Man konnte deutliche Erleichterung in Erchirions Gesicht erkennen, als der Heiler ihm versicherte, dass ihm heute niemand mehr wegen seiner Verletzung zu Nahe treten würde. Schließlich war der junge Mann gerade eben erst neu verbunden worden und er hatte keine Lust das ganze Spielchen von neuem beginnen zu lassen und auf noch stärkere Schmerzen. Dies war schließlich nur allzu verständlich. Nein, für heute hatte er die Nase gestrichen voll. Erst die unbequeme Nacht auf dem Fußboden des Lazaretts, dann das ewige Warten in Osgiliath, die mehr als anstrengende Fahrt nach Minas Tirith und dann auch noch die Ohnmacht, da er es einfach nicht mehr ausgehalten hatte. Es war genug für einen Tag.
Mit der Aussage des Heilers selbst konnte Erchirion allerdings nichts anfangen, da sie seine Frage nicht beantwortete. Er musste sich wohl gedulden. Und jeder der Erchirion kannte, wusste, dass Geduld eine Sache war, welche dem jungen Mann ungeheuer schwer viel. Nun, im Moment würden die Heiler keine Probleme mit ihm haben. Er war viel zu schwach um irgendeinen Unsinn zu treiben oder gar aufzustehen. Da bestand momentan keine Gefahr.
Mit müden Augen sah der Prinz zu seinem ehemaligen Lehrmeister. Dieser verabschiedete sich nun auch. Erchirion wollte ihn nicht aufhalten. Dergolad tat ohnehin schon viel zu viel für ihn. Da könnte man glatt ein schlechtes Gewissen bekommen. Schließlich war er nicht hierher gekommen, nur um sich dann um seinen verletzten ehemaligen Schützling zu sorgen und zu kümmern.
„Lebe wohl Dergolad ... bis Morgen“, sprach Erchirion leise. Er war so unendlich müde. Gleichzeitig hatte er wieder Angst davor zu schlafen. Einmal wegen der unschönen Träume, welche ihn die letzten male, bedingt auch durch das Fieber, heimgesucht hatten. Zum anderen, da er einfach Angst hatte, dass er nicht mehr aufwachen könnte, so schwach wie er sich fühlte. Aber er wusste auch, dass er dem Drang seines Körpers nicht mehr lange standhalten könnte.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Nachdem sowohl der Truchsess als auch der Waffenmeister den Raum verlassen hatten, entschloss sich auch Handir dazu, sich mit seinen Kollegen dezent zurückzuziehen. Der Prinz wirkte nun, da er sich verabschiedet hatte, so müde und erschöpft, dass der Kräutermeister ihm keine weiteren Belastungen zumuten wollte.
So gab er den Heilern einen entschiedenen Wink mit ausholender Hand und wandte sich ein letztes Mal Erchirion: "Für heute wird Euch niemand mehr belästigen, werter Herr. Benötigt Ihr Hilfe, so läutet einfach nach jemanden." Dabei deutete er auf eine kleine Klingelschnur aus Seil, die neben dem Bett herabgelassen war.
Anschließend verbeugte sich Handir erfurchtsvoll und schritt von dannen. Jetzt hatte er sich seine Tasse Tee aber auch wirklich verdient!
Es dauerte nicht lange da verabschiedeten sich auch die Heiler für diesen Tag und traten hinter Dergolad aus dem geräumigen Zimmer. Zuvor hatte Handir den jungen Mann noch auf die Klingel aufmerksam gemacht, welche er gegebenfalls verwenden sollte. Wahrscheinlich dachte der Heiler hierbei an ein dringendes Bedürfnis oder wenn er zu starke Schmerzen hatte, dass er nicht schlafen konnte. Erchirion beschloss nun insgeheim diese Klingel nicht zu nutzen, denn er genoss es gerade sehr endlich mal alleine zu sein. Diesen Zustand hatte er lange nicht mehr.
Während Erchirion müde an die Decke starrte, schwirrten in seinem Kopf alle möglichen Gedanken. Sie drehten sich hauptsächlich um diese Ausgeburt Mordors und dass diese Schuld waren, dass er nun hier lag und nicht mit den anderen Soldaten in den Süden ziehen konnte. Doch dachte er auch an Faramir und ihre kleine verbale Auseinandersetzung. Er hatte ja wirklich nichts gegen seinen Vettern, doch momentan wünschte er ihn einfach nur sehr weit weg ... Und Dol Amroth, diese schöne Stadt am Meer ... Erchirion vermisste sie so sehr und er freute sich auf ein Wiedersehen mit seiner Familie.
Diese ganzen Gedanken und die Tatsache, dass er Schmerzen hatte, hinderten Erchirion auch daran sofort einzuschlafen, was Dergolad ihm geraten hatte. Der junge Mann ließ seinen Blick schweifen. Es war ein schönes, geräumiges Zimmer. An den Wänden hingen Gemälde und auch die Decke war verziert. Durch das Fenster konnte man in den Garten sehen, welcher nun fast im Dunkeln lag.
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Elanya zögerte in der offenen Tür. Eine Öllampe an der Wand erhellte den Raum nur schwach, doch konnte sie deutlich sehen, dass sie im falschen Zimmer gelandet war und dort jemand im Bett schlief. ' So ein Pech, das ist das falsche Zimmer!'
Eigentlich hätte sie nun umdrehen sollen, doch durchzuckte ein Schmerz ihren Kopf und sie musste sich an dem Bettrahmen festhalten. ' Nicht schon wieder diese Kopfschmerzen! ' Doch verging der Schmerz so rasch, wie er gekommen war und das Mädchen betrachtete neugierig den Mann , der dort schlief. Da sie auf dem Flur Schritte hörte, schloss sie leise die Tür , denn sie wollte nicht, dass der Kranke aufwachte. Vorsichtig umrundete sie das Bett, um besser in das Gesicht des Kranken zu sehen. 'Der ist bestimmt ganz doll krank, so blass wie der aussieht!' Es war ziemlich anstrengend mit dem geschienten Bein und Elanya sah sich suchend nach einer Lehne oder Stütze um. Doch entdeckte sie zu ihrer Erleichterung nah beim Bett einen Stuhl stehen, worauf sie sich aufatmend und umständlich hinsetzte.
In seinen Gedanken versunken war Erchirion dann doch kurzzeitig eingeschlafen. Sein Körper brauchte den Schlaf und er holte ihn sich einfach, dagegen konnte sich der junge Mann nicht wehren. Auch wenn er lieber wach geblieben wäre. Und so bekam er auch nicht mit, dass jemand das Zimmer betreten hatte und hinter sich die Tür, welche die Heiler wohl absichtlich offen gelassen hatten, schloss. Erst als der Stuhl neben seinem Bett knarrte, erwachte Erchirion aus der kurzen Schlafphase.
Erst musste er sich orientieren und sich bewusst werden, wo er überhaupt befand. Doch die Erinnerungen kehrten wieder und dann sah er auch eine Gestalt dort auf dem Stuhl sitzen. Da das Zimmer nur doch eine kleine Öllampe schummrig erhält wurde, konnte der junge Mann nicht erkennen um wen es sich handelte. Sogleich schellten alle seine Alarmglocken. Leicht panisch griff Erchirion an seine Hüfte, um ein Messer zu ziehen, doch dann entsann er sich, dass man ihn in ein Nachthemd gesteckt hatte und er nicht wusste, wo man seine Sachen und auch die Waffen aufbewahrte.
Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an das sperrliche Licht und er fragte sich schon, wie er sich gegen einen möglichen Angriff verteidigen sollte, wo er doch so schwach war. Doch würde jemand, der ihm böse wollte, bis in sein Zimmer vordringen können? Dass die Tür geschlossen worden war, bereitete ihm am meisten Unbehagen.
Doch die Gestalt auf dem Stuhl rührte sich nicht und sah recht klein aus. Als Erchirion dann besser sah, erkannte er endlich, dass es sich nur um ein kleines Mädchen handelte. Ihr Bein war geschient und sie sah den Prinzen interessiert an. Wer war sie und was wollte sie hier? Hatte man ihm ein kleines Kind geschickt, damit jemand auf ihn aufpasste? Sollte dies der Fall sein, würden die Heiler gehörig was zu hören bekommen. „Was ... wer bist du? Was machst du hier?“ fragte Erchirion schwach und sah das Mädchen, welches einen Apfel in der Hand hatte, an ohne sich dabei aufzurichten.
