Zu dritt spazierten sie in Richtung der Musik. Berên lächelte, weil Hador sich hatte überzeugen lassen, die Häuser der Heilung für kurze Zeit zu verlassen. ›Immer nur der krank zu sein ist eben auch nicht das Wahre...‹, dachte er.
Als sie die Straße hinunter einen kleinen Platz erreichten, sahen sie bereits eine größere Menschenmenge, die sich versammelt hatte. Die Trommeln wurden viel lauter und auch ein seltsamer Singsang kam hinzu. Beren schob Gondwen durch die dichte Menge und blieb dicht hinter ihr, so dass sie bald sehen konnten, was den Trubel verursachte.
»Fahrendes Volk!«, rief Berên über den Lärm hinweg zu Hador. Sechs bunt bespannte Wagen wurden von kleinen Ponys langsam vorangezogen, in Schritttempo bewegte sich die Kolonne im Kreis wie eine Wagenburg. Die Kutscher schlugen einen munteren Takt auf den Trommeln, lumpige Kinder sprangen durch die Menge und trugeln Zimplen, die ständig klingelten. Eine alte Frau sang ein klangvolles, schnelles Lied, von dem Berên jedoch kein Wort verstand. Trotzdem fuhr ihm der Rhythmus in die Beine und er genoss die Szenerie. Erst recht, als er die zwei Frauen sah, die hinter einem der Wägelchen hervortanzten.
»Sieh mal, die Tänzerinnen!«, rief er Hador zu, der schräg hinter ihm stand. Er zeigte auf zwei Frauen, die die Blicke aller Männer auf sich zogen. Eine war braunhaarig und recht üppig gebaut, die zweite war schwarzhaarig und gelockt und mehr der geschmeidige Typ. Sie war es, die Berên faszinierte, und er konnte kaum den Blick von ihr wenden.
Die Braunhaarige war barfuß und trug mehrere Ketten mit Glöckchen an den Knöcheln, die unter dem wadenlangen Rock bloßlagen. Sie stampfte rhythmisch mit den Füßen auf und schwang ein Tamburin über dem Kopf. Um ihre Hüften trug sie ein rotes Tuch und am Körper ein buntes Kleid, und obwohl sie nicht so üppig gebaut war wie die andere Frau, war etwas in ihren Bewegungen, das Berên mitriss. Sie hatte eine wilde Anziehungskraft, attraktiv und irgendwie trotzig.
Berên schob Gondwen beiseite und trat in die erste Reihe der Zuschauer.
Nachdem Gondwen ihn überzeugt hatte, dass er die Häuser der Heilung ohne vorherige Abmeldung verlassen konnte, besserte sich Hadors Stimmung mit jedem Schritt, den er von dem Kranksein entfernte. Daran, dass er noch immer recht seltsam aussah, dachte er gar nicht. Er hatte nur Hose und Stiefel an und sein Oberkörper war mit Stoffbandagen umwickelt, damit er sich nicht die juckende Haut auf kratzte. Immerhin war sein Kopf nicht mehr bandagiert, aber seine Haare waren ungewaschen. Für jeden, der Hador etwas kannte, war er ein ungewohnter Anblick.
Wenn er keine zu hastigen Bewegungen machte, tat seine gebrochene Rippe auch nicht weh. Die Musik verbesserte seine Laune, auch wenn Hador nicht sonderlich musikalisch war. Er lächelte Gondwen an. Der Streit war so unsinnig gewesen, wie so oft. »Tut mir leid, Gondwen«, sagte Hador und meinte es ernst.
Er reihte sich schließlich mit den anderen Menschen auf dem kleinen Platz ein, zu dem immer mehr Leute strömten. Es war sehr ungewöhnlich, dass hier in Minas Tirith so bunte Wagen waren, vor denen Ponys gespannt waren. Noch dazu im sechsten Stadtring, wo nur die gut situierten Menschen lebten. Die Menschen, die auf den Wagen saßen, sahen eher ärmlich gekleidet aus. Es waren keine Lumpen. Vielmehr waren sie sehr bunt und exotisch. So etwas sah man in Minas Tirith selten.
