Schagrat führte seine Gruppe auf den von Nosaak angezeigten Platz, wo er auf den Uruk und dessen Schar wartete. ›Typisch: Dieser dreckige Uruk muss erst seine Leute zusammentrommeln! Ich war schon lange bereit!‹
Schließlich traf Nosaak zusammen mit dem anderen Uruk und den Snaga ein und unter den neugierigen Blicke einiger Orks setzte sich der Trupp Richtung Hauptor und Morgultal in Bewegung. Als das Tor passiert war, setzte sich Schagrat auf Carcharoth und ritt ein wenig vor den anderen.
›Bloß weg von dieser wiederlichen Stadt! Die Wälder des Tarklandes sind zwar auch nicht besser, doch dort seht man nicht unter Beobachtung der Vorgesetzten.‹ Minas Morgul war ein Ort, der Schagrat überhaupt nicht gefiel. Der drehende Turm, dass eigenartige Leuchten und nicht zuletzt die Enge beängstigten den Wargreiter. Mit gemischten Gefühlen zog Schagrat aus, zum einen wollte er die Stadt und das Morgultal hinter sich lassen, zum anderen verabscheute er die Wälder Ithiliens und die Tarks. ›Immerhin schmecken die gut.‹ dachte er und ritt ohne sich noch einmal umzudrehen weiter.
»Vorwärts!«Schnell überquerten die Orks (und Uruks) die stinkenden und abweisenden Felder des Morgultales und machten sich auf dem Weg in Richtung Scheideweg, einer großen Kreuzung in der die Straße nach Osgiliath die nach Harad kreuzte.
Als alle sich abmarschbereit auf dem Haupthof versammelt hatten, betrachtete Ubûmak mit großen Augen die Warge. Der fremde Ork führte einen Warg bei sich, der größer als die anderen Tiere war. ' Vielleicht kann ich mich gut stellen mit dem Fremdling; dann kann ich vielleicht auch mal auf seinem Warg reiten!'Faszieniert hing sein Blick an Reiter und Tier.
Es dauerte nicht lang und die Gruppe von 34 Orks und 11 Warge setzte sich in Bewegung. Der Fremde setzte sich auf sein großes Tier und ritt ein wenig voraus. Dabei zügelte er seinen Warg, der unruhig voran rennen wollte.
Neugierig drängte sich der junge Uruk zu Nôsaak und fragte ihn: " Wie heißt der Fremde? Will der jetzt über uns bestimmen? Das lässt du dir doch nicht gefallen was?" Grinsend sah er, wie die Augen seines Ausbilders gefährlich aufblitzten.
"Der Fremde hört auf den Namen "Schagrath" soweit ich weiß. Und wenn er nicht aufpasst, oder sich aufspielt kriegt er es mit mir zu tun!" antwortete Nôsaak dem Jüngeren. Was sollte das denn heißen? Wollte Ubûmak seine Autorität in Frage stellen? Dann konnte er was erleben!
Wie zur Bekräftigung seiner Worte setzte er nach: "Euer Anführer bin immer noch ich! Und im Übrigen habe ich keine Ahung, warum diese Made mit uns ziehen wird ..." Dann beschleunigte er seine Schritte, bis er die vordere Gruppe der Reisenden erreicht hatte. Nôsaak musste innerlich zugeben, dass ihm der Marsch schon jetzt anstrengte. Die Schmerzen in seiner Brust pochten unablässlich, es war wirklich unangehnem.
Trotzdem war Nôsaak froh, endlich raus aus der Stadt zu kommen. Sollte Grishnak doch verrecken! Mit einer gewissen Genugtuung stellte er sich vor, wie der Hauptmann eines Tages mit seinem lächerlichen Stuhl aus Knochen zusammenbrechen würde und er bleckte angesichts dieser Vorstellung die Zähne.