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Interessiert musterte Elanya den Mann, der in seinem Bett gerade aufwachte. ' Seh´ ich auch so blass aus? Vater hat mal gesagt, Tote sehen so weiß aus - aber der Mann lebt ja; jetzt habe ich ihn doch aufgeweckt. Hoffentlich ist er nicht böse auf mich!' Etwas ängstlich beobachtete sie, wie der dunkelhaarige Mann mit seiner Hand rasch etwas unter seiner Decke suchte, doch anscheinend nicht fand. ' Mit diese Narbe in seinem Gesicht sieht er aus wie ein harter Mann - Vater sagte auch mal, dass die harten Soldaten und Kämpfer gaaanz viele Narben haben. Bestimmt ist das so ein Mann. Hoffentlich will er mir nichts Böses!' Ängstlich schielte sie zur Tür und nahm sich vor, ganz laut zu rufen, falls der Kranke auf sie losgehen wollte.
Aber nun wandte er seinen Kopf zu ihr und erkannte sie wohl erst richtig, denn im Zimmer war es ja auch recht schummerig. Verlegen rutschte das Mädchen auf dem Stuhl herum und wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Doch da sprach der Mann sie auch schon an; er schien erstaunt und mißtrauisch zu sein.
" En ... entschuldigt bitte, wenn ich Euch geweckt habe. Aber ich bin müde und wollte nur schlafen gehen. Aber ich finde mein Zimmer nicht mehr und der Heiler ist einfach nicht mehr wiedergekommen. Und ich heiße Elanya." Da der Kranke sie so eingehend musterte, senkte sie verlegen ihren Blick und schaute auf den Apfel in ihrer Hand, den sie aus dem Speisesaal mitgenommen hatte. Spontan sprach sie : " Damit Ihr mir nicht böse seid, weil ich Euch geweckt habe, schenke ich Euch den Apfel hier." Elanya streckte ihren Arm mit den Apfel zu dem Kranken hin und bemerkte erst jetzt, dass der Mann einen dicken Verband um die Schulter trug und nur einen Arm frei bewegen konnte. ' Vielleicht hat er sich ja auch ganz doll geprügelt, so wie die Männer das in den Schänken tun. Deswegen hat er ja wohl auch die Narbe im Gesicht .... Ich sollte wirklich gehen!' Sie machte Anstalten aufzustehen .
Müde, aber wach musterte Erchirion das kleine Mädchen. Sie erinnerte ihn ein wenig an seine kleine Schwester, als sie so alt gewesen war. Das durfte nun gut zehn Jahre her sein. Lothíriel war damals ein richtiger Wildfang gewesen und Erchirion hatte immer ihren großen Beschützer gespielt. Damals war er selbst erst sechzehn Jahre alt gewesen und hatte immer ein wachendes Auge über seine kleine Schwester gehabt, was die beiden sehr zusammengeschweißt hatte. Amrothos hatte die Kleine mehr als oft geärgert und nicht weniger oft ist er deshalb mit Erchirion aneinander geraten. Der junge Mann konnte sich noch gut an einen Vorfall erinnern, als Amrothos einfach zu weit gegangen war und Erchirion daraufhin dem damals dreizehnjährigen so eine saftige Ohrfeige verpasst hatte, dass dem Jungen ein Stück Zahn abgebrochen war. Natürlich hatte Erchirion anschließenden ziemlich Ärger bekommen, aber das war es ihm wert gewesen.
Das Kleine Mädchen rückte nun endlich mit der Sprache heraus, erklärte was sie hier tat und stellte sich mit dem Namen Elanya vor. Sie schien etwas eingeschüchtert und ängstlich zu sein und reichte Erchirion schließlich den Apfel, welchen sie in der Hand hielt. Erchirion griff mit seinem gesunden Arm danach. Nicht, dass er Hunger hatte, aber das konnte ja noch kommen. Und er hatte heute kaum bis gar nichts gegessen.
Erchirion wollte dem Mädchen nichts böses. Zwar kam er nicht sonderlich gut mit Kindern aus, doch das bezog sich eher auf die jungen angehenden Soldaten, welche vorgaben Männer zu sein. „Danke ...“, meinte er zu der Kleinen, welche nun versuchte vom Stuhl auszusehen. Sie wirkte immer noch recht ängstlich. Erchirion fragte sich, warum man ihr keine Krücken oder dergleichen gegeben hatte. Mit der Beinschiene konnte sie doch unmöglich laufen.
Es sah auch wirklich nicht gut aus was das Mädchen da veranstaltete, als sie vom Stuhl stieg und nach draußen gehen wollte. Und dann passierte auch schon das, was Erchirion befürchtet hatte. Sie geriet ins Schwanken und verlor das Gleichgewicht. Sofort sprang der junge Mann, so gut er eben konnte aus dem Bett, um sie aufzufangen. Dass er sich dabei selbst vollkommen übernahm, registrierte er gar nicht, denn er wollte nicht dass das Mädchen, welches ihn so sehr an seine Schwester erinnerte, wegen ihm fiel und sich eventuell noch mehr verletzte.
Gerade als er nach dem Kind griff, wurde Erchirion selbst schwarz vor Augen und er zog das Mädchen mit sich, krachte mit ihr auf den Boden. Als er so seine Hand auf ihr hatte, konnte man sonst etwas von ihm denken, aber es er wollte sie wirklich nur auffangen. „Alles in Ordnung?“ fragte er das Mädchen schwach.
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Der Mann nahm mit seiner gesunden Hand dankend den Apfel, als Elanya aufstand. ' Puh, jetzt ist er mir wohl nicht mehr böse. Ich will jetzt zu der anderen Tür gehen, und sehen, ob das Bett da leer ist!'
Sie stützte sich vorsichtig an der Bettkante ab, doch ging das nur zwei Schritte gut. Dann verhakte sie sich irgendwo mit der Beinschiene und geriet ins taumeln. Plötzlich geschah alles auf einmal: sie fiel hin ,der Kranke war plötzlich aus dem Bett gestrungen und wollte ihr anscheinend helfen; dabei geriet er selber zu Fall und lag nun fast auf ihr. Das Mädchen war völlig verwirrt und atemlos, der Mann war schließlich schwer! Mit schwacher Stimme fragte er sie nach ihrem Befinden. ' Der ist ja wohl lustig! Vielleicht ist der ja betrunken? Aber so wie Vater riecht er eigentlich nicht, wenn der aus der Schänke kommt .... Puh, ich krieg gleich keine Luft mehr! '" Du.. du.. bist so schwer! Geh´ mal runter von mir!"keuchte sie.
Elanya hatte sich beim Fall zum Glück nichts getan, doch geriet sie nun leicht in Panik, weil sie wirklich kaum atmen konnte. Sie merkte, wie der Mann seinen gesunden Arm bewegte, seine Hand hatte auf ihrem Gesäß gelegen und nun suchte er den Boden, um sich abzustützen und ihr Luft zu verschaffen. Mit den Ellenbogen zog sie sich unter dem Körper des Mannes vor, und setzte sich hin. Immer noch etwas japsend blickte sie zu dem Mann, der sich ebenfalls versuchte zu einer sitzenden Position aufzurichten. ' Ui, dem gehts ja wirklich schlecht!So krank wie der ist, kann er mir mit Sicherheit nichts Böses antun! Und er wollte mir sicher helfen!'
Beherzt rutschte sie auf dem Po zu ihm hin und half ihm beim aufrichten. " Wolltest du mir nur mit einem Arm helfen? Danke! " Sie betrachtete neugierig den blassen Mann, der nun im Nachthemd vor ihr saß. ' Hoffentlich hat der kein kaputtes Bein so wie ich! Aber seine Beine sehen ganz gesund aus - bisschen dünn und blass, aber vielleicht ist der Mann auch nur so krank, weil er zu wenig gegessen hat! Wie gut, dass ich ihm den Apfel geschenkt habe!'
Erchirion lag immer noch halb auf dem Mädchen. Es war natürlich nicht die Absicht des jungen Mannes ihr auf irgendeiner Weise weh zu tun. Natürlich war er schwer, er war schließlich ein normalerweise durchtrainierter Mann und die Kleine hätte locker seine Tochter sein können. „Tut mir leid ...“, murmelte Erchirion, während er dem Mädchen mehr Luft verschaffte, so dass diese sich aufsetzen konnte. Es war ebenfalls nicht seine Absicht gewesen seine Hand so unsittlich auf ihrem Gesäß zu haben. Doch mittlerweile hatte er diese entfernt und versuchte sich ebenfalls aufzusetzen, was gar nicht so einfach war, da es ihm noch immer ziemlich schwarz vor Augen war.
