Elreth bückte sich und schürte das Feuer im Kamin der geräumigen Wohnstube etwas. Anschließend setzte sie sich zu ihrer Mutter an den schweren Tisch aus Eichenholz, andem diese schon das Essen aufgetragen hatte.
"Und wie war dein Tag? Hast du noch mit Orophos trainieren können?" wollte Madluin interessiert wissen. Ihre Tochter stach mit ihrer Gabel in eine Kartoffel. "Ja. Heute war nicht so viel los, deshalb hatte wir fast den ganzen Vormittag für uns. Insgesamt ein langweiliger Tag, zumindest bis ich nachmittags einkaufen gehen wollte."
Die Falknerin erzählte ausführlich von den seltsamen, schwerbewaffneten Kriegern und wie sie in den Häusern der Heilung auf ihre Cousine getroffen war. Noch immer konnte sie nicht verstehen, welhalb Adriana so einen Aufstand wegen dieser Mauer gemacht hatte. Von wegen "Verantwortungslos"!
Elreth fuhr mit ihrer Berichterstattung fort. "Stell` dir vor, der alte Kaufmann im 5. Ring hat schon wieder den Preis für das Fleisch erhöt!" erboste sie sich. Ihre Mutter ging sofort darauf ein und so entbrannte eine heftige Diskussion über den Preisanstieg in der letzten Zeit.
Gutgelaunt erwachte Elreth am nächsten Morgen, nachdem sie sich spätabends schlafen gelegt hatte. Neugierig warf sie einen Blick aus dem Küchenfenster, wo sie sich jetzt gerade ein Brot schmierte und bemerkte erfreut, dass die Sonne schien.
Wenig später lief sie mit schnellen Schritten den Weg zu der Falknerei hinauf, die auf einer Anhöhe über den Feldern gebaut war. Sie schwitze. Es würde gewiss ein heißer Tag werde, wenn es schon um diese Uhrzeit so schwül war! Warum hatte sie nicht ein dünneres Kleid angezogen? Unterwegs traf die Frau auf eine Kollegin und so unterhielten sie sich, bis Elreth das Tor zum Gebäude öffnete. Es war schon entriegelt wurden, was bedeutete, dass der vorsitzende Falkner bereits anwesend war.
Elreth freute sich jeden Tag aus Neue auf Orophos und als sie nun den Handschuh überstreifte, begrüßte sie ihn fröhlich mit einem Pfeifen. Der Falke antworte mit seinem üblichen Krächzen, während sie die übliche Ausrüstung von ihrem Haken und aus dem dazugehörendem Fach nahm. Jeder Falkner, der hier arbeitete bekam so etwas zugeteilt, damit man besser Ordnung halten konnte. Als sie endlich alles in einer Umhängetasche verstaut hatte, ließ sie ihr Tier auf den Arm sitzen und begann mit der eigentlichen Arbeit.
Draußen, auf dem eingezäunten Platz begann Elreth wie jeden Morgen mit einigen Übungen. Dabei schlang sie sich eine lange Schnur um die Hand, an dessen Ende sie ein Fleischstück befestigte. Dann wirbelte sie das Ganze wie ein Lasso durch die Luft. Das Ziel des Ganzen war denkbar einfach: Der Falke sollte sich das Fleischstück schnappen.
Tatsächlich beherrschte Orophos dieses Spiel schon in- und auswendig und Elreth schloss aus seiner heutigen Leistung, dass es ein ganz erfolgreicher Tag werden könnte. Manchmal war jedoch auch das Gegenteil der Fall, was hieß, dass der Vogel bockte.
Ein paar Runden später war Elreth bereits völlig durchgeschwitzt, obwohl sie sich noch nicht einmal viel bewegt hatte. Stöhnend ließ sie sich auf einem Baumstumpf nieder. Dabei warteten im Laufe des Vor- und Nachmittags noch eine Menge Arbeit auf sie.
