An diesem Morgen war Nirion, nachdem er am späten Abend Wache gehalten hatte, schon früh auf den Beinen. Er konnte einfach aus Sorge um seine Familie nicht schlafen. Dieses Abwarten auf das was kommen mag, machte ihn fast krank. Er wollte jetzt Gewissheit! Kamen diese Männer noch nach Anthara? Würden sie alles und jeden hier vernichten? Ging es den Frauen und Kindern in Fandasaf gut?
Da half eben nur Ablenkung. Die Ställe waren alle ausgemistet, die Kühe gemolken. Und Nirion begann mit einer Arbeit, welche er gestern Abend begonnen hatte und welche ihm ablenkte. Der junge Mann saß in der Scheune und schnitze an einer Wiege, welche langsam Form annahm. Natürlich war er noch lange nicht so gut wie Lugerod, was das Schnitzen betraf, doch hatte er doch Talent.
Diese Wiege sollte ein Geschenk für Elran werden. Vielleicht konnte er so den jungen Mann, welcher die letzten zwei Tagen nur Schmerzen gehabt und ansonsten ausschließlich geschlafen hatte, ein wenig aufmuntern. Sie hatten zwar genügend Wiegen hier, doch auch würden bald wieder eine für Andiranas Baby Verwendung finden. Und dann war da noch die Sache mit Lind ... Nirion hatte ihre Worte nicht vergessen. War sie wirklich schwanger? Er musste mit Arendor darüber sprechen. Denn was sollte aus ihr und dem Kind werden? Wie dem auch sei, bei dieser hohen Geburtenrate reichten die vorhandenen Wiegen einfach nicht aus.
Und so saß Nirion schon früh am Morgen in der Scheune und schnitzte, während er mit seinen Gedanken bei seiner Frau und seinen Kindern war.
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In der Scheune hoffte Arendor etwas Ruhe zu finden, doch schon vor der Tür hörte er, dass jemand darin war. Als er eintrat sah er Nirion an einer Wiege arbeiten.
»Guten Morgen Nirion«, sagte Arendor und setzte sich auf den Holzklotz, auf dem Holz für den Winter gespalten wurde. »Was machst du so früh am Morgen hier?«
Seine Armschienen und Schulterplatten hatte er noch immer in der Hand. Auch sein Brustpanzer musste auf der einen Seite noch geschlossen werden.
Während Nirion gerade ein Seitenteil der Wiege mit einem Schleifstein schliff, hörte er wie sich Schritte der Scheune näherten. Der junge Mann hielt nicht inne, als Arendor eintrat, sondern erwiderte nur dessen guten Morgen Gruß. Auf Arendors Frage hin seufzte Nirion. „Mich ablenken ... ich konnte keinen Schlaf finden. Ich kann nicht untätig hier rumsitzen und abwarten. Das macht einen verrückt!“ Gab der Bauer ehrlich zu.
Dann hielt er doch kurz mit seiner Arbeit inne und musterte den älteren Mann, welcher sich auf einen Holzklotz niedergelassen hatte. Er war fast vollständig in seine Soldatenrüstung gekleidet. Er würde augenscheinlich wohl mit diesem Schutz am längsten durchhalten, sollte es zu einem Kampf kommen. So sah das Nirion zumindest. Sonst hatte doch keiner der Männer hier eine solche Rüstung. Sie würden beim ersten Schwerthieb schon nieder gestreckt werden. Deshalb machte ihn der Anblick Arendors etwas missmutig. „Soll ich dir dabei helfen?“ fragte Nirion seinen Schwiegervater und nickte zu den Armschienen und Schulterplatten, welche Arendor noch in der Hand hielt. Er würde die Arbeit an der Wiege ja kurzzeitig ruhen lassen können.
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Arendor verstand seinen Schwiegersohn. Ihm ging es ja auch nicht anders. Dabei hatte er ja noch die Ablenkung, dass er von einem Hof zum nächsten ging, um nach dem rechten zu sehen.
Der ehemalige Soldat schaute auf seine Rüstung, als er Nirions Frage hörte. »Ich weiß nicht …«, antwortete er unentschlossen. »Ich mag sie gar nicht tragen. Ich will nicht mehr kämpfen …«
Weiter führte Arendor seiner Bedenken aber nicht aus. Stattdessen sagte er: »Ich würde die Rüstung so gern Lendil geben … Damit er geschützter ist. Aber er würde damit nicht kämpfen können. Er ist sie nicht gewohnt. Selbst ich bin sie kaum noch gewohnt. Warum trifft uns das Schicksal nur so?«, fragte Arendor schließlich seinen Schwiegersohn. »Ist dies eine Strafe für irgendetwas? Die Strafe für meine Taten?«
Arendor blickte Andiranas Mann mit seinen strahlenden blauen Augen an, die fast zu leuchten schienen.
Plötzlich strich etwas um seine Beine und ein kläglich heulender Laut war zu vernehmen. Als Arendor hinabblickte, schmiegte sich Varda an sein Bein. Sie sah sehr verwahrlost aus und hatte auch weniger auf den Rippen als sonst.
»Varda«, rief Arendor aus. »Na wie siehst du denn aus, Mädchen?« Er strich ihr über den Kopf, während eine seiner Armschienen von seinem Schoß herunterrutschte.
Nirion betrachtete nachdenklich seinen Schwiegervater. Er hatte ja so recht. Wer von ihnen wollte schon kämpfen? Wer von ihnen wollte dem Tod ins Augen blicken? Sie waren doch nur Bauern und wollten doch nur ein ruhiges Leben führen. Warum ließ man dies nicht zu?
