Sorgsam schloss Arendor die Haustür und versperrte sie mit einem Riegel. Früher hatte er das nie getan, aber die Zeiten hatten sich geändert und seit dem Überfall von Minalcars Männern im letzten Sommer, musste der Hausherr sich eingestehen, dass die Zeiten sich geändert hatten. Vor allen Dingen seit das Jahr sich dem Ende zugeneigt hatte und der Nebel aus Osten nach Gondor zog, hatte sich auch Furcht und Sorgen in die Herzen der Menschen geschlichen. Nun blickten sie öfter über die Schulter oder verließen das Haus nicht mehr nach Sonnenuntergang.
Das große Haus stand mittlerweile ruhig nahe des Erui, denn bis auf Arendor waren bereits alle Hausbewohner ins Bett gegangen. Gedankenvoll trat der Bauer in die Küche, in der es nach dem frischgebackenen Brot duftete, dass seine Frau Aelandra für den nächsten Tag gebacken hatte. Es stand noch ein Krug mit Kräutertee auf der Anrichte; Arendor goss sich einen Krug voll und setzte sich an den massiven Holztisch, an dem gut sechzehn Menschen Platz hatten. Mittlerweile saßen dort aber ein paar weniger bei den Mahlzeiten, denn seine älteste Tochter Andirana hatte mit ihrer Familie ein eigenes Haus im Dorf bezogen. Auch seine jüngsten Söhne waren nicht mehr im Hause: Lundor musste nach Dol Amroth ziehen, da er vom Truchsess dazu verurteilt worden war. Darüber war Arendor sehr betrübt, denn ihm fehlte sein Sohn.
Lendil, sein jüngster Sohn lebte seit dem Sommer im Minas Tirith und war in die Fußstapfen seines Vaters und seines Großvaters getreten: Er hatte mit der Soldatenausbildung begonnen. Die Meinung darüber war zwiespältig, denn einerseits war Arendor ohne Zweifel stolz, weil der Truchsess persönlich die Ausbildung angeregt hatte, doch er selbst hatte sich vor Jahren ganz bewusst von dem Leben als Soldat entschieden, da er zu vielen Menschen das Leben genommen hatte. Er wollte nicht, dass sein Sohn das selbe erleben musste …
Glücklicherweise war sein Sohn Areros vor zwei Wochen wieder nach Anthara, dem Dorf, in dem sie lebten, zurückgekehrt. Lange hatte er in den Häusern der Heilung in Minas Tirith liegen müssen, nachdem ihm Minalcar mit einem Messer in den Bauch gestochen hatte. Es war ein reines Wunder, dass er überhaupt noch lebte. Nun war er soweit genesen, dass er in sein Heimatdorf zurückkehren konnte. Darüber waren alle sehr froh, denn die ganze Familie hatte sich sehr gesorgt.
Sorgen machte sich Arendor aber auch um seine beiden anderen Töchter. Da war Lugreda, seine zweitälteste Tochter, die die Gattin von Diros, einer Leibwache von Herrn Boromir war. Doch sie lebte hier in Anthara, gemeinsam mit ihren beiden Söhnen, während er in Minas Tirith lebte und keinerlei Anstalten machte, sie zu sich zu holen. Auch das letzte Treffen im Sommer war kurz und knapp gewesen. Auch wenn er es Lugreda nicht sagte, so sorgte er sich, dass Diros seine Frau und Kinder verlassen könnte.
Am meisten sorgte sich der Bauer jedoch um seine dritte Tochter Aeluin. Sie hatte sich im Sommer unsterblich in einen Südländer verliebt, der kurzzeitig auf dem Hof gearbeitet hatte, aber dann während der Kämpfe gegen Minalcar von Herrn Boromirs Truppen gefangen genommen und später vom Truchsess verurteilt worden war. Er hatte sich schließlich für eine Flucht entschieden gehabt und hatte die verliebte Aeluin zurückgelassen. Auch wenn dieser Leyron seinem Sohn Areros (und auch Aeluin und Lundor) das Leben gerettet hatte, so waren die dankbaren Gefühle alle weggewischt worden, als er sah, wie oft seine Tochter Aeluin wegen ihm Tränen vergoss und sich seinetwegen grämte. Obwohl er vieles versuchte hatte, so hatte er nichts tun können. Stattdessen schien es ihm, als würde die Traurigkeit immer nur zunehmen, als kleiner werden. Warum konnte sie diesen Südländer nicht einfach vergessen?
