noch nicht geantwortet … Macht Ihr mir die Freude heute Abend an meinem Tisch zu speisen?«
Das Zimmer um Erchirion drehte sich ziemlich, wenn er die Augen für längere Zeit offen hielt. Es war äußert unangenehm, aber noch lange nicht so unangenehm wie der Schmerz, welcher sich in seine Schulter ausgebreitet hatte und den Arm entlang zog. Aber er würde es aushalten müssen. Schließlich war er kein Weichei, sondern Soldat Gondors und dazu noch Imrahils Sohn.
Zum Glück hatte man seine sehr schwachen und unvollständigen Worte verstanden, denn Dergolad, sein alter Lehrer, sein Freund, war an das Bett herangetreten und füllte ohne lange nachzufragen einen Becher mit Wasser. Natürlich bat er die Heiler nun um Erlaubnis, ihren Patienten das kühle Nass zukommen lassen zu dürfen, was diese bejahten. Dergolad unterstützte den jungen Mann beim Trinken so gut es ging, denn dieser fühlte sich zu schwach um den Becher selbst zu halten oder sich aufrichten zu können. Dabei trank Erchirion langsam, damit er sich nicht auch noch verschluckte.
Auf die Worte, welche Denethor mit dem Heiler, welcher hier wohl das Sagen hatte, wechselte, achtete Erchirion kaum. Er war damit beschäftigt bei Bewusstsein zu bleiben und sich ein wenig zurecht zu finden. An was konnte er sich noch erinnern? „Sind ... sind wir ... angekommen?“ fragte er sehr leise Dergolad, welcher den Wasserbecher wieder auf einem Nachttisch abgestellt hatte.
Doch da war der Truchsess schon wieder zu ihnen getreten und begann nun eine etwas längere Rede, in welchen er Erchirion Mut zu sprach, ihm befahl auf die Heiler zu hören und verkündete, dass er ihn unbedingt im Kampf gegen Mordor brauchen würde. Handir, der Heiler, würde sich um sein Wohl kümmern. Immerhin kannte Erchirion nun schon mal einen Namen zu einem dieser fremden Gesichter, waren die Heiler selbst bisher so unverschämt sich ihm gegenüber nicht selbst vorzustellen, während sie an ihm herumhandierten und nun in ein bequemes Nachthemd steckten.
Erchirion fühlte sich gerade überhaupt nicht in der Lage gegenüber irgendjemanden das Schwert zu heben und dieser Umstand machte ihm Angst. Er hatte wirklich Angst, dass er wegen dieser blöden Verletzung und den unschönen Folgen, welche diese nun nach sich gezogen hatte, nie wieder den Dienst als Soldat antreten konnte. Dann wäre er vollkommen nutzlos ... Diese Ansicht trieb dem jungen Mann die Tränen in die Augen, obwohl er das so gerne vermieden hätte. Doch zu des Truchsess Worten nickte er nur und fügte dann noch sehr schwach hinzu: „... Weiß mein ... mein Vater ... bescheid? ... Bitte sagt ihm ... sagt ihm nichts davon.“ Erchirion wollte auf keinen Fall, dass sich Imrahil um ihn sorgte. Aber er Angriff war nun schon zwei Tage her, gut möglich, dass man man den Fürsten von Dol Amroth bereits in Kenntniss setzte.
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Anstatt die besorgte Frage des Kräutermeisters direkt zu beantworten, wandte sich Denethor zuerst an seinen Neffen, den er mit einer langen Rede bedachte. Handir beobachtete dies schweigend und verbeugte sich ehrgebietend vor dem Bett des jungen Prinzen, als der Truchsess ihn vorstellte. Dennoch war er sich nicht sicher, dass der Angesprochene überhaupt recht wahrnahm, was überhaupt um ihn herum geschah. Zwar war er wieder bei Bewusstsein, doch noch immer war er sehr blass im Gesicht. Immerhin schien ihm das Geschehen hier sehr nahe zu gehen, denn er erkundete sich heiser nach seinem Vater.