„Gib dir nicht die Schuld, Arendor! Es ist Schicksal, nichts weiter. Du wirst für keine Taten bestraft. Also mach dir darüber keinen Kopf.“ Nirion hatte die Arbeiten an der Wiege zur Seite gelegt, um sich besser mit Arendor unterhalten zu können.
„Und du musst diese Rüstung tragen! Damit wenigstens einer von uns länger standhalten kann. Du musst das für unsere Frauen und Kinder tun!“ Nirion meinte dies sehr ernst. Es würde doch keinem etwas bringen, wenn diese kostbare Ausrüstung unbenutzt im Haus herum lag.
Die beiden Männer wurden abgelenkt, als plötzlich Varda durch die offene Stalltür herein kam. Sie sah nicht gut aus, so als hätte sie einen langen Weg hinter sich. Sie galt nun schon seit Tagen als entlaufen. Auch Arendor bemerkte die Hündin. Nirion war aufgestanden, trat an die beiden heran und kniete sich neben Varda nieder. Dann begann er die Hündin vorsichtig abzutasten um eventuelle Verletzungen auszuschließen. Doch sie schien unverletzt. Der Hund war nur durstig und hungrig und konnte wohl auch ein wenig Fellpflege vertragen.
„Arendor ... die Frauen meinten Varda sei weg, seitdem Lundor weggelaufen ist. Sie muss ihm hinterher sein. Jetzt, wo sie wieder da ist, was ist wenn ...“ Nein, Nirion sprach es nicht aus. Er reimte sich diesen Satz nur in Gedanken weiter. Was ist, wenn Lundor etwas zugestoßen ist und Varda deshalb nun nach Hause zurückgekehrt ist, weil Lundor nicht mehr ist ...
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Arendor starrte Nirion an und sank dann auf die Knie. Er nahm Vardas Kopf in die Hand und sagte zu ihr: »Hast du Lundor gesehen? Varda, Mädchen. Weißt du, wo Lundor ist. Kannst du mich hinführen?«
Varda jaulte nur. Sie hatte wohl ziemlichen Hunger.
Arendor wandte sich an Nirion und sagte: »Hol doch bitte etwas zu fressen für Varda. Sie ist ja halb verhungert.«
Während beide auf Nirion wartete, redete Arendor weiter auf das Tier ein und wünschte sich sehnlichst, dass er sprechen konnte.
»Nirion«, rief er ihm zu, als er wieder eintrat. »Was, wenn Lundor ganz in der Nähe ist. Was, wenn mein kleiner Junge endlich wieder zurückkommt?«
Daran, dass sein Sohn vielleicht tot sein könnte, dachte er gar nicht.
Nirion sah mit mitleidigem Blick, wie Arendor vor dem Hund auf die Knie sank und das Tier nach Lundor fragte. Natürlich kannte sie den Namen des Jungen. Aber würde sie verstehen, was der ältere Mann von ihr wollte? Und überhaupt wäre sie dazu in der Lage? Varda war noch sehr jung und sie schien in den letzten Tagen einiges mitgemacht zu haben.
„Natürlich“, meinte Nirion nur, als Arendor ihn bat etwas zu Essen für Varda zu holen. Dann verließ der Bauer die Scheune und ließ Arendor und den Hund dort zurück. Im Haus wurde er auch schnell fündig und kehrte daraufhin sofort wieder zurück zum Stall.
Als er eintrat hörte er Arendors Worte. Doch Nirion antwortete nicht sofort darauf, sondern stellte Varda einen Napf mit frischem Fleisch und eine Schüssel Wasser vor die Nase. Der Hund stürzte sich sofort auf die Mahlzeit. „Tu langsam“, meinte Nirion noch, während er ihr sanft über den Rücken strich.
Dann stand er auf, kam zu Arendor und legte seinem Schwiegervater eine Hand auf die Schulter. „Beruhige dich, Arendor. Ich weiß es nicht. Wir können es nicht wissen. Natürlich ist es möglich. Aber es ist genauso gut möglich, dass er schon weit weg ist. Dass Varda wieder hier ist, kann so einiges bedeuten. Du ... musst dich auch ... auf das schlimmste gefasst machen.“ Nirion wollte es gar nicht aussprechen, doch Arendor glaubte so fest daran, dass Lundor nun zurück kehrte. Und er wollte nicht, dass der Ältere enttäuscht wurde.
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Arendor sah zu, wie der Hund gierig das Fressen verschlang. Er streichelte den Hund und hoffte so inständig, dass Varda ihm später den Weg zu Lundor zeigen konnte.
Als er Nirions Worte hörte, war es, als würde er zu Boden geschlagen. Lundor konnte, sollte tot sein?
Arendor sprang auf und packte seinen Schwiegersohn, den er ebenso mochte, wie seine eigenen Söhne, am Kragen. »Sag das nie wieder, Nirion«, sagte er in drohendem Tonfall. »Lundor ist ganz gewiss nicht tot! Nicht mein Sohn. Nicht mein Lundor.«
Dann ließ er von seinem Schwiegersohn ab und ging hinaus auf den Hof.
Nirion hatte das Ganze wirklich nicht böse gemeint und eigentlich hatte er sich ja denken können, das Arendor missmutig auf dieses Thema reagierte. Und wer konnte es dem älteren Mann schon verübeln? Er hatte eben große Angst um seinen Sohn und so etwas konnte einen verrückt machen.
Nirion hielt Arendors Blick stand, als dieser ihn am Kragen packte und seine Stimme sehr viel lauter wurde. Anschließend, als Arendor bereits den Stall verlassen hatte, richtete Nirion sein Hemd wieder, so dass er ordentlich gekleidet war.
Dann warf der Mann noch einen Blick auf Varda, welche noch immer die Fleischstücke in sich hinein schlang, bevor auch er die Scheune verließ.
tbc: Platz vor Arendors Haus
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