Seufzend schüttelte Arendor den Kopf und schüttete den letzten Schluck Tee hinunter. Dann rückte er den Stuhl zurück und ging mit der Kerze in der Hand hinauf ins Schlafzimmer, wo seine Liebste schon tief schlief. Ein Lächeln fuhr über sein Gesicht, als er seine Frau so betrachtete. Seit über dreißig Jahren durfte er mit dieser schönen Frau zusammen leben und er genoss jeden Tag. Sicher gab es auch bei ihnen Streit, doch gewann am Ende doch ihre gegenseitige Liebe über jede Streitigkeit. Noch immer hatte er die schöne junge Frau vor Augen, die er seinerzeit auf einem Tanzfest gesehen hatte, auch wenn die Jahre nicht spurlos an ihr vorüber gegangen waren. Doch auch er war älter geworden und sein ehemals schwarzes Haar war nun schon schneeweiß, obwohl er aus einer langlebigen Familie abstammte. Doch es gab schlimmeres als das.
Müde zog er seine Sachen aus und setze sich mit einem leisen Stöhnen auf das Bett. Er rieb sich den Rücken und streckte sich. Dann legte er sich hin, zog sich die Decke über die Schultern und kuschelte sich an seine Frau.
›Morgen kommt ein neuer Tag‹, dachte er noch, bevor er seine Augen schloss, um einzuschlafen.
Die Sonne war bereits aufgegangen, als sich Nenia mit einem erfreuten Lächeln auf dem Gesicht auf den Weg zum Haus ihrer Großeltern machte. Sie war aufgeregt und in freudiger Erwartung. Bei Nenias Mutter Andirana hatten die Wehen eingesetzt und sie hatte das Mädchen geschickt, um dem Rest der Familie Bescheid zu sagen. Es waren nur ein paar hundert Meter bis zu Arendors Hof und so hatte die Achtjährige das Anwesen schnell erreicht. Noch letztes Jahr hatte sie hier mit ihren Eltern und den zwei Geschwistern gewohnt. Doch dann hatte Nirion ein eigenes Haus gebaut, in welches sie im Spätherbst letzten Jahres einzogen.
»Omaaaa!«, rief das Mädchen, als sie das Haus betrat. Da es bereits hell war, war natürlich auch die Haustür nicht mehr verschlossen. »Oma!« In der Küche traf Nenia Lugreda mit ihren zwei kleinen Söhnen Damrod und Diranion an. »Wo ist Oma?«, fragte Nenia und schon lief sie weiter. »Das Baby kommt«, rief sie ihrer Tante Lugreda noch zu. »Opa!« Aber wahrscheinlich war Arendor bereits im Stall die Tiere versorgen. Er stand stets früh auf, wie es sich auf dem Land gehörte.
Als Nenia schon im Hof nachschauen wollte, kam ihr doch noch Aleandra entgegen. »Mama hat Wehen!«, verkündete Nenia freudestrahlend. »Aber sie meint, es würde noch dauern.« Trotzdem hatte sie die Familie bereits unterrichten wollen. Es war bereits Andiranas vierte Geburt und mittlerweile konnte sie es ganz gut einschätzen. »Ich bin so aufgeregt!« verkündete Nenia. An Arendirs Geburt konnte sie sich nicht erinnern. Doch bei ihrer kleinen Schwester Lereda hatte sie damals schon alles gut miterlebt. Auch wenn sie nicht direkt dabei sein hatte dürfen.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
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Für das Frühstück holte Aelandra einen Topf Marmelade aus dem Keller. Als sie gerade in die Küche trat, wo ihre Tochter Lugreda mit ihren Söhnen die letzten Vorbereitungen für das Frühstück trafen, war da ihre Enkelin, die jedoch seit ein paar Monaten gar nicht mehr hier wohnte.
»Nenia«, rief die Frau überrascht aus, doch das Mädchen plapperte schon munter drauf los, wie sie es immer tat. Die Wehen bei Andirana hatten eingesetzt und sofort schlug das Herz Aelandras schneller. Schließlich war es ein aufregendes Ereignis und auch immer mit Gefahren verbunden, denn immer wieder starben Mütter kurz oder gar während der Geburt. Doch das mochten die Valar verhindern.