„Du ... du hast dir sicher nicht weh getan?“ fragte er das Kind. „In Ordnung, Elanya ... was machen wir jetzt?“ Erchirion hatte wirklich keine Ahnung. Sie hätten ja einfach nach jemanden Rufen können, aber er wollte sich nicht diese Blöße, zu schwach zu sein, geben. Dann musste er es eben selbst schaffen. Irgendwie ... „Ich werde mich jetzt auf das Bett setzen und dann ...“ Erchirion musste kurz innehalten, da es ihm gar nicht gut ging. „... dann zieh ich dich hoch, in Ordnung?“
Mühsam versuchte sich der Waldläufer hochzuziehen doch schon wie zuvor im Lazarett in Osgiliath, zog er stattdessen einfach die Bettdecke herunter, was ihn nicht besonders viel weiterbrachte. „Verd ...“, murmelte Erchirion müde und nun wirklich kraftlos. „Was hältst du davon ... wenn wir hier auf dem Holzboden ...“ Er hatte im Moment wirklich keine andere Idee, da das Mädchen mit der Beinschiene wohl auch nicht alleine hochkommen würde. „Du kannst deinen Kopf auf meinen Arm legen.“ Damit meinte er natürlich den Arm an seiner gesunden Schulter. „Keine Angst ... das Fieber ist nicht ansteckend. Irgendwann wird schon jemand hier reinschauen ...“ Erchirion war sich ziemlich sicher, dass Nachts ab und an jemand nach dem Prinzen sehen würde.
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Elanya war sich immer noch unsicher, wie sie den fremden kranken Mann einschätzen sollte. ' Er ist bestimmt jünger wie Vater ... vielleicht so alt wie Adriana?' Das Mädchen beschloss den Mann erst einmal auszufragen. ' Mutter sagt ja immer, dass man nicht mit fremden Männern mitgehen soll ... naja; der hier kann schlecht gehen!' Doch da erkundigte sich der Kranke, ob sie sich nicht verletzt hätte.
Kopfschüttelnd sagte sie: " Nein, du hättest mich bloß fast platt gemacht! Aber jetzt geht es wieder. Wie heißt du denn? Und warum ist dein Arm kaputt?" Zwar hing eine dicke , verschwitzte Strähne des schwarzen, welligen Haares dem Mann über die Narbe, doch interessierte Elanya dieses Kennzeichen sehr." Woher hast du denn diese Narbe da?" Sie zeigte mit dem Finger auf dessen Stirn.
Anscheinend war der Kranke doch nicht böse, denn er überlegte laut, was sie nun in dieser Situation machen könnten und bezog das Mädchen mit ein. Das freute Elanya sehr, kam es doch nicht oft vor, dass jemand nach ihren Wünschen fragte! ' Ui, das ist ja nett!' Interessiert verfolgte sie, wie der Kranke seinen Vorschlag in die Tat umsetzte und erschrak dann , wie kraftlos der große Mann war! " Du bist aber ganz doll krank, stimmts? "
Als der Kranke ziemlich leise meinte, sie könnten auf dem Fußboden schlafen, meinte sie : "Ach, ich bin doch auch aus dem Rollstuhl aufgestanden und hergekommen! Ich steh´ jetzt auf und dann ..." Sie presste die Lippen aufeinander und fasste entschlossen den Pfosten des Bettes, um sich hochzuziehen. Mit aller Kraft versuchte sie ihr Gewicht auf das gesunde Bein zu lagern, doch konnte sie die Beinschiene des anderen Beines nicht in die gewünschte Position bringen. Sie versuchte ihr Möglichstes, aber schaffte es nicht , sich hochzuziehen. Schließlich gab sie auf:" Ui, ist das anstrengend! Du ... du hast wahrscheinlich recht!" keuchte sie frustriert.
Abwägend sah sie in das blasse Gesicht des Kranken. " Mh... der Mann ist so krank, der kann mir gar nicht böses tun. Und bei ihm zu liegen ist bestimmt besser als alleine und ohne Decke! Und wenn er sagt, dass das nicht ansteckend ist, was er hat ..." Erschöpft nickte sie nach all der Anstrengung. " Na gut. Vielleicht kann ich ja noch das Kopfkissen herunterholen, wenn du mich vorbei rutschen lässt. Denn rutschen kann ich noch!"
Plötzlich fing das Mädchen an Fragen zu stellen. Und sie stellte nicht nur eine ... Erchirion schwirrte schon ganz der Kopf und er musste sich zurückhalten um dem Kind nicht über den Mund zu fahren. Er versuchte sich die Fragen aber alle so gut es ging zu merken, bis Elanya ihm Gelegenheit geben würde auf diese auch zu antworten. Neugieriges Mädchen ..., dachte Erchirion. Aber so waren Kinder nunmal. Er war in dem Alter doch auch nicht anders gewesen.
Erchirion machte sich erstmal auf dem Boden lang, denn das Sitzen strengte ihn sehr an. Da er eh nicht hoch und wieder in das Bett kam, war das für ihn die bequemste Position. Trotzallem sah er das Mädchen an, während der Prinz mit ihr sprach. „Ich bin Erchirion, Imrahils Sohn.“ Natürlich würde ihr der Name nichts sagen. Wahrscheinlich wusste die Kleine gerademal wie der Truchsess hieß. „Mein Arm ist nicht kaputt ... eher meine Schulter. Aber ich darf den Arm nicht bewegen, damit die Schulter Ruhe bekommt und heilen kann. Jede Bewegung des Armes ist eine Belastung für die Schulter, weil viele Muskeln und Sehnen bis dorthin reichen.“ Es strengte den jungen Mann sehr an so lange zu reden, aber er wollte dem Mädchen Auskunft geben. Trotzdem musste er kurz eine Pause machen bevor Erchirion fortfuhr. „Ich wurde im Kampf verletzt. Mehr musst du nicht wissen. Und die Narbe auf meiner Stirn? Nun, die ist schon alt. Ebenfalls ein Andenken an einen Feind Gondors.“ ... Nur dass der Haradan damals den kürzeren gezogen hat, fügte Erchirion in Gedanken hinzu. So, genug beantwortet. Erchirion war ziemlich erschöpft und hoffte, dass jetzt nicht noch mehr Fragen kamen.
Aber erstmal wollte das Mädchen beweisen, dass sie stark war und locker alleine aufstehen konnte. Erchirion sah ihr bei den Bemühungen zu, doch hatte sie sich verschätzt. Mit der Beinschiene konnte sie nicht wirklich so aufstehen wie sie es vorgehabt hatte. Erchirion sah sie schon fast mitleidig an, als sie wieder neben ihm saß und aufgab.
Das Mädchen hatte noch den Einfall das Kopfkissen herunterzuholen, die Bettdecke lag ja schon zum Teil auf ihnen. Erchirion nickte nur und rutschte ein Stück zur Seite, so gut er eben konnte. Er bereute es nun aufgestanden zu sein. Wahrscheinlich wäre das Mädchen gar nicht böse gestürzt. Doch wer hatte das Wissen können. Er seufzte und sah dann Elanya zu, wie sie das Kopfkissen holte. „Und ... was hast du angestellt?“ fragte er die Kleine. Ihr Bein schien gebrochen und auch am Kopf erkannte Erchirion eine abheilende Wunde. „Du erinnerst mich ein wenig an meine kleine Schwester ... auch wenn sie nun schon weit älter ist“, Erchirion versuchte zu grinsen, verzog aber gleich vor Schmerzen das Gesicht. Angenehm war es hier am Boden nicht wirklich, aber er war es gewohnt auf hartem Untergrund zu schlafen.
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Noch während sie ihre Fragen stellte, hatte sich der Kranke hingelegt. ' Wenn der so krank ist, sollte ich vielleicht doch nach Hilfe rufen?'
Aber da stellte sich der Mann vor und erklärte seine Wunde; auch woher er seine Narbe hatte. ' Also ist er ein Soldat. '" Wie gut, dass ich kein Soldat zu werden brauche!" meinte sie, als sie angestrengt an ihm vorbei rutschte und dann mit ihrer Hand das Kopfkissen vom Bett zog. " Da ist es ja!" Zufrieden legte sie das Kissen neben den Kopf des Kranken und rutschte zurück.