»Woher die wohl kommen«, fragte sich Hador. »Aus Harondor?«
Der südliche Teil Gondors, der an der Grenze zu Harad lag, hatte einen etwas anderen Schlag von Menschen. Minas Tirith und dessen Kultur und Bildung war weit entfernt. Dort lebte man nach anderen Regeln. Zumindest hatte Hador das einmal gehört. Eigentlich wusste er gar nichts über diesen Teil des Landes.
Fasziniert drängte sich Hador mit Gondwen weiter nach vorn. Die Musik war ganz anders als die gondorianischen Volkslieder oder die elbischen Weisen, die man hier und dort noch sang, auch wenn man keinen Bezug mehr zu den Elben hatte. Unwillkürlich wippte Hador leicht mit und sah sich versucht sich zu der Musik zu bewegen.
Verblüfft schaute er auf die beiden Frauen, auf die Berên ihn aufmerksam machte. Ihre Becken kreisten sehr anregend zum Takt der Musik und brachten das Blut jedes Mannes in Wallung. Hador riss die Augen auf und sein Mund blieb offen stehen. Diese beiden Frauen waren ganz anders, als die Frauen, die man überlicherweise in Gondor traf. In ihren Augen konnte man eine Leidenschaft erahnen, die sich eine Frau aus Gondor nicht wagte auszuleben. Wild und leidenschaftlich war der Tanz und die beiden Frauen gingen ganz darin auf, ohne sich weiter um die Menschen um sie herum zu kümmern. Was sie jedoch noch viel anziehender machte, als hätten sie den Männern noch zugezwinkert.
Hador ging es nicht anders als den anderen Männern und auch er drängte sich an Gondwen vorbei und stellte sich neben Berên, ohne Gondwen noch weiter zu beachten. Ohne den Blick von den beiden Frauen zu lassen, klopfte Hador Berên leicht auf die Brust. »Glaub ja nicht, dass ich dir die beiden einfach so überlasse … Hier wird dein Charme nichts nützen …«
Da traf der Blick der schlankeren Frau seine Augen und ließ Hadors Herz rasen. Er spürte ihre Leidenschaft und wollte sie plötzlich in seinen Armen halten und diese Leidenschaft spüren und ausleben. Auf seinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit, das eindeutig signalierte: ›Ich erobere dich, Süße!‹
»Was für eine gute Idee, dass wir hier hergekommen sind«, meinte Hador grinsend, als die schöne Frau weitertanzte und ihre Blicke sich trennten.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Es tat Hador sicher gut, einmal die Nase nach draußen zu stecken. Allerdings sah er mit Verbände umhüllt, sicherlich nicht unbedingt vertrauen erweckend aus. Zumindest ein paar Frauen tuschelten, als sie seiner ansichtig wurden. Sie waren weit über 40 und trugen die Nase recht hoch. Alte Gewitterziegen, dachte Gondwen. Zerreißen sich das Maul und halten sich für etwas besseres… Die Musik drang lauter und lauter an ihr Ohr.
Die Quelle war ein Trupp fahrendes Volk. Nicht immer sehr beliebt bei Bürgern, sagte man ihnen doch nach das danach das eine oder andere Huhn aus dem Stall, oder ein Leintuch von der Wäscheleine fehlte. Aber zumindest boten sie Abwechslung aus dem tristen Alltag. Auch Gondwen blieb neugierig stehen und sah ihnen zu, genau so wie die anderen Passanten.