Nach kurzer Pause in der Orophos rastlos umherflog, machte sich Elreth auf den Weg. ´Nach Anweisungen ihres Vorgesetzten hatte ein Müller in seiner Scheune ein großes Rudel Ratten entdeckt, die an seinen Vorräten nagten und diese so rasch schwinden ließen. Zum angegebenen Ort war es nicht weit, worüber sich die Frau ungemein freute. Bei dieser Hitze noch einen größeren Marsch zu bewältigen, darauf hatte sie nun wirklich keine Lust!
Schon bald hatte sie die Mühle erreicht, wo sie sich sofort auf die Suche nach deren Eigentümer machte. Der Hof war größer als sie gedacht hatte, es gab mehrer Gebäude neben der riesiegen Mühle. Immerhin traf sie nach wenigen Schritten einen kleinen Jungen, der sie zu seinem Vater, den Müller führte. Dieser kniete vor einer ganzen Reihe von Säcken, von denen viele durchlöchert schienen. Das Korn darin hatte er provisorisch in einen Eimer geschüttet.
Schnell erkannte Elreth, dass der Mann wirklich wütend war, er bekam einen hochroten Kopf und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum, als das Gespräch auf die Rattenplage zu sprechen kam. Sie ließ sich vom Zorn des Gegenübers nicht beeinducken und erkundete sich stattdessen, nach dem Platz, an dem die unliebsamen Tiere das Erste Mal aufgetauch waren. Es handelte sich dabei um ein Loch in der Wand der benachbarten Scheune. Fachkundig besah sich die Falknerin die Stelle genauer.
Das Loch durch das nun tatsächlich lautes Fiepen tönte, war nicht sehr groß, es besaß gerade einmal den Umfamg ihrer Faust. Sie entschied sofort, was zu tun sei. "Ich kann nicht genau beurteilen, wie viele Ratten sich tatsächlich dort drin aufhalten, aber meiner Einschätzung nach, müssen es mindestens fünfzehn Stück sein. Das erstaunt mich, denn Ratten sind im Normalfall Einzelgänger."
Elreth beendete ihre kurze Erläuterung mit einer Pause. Der Müller riss ungläubig die Augen auf. "Donnerwetter! Trotzdem, ich habe noch weiter Stellen entdeckt, an dem sich die Biester herumtreiben. Bitte folgt mir." antwortete er, wobei er sich zum Gehen wandte. Die Falknerin schüttelte jedoch den Kopf, bevor sie in ihre Umhängetasche griff und einige kleine Gegenstände hervorzog, die sie dem Mann in die Hand drückte.
"Mausefallen. Habt ihr es schon einmal damit versucht?" wollte sie wissen. Ihr Gegenüber nickte. "Ja ... Mein Vater hat ein paar zusammengebaut, bisher allerdings ohne Erfolg ..." Sie nickte. Das war ein häufiges Problem. "Diese hier funktionieren. Ich lasse Euch so viele hier, wie Ihr benötigt."
Routiniert stellte die Falknerin ein paar der Fallen vor das Loch, ehe sie dem Bauern folgte, der sie nun direkt in die Mühle führte. Hier fiel ihr sofort der dicke Mehlstaub auf, der alles benetzte. In einer Ecke standen unmengen Säcke mit Getreide. Der Müller zeigte auf ein weiteres Loch in einer Wand. Innerhalb kurzer Zeit hatte Elreth auch hier Mausefallen aufgestellt
"Und was soll ich mit den ganzen Viechern machen, die hier überall ungehindert über den Hof wandern?," fragte der Mann skeptisch. Sie lächelte ihm aufmunternd in sein rotes, müdes Gesicht zu. "Dazu habe ich Orophos mitgebracht." Nicht ohne stolz strich sie ihrem Vogel durch das Gefieder. Sie trat auf den offenen Hof, wo sie das erforderliche Geschirr anlegte, wozu die Falknerin jediglich den ledernen Handschuh überstreifte.
Mit Hilfe einer toten Ratte schaffte die Falknerin es, Orophos auf dessen Opfer anzusetzen. Zufrieden beobachtete sie, wie sich der Vogel in die Luft hob. Sie erkannte mittlerweile ganz genau, wenn er seine Beute gewittert hatte. "Ihr solltet vielleicht einen zusätzlichen Kammerjäger hinzuziehen," riet sie dem Müller, der neben ihr stand, "Hier sind schon mal die Mausefallen ..." Mit einem Griff hatte sie mehrere der kleinen Geräte herausgeholt und sie dem Mann ohne Wiederrede in die Hände gedrückt. Dann beobachtete sie Orophos, der mit konzentrierter Miene, hinter einer Ecke verschwand.