Handir ahnte, dass er zumindest an diesem Punkt überflüssig war und zog sich diskret in eine Ecke zurück. "Ich kann Euch behandeln, wann immer Ihr wünscht." antwortete er Denethor kurz.
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Denethor nickte Handir zu. Wenn er hier nicht noch länger aufgehalten würde, würde er die Künste des Heilers in Anspruch nehmen. Ansonsten müsste Dagnir die Wunde nähen, während er sich mit den Gesandten aus Rohan unterhielt. Diese warteten bestimmt schon lange auf ihn. Der Truchsess wurde langsam ungeduldig. Er war es nicht gewohnt, dass sein Tagesablauf dermaßen durcheinander gebracht wurde.
Denethor blickte zu Erchirion hinab und sagte: »Bis jetzt haben wir Imrahil noch nicht verständigt. Ich gebe zu, dass ich daran noch gar nicht gedacht habe. Ich bin mir sicher, dass mein Schwager von deiner Verletzung erfahren will. Aber vielleicht möchtest du selbst die Worte verfassen, die in der Nachricht stehen sollen. Wenn es dir morgen vielleicht etwas besser geht, kann ich dir einen Schreiber schicken. Oder vielleicht möchte auch dein Freund Dergolad dir helfen. Aber Nachricht sollten wir ihm geben … Er hat mir auch Nachrichten geschickt, auf die bestimmt eine Antwort verfasst werden muss. Dann könnten unsere beiden Briefe gemeinsam auf schnellem Weg nach Dol Amroth gelangen.«
Der Truchsess hoffte, dass Erchirion dieses Entgegenkommen gefiel. Ein Vater, ein Fürst Gondors musste natürlich von der schweren Verletzung seines Sohnes informiert werden.
Natürlich wollte Imrahil informiert werden. Der junge Prinz hatte ja gar nichts anderes erwartet. Doch wollte Erchirion nicht, dass sich seine Familie zuhause um ihn sorgte, wo er doch ohnehin bald auf Heimaturlaub nach Dol Amroth kommen würde. Faramir hatte ihm diesen schließlich zugesagt. Ob dies aus Wohlwollen heraus geschah oder der Heermeister ihn nur für eine gewisse Zeit los haben wollte, konnte Erchirion selbst nicht sagen. Er wusste nur, dass ihm jeglicher Abstand zu Faramir momentan mehr als recht war. „Nein ... nein“, sagte Erchirion leise. „Ich werde ihn selbst schreiben ...“ So ein Brief war schließlich was sehr privates und so sehr er Dergolad schätze und den Schreibern hier vertrauen wollte ... er musste ihn selbst schreiben. Denn was dort drin stehen würde, ging niemandem außer ihm und Imrahil etwas an. Es reicht, wenn man ihm bei Zeiten, wenn es ihm ein wenig besser ging, Pergament, Feder und Tinte brachte und dann würde er das schon irgendwie schaffen. Sein rechter Arm war schließlich noch zu gebrauchen und von daher würde er auch einen Brief aufsetzen können. Vielleicht würde es etwas länger dauern als gewöhnlich, aber dann wusste Erchirion auch mit Sicherheit welche Worte in dem Schreiben standen.
Aber im Moment fühlte er sich wirklich zu schwach um etwas vernünftiges auf das Papier zu bekommen. Er musste sich erst ein wenig ausruhen und erholen. Vielleicht würde ihm der Heiler, welcher hier das Sagen zu haben schien, noch etwas gegen die Schmerzen und den Schwindel geben, damit sich der junge Mann zumindest ein wenig entspannen konnte.