Elanya merkte, wie ihre Müdigkeit immer stärker wurde und unterdrückte mühsam ein Gähnen. " Das ist aber ein schwerer Name! Erchi ... was? Darf ich dich nicht 'Erchi' nennen? Ich vergess auch immer wie der Tuch ... Tuch... ach - , der Mann , der uns regiert heißt!" Sie zuckte bedauernd mit den Schultern. Es kam dem Kind schon ein wenig merkwürdig vor, dass es dem Mann so wichtig war, zu sagen, wer sein Vater sei. Deshalb wollte sie ihm nacheifern und verkündete fast stolz den Namen ihres Vaters. "Aber ich will dir auch sagen, wie mein Vater heißt! Der heißt nämlich Adanion! "
Das Mädchen gähnte nun herzhaft und ungeniert mit offenem Mund. Vorsichtig fragte sie Erchirion: " Darf ich auch eine Ecke vom Kopfkissen haben? Und vielleicht ein wenig von der Decke?" Sie legte sich seitlich auf den Boden und stützte ihren Kopf ab, damit sie den Kranken ins Gesicht sehen konnte. " Ich bin vor einen Ochsenkarren gelaufen und habe mir das Bein gebrochen. Naja... die Stelle am Kopf habe ich, weil ich hier mit diesem Rollstuhl hingefallen bin ... " Ihre Stimme klang kleinlaut und wurde leiser. ' Naja, wenn er eine kleine Schwester hat, weiß er ja wohl, wie sowas geht ...'
' Ich werde einfach näher rutschen und meinen Kopf auf die eine Ecke des Kissens legen!' Langsam rutschte sie näher zu dem Kranken und setzte ihren Plan um. Müde fragte sie: " Bist du schon lange hier? Gefällt es dir hier? Ich bin schon einige Tage hier. Ich habe die Erlaubnis von dem Tuch ... dem Tuch ... na- dem da bekommen, dass ich hier bleiben darf. Dafür habe ich ihm auch meinen Schatz geschenkt! Hoffentlich denkt er noch an mich; er hat gesagt, dass er mich besuchen will!" Elanya deutete den Blick Erchirions falsch, denn sie meinte, er glaubte ihr nicht. Deshalb nickte sie bekräftigend und fühlte sich stolz, dass der wichtigste Mann Gondors sich um sie kümmerte! " Ja, das hat der Tuch ... der Tuchsess ... gesagt!"
Zufrieden rutschte sie unmerklich näher an den Mann und plauderte weiter, doch ihre Stimme war sehr leise und müde. " Kennst du all die vielen Heiler schon? Hier sind ganz viele! Ich mag aber die Adriana sehr. Die ist ganz nett und hat mit mir heute im Garten Ball gespielt! Das war .... schön ..." Elanyas Stimme war noch leiser geworden und das letzte Wort hatte sie nur noch geflüstert; ihre Augen waren ihr zugefallen.
Ein Gutes hatte das Fragen-Spiel mit der Kleinen ja: Erchirion blieb wach und das war genau das was er wollte. Natürlich war sich der junge Mann auch bewusst, dass er sich nicht ewig dagegen wehren konnte. Denn schließlich war er sehr erschöpft, schwach und sein ganzer Körper Schrie nach Erholung.
Elanya hatte Recht. Der Beruf des Soldaten war keine einfache Aufgabe. Doch Erchirion liebte es und er wollte nichts anderes machen. Er wollte für Gondor kämpfen und er wollte später für Gondor sterben. Später, wenn er Alt und Weise war ... nicht jetzt. Der Soldat beobachtete nun, wie Elanya es tatsächlich geschafft hatte das Kissen herunter zu holen und es neben ihm auf den Boden legte. „Erchi? Mh ... wenn dir das leichter fällt. Lothíriel hat mich früher auch so genannt.“ Erchirion nickte und gab dem Mädchen so sein Einverständnis. „Denethor ist der 'Truchsess'“, belehrte der Mann Elanya. „Das kannst du dir sicher bald merken. Nun leg dich hin!“ Auf den Namen ihres Vaters hin grinste Erchirion nur kurz und zog dann die Decke über seinen Körper.
Als das Mädchen endlich ruhig neben ihm lag, gab er ihr natürlich einen Teil der Decke und des Kissens ab. So war ja die Abmachung gewesen. Er schlief hier mit einem Wildfremden Mädchen auf dem Boden. Aber was hätte der junge Mann tun sollen? Er hatte einfach keine Kraft gehabt um wieder hoch zu kommen. Und nach jemanden rufen? ... Nein, Erchirion war gerade froh, dass die Heiler mal das Zimmer verlassen hatte.
„Das mit dem Ochsenkarren tut mir leid. Aber ... manchmal will es das Schicksal nicht anders.“ Die Kleine erzählte immerhin, dass hier alle sehr nett waren und fragte ihn wie lange er schon hier sei. „Erst seit wenigen Stunden ... ich muss mich also erst noch an die Leute hier gewöhnen ...“, murrte Erchirion. So ganz gefallen wollte ihn die Aussicht nicht hier länger fest zu hängen.
„Der Truchsess kommt dich bestimmt besuchen, wenn er es versprochen hat. Wenn nicht, werde ich mit ihm reden ...“ Dass er der Neffe Denethors war, musste Erchirion der Kleinen ja nicht unbedingt auf die Nase binden. Kinder waren von Natur aus ohnehin viel zu neugierig.
Doch noch während Elanya erzählte, merkte Erchirion wie sie immer leiser mit ihren Worten wurde und schließlich ganz verstummte. Als er zu ihrem Gesicht blickte, erkannte der Fürstensohn, dass das Mädchen eingeschlafen war. Zuvor war sie ganz nah zu ihm gerutscht, um soviel Wärme wie möglich abzubekommen. Sie hatte ihren Daumen in den Mund genommen und machte nun einen sehr friedlichen Eindruck. Erchirion strich mit seiner gesunden Hand noch kurz eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, dann schloss er ebenfalls die Augen um noch ein wenig zu dösen. Kurze Zeit später war der Prinz ebenfalls eingeschlafen.
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Ioreth mochte die Nachtstunden in den Häusern der Heilung sehr. Da war bedeutend weniger Trubel, den die alte Frau nun nicht mehr so gut aushielt wie früher. Nicht, dass sie nicht mehr arbeiten konnte, aber sie wurde leichter ungeduldig, vor allen Dingen mit jungen Heilern und Heilerinnen, die immer alles besser zu wissen schienen. Aber im Grunde genommen wussten sie gar nichts! Das war zumindest Ioreths Meinung.
Nun hatten sie ein Kind verloren! Nur ein Rollstuhl stand leer auf dem Flur. Zuerst hatte sich die alte Heilerin an der Suche beteiligt und den jungen Menschen lauter schlaue Ratschläge gegeben, wo sie suchen sollten. Doch keiner hatte auf sie gehört. Da hatte sie beschlossen ihnen eben nicht mehr zu helfen.
Entschlossenen Schrittes ging sie den Flur entlang. Zwar konnte sie nicht mehr so rennen wie in ihrer Jugend, als sie mit ihren Schwestern in Lossarnach durch den Wald gelaufen war, aber so gebrechlich wie sie aussah, war sie noch lange nicht. Im Gegenteil: Sie war ziemlich zäh und vor allen Dingen gesprächig.
Außerdem war sie neugierig! Besonders auf den Prinzen, der nun hier lag. Handir hatte ja verboten, dass die Heiler einfach zu ihm gehen durften. Nur die erfahrensten sollten ihn behandeln. Aber war sie nicht die Erfahrenste? Eben!
Im Zimmer des Prinzen
Also blickte sie sich vor der Tür des Prinzen schelmisch um und trat dann ein. Leise schloss sie wieder die Tür, denn Handir musste ja nicht alles mitbekommen. Leise tapste sie in Richtung Bett. Im Gegensatz zum Prinzen, mussten sich ihre Augen nicht an das Licht gewöhnen. Ihr reichte es vollkommen aus.
»Ach Herje!«, rief sie laut aus und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Was ist hier denn nur geschehen? Der Prinz von Dol Amroth liegt auf dem Boden und neben ihm das vermisste Kind. Was werden die Heiler nur sagen, wenn sie das sehen! Und habe ich es nicht gesagt? Sucht das Kind dort, wo es etwas zu entdecken gibt! Doch keiner hört auch mich! Die alte Ioreth! Sie weiß ja doch nichts. Sie ist alt und ihr Kopf denkt nicht mehr so schnell! Jaja. Euch jungen zeige ich es noch immer! Alles müsst ihr besser wissen und wisst ihr etwas besser? Nein!«
Ioreth bedachte die am Boden liegenden mit einer ihrer langen Reden, während sie vorsichtig auf die Knie ging. Alles war nicht so einfach, wie früher. Der Prinz schien aufgewacht zu sein und Ioreth schaute sich ihn genau an.