Wenig später kam der Falke mit einer großen Ratte im Schnabel zurück. "Sagt," fragte Elreth den Müller, "Habt Ihr eine Katze?" Er schüttelte ein wenig überrascht den Kopf. Die junge Frau schüttelte innerlich den Kopf. Eigentlich war es für sie völlig selbstverständlich, dass wenn man auf einem Bauernhof lebte, auch ein entsprechendes Tier hielt, das ungebetene Gäste, wie Mäuse, oder eben Ratten fern hielt.
Sie ließ Orophos wieder auf ihre Schulter fliegen, bevor sie sich mit einem Lächeln erneut dem Mann zuwandte: "Dann rate ich Euch, eine zu besorgen. Sie wird Euch gute Dienste leisten. Gewiss wird sie Euren Hof schnell von der Plage befreien." So erklärte die Falknerin dem Mann noch ein paar andere Dinge und schrieb ihm auf einen Zettel die Adresse eines bekannten Kammerjägers in Minas Tirith auf. Anschließend richtete sie die Mausefallen richtig aus, wobei ihr der kleine Junge Gesellschaft leistete.
Dann verabschiedete sie sich. Das Ganze hatte ziemlich lange gedauert, sodass die Sonne mittlerweile den Zenit erreicht hatte, als sie zurück über die Felder schritt. Hier, zwischen den verschiedensten Anbaugebieten, gab es nur wenig Schatten. Wenigstens gedieh das Getreide bei diesem Wetter prächtig ... Keuchend und völlig durchgeschwitzt erreichte sie endlich eine Apfelbaumplantage, wo es merklich kühler war. Warum hatte sie bloß kein anderes Kleid angezogen? Stöhnend krempelte sie ihre Ärmel ein Stück höher. Erschöpft ließ sich die Falknerin unter einem besonders großem Baum nieder, nachdem sie eine Wasserflasche aus ihrer Tasche gezogen hatte.
Hier befand sie sich an einer Weggablung, die holperige Straße geradeaus führte direkt zur Stadt, der andere zu weiteren Höfen. Die weißen Türme Minas Tiriths leuchteten in der Sonne. Elreth liebte diesen Anblick. Die weithin sichtbaren, strahlenden Mauern sahen wunderschön aus. Fasziniert starrte sie eine Weile in die Richtung der Straße, als auf einmal eine Stimme hinter ihr ertönte. Erschrocken fuhr die Falknerin hoch und erblickte den abgehetzt wirkenden Sohn einer Kollegin auf sie zu rennen.
Nach Luft japsend kam er vor ihr zum Stehen. "Ich hab` dich gesucht! Sollte dir vom Chef entgegenlaufen ... Er sagt, du musst dringend in die Stadt, was für ihn besorgen!" Er reichte ihr einen zerknitterten Fetzen Papier. Elreth sah gar nicht erst drauf. Sie sollte nach Minas Tirith - Bei diesem Wetter! Entsetzt starrte sie ihn an.
Mit etwa 40 Soldaten auf dem Weg von Osgiliath zum Pelennor beziehungsweise der Südstraße
Im schnellen Ritt hatten die Soldaten unter Boromirs Führung Osgiliath hinter sich gelassen und den direkten Weg zu dem am nächst gelegenen Tor des Pelennor eingeschlagen. Kaum hatten sie die Stadt verlassen, zügelten die Männer das Tempo und ließen die Pferde in einen gleichmäßigen Trab fallen. Denn im davor angeschlagenen Tempo, hätten die Tiere nicht lange durchgehalten.
Boromirs Blick war nach vorn gerichtete, er drehte sich nicht noch einmal nach Osgiliath um. Sondern schaut in die Zukunft. Vor ihnen lag eine möglicherweise nicht ganz einfache Mission. Doch Boromir wäre nicht der Hauptmann des weißen Turms, wenn er nicht immer einen Sieg im Auge hätte und auch fest daran glaubte. So auch bei dieser, ihnen nun bevorstehenden Aufgabe.