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Erchirions Frage nach ihrer Ankunft hatte Dergolad seinem Schützling gegenüber leise bejaht. Auf die andere ob, der Vater des Prinzen bereits informiert war hatte er nur mit einem leichten Kopfschütteln geantwortet. Erst jetzt wurde ihm die Frage Denethors bezüglich eines gemeinsamen Abendmahles wieder bewusst und der Waffenmeister wandte sich dem Truchsess zu. »Ich werde Euerer Einladung Folge leisten. Sicher gibt es das eine oder andere, was Ihr über die Umstände in Dol Amroth wissen möchtet. Vermutlich kann ich nicht all Euere Fragen zu Euerer Zufriedenheit beantworten, aber ich werde mich bemühen Euch so gut es mir möglich ist Auskunft zu geben. «
Als die Rede noch einmal auf eine Nachricht an den Fürsten kam war Dergolad sofort ziemlich klar, dass Erchirion so etwas niemand anderem, auch ihm nicht überlassen würde. Noch wusste der Waffenmeister nicht so recht, was zwischen seinem ehemaligen Schüler und Faramir vorgefallen war…nur dass es wohl Verstimmungen gegeben hatte. Aber er hatte das Gefühl, dass genau dies der Grund war weshalb der Prinz die Nachricht an seinen Vater selbst verfassen wollte.
Dergolad wandte sich noch einmal Erchirion zu. »Komm Du nur erst einmal wieder zu Kräften und richte Dich nach dem, was die Heiler sagen. Ich werde so viel wie mir möglich sein sollte in Deiner Nähe bleiben. Und wenn Du es Dir mit dem Schreiben noch mal überlegen solltest, dann lass es mich wissen…« Ein feines Lächeln huschte über die Gesichtszüge des Waffenmeisters. Er würde froh sein, wenn Erchirion wieder auf den Beinen war.
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Der Kräutermeister registrierte Denethors Nicken als Zustimmung. Allerdings wirkte der Truchsess bereits ziemlich ungeduldig, sodass Handir ohne Umscheife zu einem schmalen Eckschrank ging und aus ihm eine lange Box entnahm, die er nun öffnete. Er konnte nur zu gut verstehen, dass Denethor in Eile war, sicher warteten heute noch viele andere Aufgaben auf ihn. So hielt es der Heiler für die beste Lösung die kleine Wunde sofort hier auf der Stelle zu behandeln.
Gezielt entnahm Handir dem Kasten alles was er dazu benötigte und orderte bei einem der Heilwärte eine Schale mit Wasser und ein Handtuch, damit der Truchsess seine Hand zuvor von dem Blut reinigen konnte. Sogleich verschwand der Heilwart, der zusammen mit den Sachen für den Kräutermeister auch gleich einen ordentlichen, frisch aufgebrühten Beruhigungstee für den Prinzen organisieren sollte.
Unauffällig gab der Handir dem Truchsess ein Zeichen zu ihm an den Ecktisch hinüber zu kommen, sobald er es für nötig erachtete. Noch immer war Denethor ganz mit Erchirion beschäftigt, der nun mit heiserer Stimme leise zu ihm sprach.
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Der Truchsess hob nur kurz erstaunt eine Augenbraue, als er die Worte seines Neffen hörte. Er hatte nicht vermutet, dass Erchirion so viel Wert darauf legte, einen Brief selbst zu schreiben. Er selbst schrieb die meisten seiner Schriftstücke selbst, denn zum einen schrieb er sehr gern und hatte Freude daran in filigranen, elbischen Buchstaben zu schreiben. Zum anderen schrieb der Truchsess schnell und orthografisch korrekt, so dass ihn ein Schreiber, seiner Meinung nach, nur aufhalten würde.
Einen Augenblick überlegte der Truchsess, was er erwidern sollte, denn eigentlich war er nicht ganz damit einverstanden. Erchirion würde wohl nicht so bald einen Brief schreiben können, so erschöpft und krank, wie er derzeit aussah. Es würden vielleicht Tage vergehen, bis Erchirion dazu in der Lage war. Die Nachrichten aus Dol Amroth konnten jedoch so schlecht sein, dass der Truchsess sofort reagieren musste und ein Reiter vielleicht schon bald die Stadt Richtung Süden verlassen würde. Unmöglich konnte Denethor dabei seinem Schwager verschweigen, dass dessen Sohn schwer verletzt war.