»Ein hübscher Bursche«, begann sie wieder zu reden. »Was habe ich immer gesagt: Die Menschen in Dol Amroth haben Elbenblut in sich. Da können die anderen sagen, was sie wollen. Und wie schön die Haut ist. So ebenmäßig. Und dieses Grau der Augen! Ihr habt doch graue Augen, nicht wahr? Alle haben in Dol Amroth graue Augen! Das ist eben so. Vielleicht kommt es vom grauen Meer. Als junges Mädchen wollte ich immer ans Meer, doch ich habe es nie geschafft. Ich wurde Heilerin und da hat man keine Zeit sich die Welt an zu schauen! Das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen, junger Prinz! Nun als junger Mensch glaubt man ja immer, alles besser zu wissen. Doch das stimmt nicht! Erst im Alter wird man weise. Schaut Euch den Truchsess an …«
Ioreth redete ohne Unterlass. Sie erwartete auch gar keine Antworten auf ihre Fragen. Währenddessen untersuchte sie jedoch geschickt den Prinzen, sie fühlte seine Temperatur und ob irgendwas verletzt war. Er schien etwas erhöhte Temperatur zu haben, was aber schnell in Fieber umschlagen konnte.
»Was macht Ihr eigentlich hier unten? Ihr gehört zu den Waldläufern, nicht wahr? Nun Ihr meint vielleicht, dass ihr nur noch auf hartem Holzboden schlafen könnt, aber ich sage Euch, dass es für Eure Schulter besser wäre, wenn Ihr im Bett liegen würdet! Es ist schon nicht zu weich! Der Boden wird zu kalt werden. Außerdem, soll sich denn ein Heiler immer auf den Boden knien? Gewiss Ihr seid ein Prinz! Doch ich bin nur eine alte Frau und meine Knie schmerzen jetzt schon! Am besten ich werde mal einen der jüngeren Heiler holen. Allein könnt Ihr wohl nicht aufstehen! Oder doch? Reden tut Ihr jedenfalls nicht viel!«, bemerkte Ioreth schließlich und holte Luft.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Elanya nahm gar nicht mehr richtig wahr, was der kranke mann sagte, so müde war sie. Nur dass sie ihn "Erchi" nennen durfte und er bereitwillig Decke und Kissen mit ihr teilte, bekam sie noch mit. Deshalb rutschte sie schließlich ganz nah an seinen sehr warmen Körper und fühlte sich sehr wohl und geborgen. Der harte Boden störte sie nicht im geringsten; musste sie doch öfter mal auf dem Boden schlafen, wenn ihr betrunkener Vater es nicht mehr bis in sein Bett schaffte und sie von ihrem Lager schubste.
Mit dem Daumen im Mund glitt sie ins Reich der Träume, wo ihre Eltern ,Geschwister und Adriana mit ihr zusammen in dem schönen Garten hier Ball spielten.
Plötzlich schreckte das Mädchen hoch und musste sich blinzelnd orientieren, denn eine Frauenstimme, die schon älter klang, redete ohne Unterlass auf die am Boden Liegenden ein. Verwundert rieb sie sich die Augen und starrte die Alte mit offenem Mund an. ' Was will die denn hier? Ich habe so schön geschlafen! Warum weckt sie uns und sabbelt immer?'
Elanya wollte etwas sagen, um den Redefluss der Frau zu unterbrechen und achtete deshalb auf deren Rede, um den günstigsten Zeitpunkt abzuwarten. Doch was sie hörte, brachte sie von ihrem Vorhaben ab. Diese ewig redende Faru, die so von sich selbst überzeugt war, schreckte sie ab. ' Die mag ich nicht! Aber was erzählt sie denn da von einem Prinzen?'
Erstaunt setzte sie sich auf und verfolgte, wie die Alte sich umständlich vor dem kranken Mann hinkniete und ihn begutachtete. ' Ui! 'Erchi' ist ein Prinz! Das ist ja toll! Und ich dürfte bei ihm schlafen!' Obwohl sie noch ziemlich müde war, machte sie diese neue Entdeckung wieder ein wenig munterer. Interessiert musterte sie das Gesicht des Mannes und staunte nicht schlecht über das , was sie hörte. ' Dann ist er also die wichtige Person , von der sie am Nachmittag geredet haben! Na, wenn Adriana gewusst hätte, dass das ein Prinz ist, wäre sie bestimmt nicht mit diesem Hador ausgegangen! Aber warum hat Erchi mir das nicht erzählt?'
Endlich hielt die alte Frau ihren Mund und Elanya wandte sich an den Kranken: " Stimmt das?"
Erchirion war wirklich eingeschlafen. Und er träumte. Er stand vor der Zitadelle am obersten Ring von Minas Tirith. Er war geheilt und fühlte sich gut. Gerade trat Denethor heraus und kam rasch auf ihn zugelaufen. „Erchirion, schön dich zu sehen! Ich habe gute Neuigkeiten! Mein Sohn wurde mit sofortiger Wirkung zum einfachen Offizier degradiert. Und somit ernenne ich dich zum Heermeister von Gondor!“ Erchirion blieb ungläubig der Mund offen stehen. Dann wandte er seinen Blick und sah Faramir, welcher mit gesenktem Kopf im Abseits stand. „Danke für das Vertrauen! Ich werde dich sicher nicht enttäuschen, Onkel!“ sprach Erchirion und verneigte sich tief! Dann trat er an Faramir heran ...
Irgendwelche Geräusche weckten Erchirion aus dem für seinen Körper sehr notwendigen Schlaf. Er hörte eine Stimme. Sie war ziemlich rauchig und alt. Als er blinzelte sah er in das Gesicht einer Frau, welche die besten Tage bereits lange hinter sich hatte. Sie war ausgedörrt und knochig. Wenn Erchirion sie hätte anfassen müssen, hätte er befürchtet sie zu zerbrechen.
Und die Frau redete und redete. Sie hörte gar nicht auf. Erchirion, noch fast im Halbschlaf, konnte gar nicht wirklich folgen. Sie machte keinen Punkt und kein Komma und so konnte Erchirion auf ihre Fragen gar nicht antworten. Erst als er Elanyas verwunderten Ausruf hörte, war der Prinz richtig wach und sah der fremden Frau direkt in die Augen. „Jetzt ... halte mal deinen Mund, Weib!“ entfuhr es dem jungen Mann. „Niemand fragt nach deiner Meinung. ... Also halte gefälligst ein!“
Dann wandte sich Erchirion müde an das Mädchen neben ihm, welche noch immer mit rot glühenden Wangen und aufgerissenen Augen neben ihm saß. „Ich nehme es an, ja. Ist das so wichtig, Elanya?“ fragte er nun sanfter das Kind. Wenn er vorhin noch geglaubt hatte das Mädchen würde viel reden, dann hatte diese Frau das nun um das hundertfache übertroffen.
Natürlich würde sich Erchirion im Bett wohler fühlen, das bestritt er ja auch gar nicht. Aber er war nun mal alleine nicht wieder hinauf gekommen. Aber diese Schwäche wollte er vor der Alten sicher nicht preis geben. Was machte eine wie sie eigentlich in den Häusern der Heilung?
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Ioreth blickte vom Mädchen zu dem Prinzen und wollte der Kleinen schon erklären, dass dies natürlich der Prinz von Dol Amroth war, da fuhr ihr selbiger harsch über den Mund. Iorth war das jedoch gewohnt und nahm das nicht zum Anlass beleidigt zu sein oder gar aufzuhören zu reden. Ob das nun ein Prinz war oder nicht, es musste schon ein Mensch mit enormer Durchsetzungskraft sein, der Ioreth zum Schweigen brachte.
»Soso. Er kann ja doch reden, der Prinz«, fing sie wieder an zu sprechen. »Na wäre ja auch schade, wenn Ihr das nicht könntet. So manches junge Ding würde sich gewiss über ein nettes Wort von Euch freuen. Zu mir müsst Ihr nicht nett sein! Ich bin harsche Worte gewohnt.«
Mit einem leisen Stöhnen stand Ioreth auf. »So, was wollt Ihr nun? Mögt Ihr da unten liegen bleiben? Es wäre nicht gut für Eure Gesundheit, das kann ich Euch sagen, so war ich Ioreth heiße. Soll ich einen der jungen Heiler holen oder wollt Ihr, dass ich Euch helfe?«
Ioreth bemerkte den skeptischen Blick des Prinzen und sie stieß ein Kichern aus. »Ihr glaubt wohl, dass ich zusammenbreche, was?«, lachte sie. »Ihr dürft Euren Augen nicht immer trauen. Ich bin eine zähe Frau und ich habe mir noch nie etwas in meinem Leben gebrochen! Ihr könnt Euch ruhig an mir hochziehen. Dann helfe ich Euch ins Bett.«
Dann wandte sich die alte Frau an das Mädchen, welches ebenfalls aufgewacht war. »Dich Kleine suchen die Heiler übrigens überall. Sie wollten mir ja nicht glauben … Aber ich habe Recht behalten. Du solltest aber auch nicht hier auf dem Boden liegen. Komm, ich helfe dir auf und du setzt dich auf den Stuhl hier« Bei diesen Worten holte sie den Stuhl heran. »… Dann zeigen wir dem jungen Mann mal, dass ich noch Kraft in meinen alten Knochen habe. Außerdem scheinst du mir ja ein aufgewecktes und mutiges Mädchen zu sein … Sonst wärst du dem Heiler nicht ausgebüchst!«
Ioreth ging zu dem Mädchen, legte vorsichtig ihre Beine zurecht, so dass nicht noch mehr kaputt gehen konnte und fasste dann die jungen und warmen Hände des Mädchens an. »Pass auf, dass du dich auf das gesunde Bein aufstüzt und nicht auf das gebrochene!« Dann zog sie das Kind kraftvoll nach oben, denn Ioreth war durchaus zäh und kräftig. Natürlich könnte sie das Mädchen nicht mehr tragen, aber für kurze Zeit konnte sie noch gewaltige Kräfte mobilisieren. Sie half dem Mädchen geschickt auf den Stuhl und redete dabei schon weiter.