Der Weg war bereits gewählt. Sie würden, sobald sie den Pellenor erreicht hatten, über die gut ausgebaute Südstraße nach Süden reiten, bis sie nach Harlond kamen. Boromir hoffte die Hafenstadt in zwei bis drei Stunden erreicht zu haben. Dort hatte er vor kurz zu Rasten, um sich auch über die momentanen Situationen in diesem Gebiet des Flusses zu erkunden. Immerhin war Harlond die zentrale Handelspunkt in diesem Bereich des Landes. Und egal was den Anduin hinauf oder hinunter fuhr, es musste früher oder später Harlond passieren.
Die Waldläufer, welche eine geringere Anzahl an Personen als die Soldaten Boromirs darstellten, hatten sich unter die anderen Männer gemischt. Manch einer kannte sich von Früher oder eben von verschiedenen Missionen. Boromir drehte sich nun nach seinem Bruder um, welcher dicht aufgeschlossen hatte. Kurz zügelte er sein Pferd, damit er neben ihn kam. „Dass Vater in der Stadt auftauchen würde, wusste ich nicht. Sonst hätte ich vielleicht anders geplant. Ich hoffe es hat keine Unstimmigkeiten gegeben.“
Nachdem sie Osgiliath verlassen hatten, wechselten die Reiter in den Trab. Faramir schloss zu seinem Bruder auf und setzte sich an dessen Seite an die Spitze der 40 Krieger. Als Boromir ihn auf "Unstimmigkeiten" mit Denethor ansprach, sagte Faramir:
"Unstimmigkeiten? Nein, es gab heute keine Unstimmigkeiten zwischen Vater und mir. Er hat sich im Lazarett zu Recht über diese freche Larena geärgert, die sich zweifellos nicht mehr länger um verwundete Krieger kümmern wird. Unstimmigkeiten hatte ich mit Erchirion, der seine Fehler immer noch nicht eingesehen hat. Immerhin geht es ihm heute schon besser.
Ich hoffe er wird noch heute in die Häuser der Heilung verlegt. Und Vater wird ihn dabei hoffentlich begleiten. Der Truchsess muss in die Weiße Stadt zurückkehren."
Er blickte nochmal zurück nach Osgiliath. Doch dann wandte er wieder seinen Blick nach vorne, wo das bewachte Nordosttor des Rammas Echor näher rückte.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Thenar ritt in der Mitte der Männer und konzentrierte sich auf den vor ihm liegenden Auftrag. 'Wieviel Schaden haben diese Bastarde wohl schon angerichtet? Der Überfall auf dieses Dorf soll nun schon neun Tage her sein! Da ist schon viel Zeit vergangen ... was werden die Schurken in dieser Zeit alles angestellt haben ... Hoffentlich kommen wir rechtzeitig, um noch weitere Untaten zu verhindern!'
Trotz der Anspannung, was in den nächsten Tagen auf sie zukommt, war der Waldläufer auch neugierig, denn er würde in Gegenden kommen, die ihm weniger bekannt waren. In sich spürte er eine Unruhe, die durch das leise Kribbeln in seinen Nacken noch verstärkt wurde. ' Was wird mich dort erwarten? '
Obwohl Thenar in seinen Grübeleien versunken war, war er wachsam und liess sich seine Unruhe nicht anmerken. Die Gruppe ritt nun auf das Tor des Rammas Echor zu , wo die Wachen schon auf sie warteten.
Während er neben seinem Bruder dahin ritt, beobachtete Boromir leicht dessen Gesichtszüge, während dieser sprach. Er kannte Faramir gut genug um zu wissen, wann ihm etwas wirklich nahe ging und wann er einfach darüber hinwegsehen konnte.