Wobei ihre beiden Freunde mit glänzenden Augen auf die Frauen der Truppe sahen. Oder besser glotzten. Fehlte nur noch das ihnen der Unterkiefer auf das Straßenpflaster sackte. Wunderbar, sie bemerkte man kaum als weibliches Wesen. Aber den exotisch aussehenden Frauen gönnten sie mehr als einen Blick. „Wenn weiter so intensiv zuseht, fallen euch noch die Augen aus dem Kopf. Himmel, steigt denen doch gleich in den Ausschnitt, so wie ihr staunt, könnte man denken ihr hättet noch nie eine Frau gesehen!“ Gondwen war nie wirklich zickig, aber war man nicht zusammen hier her? Sie fühlte sich als nicht mehr vorhanden. Da hätte sie auch gleich alleine nach Hause gehen können. Ja, aber Apfelkuchen backen- dafür war sie wohl gut genug. Für die beiden war es wunderbar, das sie hier her gekommen waren. Aber für sie?
»Klar sind die aus Harondor, sieht man doch!«, behauptete er und ließ die schlanke Tänzerin nicht einen Moment aus den Augen. Sieh mal, sie kommt näher! Unbewusst richtete er sich zu seiner vollen Größe auf, dann hörte er Gondwen hinter sich etwas giftiges über Männer und Ausschnitte sagen.
Er drehte sich zu ihr um, obwohl er dabei die Tänzerin aus den Augen verlor. »Jetzt steiger dich nicht so rein, Gondwen!«, meinte er. »Schau doch nur mal, die bunten Wagen und die vielen Leute, da ist doch auch für euch Frauen was dabei!«
Dass seine Aussage dümmlich klang, wusste er, doch er wurde wieder abgelenkt, denn die Tänzerin, die er im Auge hatte, war nun in seiner Nähe angekommen und verteilte, während sie tanzte, mit anmutigen Bewegungen Handzettel an die umstehenden Männer, Frauen und Kinder.
Schnell streckte er die Hand aus, um ihr einen abzunehmen, während sie vorbeischwebte.
Ethiel tanzte sich die Wut aus dem Bauch. Die Schellen an ihren Beinen klirrten, als sie wütend aufstampfte und mit den Hüften kreiste.
Vor ihrem inneren Auge sah sie die Menge, die sie und die bunten Wagen umgab, kaum, sie dachte über den Streit am heutigen Morgen nach, den sie mit ihrem älteren Bruder gehabt hatte. Ihre Familie war mit einem Trupp von zehn Wagen angekommen, die Reise aus Harondor, wo sie gestartet waren, war lang gewesen. Immer wieder hatten sie in kleinen Dörfern haltgemacht, wo sie sangen, tanzten und wahrsagten und dabei kaum Geld verdienten. Außerdem hatte es kaum Abwechslung gegeben, Bauerntrampel, die sie angestiert hatten und alte Männer, die vor sich hin brabbelten. Ethiel hatte es gründlich satt gehabt und konnte es kaum erwarten, in die brodelnde Hauptstadt einzutauchen. Als sie angekommen waren und sich vor den Stadttoren auf dem Pelennor-Feld niedergelassen hatten, bestand ihre Mutter darauf, dass erst gegessen wurde. Die Stunden waren vergangen, während ein Eintopf im Kessel überm Feuer brodelte und die Familie, stolze 30 Mann hoch, drumherum saß, wartete und sich unterhielt.
Ethiel hatte kaum stillsitzen können, ihre Füße zuckten und sie beobachtete die Menschen, die aus dem Tor kamen und hineingingen. So kam es, dass sie immer gereizter wurde, wie üblich, wenn sie sich eingesperrt fühlte. Merkte denn keiner, dass sie ein wenig mehr Leben brauchte!?
Als ihr älterer Bruder ihr dann in die Quere kam und sie ihn mit einer Gabel bewarf, brach ein lauter Streit im Lager aus und Ethiel machte sich zwischen den Wagen davon. Sollten doch die anderen am Feuer warten! Sie würde sich ihr Essen schon woanders besorgen.