»Wie schön«, lächelte Aelandra und streichelte ihrer Enkelin über den Kopf. »Ich komme dann gleich mit dir mir. Aber erst einmal sollten wir uns stärken!« Bestimmt hatte Nenia großen Hunger, denn sicherlich hatte sie daheim noch nichts gegessen. »Aeluin ist sicherlich bald mit dem Wasser da«, sagte Aelandra und stellte dann die Marmelade auf den Tisch. Dann ging sie in die Hocke und nahm Nenia in den Arm. »Ich freue mich ja so«, sagte sie leise. »Bestimmt wird es noch so ein liebes Kind wie du!«
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Aleandra schien überglücklich über die Nachricht, welche Nenia ihr übermittelte. Natürlich freuten sie sich alle auf das neue Familienmitglied. Schließlich hatten sie im letzten Jahr von einigen Abschied nehmen müssen. Wobei mit Lind auch ein neues hinzugekommen war. Linds Schwager Edaran hatte, nachdem er wieder einigermaßen von seinen schweren Verletzungen genesen war, mit seinem kleinen Sohn eine leerstehende Hütte in der Nähe bezogen. Da er der Familie nicht zur Last fallen wollte. Trotzdem unterstützen sie den jungen Vater, wo sie nur konnten. Schließlich war er ganz allein, nachdem er seine Familie bei den Überfällen verloren hatte. Nur noch er, sein kleiner Sohn und seine Schwägerin Lind hatten diese Tragödie überlebt. Und sie waren natürlich auch traumatisiert.
Die Großmutter wollte Nenia nun auch gleich zu Andirana begleiten. Doch zuerst sollte man sich stärken. Das Frühstück war auch schon so gut wie fertig zubereitet. Nenia überlegte, ob sie so lange warten konnte. Erwarteten ihre Eltern sie nicht sofort zurück? Doch es roch so lecker und sie liebte es bei ihren Großeltern zu essen. So setzte sich die Kleine freudestrahlend an den großen Tisch.
Damrod setzte sich neben sie und Nenia grinste ihren kleinen Vetter an. „Mama bekommt jetzt dann ihr Baby. … Wann bekommst du wieder Geschwister?“ fragte Nenia den Fünfjährigen. Dieser sah erst sie und dann seine Mutter Lugreda fragend an. Bei dieser Antwort benötigte er Hilfe.
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Während er mit Gari über einen möglichen Umbau der Ställe fachsimpelte, betrat Areros die warme Küche. Er schloss die Augen und sog den Duft des Brotes und der anderen Leckereien tief in sich ein. Es gab nichts besseres als diese Düfte. Wie sehr hatte er sie vermisst, als er in Minas Tirith in den Häusern der Heilung Woche für Woche liegen musste. Zwar war das Essen dort nicht schlecht, aber nicht zu vergleichen mit dem, was seine Mutter und seine Schwestern zauberten.
»Mutter«, wandte sich Areros an seine Mutter, »wir haben großen Hunger! Ich hoffe, du hast ein Brot mehr gebacken!« Er zwinkerte seiner Mutter zu, denn gehungert hatte Areros kaum in seinem Leben.
Da sah er einen blonden Haarschopf am Tisch und schon sprang ein kleines Mädchen auf ihn zu, worauf er es hochhob. Es war so ein gutes Gefühl, dass er dabei keinerlei Schmerzen mehr im Bauch hatte. »Na wen haben wir denn hier«, fragte Areros und stupste seiner Nichte auf die Nase. »Eine siebenköpfige Raupe! Mutter, dann brauchen wir noch drei Brote mehr.«
Lachend nahm er Nenias Protest zur Kenntnis und küsste das Mädchen auf die Stirn, bevor er sie wieder auf ihren alten Platz setzte. Dann wuschelte er Damrod durchs Haar und setzte sich auf seinen Platz. Da trat seine Schwester Aeluin ins Zimmer, im Gesicht gerötet, da sie in der Kälte vom Markt bis hierher die Wassereimer hatte tragen müssen.
»Wann ist denn endlich wieder Sommer?«, fragte sie und stellte sich an den großen Herd und wärmte ihre durchgefrorenen Finger an der aufsteigenden Wärme.
»Danke für's Tragen«, bedankte sich ihre Mutter bei ihr und drückte ihr einen heißen Kräutertee in die Hände. »Schau mal, wir haben Besuch!«
Aeluin drehte sich um, doch es war nicht ihr gewünschter Gast, sondern ihre Nichte Nenia. So wie sie strahlte, schien etwas passiert zu sein. Ob bei Andirana die Wehen eingesetzt hatten? Sonst wäre sie doch zum Frühstück daheim geblieben …
»Sag bloß, du wirst wieder eine große Schwester?«, fragte Aeluin Nenia. Areros zog die Augenbrauen hoch und als er das strahlende Gesicht von Nenia sah, meinte er:»Oh, dann müssen wir Männer ja Nirion unterstützen … So eine Geburt ist eine harte Sache für einen Mann …«
Es hagelte wüsten Protest von der vornehmlich weiblichen Mehrheit in der Küche, was Areros aber nur ein Grinsen entlockte.