Die Orks durchquerten nun das Morgultal, welches Nôsaak mit Abscheu erfüllte. Wenn sie doch schon am Scheideweg wären! Er wollte endlich seine Wege ziehen, wollte sich auf die verdammten Tarks stürtzen und das Geräusch pulsierenden Blutes vernehmen ... Doch ein appruptes Stechen in der Brust riss ihn aus seinen Gedanken und er blieb kurzzeitig obgleich des Schmerzes stehen.
Ubûmak schaute seinem Ausbilder hinterher, der voran eilte. 'Dieses Tempo halt´ ich nicht lange durch mit meinem angeschossenen Bein! Verfluchter tark!' Der junge Uruk humpelte schon fast am Ende der Gruppe. 'Schagrat heißt der Fremde! Na gut, mal sehen, was ich machen kann ... dieser Warg von dem reizt mich wirklich! Ha! Der Brüllaffe will es mit dem Schagrat aufnehmen? Das möchte ich gerne sehen!' Grinsend humpelte Ubûmak mit den letzten Snagas und dachte sich schon lebhaft diese Konfrontation aus.
Noch immer ritt Schagrat auf Carcharoth an der Spitze der Schar und auch die anderen Wargreiter waren aufgesessen und folgten hinter ihm. In einigen Abstand liefen die Snaga und die Uruks. Schagrat bemerkte zuerst nicht, dass das eingeschlagene Tempo zu hoch für die Infanterie war, doch als sie das Morgultal durchquert hatten und es nur noch wenige Meilen zum Scheideweg waren merkte der Wargreiter, obgleich er nicht schnell geritten war, dass er und die anderen Reiter den restlichen Trupp weit hinter sich gelassen hatten.
Bestrebt das Morgultal schnell zu verlassen und sich von der Stadt zu entfernen, hatte Schagrat ein Tempo eingeschlagen, dass für die Wargreiter nicht hoch, doch für Fußsoldaten zu schnell war. So kam es, dass sich der Ork gezwungen war die anderen zum Halten zu bewegen um auf den rest der Truppe zu warten.
›Lahme Schnecken! Wenn die weiter so machen, brauchen wir statt einen noch zwei Tage nach Osgiliath! Was sollen wir dort überhaupt? In der Stadt lauern 200 Tarks und der unseren sind nur 45. Wahnsinnig ist dieser dreckige Grishnakh!‹
Nach 10 Minuten warten, in denen Schagrat die Wargreiter hauptsächlich mit meistens unsinnigen Befehlen zurechtwies (einzig weil er das Gefühl mochte, Andere gefügig zu machen) schloss der Rest der Truppe zu ihnen auf.
Nosaak kam fluchend auf ihn zu und wirkte wütend und erschöpft, genau wie der andere Uruk, dessen Namen Schagrat noch immer nicht kannte und die Snaga.
»Wie willst du weiter vorgehen? Die Strecke bis Osgiliath könnten wir in einem Tag zurücklegen, doch die grelle, leuchtende Scheibe geht auf, ein Marsch bei Tageslicht wäre mühselig. Außerdem sehe ich gerade, dass du anscheinend schon erschöpft bist ... Da sehen ja einige der Snaga noch besser aus! Ich dachte Uruks wären meiner Rasse überlegen?
Nun denn ... Hier, am Ende der Ephel Duath wäre eine gute Möglichkeit zu rasten. Hier können wir (insbesondere du und deine Männer) uns von den Anstrengungen des Marsches erholen und haben die wohl letzte Gelegenheit vor unseren Aufbruch ins Tarkland im Schatten zu rasten. Aber du bist der Boss ... Ich füge mich deiner Entscheidung.«
›Wenn auch ungern! Doch es wäre wahrhaftig besser hier zu rasten, denn Tagsüber sind manchmal Tarks in den Wäldern ... grausame Krieger! Und am Scheideweg befindet sich kein geeigneter Rastplatz!‹
Als er zu Nosaak sprach, huschte Schagrat ein hämisches und spöttisches Lächeln übers Gesicht. Er mochte es Andere zu reizen ...