»Ich habe übrigens gehört, dass du auch den Koch bestohlen hast! Der Kuchen war wohl zu verlockend, was?« Ioreth kicherte wieder. »Den bekommst du hier aber auch, wenn du einfach darum bittest …«
Nun ließ Ioreth das Mädchen in Ruhe und ging zum Prinzen. Von oben schaute sie zu ihm herunter und fragte: »Na wie steht es nun um Euch? Wollt Ihr es versuchen oder soll ich Euch einen der Jungschen rufen? Warum habt Ihr eigentlich nicht die Glocke bentzt? Handir wird Euch doch darauf hingewiesen haben, dass Ihr nur zu klingeln braucht, wenn Ihr Hilfe benötigt! Oder meint Ihr, dass Ihr keine Hilfe braucht?«
Ioreth blickte wissend auf den jungen Mann hinab. Es gab so viele junge Männer, die es nur schwer ertragen konnten, wenn sie schwach und verletzt waren. Dieser Prinz war wohl auch nicht anders.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Erchirion war ein Prinz! Und er bestätigte er es ihr auch sogleich. Wie gerne hätte sie jetzt mit ihm geplaudert! Aber diese alte Frau, die sich Ioreth nannte, ließ niemanden zu Wort kommen; auch den Prinzen nicht, der ihr knallhart die Meinung sagte. 'Recht so! Diese Alte ist ja schrecklich! Ich mag die gar nicht! Wie gruselig die schon aussieht!' Sie schmiegte sich etwas an den kranken Mann und staunte nicht schlecht, als die alte Frau munter weiter plauderte. Sie schimpfte fortwährend auf die jungen Heiler und die Abneigung des Mädchens steigerte sich deswegen um so mehr.
' Hoffentlich kommt der Oberheiler bald und schmeißt diese Alte hier raus!'Elanya überlegte wirklich, die Glocke zu ziehen. Doch kaum hatte sie zu der Glocke geschielt, als Ioreth sich nun ihr zuwandte und mit ihr schimpfte. " Ich bin gar nicht ausgebüxt! Der Heiler hat mich einfach stehen lassen und ist nicht mehr wiedergekom....." begehrte sie auf; aber es hatte keinen Sinn. Die Alte plapperte weiter, ohne auf ihren Einwand einzugehen. Ehe sie sich versah, wurde sie von deren knochigen alten Händen gefasst und hochgezogen, kaum dass sie sich an Erchirion festklammern konnte. Diese Hände drückten sie nun auf den Stuhl, den die Alte ihr hingeschoben hatte.
Elanya überlief ein Kälteschauer, als sie so von Erchirions Wärme fortgezogen wurde; außerdem blickte sie entsetzt auf diese alten Hände. Gerade, als sie sich beschweren wollte, schimpfte die Alte schon wieder mit ihr, weil sie mit Bregdal Kuchen aus der Küche stibitzt hatte. Dem Mädchen war die Alte unheimlich. ' Ich dachte der Oberheiler wär hier der Mann über die Häuser der Heilung! Bestimmt muss ich zur Strafe hier auf dem Stuhl ohne Decke schlafen ! Vielleicht verhaut sie mich noch! Und der arme Prinz ist so krank, dass er gegen diese alte Frau nicht ankommt! Jetzt will ich nicht mehr hier sein! Ich will nach Hause zu Mutter und Vater!' Sie blickte wieder entsetzt auf die knochigen Hände Ioreths und fing an, vor lauter Hilflosigkeit und Angst vor der Alten zu weinen.
Eigentlich hatte Erchirion angenommen er könne der Frau mit seinen Worten tatsächlich Einhalt gebieten. Schließlich war er von hohem Stand, dazu noch Offizier bei den Waldläufern. Normalerweise kuschten die einfachen Leute vor ihm und schlugen ihm keinen Wunsch aus. Und die Worte an die Alte waren eher ein Befehl gewesen. Doch Ioreth redete ungehalten weiter und Erchirion entfuhr einen leicht gefrustetes Stöhnen. Was bildete sie sich eigentlich ein? Er war krank, es ging ihm schlecht, da brauchte er nicht noch so etwas ...
Dann widmete sie sich Elanya und Erchirion spürte, wie die Kleine näher an ihn heranrückte. Sie hatte spürbar Angst und empfand wohl auch keine Sympathie für die aufdringliche Frau. Doch da wurde das Mädchen schon hochgezogen. Erchirion sah die kleinen Hände, welche nach ihm greifen wollten, doch wurde sie immer mehr von ihm entfernt, bis sie auf dem Stuhl neben seinem Bett platz nehmen musste.
Und die Alte redete und redete und redete ... Elanya schien es irgendwann zu viel zu werden und sie begann zu weinen. Aufmunternd sah Erchirion sie an. Doch die Tränen liefen nur so über ihre Wange. „Kleines, keine Angst, dir tut hier niemand etwas zu leide!“ Dann sah er Ioreth tief und mit zornigen Gesicht an. „Siehst du nicht was du hier treibst, Weib?“ Er sah gar nicht ein diese Frau irgendwie höflich anzusprechen. „Das Kind bekommt Angst! Verschwinde von hier! Von mir aus hol jemanden von den jungen, erfahrenen, kräftigen, schweigsamen Heilern her, aber verschwinde!“ Erchirion versuche seine Stimme so drohend und befehlshaberisch wie möglich klingen zu lassen. Aber er war schwach und so richtig wollte ihm das nicht erklingen.
„Und anfassen wirst du mich nicht! Lieber bleibe ich hier unten liegen ...“ Wer wusste schon was für Krankheiten so alte Leute mit sich herumtrugen. Und das mit der Glocke ... wie hätte Erchirion diese denn erreichen sollen, als er bereits auf dem Boden lag. Langsam reichte es dem jungen Fürstensohn wirklich. „Wenn du noch weiter Ärger machst, dann wird mein Onkel davon erfahren! Und dann bist du die längste Zeit deines ... deines Lebens ...“ Erchirion hatte Schmerzen, das spürte er jetzt erst wieder so richti. Eben, weil er sich aufregte. Und das war nicht gut in seinem momentanen Zustand. "... in diesen Häusern tätig gewesen ...", schloss der Prinz den satz schwer atmend ab. Erchirion sah es eben einfach nicht, dass diese Frau nur helfen wollte. Aber sie war sehr alt, eine Frau und redete einfach viel zu viel. Drei Faktoren mit denen Erchirion momentan nichts anfangen konnte.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Ioreth grinste nur über die Worte des Prinzen. Man konnte sie nicht beleidigen, dazu war ihr Fell einfach zu dick. »Schön. Schön! Wenn Ihr schon wieder so blubbern könnt, geht es Euch wohl nicht so schlecht, wie Ihr ausseht. Ihr habt wirklich lustige Vorstellungen! Der Truchsess würde mich gewiss nicht aus den Häusern der Heilung werfen! Schließlich bin ich schon seit sechsundsechzig Jahren eine Heilerin. Und ich habe schon manchen wichtigen Patienten geheilt!«
Ioreth strahlte. Sie war stolz auf ihr Können und sie wusste, dass der Truchsess zu ihr stand. Schließlich hatte sie damals seiner geliebten Frau Kräuter gegeben, die ihr das Leben hier in der Stadt wenigstens etwas erleichterten. Königskraut war es gewesen … Aber die Finduilas hatte einfach nicht mehr den Mut zu leben. In Gedanken daran schüttelte Ioreth seufzend den Kopf. Auch wenn sie gern redete, so wusste sie, dass sie über die Krankheiten und Leiden ihrer Patienten nicht sprechen durfte.