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Damrod antwortete einfach nicht auf Nenias Frage und so streckte ihm das blonde Mädchen einfach irgendwann die Zunge entgegen. Jungs waren doch wirklich manchmal dämlich. Aber wahrscheinlich war Damrod einfach noch zu jung, um das zu verstehen. Nenia hörte kurz darauf eine bekannte Stimme. Freudestrahlend drehte sie sich um, stand auf und schon hüpfte sie ihrem Lieblingsonkel Areros entgegen. Areros war in dieser großen Familie schließlich der einzige Onkel, welcher ihr hier noch geblieben war, nachdem Lundor und Lendil nicht mehr da waren. Und die Geschwister ihres Vaters lebten nicht in Anthara.
„Ich hab gar keine sieben Köpfe!“ beschwerte sich Nenia, als Areros es ansprach. „Und eine Raube bin ich auch nicht.“ Auch Areros bekam die Zunge entgegen gestreckt. „Wieso kommst du uns so selten besuchen?“ beschwerte sich Nenia bei Areros. Doch eigentlich sah sich die Familie ja fast jeden Tag. Schließlich wohnten sie nicht weit auseinander.
Areros hatte sie wieder auf ihren Platz am Tisch abgesetzt, da kam auch Aeluin mit einem großen Eimer Wasser in die Küche. Sie war ganz rot im Gesicht von der Kälte, welche draußen herrschte. Auch Aeluin begrüßte Nenia und sie erriet auch sogleich den Grund für ihr erscheinen. „Ja, Mama bekommt ihr Baby. Und ja ich werde immer die große Schwester sein. Weil keiner außer mir ist älter!“ Nenia strahlte vor lauter stolz über das ganze Gesicht. „Aber Arendir meinte vorhin, er will ausziehen und bei Oma und Opa wohnen, wenn das Baby da ist. Ich weiß nicht warum.“ Nenia zuckte mit den Achseln.
Schon wieder wurde die Tür aufgestoßen und Nenias Vater Nirion stand in der Tür. Er sah sich zuerst um und entdeckte dann seine Tochter am Tisch. „Nenia, da bist du ja!“ rief er aus. „Wo bleibst du denn?“ Das Mädchen hatte nur kurz der Familie Bescheid geben und dann wieder nach Hause kommen sollen. Aber sie war länger weg geblieben und natürlich hatten sich ihre Eltern dann Sorgen gemacht. Heutzutage war es gar nicht mehr so sicher auf den Straßen und kalt war es zudem auch. Schnell ging da ein Kind verloren. „Oma meinte ich soll mit frühstücken“, meinte Nenia und sie fühlte sich ertappt. „Und wir machen uns dann Sorgen, wenn wir es nicht wissen“, sprach Nirion zu Aleandra. Er war ohnehin total aufgeregt und das merkte man ihm deutlich an.
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Areros fand es sehr schön wieder zu hause zu sein und seine vielen Nichten und Neffen um sich zu haben. Mit ihnen konnte man schließlich viel Spaß haben.
»Und ob du eine siebenköpfige RauPe ist, du kleine Maus«, antwortete Areros und stupste Nenia in den Bauch, der in diesem Moment passend knurrte. »Noch dazu eine ziemlich freche … Wer bringt dir das mit dem Zungerausstrecken eigentlich bei?« Sowas! Da rissen Sitten ein. Wahrscheinlich war es Lundor gewesen …
»Warum soll ich dich besuchen, wenn du immer zu mir kommst?«, zwinkerte er dem Mädchen zu. Und stubste dann seine Nase gegen die ihre.
Nachdem er Nenia wieder abgesetzt hatte, kam Diranion zu ihm gerannt und wollte ebenfalls von ihm hochgehoben werden. Lachend tat es Areros und warf ihn zweimal in die Luft, was ihn natürlich zum Lachen brachte. Dann setzte er sich mit dem Jungen auf dem Schoß an seinen Platz und erntete eine feste Umarmung als Belohnung.
»Hörst du«, sprach er dann zu dem Jungen, »dein Vetter wird wieder bei uns wohnen. Dann können wir Männer wieder diesen Haushalt in die richtige Bahn lenken.«
Diranion nickte heftig, was Areros zum Lachen brachte.
Da trat Nirion ein, der ganz aufgeregt schien, weil Nenia nicht zurückgekommen war. Areros fand das furchtbar übertrieben, denn in Minas Tirith hatte er nichts von der nicht fassbaren Bedrohung durch den Osten mitbekommen und verstand deshalb gar nicht, warum sich in Anthara alle so komisch benahmen. Nirion beklagte sich sogar bei Aelandra.