Doch darüber könnten sie auch noch sprechen, wenn es soweit war. Der Prinz würde dann schon einsehen (müssen), dass vielleicht eine andere Lösung gefunden werden müsste. Deshalb schwieg der Truchsess besser, um nicht am Ende auf irgendwelche Versprechungen festgenagelt zu werden.
Bei Handir in einer Ecke
Denethor drehte sich zu Handir um, welcher schon an einem kleinen Tisch bereit stand. Am liebsten wäre der Truchsess nun gegangen, da anscheinend seine Anwesenheit hier nicht mehr von Nöten war und dringende Aufgaben seiner harrten. Doch am Ende musste er sich sowieso mit der Wunde befassen und Handir würde sie hoffentlich schnell versorgen können.
Mit entschlossenen Schritten ging Denethor, Ecthelions Sohn zu Handir und nahm schon beim Gehen sein Taschentuch und das blutdurchtränkte Tuch, das Boromir ihm um die Hand gewickelte hatte ab. Kaum stand er vor Handir, hielt er ihm schon seine linke Hand entgegen und sagte: »Seid so gut und versorgt die Wunde so schnell es geht. Ich denke, dass ein paar Stiche reichen werden. Macht euch um die Schönheit der Narbe keine Gedanken. Ich bin zu alt, als dass irgendjemand sich an einer Narbe an mir stören könnte.«
Denethor blickte Handir kurz scharf an und besah sich dann die Wunde, aus der noch immer Blut sickerte. Das Schwert des Soldaten, mit dem er am Morgen gekämpft hatte, hatte seine Hand vom Ringfinger (Mittelhandknochen) quer über die Hand bis zur Daumen (Handwurzelknochen) mit einem Schnitt versehen, der eigentlich nicht tief war, jedoch einige Adern durchtrennt. Scheinbar war es seinem Körper nicht möglich, diesen Riss in der Haut selbst durch geronnenes Blut zu schließen und damit einen normalen Blutfluss durch die Venen wieder herzustellen. Wenn Handir jedoch mit einem Faden die beiden Hälften mit sechs bis acht Stichen wiederzusammenfügte, so hoffte, dass Denethor das leidige Problem bald los war und er sich wieder wichtigen Dingen zuwenden konnte.
Zu seiner Freude hatte Handir bei diesen Überlegungen bereits mit der Reinigung der Wunde begonnen. Nun ergriff der Heiler das Wort und sprach ihn an.
Mit halben Ohr hörte Erchirion, wie Dergolad die Einladung des Truchsess was ein gemeinsames Abendessen betraf, dankend annahm. Die beiden würden sich sicherlich einen schönen Abend machen und Dergolad hatte das Vergnügen mit dem Oberhaupt Gondors zu speisen. Nicht jeder kannte diese Privilegien.
Dergolad schien ein wenig verständnisvoller als der Truchsess zu sein, was das Schreiben des Briefes betraf. Denethor sagte zwar nichts, doch konnte Erchirion an dessen Gesichtsausdruck deutlich erkennen, dass er mit der Entscheidung seines Neffen nicht einverstanden war. Hatte er Angst Erchirion würde das nicht alleine schaffen? Vielleicht würde er doch Dergolads Hilfe in Anspruch nehmen, welche dieser ihm ja angeboten hatte. Vielleicht konnte er Denethor so einen Gefallen tun. Wie auch immer. Aber nicht jetzt, der Tag war noch lang und heute Abend war auch noch Zeit.
Erchirion sah wie sich der Truchsess zu dem Heiler in einer Ecke des Raumes begab und sich dort von diesem die Hand behandeln ließ. Zu gerne hätte der junge Waldläufer gewusst, was da genau vorgefallen war. Es hatte etwas mit Larena zu tun, soviel hatte er dank seiner Reisebegleitung schon mitbekommen.