„Das mit Erchirion scheint dich ja ganz schön zu wurmen, wenn du immer wieder darauf zu sprechen kommst.“ Normalerweise hatte Faramir doch immer ein ganz gutes Verhältnis mit ihrem Vetter gehabt. „Lass dem Jungen Zeit. Er ist verletzt und dadurch auch in seinem Stolz gekränkt. Ich bin mir sicher, sobald er wieder genesen ist, wird sich alles zum besseren wenden und er wieder pflichtbewusst seine Aufgaben übernehmen. Ich denke er hätte uns gerne begleitet ...“ Jeder zurückgebliebene Soldat hätte dies wohl gerne getan. Was gab es besseres als einen solchen Auftrag um seinen Mut und sein Können unter Beweis zu stellen?
Sie hatten das Nordosttor des Rammas Echor erreicht, welches ihnen ohne Verzögerung geöffnet wurde. Die hier stationierten Soldaten brachten den Söhnen des Truchsess den angemessenen Respekt entgegen, während sie vorbei ritten und der berittene Trupp grüßte zurück. Teilweise hörte Boromir ein 'Mögen die Valar euch beschützen' oder 'Erfolg auf eurem Weg'. Worin genau ihre Aufgabe bestand war den Männern hier aber wohl unbekannt.
Nachdem sie das Tor basiert hatten, schloss sich dieses auch bereits wieder hinter ihnen. Die nächste Person, welche durch dieses Tor reiten würde, war sicherlich der Truchsess persönlich. Denn er würde sich, so hoffte Boromir, auch bald zurück auf den Weg nach Minas Tirith machen. Gerne hätte er es gesehen, wenn Denethor vor ihnen abgereist wäre. Aber daran wollte er nun keinen Gedanken verschwenden. Sie wollten so schnell wie möglich die Gut befestigte Südstraße erreichen.
"Sicher hätte Erchirion uns gerne begleitet", entgegnete Faramir seinem Bruder, "und an Pflichtbewusstsein mangelt es ihm nicht, allerdings an Reife. Er verhält sich allzu oft noch wie ein 'Junge', obgleich er schon 26 ist. Vielleicht wirst du das auch noch merken, wenn du die Waldläufer anführst und er wieder dabei ist. Vielleicht ist er bis dahin aber auch reifer."
Sie erreichten das Nordosttor der Außenmauer, das von den Wachen geöffnet wurde. Die Reiterschar gelangte durch das Tor auf die Pelennor-Felder. Vor ihnen führte die Straße nach Südwesten zum 12 Meilen entfernten Minas Tirith. Ein leiser Anflug von Heimweh schlich sich in Faramirs Herz, als er nach mehrwöchigem Dienst in Ithilien wieder die ferne, geliebte Weiße Stadt erblickte. Sie war sein Zuhause, auch wenn er sich manchmal vorstellte, wie es wäre, im schönen Ithilien zu leben, wenn es dort keine Feinde und keinen Kampf gäbe. Doch solche Wünsche verbannte er schnell aus seinem Kopf, da er wusste, wie aussichtslos sie waren.
-------------------------------------------- "Ich bin Faramir, Heermeister von Gondor."
Ardamir, hatte Adelor gut im Griff und hielt sich mit ein paar anderen Waldläufern hinter der Spitze auf. Er redete bisher noch mit keinen seiner Kameraden, doch er hielt immer Blickontakt zu ihnen und nickte dessweiteren immer einmal.
Bald darauffolgend hat er auch das Nordosttor von Rammas Echor passiert und wirkte den dort stationierten Soldaten kurz zu. Dannach konzentrierte er sich wieder auf die Aufgabe und das was ihm der Truchsess persönlich von der Aufgabe erzählt hatte. Er dachte:›Bald müssen wir doch die Südstraße erreichen....‹
Er schaute sich nun genauer in der Pferdeschar um und sah auch etwas weiter entfernt Thenar. Ardamir versuchte in die Nähe von Thenar zu reiten um vielleicht ein paar Worte während des reitens mit ihm zu wechseln, da das Reittempo gesunken ist.
------ Wer Frieden will, muss dafür kämpfen. ------
Nachdem sie das Nordtor hinter sich gelassen hatten bemerkte Thenar, wie sich ihm ein junger Waldläufer zu Pferde näherte. ' Ah, das ist ja der Mann, der vorhin auf dem Hauptplatz war.' Thenar musterte den hochgewachsenen Waldläufer mit den braunen, schulterlangen Haaren. ' Ardamir heißt der Bursche ... ja ... wir kennen uns nur flüchtig. Er hat viel Ähnlichkeit mit seinem Vater, Axantur. Ich würde ja mal wissen, was aus Axantur geworden ist. Ich habe habe lange nichts mehr von ihm gehört.'