Mit wachsender Erregung hatte Nôsaak dem Wargreiter zugehört. Was erlaubte der sich eigentlich? Fast mechanisch wanderte seine Hand hinunter zu seiner Peitsche. Kurz ließ er sie aufknallen, dann verkündete er mit lauter Stimme: "Heda! Anhalten!" sofort gehorchten seine Männer. Sie hatten schon lange erkannt, dass man sich seinen Befehlen nicht wiedersetzen durfte.
Das das Gegenteil durchaus schmerzlich enden konnte, musste nun einer er Wargreiter erfahren, der aus der Reihe tanzte. Der Anführer brachte ihn mit einem gezielten Hieb zum Schweigen. "Wir rasten hier! Mit Gück sind wir Zwei Tagen in Osgiliath!" Sofort entspannten die Snaga und begannen sich niederzulassen.
Nôsaak aber schnappte sich Schagrath und griff ihm hart unter den Arm. "So, jetzt zu dir!," knurrte er gefährlich, "Ich habe eine spezielle Aufgabe für dich ... Freund." Wieder strich seine freie Hand zu seiner geliebten Peitsche. Diesem kleinen Snaga wollte er zeigen, was Leiden bedeutet! Der sollte selbst erleben, wie es war, mit körperlicher Beeinträchtigung einen solchen Marsch anzutreten!
Lässig fuhr er fort: "Du wirst allein vorreiten und uns von der Lage berichten. Komme erst im Morgengrauen zurück und erläutere uns den kürzesten Weg nach Osgiliath." Er lockerte seinen Griff, aber wie zufällig beugte er sich ein Letztes Mal zu Schagrath vor: "Ach ... Und du wirst keine Verpflegung mitnehmen! Und wenn ich erfahren sollte, dass du auch nur eine Stunde gerastet hast, dann ..."
Nôsaak sprach seinen Satz nicht aus. Mit gebleckten Zähnen wandte er sich zuzfrieden ab. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, war er wirklich erschöpft. Diese Verletzungen beeinträchtigten ihn wirklich! Mit einem Ächzen setzte er sich neben Ubûmak und beobachtete Schagrath aus den Augenwinkeln.
Schagrats Augen funkelten vor Zorn. Sollte er alleine den Kundschafter spielen? ›Dieser Uruk spinnt doch wohl! Onwohl: So komme ich von diesen Idioten los. Und überprüfen ob ich raste kann der sowieso nicht. Trotzdemm wird dies nicht ungesühnt bleiben! Mich alleine loszuschicken ... Das soll nicht ungesühnt bleiben.‹
Der Wargreiter lockerte das Schwert und trat auf Nosaak zu. Nur mit Mühe konnte Schagrat sich zügeln »Dein Wille sei mir Befehl. Immerhin komme ich dann von diesen Madenpack und dir weg. Ratte!« sagte er und der Wortlaut seiner Worte wäre wesentlich unfreundlicher gewesen, hätte er sich nicht zurückgehalten.
Dann wandte sich Schagrat zum Gehen, doch nur um gemeinsam mit seinem Warg Carcharoth erneut vor dem Uruk aufzutauchen. Der Wolf öffnete sein Maul, in welches der Kopf Nosaaks locker hätte verschwinden können und begann laut und abscheulich aufzuheulen. Die anderen Warge taten es dem Leittier gleich und waren nur schwer zu bändigen.
Dann schlug Schagrat mit seiner Peitsche auf Carcharoth, so sanft das es nicht wehtat und preschte davon. Zurückkehren wollte er nicht mehr.
Er hinterließ einen verdatterten Nosaak und hatte besonders unter den Wargreitern für Verwirung gesorgt. Mehrere waren im Begriff sich auf ihre Reittiere zu setzen und Schagrat zu folgen, doch Nosaak sorgte dafür, dass alle blieben.
Möglichst schnell wollte Schagrat von den anderen weg und deshalb peitschte er erneut auf den Warg, so dass dieser das eingeschlagene Tempo erhöhte. Bald war die Expedition nicht mehr zu sehen und die Kreuzung am Scheideweg kam in Sichtweite. Sowohl auf der Haradstraße, als auch auf der in Richtung Osgiliath war kein Lebewesen zu sehen, als der Wargreiter die Kreuzung passierte. Dann ritt er weiter in die Wälder Ithiliens.