»Da Ihr kein Vertrauen in meine Kräfte habt, werde ich mal einen jungen Heiler suchen …«, sagte sie und ging zur Tür. Auf dem Weg dahin strich sie dem weinenden Mädchen über den Kopf: »Na wein doch nicht, Kleine! Dich wird schon keiner mehr auf dem Flur vergessen. Und dich bestrafen oder schimpfen wird auch keiner mir dir! Wenn man jung ist, macht man eben allerlei Unsinn … Ich könnte dir Geschichten aus meiner Kindheit erzählen …«
Wieder kicherte die alte Frau schelmisch. Dann tapste sie zur Tür und machte sie auf. Der Flur war leer und Ioreth zog die Stirn kraus, was man jedoch angesichts der vielen Falten nicht sah. Dann hatte Ioreth Glück. Da kam gerade Duilin um die Ecke gebogen. »Genau, was der Prinz verlangte: Ein junger ruhiger Mann, der nicht zu viel redet! Und obendrein könnte aus ihm ein guter Heiler werden!«
Sie winkte ihn zu sich heran. »Duilin! Ich brauche deine Unterstützung. Hier ist das kleine Mädchen. Und der Prinz hat doch keine Lust mehr auf dem Boden zu liegen!«
Erstaunt zog Duilin eine Augenbraue hoch, doch er sagte nichts. Er sagte selten ein Wort zu viel. Er ging an Ioreth vorbei in das Zimmer. Ohne ein Wort zu verlieren, trat er zu dem Prinzen, legte dessen gesunden Arm um seinen Hals und zog ihn nach oben. Das Bett war nicht weit entfernt und dahin stützte er ihn. Ioreth hatte inzwischen das Kissen und die Decke aufgehoben. Das Kissen legte sie an die davor gesehene Stelle.
Ioreth holte aus ihrer Schürze ein paar schmerzlindernde Kräuter hervor und zerrieb sie zwischen ihren Fingern in den Wasserbecher. »So«, sagte sie. »Dass wird zum einen Eure Schmerzen lindern und Euch danach schlafen lassen.«
Der Prinz schien jedoch nicht trinken zu wollen. Da öffnete Duilin zum ersten Mal den Mund und sagte mit ruhiger, tiefer Stimme: »Ihr solltet es trinken! Wenn es um Kräuter geht, dann kann niemanden an Ioreths Wissen heranreichen! Sie ist darin sogar besser als der Kräutermeister, auch wenn er das bezweifeln dürfte …«
Schließlich trank der Prinz doch und Duilin bettete ihn danach vorsichtig auf das Kissen. Auch er fühlte noch einmal die Temperatur und schaute nach, ob die Wunde nicht wieder aufgeplatzt war. Doch diesmal war alles gut gegangen. Er deckte den Prinzen zu und sagte ruhig und nicht befehlend, sondern empfehlend: »Ruht Euch nun aus, Prinz von Dol Amroth. Ihr solltet nicht aufstehen! Gönnt Eurem Körper Ruhe!«
Dann ging Duilin zu dem Mädchen hinüber, welche noch immer weinte. »Wenn du willst, dann trage ich dich jetzt in dein Bett. Es wird Zeit, dass du schläfst. Dein Freund braucht auch Ruhe!«
Er lächelte das Mädchen aufmunternd an und hob es dann auf seine Arme.
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Meliot war noch lange auf der Suche nach Handir und einer Beschäftigung. Auch wenn er sehr faul im Bezug auf Arbeit war, so langweilte ihn das Nichtstun oftmals. So war es auch dieses mal und er irrte daher durch die Korridere der Heilanstalt, immer auf der Suche nach dem Kräutermeister, vergebens aber.
Gerade kam er an dem Zimmer, in der anscheinend eine hohe Persönlichkeit lag vorbei, als er aus dem Inneren des Raumes laute Stimmen und ein heulendes Kind vernahm. ›Immer diese nervigen Kranken! Was sucht ein kleines Kind in der Krankenabteilung der höhergestellten? Oder ist das Kind selbst Patient hier? Aber warum weint es dann? Ich schau mal nach den Rechten ... Hab ja sonst nichts zu tun!‹
Der Heiler betrat das Zimmer und seinen Augen bot sich ein eigenartiger Anblick: Das kleines Mädchen, welches stets von Adriana versorgt wurde saß heulend auf einen Stuhl, der Heiler Duilin sowie Ioreth, die älteste Angestellte der Häuser der Heilung kümmerten sich um einen krank aussehenden jungen Mann, welcher auf einem Bett hockte. Die alte Frau versuchte den Patienten eine Mixtur zuz verabreichen, während Duilin gerade im Begriff war das Mädchen zu versorgen.
»Weshalb heult das Kind? Was geht hier vor sich? Kann ich irgendwo helfen?« fragte er ganz allgemein in die Runde. Auf eine Antwort wartete er nicht, denn er erinnerte sich plötzlich etwas ... »He! Alte Frau, wenn ich mich recht erinnere sieht es der Kräutermeister nicht gerne, wenn Ihr die Patienten störst! Ihr sollet Euch schonen und lieber Eure Mixturen zusammenbrauen ... Überlasst die Behandlung der Kranken lieber anderen!«
Meliot versuchte sich noch zurückzuhalten, Er hegte schon lange Groll gegenüber der Greisin, denn diese sah immer auf die jüngeren Heiler herab und glaubte alles besser zu wissen. Er selbst war schon oft Zielscheibe von Ihren Belehrungen ... Zwar hatte dies auch mit seiner Faulheit zu tun, doch dumm (wie er allzu oft dargestellt wurde) war er keinesfalls. Der Beruf des Heilers war eine ehrenvolle Aufgabe und nicht jeder war dieser gewachsen.
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Elanya hörte nicht hin, was die alte Frau noch sabbelte; sie war müde, ihr war kalt und sie verstand nicht, warum man sie nicht bei dem Prinzen schlafen ließ. Als hätte Erchirion geahnt, dass sie so dachte, sprach er beruhigende Worte zu ihr und sie schöpfte etwas Hoffnung, als er die Alte mit barschen Worten anfuhr. Doch schienen eher Steine weich zu werden, als dass die Alte mit ihrem Gesabbel aufhörte. Das Mädchen schluchzte deshalb weiter.
Plötzlich erschien ein junger Heiler mit einem freundlichen Gesicht und ruhigem Wesen. Das Mädchen atmete auf, doch rollten ihr immer noch Tränen über das Gesicht. Er wollte sie in ihr Bett bringen und hob sie auf. Elanya erschrak: ' Nein, ich will jetzt nicht alleine sein! Nachher kommt die Alte noch zu mir! Und vor der fürchte ich mich!'" Nein, ich will hier bei dem Prinzen bleiben! Ich will nicht in mein Zimmer!"schluchzte sie.
Kaum hatte sie ausgeredet, erschien erneut ein Heiler mit kurzem Haar in der Tür. Elanya blickte verwirrt drein; ihr war das jetzt alles zu viel. Hilfesuchend blickte sie zu Erchirion.
Erchirion lag immer noch am Boden und sah die Alte von unten herauf und mit schmerzverzerrtem Gesicht an. Sie ließ sich einfach nicht stoppen. Alles schien an ihr abzuprallen und sie scheerte sich nicht um die Worte des Patienten. Elanya weinte noch immer und wollte sich gar nicht beruhigen. Erchirion konnte sie voll und ganz verstehen. Diese Dame, wenn man es so nennen wollte, war ja selbst ihm unheimlich. Noch nie hatte er eine so alte Frau gesehen.
Zum Glück verließ die Alte nun den Raum und Erchirion atmete kurz erleichtert auf, während er zu Elanya sah und dieser einen aufmunternden Blick schenkte. Doch so wirklich zufrieden schien auch das Mädchen nicht. Verständlich ... Doch leiter blieb die Frau nicht lange fern und Erchirion verdrehte die Augen, als sie wieder zu ihm trat. Doch Ioreth war nicht alleine gekommen. Ein junger Heiler, welcher Erchirion bisher vollkommen unbekannt war, betrat mit ihr den Raum und eilte sofort auf den Prinzen zu. Diesem legte er den gesunden Arm um die Schulter und zog Erchirion nach oben. Der Patient stöhnte kurz auf, denn jede Belastung war schmerzhaft. Doch schnell hatten sie das Bett erreicht, wo er Erchirion erstmal im Sitzen niederließ.