Doch es war nicht Thenars Art jemanden auszufragen, den er kaum kannte. Deshalb nickte er Ardamir nur zu und schaute wieder nach vorn.
Als Ardamir in seine Nähe ritt, bemerkte er das Nicken des älteren Waldläufers, Namens Thenar. Er wusste sofort, dass er ihn auf diese Geste hin ansprechen durfte und somit holte er kurz tief Luft und sprach ihn hörbar freundlich an:
»Die Valar zum Gruße Thenar, Ihr kennt mich sicher noch in bin Ardamir, Axanturs Sohn. Ich wollte schon länger mit Euch ein paar Worte wechseln, doch die Gelegenheit hatte ich nicht recht gefunden. Ich weiß von Eurer Tat, dass Ihr dem Prinzen von Dol Amroth das Leben gerettet habt, solche Kunde spricht sich leise aber schnell herum.«
Ardamir versuchte Adelor sein Ross ruhig zu halten und währenddessen mit Thenar sein Gespräch fortzuführen. Ein Lächeln war ihm anzumerken, denn er war froh, endlich mit jemanden sprechen zu können.
Ardamir dachte sich: ›Thenar scheint sehr nett zu sein. Die meisten behaupten, er wäre etwas seltsam. Aber das stimmt nicht … diese Vorurteile.‹
»Ihr gehört doch zu den erfahrenen Männern, die unter unseren Heermeister dienen. Sagt Thenar, kennt Ihr vielleicht meinen Vater Axantur?«
------ Wer Frieden will, muss dafür kämpfen. ------
Überrascht blickte Thenar auf, als er so höflich angesprochen wurde. 'Nanu? Dieser Bursche ist aber höflich! Natürlich kann er kaum wissen, dass ich nicht einer der redseeligen Männer bin ... ' " Seid gegrüßt, Ardamir." Aufmerksam blickte er in das bartlose Gesicht Ardamirs. Als dieser meinte, er hätte Erchrion das Leben gerettet, entgegnete er: " Das Gerede der Anderen interessiert mich wenig. Heute ist man ein Held, morgen der Narr. " Thenar verzog sarkastisch einen Mundwinkel. ' Junge, wenn du wüsstest, was man schon alles über mich geredet hat nur weil ich anders aussehe!'
Da sein Gesprächspartner lächelte, bemühte er sich nun auch, freundlichere Worte zu finden. " Der Prinz und ich haben gemeinsam mit den Meldereitern gegen die Orks gekämpft. Da hilft man sich im Kampf natürlich auch gegenseitig. Hätte Erchirion mich nicht mit seinem Leben geschützt, obwohl er schon verletzt war, wäre ich wohl jetzt in Mandos Hallen. Erzählt man des Prinzen Tat denn genauso? " Thenar dachte an Erchirion, der bestimmt liebend gerne mit ihnen gezogen wäre. ' Wahrscheinlich wird nur über seine Arroganz gegenüber Gwaenas und Meowés geredet ... Dabei habe ich Erchirion auch ganz anders erlebt ... ' Thenars Gedanken weilte einen Augenblick bei dem Gespräch mit dem Prinzen am Feuer.
Nach einer kleinen Pause stellte Ardamir ihm eine Frage. Thenar lächelte kurz." Eure Ähnlichkeit ist nicht zu übersehen. Ich habe meine Kindheit in Minas Trirth verbracht. Während meiner Ausbildung zum Soldaten habe ich auch Euren Vater kennen gelernt. Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört. Ist er noch im Dienst?"
Ardamirs Pferd war nicht so ruhig wie Centur, der brav neben dem anderen Pferd hertrabte. Dankbar dachte er an Aldor, der ihm Centur empfohlen hatte.