Schagrat, der auf seinem großen Warg saß, führte die Gruppe der Wargreiter an und war bald nicht mehr zu sehen. 'Ich muss mir überlegen, wie ich an so einen Warg kommen kann ... ich habe keine Lust, bis Osgiliath als Letzter hinterher zu humpeln!' überlegte Ubûmak angestrengt. 'Am liebsten würde ich ja das Riesenvieh von diesem Schagrat reiten; aber dieser dreckige , vorlaute Snaga ; der meint er wäre etwas Besseres, weil er die Wargreiter anführt, wird nicht so leicht zu besiegen sein ...'
Das Grübeln lenkte von seinen Schmerzen ab und so war der junge Uruk überrascht, als sie nach einiger Zeit auf die Gruppe der Wargreiter trafen, die abfällig grinsend auf sie warteten. Wütend wollte Ubûmak diesem eingebildeten Pack etwas zurufen, doch da vernahm er auch schon das Gespräch zwischen Schagrat und Nôsaak. Den Mund behielt er staunend offen, denn dieser Fremde nahm sich wirklich allerhand heraus! Aber er kannte seinen Ausbilder besser als dieser Schagrat! Innerlich freute er sich an diesen Streit und war gespannt, ob Schagrat nach seinen Worten den Befehl ausführen würde.
'Was für ein imposanter Warg! Nein, ich will keinen anderen Warg reiten als dieses Tier!' dachte der junge Uruk, als Schagrats Warg das Maul weit öffnete und zu einem schauerlichen Geheul ansetzte. Mit funkelnden Augen blickte Ubûmak dem davonziehenden Snaga auf seinem Tier hinterher.
Aber Nôsaak beendete abrupt seine Träume nach dem großen Warg und setzte sich ächzend neben ihm, nachdem dieser der Truppe Anweisungen zum rasten für Ork und Tier gegeben hatte. Ubûmak, der sich etwas Dörrfleisch in den Mund geschoben hatte, sprach nun etwas unverständlich zu seinem Ausbilder:"Den sind wir erstmal los! Spielt sich ganz schön auf, was?"
Mit einem weiteren Ächzen streckte Nôsaak seine langen Beine aus, um sich eine bessere Sitzposition zu verschaffen. Erst dann griff er zu einem Stück von dem Dörrfleisch, das Ubûmak hervorgeholt hatte.
"Ich hoffe, diese Mission wird ihm eine Lehre sein." antwortete er auf dessen Frage ausweichend. Mit Widerwillen dachte er an den Ork mit dem imponierenden Warg zurück. Warum hatte Grishnak ihn überhaupt mitgeschickt? Er und seine Snaga machten hier nur unnötigen Ärger! Sollte er doch in der Wildnis verrecken!
Aus keinem besonderem Grund ließ er seine Peitsche knallen. Die Gruppe musste sich beeilen, so viel stand fest. Nur würde das sowohl mit seiner, als auch mit Ubûmaks Verletzung alles andere als einfach werden ... Sie waren einfach noch viel zu geschwächt.
Schnell warf er einen kurzen Blick auf den anderen. "Wir werden eilen müssen. Unere Wunden müssen wir da wohl, oder übel wegstecken müssen." Zwar grämte es ihm, sich vor seinem Gefährten Blöße zu zeigen, doch diesem ging es sicherlich auch nicht viel besser.
Ubûmak wollte erst seinem Ausbilder das Dörrfleisch aus der Hand reissen, doch fühlte er sich jetzt abgeschlagen und überlegte , wie sein Plan aussehen könnte, diesen Schagrat auszuschalten.
Die Snagas und Wargreiter lagerten - ebenso wie sie - versteckt im Unterholz; die Warge waren mit Ketten an Bäumen befestigt worden.