So verbrachte sie den Nachmittag in der Stadt, ließ sich mit großen Augen durch die Straßen treiben, immer wieder bestaunt von den Bürgern, die selten bunte Kleider und nackte Füße zu sehen schienen. Ihr Mittagessen stahl sie auf einem Markt, die Mittagszeit verbrachte sie mit einem Stallburschen, der allerdings küsste wie ein kleiner Junge und erkaufte sich so einen Becher Wein und ein paar Informationen über die Stadt. Von ihrem Platz vor dem Stall aus, hinten im Hof des Gestüts, konnte sie vom 6. Ring aus über die Stadt hinabsehen. Als ihr langweilig wurde, verließ sie den Stallburschen wieder, ohne einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden.
Im Lager unten war Ruhe eingekehrt, und dass sie wieder eintrudelte, nahm man allgemein zum Anlass, um mit drei Wagen durch die Stadt zu fahren, zu singen und zu tanzen und natürlich zum Fest einzuladen, das es heute Abend unten auf dem Feld geben würde. Sie wollten wahrsagen, spielen, verkaufen, tanzen und Spaß haben. Zumindest Ethiel. Deshalb war sie auch bei den drei Wagen dabei.
Als sich der Trupp bis in den 6. Ring vorgearbeitet hatte, hatte sich eine muntere Menschenmenge angesammelt. Ehtiel trug nun ein glitzerndes Tuch auf den schwarzen Locken und eine passende Schärpe um die Hüfte. Während sie tanzte, verteilte sie Handzettel, die ihr gierig aus der Hand gerissen wurden. Mit den Augen überflog sie die Menge nach interessanten Gesichtern, dann blieb sie an zwei jungen Männern hängen, die in ihrer Nähe standen.
Der eine hatte halblange, blonde Haare, die sich längst aus dem Pferdeschwanz gelößt hatten und starrte sie unumwunden an. Sie lächelte zurück und zwinkerte. Dann trat hinter ihm ein anderer Mann in die erste Reihe, der einen ungewöhnlichen Anblick bot: Er war verbunden und sein Haar stand stachelig in alle Richtungen ab. Auch er sah sie an, und als Ethiel näher trat und dem ersten Mann einen Zettel in die Hand drückte, begegnete sie seinem Blick direkt. Schlagartig vergaß sie den ersten Mann und nutzte eine kurze Tanzsequenz, um sich vor dem zweiten gekonnt in Szene zu setzen.
Seine Augen waren es, die sie fasziniert hatten. Irgenwas hatte er an sich, das sie anlockte, er versprach ihr ein Abenteuer. Als sie ihm einen Zettel in die Hand drückte, strich sie ihm über die Handinnenfläche, lächelte und verschwand hinter einem der Wagen, die im Kreis fuhren. Sie hatte ihm neben dem Zettel auch eine Münze von ihrer Kette in die Hand gelegt. Die würde sie sich nachher zurückholen.
Hador hatte noch nie eine so aufregende Frau gesehen. Nun, das war nicht ganz wahr, aber noch nie hatte ihn eine in ihren Bann ziehen können. Ähnlich dem Heermeister Boromir, der sein Vorbild war, interessierte sich Hador mehr für Waffen, als für Frauen. Dass Adriana sein Herz gefangen hatte, war schon ein Wunder für sich. Aber sie war auch sittsam, wie es sich für ein anständiges Mädchen der Gondorrim gehörte. Diese Tänzerin schien alles andere als anständig zu sein. Oder wirkte es nur so? Hador konnte es nicht sagen, aber sie brachte sein Blut in Wallung. Und so kam es, dass er sie mit einem sehr einnehmenden Blick ansah, der eindeutig die Antwort auf ihre Blicke war.
Ihre Finger streiften seine Hand, als sie ihm den Zettel in die Hand drückte, aber Hador blickte nur auf die dunklen Augen, in denen trotzdem Hitze zu sehen war, die einem loderndem Feuer gleichkam.