Ardamir nickte freundlich auf die Grußformel von Thenar und versuchte Adelor etwas wieder zu beruhigen. Als Thenar ihm sagte: ›Das Gerede der Anderen interessiert mich wenig. Heute ist man ein Held, morgen der Narr‹, antwortete er ruhig: »Ich habe bisher nur gute Taten von Euch vernommen, ich möchte ja nicht aus den Vorurteilen anderer meine Meinung bilden. Das könnt Ihr mir glauben.« Ardamir versuchte diese mit einen Nicken zu bekräftigen.
Dann sprach Thenar das Thema mit den Prinzen von Dol Amroth an, Ardamir wusste nicht viel vom Prinzen, da er ihn nur flüchtig kannte. Ardamir sprach deutlich: »Es wird nicht viel über die Taten vom Prinz Erchirion geredet. Ich bedauere auch das. Ich habe mit ihm noch nie ein richtiges Gespräch geführt. Ich habe ihn nur von weitem gesehen. Aber nach Eurem Bericht, scheint er ein starker und mutiger Soldat zu sein.«
Dabei dachte nun Ardamir auch:›Ich muss auch mal mit dem Prinzen reden, da ich mir gern selbst ein Urteil bilde.‹
Nach einer kurzen Atempause fuhr Ardamir fort, als ihm Thenar ihn bezüglich seines Vaters fragte: »Es freut mich sehr Thenar, das Ihr ihn noch kanntet. Er hat sein Dienst verlängert - auf ewig in Mandos Hallen ...«
Er schaute kurz nach unten, um einen klaren Gedanken zu fassen.
»Er wurde vor 4 Jahren ermordet.«
------ Wer Frieden will, muss dafür kämpfen. ------
Die Weite des Pelennor erstreckte sich vor den Soldaten, welche das Nordost-Tor des Rammas Echor gerade hinter sich gelassen hatten. In weiter Ferne konnten sie nun die Umrisse von Minas Tirith, der weißen Stadt, erkennen. Aber ihr Ziel war nicht die Hauptstadt Gondors. Mit Glück konnten sie diese in wenigen Wochen wieder betreten. Doch nun strebten sie den Süden ihres Landes an.
Noch immer machte sich Boromir über die Worte seines Bruders Gedanken. „Warum vergisst du den Burschen nicht für die Dauer unseres Auftrags? Erchirion wird schon noch erwachsen werden und er wird nun wohl auch mehr Zeit mit unserem Vater verbringen müssen, als ihm lieb ist. Aber Denethor hat noch einen jeden zu einem Mann gemacht.“ Boromir zwinkerte seinem Bruder kurz zu, bevor er sich im Sattel umwandte um zu kontrollieren, dass auch niemand zurückblieb. Doch es verhielt sich alles in geordneten Bahnen. Pferde und Reiter wirkten frisch und voller Tatendrang.
„Ich glaube ich bin gerade von meinem Plan, zuerst nach Harlond zu reiten, abgekommen. Der Hafen liegt so nah an Minas Tirith, dass man dort sofort unterrichtet werden würde, falls sich irgendetwas ereignen sollte. Eigentlich wollte ich Harlond als unseren ersten kurzen Rastplatz wählen, aber die Männer und Pferde erscheinen mir gut ausgeruht. Was denkst du?“ Natürlich lag die letzte Entscheidung bei Boromir, aber er hatte sich entschlossen wirklich in alle Entscheidungen, welche auf ihrer Reise zu treffen waren, seinen Bruder mit einzubeziehen. Schließlich hatte ihr Vater ihnen beiden den Auftrag erteilt.
Nicht mehr lange und sie hatten die gut gebaute Südstraße erreicht, welche durch den Pelennor führte und vor allem für Händler angenehm zu befahren war. Sie wurde ständig in gutem Zustand gehalten, damit die Verbindungen zwischen den wichtigsten Orten in Gondor nicht behindert wurde.
" Es ist immer gut, sich selber ein Urteil zu bilden, bevor man dem Gerede Anderer glaubt. " antwortete Thenar Ardamir. ' Obwohl er schon einige Zeit bei unserer Truppe ist, hat er mit dem Prinzen noch nicht gesprochen. Vielleicht hat er sich nicht getraut, ihn anzusprechen.'