Während Nôsaak die Peitsche knallen ließ, streckte sich der junge Uruk auf der Erde aus. Zwar meinte der Ältere, dass sie sich beeilen müssten, doch Ubûmak war dessen Geschwätz ziemlich egal. Eigentlich war der Platz hier genau richtig für ein Schläfchen, fand er. Außerdem würde der Tag ziemlich heiß werden; die Luft war schon jetzt drückend.
Der junge Uruk drehte sich auf die Seite, lagerte sein verletztes Bein bequem und schlief rasch ein.
Genau wie sein Gefährte, spürte auch Nôsaak langsam, wie Müdigkeit in ihm aufstieg. Konnte er es sich erlauben, zu schlafen? Für ein paar Minuten würden diese dreckigen Snaga sicher nichts anstellen ... Sein Blick fiel auf die Warge, die angekettet worden waren und er streckte sich befriedigt aus. Aus den Augenwinkeln sah er noch, dass auch einige weitere Orks bereits vor sich hin dösten und der Anführer schloss gleichgültig die Augen.
Ubûmak schreckte hoch: 'Was ist das? Wer weckt mich? Sind das etwa diese ver ... Snagas?' Müde blinzelnd schaute er sich um; doch seine Kameraden und sein Ausbilder schliefen noch tief und fest in ihrem Versteck. Doch war er gewiss von jemanden geweckt worden! Nun schon aufmerksamer schaute er sich gespannt um, die Hand lag auf dem Griff seiner Waffe. Da entdeckte er eine dunkelgraue Maus an seiner Tasche; offensichtlich war sie vom Geruch des gepökelten Fleisches angelockt worden. Der junge Uruk trat grob nach dem Tier und mit einem jämmerlichen Fiepen verschwand das Tier eilends im Unterholz.
Ubûmak schielte nach der Wache, die die Umgebung beobachtete. ' Na, der Snaga schläft mal nicht, wie sonst üblich ... ein Wunder!' Ein abwägender Blick zum Stand der Sonne sagte ihm, dass der Tag sich nun zum Abend neigte und sie bald wieder auf tarkjagd gehen würden. ' Mh ... dann will ich mich mal noch ausstrecken und die Ruhe genießen; der Brüllaffe wird und noch früh genug piesacken!'
Ubûmak legte sich wieder hin,entspannte sich und schloss die Augen. Aber der Schlaf wollte nicht mehr kommen und allmählich machte er sich Gedanken über die letzte Schlägerei, ihren Auftrag und über Schagrat. ' Wenn Schagrat von seinen Erkundungen zurückkehrt, werde ich mich an seine Fersen heften, damit ich auch auf diesem Carcharoth reiten kann! Das ist wirklich ein wundervolles Tier! Ich muss sehen, wie ich das hinbekommen kann ... ob ich Schagrat aus dem Weg räumen kann? Aber ich muss es geschickt anfangen ... oh ja!'
Doch schließlich schlief er über seine Gedanken und Planungen wieder ein.
Unmittelbar nachdem Ubûmak neben ihm eingeschlafen war, erwachte Nôsaak neben ihm. Nach kurzer Orientierung warf er einen Blick in den Himmel. Es war schon ziemlich dunkel, eigentlich die perfekte Zeit, um weiter zu ziehen. Allerdings schliefen die anderen Snagas noch seelenruhig auf dem Rastplatz.
Mit einem beinahe sadistischem Funkeln in den Augen griff der Anführer nach seiner Peitsche und ließ sie knallen. Dann stieß er ein zusätzliches lautes Brüllen aus. Tatsächlich erzielte das Wirkung, denn in nur ein paar Sekunden war der Großteil der Orks auf den Beinen.
"Auf auf, ihr dreckigen kleinen Maden! Es geht weiter!" Ungestüm trat er dem einzigen noch liegendem Snaga hart mit dem Fuß in die Seite und ließ mit einiger Genugtuung seine Peitsche auf ihn nieder knallen.
"Hoch," schrie er noch einmal, "Holen wir uns endlich diese verdammten Tarks!"
