Thalath Taur war ein schmuckes, kleines Dorf mit etwa zehn Bauernhäusern und Scheunen, bevor Minalcar und seine Band es heimgesucht hatten. Es lag am Ufer des Anduin und die Einwohner ernährten sich von Ackerbau, aber auch vom Fischfang. Das Dorf war von einigen Äckern und einem Wäldchen umgeben und etwa zehn Meilen vom Nachbardorf Elosian entfernt. In Thalath Taur lebten ungefähr 52 Menschen, bevor Minalcar kam. Am 17. Juni 3016 DZ wurde das Dorf von den Schurken heimgesucht. Die Verbrecher hatten kein Mitleid mit den Bewohnern und töteten alle, die ihnen in die Hände fielen. Glücklicherweise konnten einige jüngere Menschen fliehen.
Minalcar erwachte mit einem bösen Lächeln auf den Lippen an diesem Morgen. Er befand sich in den Ruinen des kleinen Dorfes Thalath Taur, welches er mit seiner Bande vor einigen Tagen überfallen und gebrandschatzt hatte. Minalcar wusste, dass er Zeit hatte. Bis diese Nachricht nach Minas Tirith drang und man darauf reagierte, würden vielleicht noch Tage vergehen. Er erhob sich von dem weichen Bett und verließ das halbzerstörte Haus. Draußen saßen einige seiner Männer an einem Lagerfeuer und bereiteten sich ein Frühstück aus den erbeuteten Vorräten. Minalcar ging zu dem kleinen Bach in der Nähe und wusch sich das Gesicht. Anschließend setzte er sich zu seinen Männern und nahm einen leichten Imbiß zu sich.
Während Minalcar aß, blickte er schweigend über den Anduin Richtung Ithilien. Dort gab es schon lange keine bewohnten Dörfer mehr. Alle Bewohner hatten das kleine Land östlich des Stromes vor vielen Jahren verlassen. "Was machen wir als nächstes?", fragte einer von Minalcars Männern unternehmungslustig. Minalcar sah den Mann mit einem leichten Kopfschütteln an. Anscheinend machte es diesen dummen Kerlen auch noch Spaß, Dörfer und ihre Bewohner zu vernichten. Er selbst hatte nur seine Rache im Sinn: er wollte Denethor und seine Familie bloß stellen. Denethor sollte merken, dass man einen Minalcar nicht ungestraft für vogelfrei erklärte. Der Truchseß sollte sich die Zähne an ihm ausbeißen, und seine beiden arroganten Söhne dazu. Ja, Minalcar mochte Faramir und Boromir nicht. Besonders Boromir, der strahlende Held Gondors, war ihm ein Dorn im Auge. "Wie wäre es, wenn wir Elosian überfallen?" drängte ein anderer Gefährte von Minalcar. "Das wird kein Kinderspiel werden", erwiderte Minalcar streng und biß in ein Stück Dörrfleisch. "In Elosian leben viele Nachkommen der einstigen Dunedain aus Ithilien. Außerdem bin ich der Meinung, dass wir in der letzten Zeit genug Unruhe gestiftet haben. Habt ihr die anderen Dörfer schon vergessen, die wir überfallen haben?"
Einige Stunden waren vergangen und Minalcars Truppe lungerte faul in dem zerstörten Dorf herum und betrank sich mit Wein, den man in einem der Häuser gefunden hatte. Minalcar selbst beobachtete dies mit wachsenden Unmut. Die Leute brauchten unbedingt wieder eine neue Aufgabe.
Plötzlich nahte sich eine Gestalt aus dem nicht weit entfernten Wald. Es war ein Kundschafter, den Minalcar vor acht Tagen ausgesandt hatte. Marach meldete sich bei dem Anführer der Schurken zurück.
"Was gibt es Neues in der Gegend, Marach?", fragte Minalcar neugierig. "Hast du irgendwelche Menschen gesehen? Ist man auf uns schon aufmerksam geworden?"
"Ich bin ziemlich weit gelaufen",erzählte Marach, noch ganz außer Atem. "Ich war sehr weit südlich, sogar an der Mündung des Erui. Dort liegen zwei Dörfer: Elosian und Anthara. Elosian ist sehr klein. Anthara dagegen scheint ein etwas reicheres Dorf zu sein. Es wird aber dauern, bis wir dorthin kommen. Der Erui ist nicht leicht zu überqueren."
Minalcar kratzte sich nachdenklich am Bart.
"Das mit Anthara hört sich gut an", murmelte er vor sich hin. "Dort unten in der Gegend war ich schon mal vor längerer Zeit mit einigen Gefährten. Wir hatten seinerzeit Boote im nahen Wald versteckt. Mit denen könnten wir den Erui überqueren. Elosian lassen wir links liegen. Das lohnt sich nicht."
Er fing an, seine Männer zusammenzurufen. Müde kamen sie auf den Dorfplatz geschlendert, wo Minalcar gerade stand.
"Wir brechen sofort nach Anthara auf", verkündete er. "Dieses Dorf ist unser nächstes Angriffsziel. Dort gibt es einiges zu holen. Und soviel ich weiß, gibt es dort auch hübsche Mädchen."
Die Männer jubelten erfreut auf und beeilten sich, ihre Sachen zu packen. Kurz darauf verließen die Schurken die Ruinen von Thalath Taur.
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