Der Waldläufer nickte zu den Vermutungen über Erchirion, die Ardamir äußerte. " Ja. Der Prinz ist ein mutiger, starker und furchtloser Krieger. Ich habe es selber erlebt. Gewiss grämt er sich, dass er aufgrund seiner Verletzung nicht mitreiten durfte. Und ich kann wirklich von Glück reden, dass ich hier mitziehen darf."
Thenar dachte dankbar an Larena , der er seine rasche Heilung verdankte und fragte sich, ob sie froh sein würde Osgiliath zu verlassen, wo es vorhin doch so einen Streit gegeben hatte. Sie wird den Prinzen begleiten ... das wird ihn bestimmt aufmuntern ... Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht.
Die Heermeister bogen nun auf die Südstraße ab und Thenar blickte noch einmal kurz auf die weiße Stadt. 'Zum Glück waren wir nicht lange in Osgiliath! Die Natur ist mir lieber als die Stadt. Zwar habe ich hier meine Kindheit verbracht, doch nenne ich die Wälder meine Heimat!'
Da sprach der junge Waldläufer wieder und wirkte niedergeschlagenen . Als er vom Tod dessen Vaters redete, schwieg Thenar einen Augenblick. 'Axantur ist vor 4 Jahren umgebracht worden ... man sieht, dass der Junge noch nicht darüber hinweg ist. Nun ja - es würde mir nicht anders ergehen.' Dann antwortete er: " Das tut mir leid. Dein Vater war ein guter Mann gewesen. " Wieder schwieg er einen Augenblick und fragte dann:" Wie ist es geschehen? " Thenar sprach den Jüngeren nun mit der vertaulichen Rede an, so wie es unter den Waldläufern üblich war. Zudem wollte er Ardamir damit bekräftigen, dass sein Beileid aufrichtig war.
Ardamir antwortet etwas betroffen aber ehrlich zu Thenar:»Mein Vater war in Süd Ithilien stationiert, in einen Außenlager wo nicht viel Schutz war... eine Bande von Räubern machte sich das zu nutze und meuchelten ihn im Schlaf, seine Kamerraden bemerkten es - doch sie kamen zu spät und die Räuber sind geflohen doch mir stellt sich schon lange die Frage: Warum? Weshalb? Was hat er ihnen getan? Es waren Menschen, keine Orks...«
Schaute Thenar an und hoffte das er ihm folgen konnte.
Als sie endlich die Südstraße erreichten wurde auch Adelor ruhig und Ardamir hatte keine Probleme mehr ihn im Griff zuhalten.
»Es ist immer noch schwer für mich über sein Tod zu reden, da er mir viel bedeutet hat.«
------ Wer Frieden will, muss dafür kämpfen. ------
Thenars Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an, als er die Worte des Jüngeren hörte. Nachdenklich antwortete er: " Es ist verständlich, dass dich sein gewaltsamer Tod beschäftigt. Welche Nachforschungen hast du schon gemacht? Hatte dein Vater Feinde? "
Der ältere Waldläufer überlegte, was er in diesem Fall tun würde. Dann fragte er Ardamir weiter: " Was haben seine Kameraden erzählt - gab es irgendwelche Spuren?" Nachdenklich strich er sich über sein bartloses Kinn. " Korsaren können es kaum gewesen sein ..."
"Ja, du hast Recht, ich werde mir in den nächsten Tagen keine Gedanken über Erchirion machen", erwiderte Faramir seinem Bruder.
Als Boromir die Rast in Harlond in Frage stellte, antwortete Faramir:
"So schnell wie wir reiten, werden wir kurz vor Mittag das Südtor des Rammas passieren. Harlond wäre dann zwar eine günstige Gelegenheit für eine kurze Rast, aber da wir in Eile sind, hätte ich keine Einwände dagegen, noch ein Stück weiter zu reiten."
Sie ritten weiter nach Südwesten in Richtung der Weißen Stadt, doch sie hatten nicht vor, nach Minas Tirith zu gelangen. Vor der Stadt kam die Straße, die gen Süden nach Lossarnach und Lebennin führte, in Sichtweite.