Mit Nôsaak und den Snagas am Ende des Morgultales, einige Meilen vor dem Scheideweg
Der junge Uruk fuhr hoch. 'Was? Wie? Ein Angriff?' Aber es war ihr Anführer, der die Truppe zum Aufbruch rief. Müde rappelte sich Ubûmak hoch. Er fühlte sich völlig zerschlagen.' Ich hätte nicht einschlafen sollen; das war ein Fehler gewesen! Auweh, dieses verd ... Bein!'
Ein Blick auf Nôsaak, der gerade einen Snaga trat, zeigte ihm, dass jedes Zögern fehl am Platze war. Schnell raffte er seine wenigen Sachen zusammen, hängte sich seinen Köcher und den Bogen um und packte seine große Schlagwaffe.
In der Zwischenzeit waren auch die Snagas aufbruchsbereit und nach einem kurzen Befehl setzte sich die Truppe in Gang. Mittlerweile wurde es nun wirklich schummerig und die Augen des jungen Uruks vermochten allmählich besser zu sehen.
Doch konnte er nicht Schritt halten und humpelte als Letzter hinterher. Wütend dachte er:' Warum bin ich nur diesem Nôsaak zugeteilt worden? Der rennt, als gäbe es da vorne Menschenfleisch! Dabei müssen wir die Tarks doch erstmal suchen! Und gegessen haben wir auch noch nicht! Das kann der Brüllaffe vielleicht mit den dreckigen kleinen Maden machen, aber nicht mit mir! ... So ein Mist, mit diesen Schmerzen werde ich nicht mithalten können!'
Tatsächlich konnte Ubûmak seinen Anführer gar nicht mehr sehen, so schnell lief dieser voraus. Doch plötzlich heulte ein Snaga schmerzerfüllt vor ihm auf! Automatisch packten alle ihre Waffen und suchten aufmerksam ihre Umgebung ab, da sie einen Angriff befürchteten. Erst als es sicher war, dass kein Feind in der Nähe war, kümmerte sich jemand um den Snaga, der vor Schmerzen auf dem Boden lag und wimmerte. Ein Gedränge und Geschubse begann, bis Nôsaak endlich für Ruhe und Ordnung sorgte; derweil war Ubûmak auch endlich unter Schmerzen bei der Gruppe angekommen.
Neugierig und zugleich mit Verachtung schaute er zu dem Snaga. ' Was ist denn mit Gork los? Wimmert wie ein Baby und krümmt sich wie wie ein Wurm! Gebt ihm doch das Letzte, dann sind wir ihn los!'
Mit Ubûmak und den Snagas am Ende des Morgultales, einige Meilen vor dem Schneideweg
Nôsaak war genervt. Eigentlich wollte er nur so schnell wie möglich weiter, als plötzlich einer dieser kleinen, mickriegen Versager hinter ihm aufbrüllte. Ungestüm drängte er sich durch seine Leute und sorgte für Ruhe, bevor er Gork anherrschte: "Auf auf du kleine Ratte!"
Doch der Snaga reagierte nicht. Erst als er sich stöhnend auf die andere Seite wandte, erkannte der Anführer die stabile Holzkunstruktion, die da am Boden lag. Sein Gefährte war in eine Falle getreten! "Das ist ja unglaublich!," stöhnte Nôsaak innerlich, "Gerade dann, wenn wir weiter wollen ... Dieser Trottel ..."
Mit schnell ausgerufenen Befehelen rief dem nächststehenden Ork zu: "He! Wir machen noch mal eine Pause!"
Mit Nosaak und den Snagas am Ende des Morgultales, einige Meilen vor dem Schneideweg
Ubûmak schaute noch immer auf den am Boden liegenden, wimmernden Gork, als Nôsaak wütend fauchte, dass sie noch eine Pause machen würden. Das überraschte ihn etwas, doch dann dachte er:' Das ist eigentlich nicht schlecht, wo ich mit meinen Bein soviel Verdruss habe!'