Der junge Mann sah sehr kritisch zu wie Ioreth irgendwelche Kräuter in ein Glas Wasser verrieb. Sollte er das etwa trinken? Das glaubte sie doch selbst nicht. „Was für ein Gift ... hast du jetzt da reingemischt?“ fragte der Prinz schwer atmend und schüttelte nur den Kopf, als Ioreth ihm das Gebräu reichte. Doch dann mischte sich dieser junge Heiler ein und versprach, dass sich die Dame besser als alle anderen mit Kräutern auskannte.
Erchirion schloss kurz die Augen. Diese Hexe würde ja eh keine Ruhe geben. Und die Möglichkeit ihn hier jemand vergiften wollte war hoffentlich auch nur minimal. Erchirion nahm ihr missmutig das Glas ab, rümpfte kurz die Nase darüber und trank dann die Mixtur. Währenddessen hatte der junge Heiler bereits Elanya hochgehoben und wollte sie nach draußen tragen.
„Das ... schmeckt widerlich!“ fluchte Erchirion und starrte die Alte an, nachdem er wieder richtig im Bett lag. Mittlerweile hatte noch ein Heiler den Raum betreten. Jetzt wurde es hier alles ziemlich voll. Doch zu Erchirions Freude schien auch dieser kein Freund Ioreths zu sein. Zumindest konnte er es aus seinen Worten deutlich erkennen.
Elanya währte sich nun auch dagegen, dass sie das Zimmer verlassen sollte. Sie schrie und weinte, dass sie bei Erchirion bleiben wollte. Dieser hatte noch immer den ekligen Geschmack dieser Mixtur im Mund. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen und das war gerade das einzige was er im Magen hatte. Und es fühlte wiederum die Übelkeit, welche ihn vorhin so gequält hatte. Und als Elanya sich gegen den Griff des Mannes zu wehren versuchte, drehte sich Erchirion zur Seite und erbrach sich zitternd neben das Bett.
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Ioreth schaute neugierig zur Tür, um zu sehen, wer herein kommen würde. Man sah jedoch nicht ihre Enttäuschung über den eintretenden Heiler in ihrem Gesicht, weil sie zu viele Falten hatte. Nun »Heiler« war kaum das Wort, welches sie für Meliot gebraucht hätte. Sie wusste wirklich nicht, warum Handir diese faulen Kerl überhaupt hier arbeiten ließ! Ihr geschultes Auge sah bei ihm keinerlei Talent, denn ihm fehlte die wichtigste Gabe eines Heilers: Aufopferung!
Seine Worte ließen Ioreth ärgerlich werden. Er zeigte keinerlei Respekt vor ihr und nannte sie »alte Frau«! Darüber würde sie gewiss mit Handir sprechen und über so manches andere auch.
»Was willst du hier?«, rief sie Meliot zu. »Auf deine Nichthilfe können wir hier gut verzichten! Was unterstehst du dich eigentlich so mit mir zu reden? Ich behandelte Kranke hier in den Häusern der Heilung schon, da war die Welt von dir noch verschont! Ich störe Patienten nicht, sondern heile sie! Was du von dir nie sagen werden kannst! Und wie kommst du darauf, dass ich nur noch meine Kräutersäfte zusammenbraue? Ich werde hier noch weiter heilen, wenn du endlich eingesehen hast, dass du in diesen Häusern nichts zu suchen hast.«
Nun mischte sich Duilin ein und sagte ruhig: »Hier ist jetzt nicht der Raum und die Zeit, um Meliot zu belehren, Ioreth.« Er mochte Meliot ebensowenig, aber er mischte sich nicht in Streitigkeiten ein. Er wollte heilen und er wusste, dass Ioreth ihm viel beibringen konnte, wenn man dabei auch viel Gerede ertragen musste.
»Ich bringe dich nun in dein Zimmer«, sagte Duilin zu Elanya. Einen Moment hatte er überlegt, ob er sie Meliot anvertrauen konnte, doch das Mädchen war ganz durcheinander und Meliot war alles andere als einfühlsam. »Ich komme gleich wieder«, sagte er zu Ioreth und Meliot gewandt, denn er wusste, dass er die beiden besser nicht lange zu zweit in einem Raum ließ. Er drückte das Mädchen etwas an sich und verließ dann mit ihr das Zimmer.
tbc: Duilin mit Elanya in deren Zimmer
Ioreth blickte Duilin und dem Kind hinterher und wollte wieder beginnen mit Meliot zu streiten, als sie hörte, wie etwas auf den Boden plätscherte. Sie drehte sich um und sah, dass der Prinz sich übergeben hatte. Mit wenigen Schritten war sie bei ihm und nahm seinen Kopf in ihre Hände. Kritisch beäugte sie ihn, fühlte an seiner Stirn die Temperatur und an seinem Hals seinen Puls.
»Hm. Ihr braucht dringend Ruhe!«, sagte sie langsam und überlegte dabei. »Es war kein Gift, wenn Ihr das geglaubt habt! Was hätte ich alte Frau davon, wenn ich Euch das Leben nehme? Meines könnte ich damit nicht verlängern! Es wäre wirklich wichtig, dass Ihr etwas gegen Eure Temperatur nehmt. Euer Körper braucht dringend Ruhe und Schlaf! Wenn Ihr jetzt Fieber bekommt - und das ist nach Eurem Ausflug auf den Fußboden sehr wahrscheinlich - werdet Ihr keinen Schlaf finden.«
Sie holte abermals Kräuter aus ihrer Schürze hervor und tat sie in den Becher, den sie mit Wasser füllte. Zu Meliot, der inzwischen weiter untätig im Raum stand zischte sie: »Wann kommst du endlich darauf, dass du das da weg wischt? Muss man dir alles sagen?«
Dann wandte sie sich wieder an Erchirion und drückte ihm den Becher in die Hand. »Trinkt das! Es gibt Menschen in Eurer Familie, die sich nicht vor einem Schluck Medizin aus meinen Händen gefürchtet haben.«
Vielleicht verstand der Prinz ja, dass sie seine Tante Finduilas von Dol Amroth ebenfalls geheilt hatte.
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Meliot hatte schon erwartet, dass er nun einiges zu hören bekommen würde, doch da er eher streilustiger Natur war, war ihm dies herzlich egal. Er wollte gerade etwas auf Ioreth erwiedern, als der Kranke sich infolge der Einnahme einer Kräutermixtur übergeben musste.
›Diese Greisin behauptet sie heilt Patieneten? Das sehe ich aber ganz anders, gesunde Menschen erbrechen sich nicht ... Wer weiß was diese Hexe in ihre Mixtur getan hat? Vergiften will sie hier alle ... Die hat wohl einen Schaden! Aber so was lasse ich nicht auf mir sitzen ... Erstmal aber brauche ich Putzutensilien.‹
Einen Augenblick stand Meliot etwas unbeholfen im Raum, da er keinen Feudel sehen konnte, dann entdeckte er aber, während Ioreth ihn erneut anmeckerte in einer Ecke einen Eimer mit Wasser und daneben einen Lappen. Doch das Erbrochene wegwischen konnte er nicht, da die alte Frau im Weg stand und den Patienten erneut mit einer übel riechenden Medizin behandeln wollte. Jetzt konnte sich Meliot endgültig nicht mehr zurückhalten ...
»Wie soll ich das da wegwischen, wenn du im Weg stehst? Und du redest davon, dass dieser Mann Ruhe braucht ... Du hast ihm doch seiner Ruhe beraubt! Und überhaupt: Das er sich übergeben musste lag wohl kaum daran, dass er zu aktiv war, er hat wahrscheinlich schlichtweg noch nichts gegessen! Da hilft auch kein Kräutertrunk ... Nun mach mal Platz, ich muss da den Boden säubern! Muss man dir etwa alles sagen?«
äffte er die Greisin nach. Dann wischte er so gut es ging das Erbrochene weg und hörte nicht auf die weiteren Worte Ioreths. Nach getaner Arbeit machte er sich mit den Putzutensilien von dannen. In der Tür drehte er sich jedoch noch einmal um und sagte:
» Nicht ich störe die Patienten sondern Ihr ... So und nun organisiere ich etwas Brot und Brühe für unseren aus vielen Gründen bedauernswerten Patienten, sonst verhungert er noch in den Armen einer gelehrten Heilerin ... «
Dann verließ er den Raum und machte die Tür zu. Schnellen Fußes eilte er in die Küche ... Etwas Brot konnte man dort immer finden und das mit der Brühe sollte auch kein Problem sein, denn einer der Köche war gerade dabei für ein paar andere Patienten etwas Suppe vorzubereiten.
Der Koch reichte Meliot einen gut gefüllten Suppenteller und zwei Brötchen, das war mehr als genug für den Patienten. Auf dem Weg zurück kam er am Büro des Kräutermeisters vorbei, welchen er vorhin ja die ganze Zeit gesucht hatte.