»Wo immer du mich haben willst, ich werde da sein«, sagte Hador in einer kehligen Stimme, die man sonst nicht von ihm kannte. Doch da war das Mädchen schon wieder verschwunden. Hador blickte ihr kurz hinterher, doch sie tanzte nun den großen Kreis und es würde etwas dauern, bis sie wieder da war.
Der junge Mann wandte seinen Blick ab und grinste Berên siegessicher an. »Na was hab ich dir gesagt! Dein Charme hat hier nichts zu gewinnen. Sie will nur mich, die Kleine!« Hadors Grinsen wurde breiter und er spürte in sich plötzlich eine Kraft, die er vorher nie bemerkt hatte.
Da glitt sein Blick zu Gondwen, die alles andere als fröhlich aussah. Hador ging die zwei Schritte zurück und legte seinen Arm um sie.
»Schau doch nicht so Gondwen«, grinste er. »Sie hat vielleicht einen Bruder, der ebenso aufreizend ist, wie sie.«
Da bemerkte Hador die kleine Münze, die auf seinem Zettel lag und hielt sie seinem Freund triumphierend hin: »Na, wenn die nichts zu bedeuten hat …«
Aus einer Laune heraus küsste er Gondwen auf die Wange und blickte sich dann wieder nach seiner rassigen Schönheit um.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
»Warte es ab, so einfach gebe ich noch nicht auf!«, antwortete er und drehte sich dann wieder zu den Wagen um. Doch diese hatten den kleinen Kreis geschlossen und zuckelten nun meterweise in die unteren Ebenen der Stadt zurück. Die Menge zerstreute sich bereits und die junge Tänzerin war nirgendwo zu sehen.
Berên zuckte die Schulter, wandte sich wieder zu Hador und Gondwen um und schlug dann seinem Freund leicht auf die Schulter. »Tja, alter Junge - da wirst du ihr wohl erst später zeigen können, dass du auf sie stehst...Und bis dahin solltest du vielleicht mal Haare waschen, was meinst du?«
Er wich grinsend aus, als Hador ihm mit der Faust drohte.
»Nein, im Ernst«, ergänzte er dann. »Was hälst du von einem kleinen Bad, mein Freund? In einer Stunde, sagen wir, am Bad "Zum dampfenden Drachen"? Dann kann ich gerade noch den Abend im Stall planen und hier und da für Ordnung sagen. Und danach gehen wir unten auf der Ebene feiern!« Hador und er waren über die Jahre immer wieder ins Bad gegangen, und neben der Gemütlichkeit und der Entspannung in den Bädern der heißen Quellen hatte es sich auch durchaus eingebürgert, tiefsinnige Gespräche dort zu führen. Immer, wenn er das Bad verließ, fühlte er sich um Jahre jünger und innerlich aufgeräumt.
Als Gondwen hartnäckig schwieg, drückte er sie kurz und stupste sie sanft mit dem Finger ans Kinn: »Nun mach mal nicht so ein Gesicht, Gondwen! Heute Abend gehen wir zusammen aus, aber bis dahin musst du uns kurz alleine lassen, denn so ganz unter Herren wirst du dich wohl nicht allzu wohlfühlen, nicht wahr?«
Bedrückt bemerkte Hador, dass die fremde Schönheit mit ihren Freunden oder Verwandten wieder die Stadt nach unten ging. Da hatte er gerade eine so aufregende Frau getroffen, da ging sie schon wieder. Dabei wusste sie nicht einmal seinen Namen. Oder er den ihren. Ob er sie wieder sehen würde? Schließlich war er derzeit gar nicht Herr seiner selbst, sondern war auf das Wohlwollen der Heiler angewiesen.