So setze er sich unter Ächzen auf den Waldboden an einem Baumstamm gelehnt und beobachtete, wie sich zwei Snagas mit der Falle abmühten und Gork immer noch vor Schmerzen wimmerte. ' Wie lange Nôsaak sich das wohl noch anhört? Mit dem angeschlagenen Snaga können wir wohl nur im Schneckentempo voran kommen! Und umdrehen können wir auf keinen Fall ...Grishnâk würde uns bei lebendigen Leibe rösten ... ´ Gespannt beobachtete der junge Uruk seinen Anführer.
Mit Ubûmak und den Snagas am Ende des Morgultales, einige Meile vor dem Schneideweg
Nach 2 Stunden Pause befand der Anführer, dass es an der Zeit sei, wieder aufzubrechen. Hektisch schreckte er die Snagas auf. "Weiter!" rief er aus. Sofort gehorchten die Meisten, nur Gork, diese unglückliche kleine Made, jammerte im kläglichen Tonfall. "Den hatte ich ja ganz vergessen!" grummelte Nôsaak ... Wütend herrschte er den Ork: "Das gilt auch für dich!" Doch der Angesprochene stieß nur ein Ächzen aus. Der Uruk-Hai wurde ungeduldig. Ihm war klar, dass Gork den ganzen Trupp bloß aufhalten würde. Zudem hatten sie jedoch keine Zeit, sich weiter um ihn zu kümmern, geschweige denn, ihn zu verarzten. Nôsaak zögerte nur eine Sekunde. Dann griff er kurzerhand zu seinem Schwert.
Ein unangenehmes Knirschen ertönte, als er dem Snaga dem Kopf abhieb.
Doch die Erschöpfung war größer und Ubûmak fiel in einen leichten Schlummer, als ihr Anführer nicht sogleich wegen dem verletzten Gork handelte.
Bei seinem Aufruf schreckte er hoch und rappelte sich auf. Zwar schmerzte das Bein , doch hatte die erneute Ruhepause gut getan. Der junge Uruk blickte sich um und bemerkte die Wachen, die nun zu Nôsaak gingen, um ihm Meldung zu geben. Da fiel sein Blick auf den älteren Uruk, der gerade zu dem verletzten Snaga hinüber ging. ' Ach, lebt der noch? ' Der Anführer blickte gnadenlos auf den erschrockenen Snaga hinunter, zog sein Schwert und köpfte diesen.
Zynisch verfolgte Ubûmak diese Aktion und grinste schadenfroh. Als einige Snagas erschocken quikten, pöbelte er sie an:"So werdet ihr alle enden!"
Ein giftiger Blick Nôsaaks ließ ihn sogleich verstummen. Mit einer herrischen Geste forderte er die Truppe zum Abmarsch auf. So reihte sich Ubûmak mit den Snagas hinter dem Anführer ein. Strassen und Wege in Ithilien
Bis spät in die Nacht hatte Schagrat mit seinen Gefährten das Würfelspiel fortgesetzt. Sie spielten um das beste Stück Fleisch oder andere Wetteinsätze. Einer der Beteiligten verlor dadurch einen seiner Finger, welcher zwar nicht sehr schmackhaft aber durchaus genießbar war. Schagrat kam mit einer kaum nennenswerten Schnittwunde davon, denn dank seiner gezinkten Würfel war er immer davon gekommen und konnte kräftig austeilen. Alles in allem also ein amüsanter Abend.
Irgendwann waren die Orks dann eingeschlafen, hier in Minas Morgul spielte Zeit eh keine Rolle. Es war immer dunkel, durch die dunklen Wolken welche über Mordors Himmel standen. Nur hier und da verirrte sich ein Sonnenstrahl in diese triste Gegend.
Schagrat war am Morgen aufgewacht, zumindest vermutete er das und er erfuhr sogleich, dass er zu seinem Vorgesetzten sollte.
Bis Schagrat sich auf dem Weg zu seinen Fortgesetzten machte, verging noch einige Zeit, um genau zu sein der gesamte Morgen sowie der frühe Vormittag. Der Wargreiter hatte keine Lust zu Grishnak, seinen Vorgesetzten zu gehen, da er schon ahnte, dass dieses Treffen sicherlich nicht von Sympathie geprägt wäre.