Mit einem Seufzen wandte der junge Mann seinen Blick von seinem Onkel ab und richtete diesen wieder auf Dergolad, welcher noch immer an seinem Bett stand. „Ich ... ich danke dir, dass du da bist“, gab er leise und mit fiebrigem Blick zu. „Ich ... bin so müde.“
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Es war Dergolad klar, dass Denethor daran gelegen sein musste, Imrahil so bald als möglich eine Nachricht zukommen zu lassen. Dennoch konnte er auch Erchirion verstehen.
Nachdem sich der Heiler dem Truchsess zugewandt hatte ließ sich der Waffenmeister langsam auf der Bettkante seines ehemaligen Schülers nieder. Erchirion wirkte nun wirklich erschöpft und schien nach wie vor zu fiebern. Die Worte die er an ihn richtete waren leise, aber durchaus verständlich.
Dergolad schüttelte den Kopf. »Junge, was meinst Du was mir Dein Vater erzählen würde? Aber ganz ehrlich…es ist mir lieber so. Dann weiß ich wenigstens, dass Du gut versorgt bist und jemand auf Dich achtet falls doch etwas nicht in Ordnung sein sollte. Bitte versprich mir, Dich an die Weisungen der Heiler zu halten. Es ist nur zu Deinem Besten und umso rascher wirst Du hier wieder rauskommen….« Bei den letzten Worten hatte er dem Jüngeren kurz zugezwinkert. Er wusste, wie schwer es Erchirion fallen musste hilflos hier zu liegen während seine Kameraden die Feinde Gondors verfolgten.
Die Aussage Erchirions bezüglich dessen Müdigkeit veranlasste ihn zu einem Nicken. »Dann schlaf. Der Schlaf wird Dir helfen gesund zu werden. Ich werde das Nachtmahl mit dem Truchsess teilen, aber Du kannst, wenn Dir danach ist, jederzeit jemanden nach mir schicken. Ich werde dafür sorgen, dass man weiß woich mich aufhalte.«
----------------------------------------------- "No one fights for kingdom, no one fights for gods. No one fights for heart and home, no one fights the odds. No one fights for power, or what the sword defends. You fight because you want to live; you fight to save your friends"
"Ich denke ebenfalls, dass ein paar Stiche genügen." meinte Handir, nachdem er sich die Wunde genauer angesehen hatte. Sorgfältig reinigte er die blutende Hand, bevor er begann, den Riss zu nähen. Eigentlich war es keine große Verletzung, doch für den Truchsess bedeutete sie verständlicherweise trotzdem ein Ärgernis, welches beseitigt werden musste.
Ohne zu zögern nahm der Kräutermeister nun Nadel und Faden und begann mit der Arbeit, die schnell und sauber beendet war. "Sicher wird es eine Weile dauern, ehe die Narbe vollkommen verschwindet," griff er das Gespräch um den Verbleib der Wunde wieder auf, "Doch sofern Ihr Eure Hand ein wenig schont, wird sie bald ausheilen."
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Es war ein seltsames, aber nicht unbedingt schmerzhaftes Gefühl, als der Faden durch seine Haut gezogen wurde. Denethor schaute auf seine Hand, doch seine Gedanken waren bereits woanders. Er versuchte gedanklich aufzulisten, was er noch alles tun musste, bis er schon wieder gemeinsam mit den Rohirrim und Dergolad speisen musste. Das war nicht gerade wenig.
Der Truchsess grübelte, ob er seinen Söhnen überhaupt etwas von den Bergmenschen erzählt hatte, kam aber dann zu dem Schluss, dass er es nicht getan hatte. Als er sich an den vergangenen Abend zurückerinnerte, fiel ihm wieder der Streit über Elerson ein und den Orkspäher, der so nah an Osgiliath herangekommen war. Anschließend hatte er mit seinen Söhnen noch über Erchirion gesprochen — und ja: Das Gespräch war auf ihre Mutter gekommen.
