Und so verschwanden die beiden Uruk-Hais im Wald. Und mit ihnen Erchirions Messer. Aber er verlor lieber die Wurfwaffe als sein Leben oder das eines Kameraden. Und so war der Verlust für ihn nicht ganz so tragisch.
Langsam wurde es heller. Zwar fielen vereinzelt Regentropfen aus dunklen Wolken, aber der Morgen zeichnete sich schon blass hinter den Baumwipfeln ab. Vielleicht war dies gar nicht schlecht, denn die Geschöpfe aus Mordor hassten bekanntlich das Sonnenlicht. Hoffentlich geht die Sonne bald auf...
Thenar trat an ihn heran, er selbst zum Glück unverletzt. "Ich halt's schon noch aus. ... Und für sowas haben wir jetzt keine Zeit!" Sie mussten wirklich versuchen so schnell wie möglich hier zu verschwinden, falls die Uruk-Hais wirklich vorhatten mit ihrer ganzen Mannschaft hier aufzutauchen.
Thenar hatte sich der Pfeile des Toden Snagas angenommen und in seinen eigenen Köcher verstaut. Als er den Meldereiter nach seinen Namen und seinen Auftrag fragte wurde auch Erchirion hellhörig. Dieser hatte noch nicht die Zeit gehabt ihnen mitzuteilen, warum er hier in der Gegend unterwegs war.
Erchirion verzog das Gesicht, als er sich den Bogen wieder umlegte. Vorhin nach dem Aufprall hatte er wegen des Adrenalins und der Anspannung im Kampf den Schmerz gar nicht so richtig wahrgenommen. Zum Glück ist es ja nur die Schulter...
Kurz wechselte er einen Blick zwischen Thenar und Emeldir. Die Beiden waren bereit zurück zum Lager zu eilen. "Könnt Ihr laufen?" fragte er den Meldereiter. Schließlich war dieser ja an der Wade verletzt, so wie Erchirion das mitbekommen hatte.
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Hinfallen, Aufstehen, Krone richten, weiter gehen ...
Die Wade schmerzte sehr, aber Emeldirs Angst war größer; deshalb drängte er so zum Aufbruch.
Auf die Frage des unverletzten Waldläufers antwortete er:" Mein Name ist Emeldir, Grindor habt ihr losgeschickt und Melnach ist ...ist... " Er schluckte, als er an den brutalen Mord dachte. Er nahm seinen Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, sprach er weiter:" Wir sind im Auftrag des Heermeisters Boromir mit einer dringenden Botschaft für seinen Bruder, dem Heermeister Faramir unterwegs. Vorgestern abend sind wir aufgebrochen. "
Die drei Männer gingen nun wieder in den Wald hinein, Emeldir biss die Zähne zusammen und humpelte. Er sah, wie auch der jüngere Waldäufer mit der Schulterverletzung die Zähne zusammen biss. " Wie heißt Ihr?" wandte er sich an ihn und den älteren Waldläufer fragte er: " Ist es noch weit bis nach Henneth Annûn?"
Thenar fühlte es dem Soldaten nach, wie erschüttert er über den Tod seines Kameraden war. Er wischte seinen Dolch erst im Gras sauber und dann mit den Zipfel seines Mantel noch einmal nach. Sorgfältig steckte er ihn in die dafür vorgesehene Hülle.
Nun gingen sie in den Wald und er richtete dabei seinen Waffengurt, der beim Kampf verrutscht war. Erchirion wies sein Angebot aus Zeitgründen ab und Thenar nickte. Zweifelnd schaute er zu dem Meldereiter, der sich mit Emeldir vorgestellt hatte. Bis zum Lager war es noch eine ganze Strecke. Da fiel ihm das Pferd ein, was sie vorhin entdeckt hatten.
" Ich heiße Thenar und Ihr habt Glück; denn wir sind unter dem Befehl des Heermeisters schon gestern früh von Henneth Annûn aufgebrochen, um nach Osgiliath zu gehen. Unser Lager ist nicht allzu weit von hier entfernt."
An Erchirion gewandt sagte er: " Lasst uns zu dem Pferd gehen, dass wir vorhin aufgespürt haben! Es wird uns gute Dienste leisten können!"
Der Meldereiter würde es mit seinem Bein schon schaffen. Emeldir, so hatte er sich mittlerweile vorgestellt, hatte auch gar keine andere Wahl. Genauso wie Erchirion, welcher nun hinter den anderen Beiden her eilte.
Die drei Männer rannten mehr als dass sie liefen, eben so weit es ihnen möglich war. Erchirion hielt seinen linken Arm angewinkelt nah am Körper um so seine Schulter zu entlasten. Es dachte kurz an den Rehbock, welchen er geschossen hatte und welcher nun dort auf der Lichtung neben dem toten Snaga lag. Schade, nun kamen sie mit leeren Händen zurück und das Tier musste wohl umsonst sein Leben lassen. Oder die Orks und Uruk-Hais vergnügten sich mit dem geschossenen Wild.
Erchirion schwitzte schon stark und auf seiner Stirn sammelten sich vermehrt Schweißperlen. Kurz strauchelte er und musste sich mit dem rechten Arm am Waldboden abstützen, um nicht zu fallen. Er rappelte sich wieder auf, fluchte kurz und lief von neuem Thenar und Emeldir hinterher.
An das Pferd hatte er schon gar nicht mehr gedacht. Aber nun wo Thenar es erwähnte kam es ihm auch wieder ins Gedächtnis. Es wäre sinnlos es hier im Wald zurück zu lassen. Womöglich würde es so ebenfalls ein Opfer der Orks werden. Erchirion nickte dem älteren Ranger zu. "Ich nehme an, dass das Tier einem von Euch gehört?" sprach er den Soldaten neben sich an. Vermutlich lag er damit richtig. Nicht mehr lange und sie hatten das Pferd erreicht, welches zum Glück noch dort stand, wo Erchirion es an einem Baumstamm festgebunden hatte.
Hoffentlich hat der andere Soldat mittlerweile Faramir verständigt. Gegen eine Überzahl von Waldläufern hätten die Uruk-Hais und Orks keine Chance.