Daher stattete der Ork erst einmal seinen Warg Carcharoth einen Besuch ab, dabei fütterte er das Tier auch. Eine ganze Weile schaute er den Wölfen beim Fressen, Streiten und Dösen zu, ein guter Zeitvertreib wenn man nichts zu zun hatte. Dabei hatte Schagrat ja etwas zu tun ... Er musste zu seinen Vorgesetzten oder wenigstens auf den Übungsplatz den Umgang mit Waffen verfeinern. Doch hatte er keine Lust dazu.
Plötzlich aber wurde er fast panisch. Er hatte den Hauptmann schon ziemlich lange warten lassen und dies duldete Grishnak in der Regel nicht. ›Oha, na da wirde dieser fette Sack ja ordentlich meckern! Ich muss mich sputen ...‹
Schnell sprintete Schagrat los, doch desto näher er dem Empfangssaal kam, desto langsamer wurde er. Etwas in ihm sagte , dass es unklug sei dorthin zu gehen ... Der Ork versuchte sich nicht verrückt zu machen und schließlich stand er tatsächlich vor dem großen Saal, in den Grishnak, welcher die Befehlsgewalt über Minas Morgul hatte residierte.
Die Wache, welche Schagrat in letzter Zeit schon oft genug gesehen hatte grinste hämisch und öffnete den Wargreiter die Tür, bevor sie Schagrat hineinschubste. Dieser strauchelte und fiel schließlich zu Boden. Mühsam und fluchend rappelte er sich wieder hoch.
Als er wieder gerade stand kam auch schon Grishnak auf ihn zu gestapft. Der Hauptmann sah nicht so aus, als hätte er lobende Worte für den Wargreiter über und schon begann er zu fluchen:
»Soso ... Nun hälst du nicht einmal mehr Termine, nein Befehle ein! Aber du handelst ja anscheinend des öfteren so unbedarft ... Nosaaks (diese verdammte Made) Befehle hast du auch nicht befolgt, wie mir dein Kamerad der mit dir flüchtete berichtete. Du dreckige Kreatur bist nichts als eine feige, kleine Ratte! Du hast deine Kameraden im Stich gelassen und bist in Richtung der Tarkstadt geritten! Damit hast du diese wiederlichen Würmer auf den Trupp aufmerksam gemacht! Nur wegen dir mussten Nosaaks Leute sterben! Und dann stirbst du noch nicht mal im Kampf, nein, du hast nichts besseres zu tun als mit deinem Warg zu fliehen! Du Verräter hast einen ganzen Trupp, etwa dreißig Mann sowie einige Warge in den Tod geführt! Du stinkst mehr als alle Aborte dieser Stadt zusammen! Doch nicht mehr lange, du hast mich enttäuscht, mehr noch als es Nosaak tat! Und dafür wirst du Made die Konsequenzen tragen müssen ...«
Schagrat hatte die Standpauke ohne Wiederrede über sich eergehen lassen, er wusste dass er die Sache nur noch schlimmer machen würde. Doch konnte er es überhaupt noch schlimmer machen? Als Grishnak aufgehört hatte zu reden und in seiner Pranke eine Klinge aufblitzte wusste Schagrat, dass es nich noch schlimmer ging. Der Wargreiter wollte sich aus dieser misslichen Lage befreien, doch kamen einige Wachen auf ihn zu und hielten ihn fest. Derweil kam Grishnak mit der Klinge immer näher an Schagrats Gesicht. Nun hatte der Ork todesangst, doch er wurde an allen Gliedmassen festgehalten. Er begann jämmerlich zu quicken, welches sich, nachdem das Messer seine Halsschlagader durchtrennte in ein Röcheln wandelte. Einen Augenblick kam unerträglicher Schmerz in den Ork auf, dann spürte e nichts mehr. Einige Bilder tauchten noch vor seinem Auge auf, dann brach er zusammen. Er sollte sich nie wieder regen. Aber zumindest die Warge konnten sich über das frische Fleisch freuen.