»Haare waschen?«, rief Hador wütend und drohte seinem Freund mit der Faust, was aber keine gute Idee war, denn seine Rippe schmerzte bei dieser ruckartigen Bewegung. Leise stöhnte Hador auf und ließ seine Atemluft langsam entweichen.
Aber die Aussicht auf ein Bad im schönen Badehaus ließ seine Stimmung wieder besser werden. Das waren wirklich immer schöne und entspannende Stunden.
»Oh ja«, rief Hador erfreut. »Da werde ich auch sauberer als, wenn mich ein Heiler in den Häusern der Heilung wäscht. Und wenn Adriana nicht mag …« Hador grinste mit einer Art von Galgenhumor. Er dachte noch an die rhythmischen Bewegungen der fremden Frau beim Tanzen. Adriana hatte bei ihrem gemeinsamen Abend eher bieder getanzt. Es schien, als wäre der junge Soldat ganz berauscht von der Fremden.
»Von mir aus kann Gondwen auch mitommen«, meinte Hador grinsend. »So viele nackte Männer sind für sie bestimmt auch ein sehenswerter Anblick. Obwohl die es alle nicht mit der Schönheit von mir aufnehmen können!«
Selbstsicher grinste Hador, war er sich in seiner Eitelkeit doch seiner Attraktivität sehr bewusst. Berên schien damit nicht ganz einverstanden zu sein und so stritten sie sich freundschaftlich noch eine Weile, bis sie alle ihrer Wege gingen.
Pfeifend ging Hador zurück zu den Häusern der Heilung und wunderte sich nicht über die erstaunten Blicke, die die anderen Leute ihm zuwarfen.
------------------------------------------------ Hier gelobe ich Lehnstreue und Dienst für Gondor und für den Herrn und Truchsess des Reiches, zu sprechen und zu schweigen, zu tun und geschehen zu lassen, zu kommen und zu gehen, in der Not und in guten Zeiten, im Frieden oder Krieg, im Leben oder Sterben, von dieser Stunde an, bis mein Herr mich freigibt oder der Tod mich nimmt oder die Welt endet. So sage ich, Hador, Húrins Sohn, aus Gondor.
Sie will nur mich… Oh ja und dein Geld natürlich auch noch. Gondwen war nicht gerade begeistert, warum hatte sie sich nur überreden lassen mit zu kommen? Sie wollte sicherlich kein Spielverderber sein. Aber mit zwei Gockelhähnen, die sich aufplusterten, machte die Musik nur halb so viel Spaß. „Hmpf, als ob ich scharf darauf wäre deren Bruder kennen zu lernen!“ Natürlich konnte sie keiner verstehen…
Den flüchtigen Kuss nahm sie mit Seufzen zur Kenntnis. Die kleine Münzen schien für Hador wie ein Versprechen zu sein. Jedenfalls hielt er sie fest, als wäre sie ein Schatz. Berén grinste und hielt Hador vor das er sich besser die Haare waschen sollten. Ja ein Bad würde ihm sicher gut tun. Wie schnell die Zeit doch verging, vorhin in den Häusern der Heilung, wäre Hador nur zu überglücklich zu sein, wenn die junge Heilerin ihm beim waschen zur Hand gegangen wäre. Und nun schielte er schon nach einer Anderen.
„Berén, wenn du damit meinst das ich nicht zusehen möchte, wie zwei Liebeskranke den Mond anheulen. DANN stimme ich dir vollkommen zu.“ Sie wusste sehr wohl was er damit gemeint hatte, aber die letzte Spitze, hatte sie sich nicht verkneifen können. Ausgehen… wie lange war sie schon eigentlich nicht mehr zu speisen in einem Gasthaus gewesen? Viel zu lange eigentlich. „Ich werde heute Abend mit den Kuchen bei dir eintrudeln. Ihr könnt euch ja sauber schrubben mittlerweile. Nötig habt ihr es sicher beide ! Auch du Béren!“ Sie grinste verschmitzt und machte sich auf den Heimweg.