Der Schmerz über den Verlust seiner geliebten Frau saß noch immer tief und aus diesem Grund hatte sich der Truchsess auch zurückgezogen und darüber ganz vergessen mit seinen Söhnen über die seltsamen Gäste in Minas Tirith zu sprechen. Und am nächsten Tag hatte die Heilerin alles durcheinander gebracht …
›Ich sollte wohl meinen Söhnen noch eine Nachricht darüber hinterher schicken‹, dachte Denethor. ›Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass sie auf die Bergmenschen treffen. Warum sie wohl die Stadt verlassen haben? Und warum hat die Stadtwache sie einfach ziehen lassen? Heute geht auch alles schief …‹
Handir war inzwischen fertig mit der Versorgung der Wunde und Denethor ballte die Faust und spreizte die Finger daraufhin wieder, um die Beweglichkeit der Hand zu überprüfen. Die Wunde ziepte, aber die Fäden hielt sie gut zusammen. Während Handir noch einen leichten Verband um die Hand machte, antwortete Denethor: »Es wird mir keine Mühe bereiten, die Hand zu schonen. Als Truchsess muss man doch mehr denken und entscheiden, als handeln …«
Wie immer ärgerte es den Truchsess, dass er nicht mehr tapfere Heldentaten vollbringen konnte, sondern still auf seinem Stuhl sitzen musste. Leise seufzte der Truchsess.
»Ich danke Euch Handir. Kümmert Euch bitte gut um meinen Neffen!«, sagte Denethor, als Handir endgültig fertig war.
Dann ging Denethor noch einmal zum Bett des Prinzen, um sich zu verabschieden. »Lebe wohl Erchirion«, sagte er leise. »Sollte irgendetwas wichtiges sein, so lass einen Boten zu mir senden. Ruh dich gut aus!«
Damit nickte er dem Prinzen von Dol Amroth noch einmal zu und verließ das Zimmer mit entschlossenem Schritt.
Müde lauschte Erchirion den Worten seines ehemaligen Lehrmeisters. Es war wirklich gut, dass er da war. Sicher, es würde Zeiten geben, da wünschte er sich den Mann überall sonst wo hin, nur nicht in seine Nähe, aber momentan war es gut. Es war eben ... wie ein Stückchen Heimat, welche nach Minas Tirith gekommen war.
Doch eines ärgerte Erchirion zunehmend. Dass ihm ständig gesagt wurde, dass er auf die Heiler hören sollte. Diesen Satz hatte er jetzt wie oft in den letzten zwei Tagen gehört? Hielt man ihn für dumm oder nicht aufnahmefähig? Oder kannte man ihn einfach zu gut ... „Bitte ... warum vertraut man mir nicht einfach? Dergolad, hab ich dich so oft enttäuscht? Ich ... ich weiß schon was gut für mich ist.“ Ein sehr genervter Unterton schwang in Erchirions leiser Stimme mit.
Der junge Mann lies seinen fiebrigen Blick schweifen und sah, dass der Heiler mit seiner Arbeit an Denethors Hand fertig war. Der Truchsess trat schließlich wieder an ihn heran und verabschiedete sich mit wenigen Worten. Erchirion nickte nur. Es war ganz gut, wenn sich der Auflauf hier ein wenig lichtete. Irgendwann wurde es einem halt auch auch mal zu viel. „Danke ... für alles!“ sprach Erchirion seinen Onkel noch einmal an, bevor dieser, gefolgt von seiner Leibwache, aus dem Raum trat.
Erchirion hatte nun kurz Zeit sich den Heiler näher zu betrachten. Er war älter als Rydon, welcher ihn teilweise in Osgiliath behandelt hatte. Auch Frindol war um einiges jünger gewesen. Aber mit dem Alter kam auch die Erfahrung und so musste Erchirion diesem Mann auch einfach vertrauen. „Wie lange ... muss ich hier bleiben?“ fragte er den Heiler schwach, als dieser seine Aufmerksamkeit wieder dem jungen Patienten zuwandte.
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Während Handir die Wunde des Truchsesses vernähte, ließ dieser die Prozedur ohne Reaktion über sich ergehen. Das beruhigte den Kräutermeister, obgleich er von dem resoluten Mann eigentlich nichts anderes erwartet hatte. Ganz im Gegenteil zu manch anderen Patienten, die schon bei dieser realtiv einfachen Behandlung ihr Krankenzimmer zusammenschrien, wie als müssten sie sterben.
Doch Denethor zeigte glücklicherweise keine Regung und so verbeugte sich Handir am Ende höflich vor dem Truchsess. "Wir werden ein jeder unser Bestes geben, damit Eurer Neffe bald wieder vollkommen genesen kann." sagte er zur Verabschiedung. Der Kräutermeister hatte nicht ganz unabsichtlich in der Mehrzahl gesprochen ... Er wollte mit seinem Satz ausdrücken, dass alle Heiler hier eng zusammenarbeiteten und sich alle der verantwortungsvollen Aufgabe bewusst waren, die mit der Pflege des jungen Prinzen auf sie wartete.
Mit Erchirion
Nun trat er an dessen Bett, an dem neben zwei Heilern auch noch immer der ehemalige Lehrer Erchirions wartete. Nun meldete sich der Patient heiser zu Wort und Handir beugte sich freundlich zu ihm herunter: "Das werden wir erst in Kürze feststellen können, wenn wir Eure Wunde genauer untersuchen. Doch vorerst ist es wichtig, dass Ihr ganz zu Kräften kommt. Heute wird Euch niemand mehr belästigen, doch schon morgen können wir Eure Wunde sicher genauer untersuchen."
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Es entging Dergolad nicht, dass die ständigen Ermahnungen Erchirion nicht gefielen. Aber er kannte den Prinzen gut genug, um zu wissen, dass dieser früh genug versuchen würde sich gegen die Heiler und deren Anweisungen aufzulehnen.
Mit einem leisen Schmunzeln erinnerte er sich an die Ausbildung Erchirions und an manche ihrer Diskussionen, die er hinter sich gebracht hatte, wenn der Prinz mehr als einmal versucht hatte seinen Willen wider alle Vernunft durchzusetzen. Genau aus diesem Grund schüttelte er bei Erchirions Äußerung nur leicht den Kopf. »Du wirst die Ermahnungen noch zu schätzen wissen, auch wenn Du es mir jetzt noch nicht glauben willst. Mir ist nur daran gelegen, dass Du rasch wieder gesund wirst. Und was das angeht habe ich vollstes Vertrauen in die Heiler…«
Sein Blick wanderte zu Handir hinüber, der in der Zwischenzeit den Truchsess behandelt hatte. Nachdem die verletzte Hand versorgt war verabschiedete sich Denethor rasch, nicht ohne sich vorher bei Handir bedankt und Erchirion darauf hingewiesen zu haben, dass er ihm jederzeit Nachricht zukommen lassen könne. Der Waffenmeister selbst verabschiedete sich mit einem respektvollen Neigen des Kopfes vom Truchsess und blickte diesem hinterher.
Die freundliche Antwort des Heilers auf Erchirions Frage zeigte Dergolad, dass sein ehemaliger Schüler hier in guten Händen war. Er würde sich guten Gewissens zu dem gemeinsamen Mahl mit Denethor aufmachen können und war sich sicher, dass er erfahren würde, falls es Erchirion schlechter gehen sollte. Nun wandte sich der Waffenmeister selbst an den Heiler. »Ich danke Euch Handir. Für alles, was Ihr für den Prinzen tut. Ich weiß ihn bei Euch in guten Händen und möchte Euch bitten mich zu benachrichtigen, falls sich etwas an seinem Zustand ändern sollte. Ich werde Euch wissen lassen, wo ich zu finden bin…aber nun sollte ich erst einmal mein Quartier beziehen und mich auf das Mahl mit dem Truchsess vorbereiten.«
Noch einmal wandte er sich Erchirion zu. »Ich denke, dass Du jetzt am besten erst einmal ein wenig zu schlafen versuchst. Morgen früh komme ich wieder zu Dir. Sollte vorher etwas sein lass nach mir schicken. Ich werde jederzeit zu Dir kommen, falls Du mich brauchen solltest. «
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