»Nun beruhige dich mal wieder, Nirion«, sagte er deshalb, stand auf und ließ seinen Neffen wieder herunter. »Nenia ist hier sicherer als sonstwo!« Er trat zu seinem Schwager und klopfte ihm auf seine Schulter. »Jetzt setz dich zu uns an den Tisch und iss erst einmal etwas! Du bist ja aufgeregter als Andirana.« Das nahm er zumindest an. »Vermutlich ist es Andirana sowieso lieber, wenn du aus dem Haus bist und ihr nicht ständig um die Beine herumschauwenzelst.«
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Und er tötete ihn und wurde zum Verlierer. (Koran)
Nachdem Nirion seinen Vorwurf hervorgebracht hatte, versuchte Areros ihn sofort zu beruhigen. Nenia wäre ja hier sicherer als überall sonst. „Ja, das ist schon klar. Hier ist sie sicher. Aber woher sollen wir wissen, dass sie hier ist, wenn sie nicht wie vereinbart sofort wieder kommt?“ Nirion warf seiner Tochter einen scharfen Blick zu. Doch ihr kleines Mädchengesicht ließ ihn gleich wieder erweichen. Aber was sollte er tun? Sie sorgten sich eben. Vor allem in dieser heutigen Zeit.
Areros lud Nirion zum Frühstück ein. „Ich weiß nicht, ich möchte Andirana nicht so lange alleine lassen. Die Wehen haben eingesetzt. Und ich bin mir nicht sicher, wie lange es noch dauert. Ich sollte gleich wieder zurück. … Leandra, kommst du dann auch?“ fragte Nirion seine Schwiegermutter und er rieb sich nervös die Finger. „Und können die Kinder dann später hierher kommen? Damit bei uns nicht so viel Trubel ist. ... Und wo ist eigentlich Arendor?“ Irgendjemand würde Nenia, Arendir und Lereda doch zwischenzeitlich bespaßen können. „Ich will aber bei Mama bleiben und das Baby sehen!“ meinte Nenia sofort. „Ich bin jetzt schon groß! Ich brauch nicht mehr weg geschickt werden. Bitte!“ Nenia warf ihrer Tante Aeluin einen bittenden Blick zu. Sie musste sich doch für sie einsetzen.
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»Hat da jemand meinen Namen gesagt?«, fragte Arender und rieb sich die Hände, die von der Arbeit draußen ganz kalt waren. »Wir haben ja Besuch«, meinte der Hausher und musste schon Nenia hochheben, die auf ihn zugetürmt kam.
»Na, meine Kleine«, sagte er zu Nenia und küsste sie auf die Stirn. »Hattest du so große Sehnsucht nach mir?«
Dann wandte er sich an Nirion: »Ihr hättet nicht ausziehen sollen! Nenia kann ohne mich gar nicht leben!«
Er strich über das blonde Haar der Kleinen und sah die Ähnlichkeit, die sie zu ihrer Mutter hatte. Es war schon sehr lange her, dass er seine älteste Tochter auf dem Arm hatte, aber vergessen hatte er es nicht. Sie war schließlich auch das erste Kind gewesen.
»Wo habt ihr den Rest gelassen?«, fragte er dann und blickte sich um, ob er nicht jemanden übersehen hatte.
Kaum hatte Nirion nach seinem Schwiegervater gefragt, da erschien dieser auch schon in der Küche. Scheinbar war er noch im Stall beschäftigt gewesen. Sofort stürmte Nenia auf ihren Großvater zu und fiel ihm um den Hals. Nirion liebte diesen Familienzusammenhalt und die Liebe der Familienmitglieder untereinander. „Mama bekommt das Baby!“ verkündete Nenia aufgeregt. „Opa, bitte darf ich bei Mama bleiben? … Ich soll mit Arendir und Lereda später hier bleiben. Aber ich bin doch schon groß! Ich will helfen!“ bettelte das kleine Mädchen mit den blonden Haaren.
Nirion trat nervös von einem Bein auf das andere. Wie lange konnte er Andirana denn alleine lassen? Zwar war es schon die vierte Geburt des eigenen Kindes, welche der Bauer miterlebte, doch er war aufgeregt wie beim ersten mal. „Ich muss dann wieder zurück!“ wiederholte Nirion.„Aleandra, wann kommst du denn?“ Wie konnten denn alle so ruhig frühstücken, wenn das Kind am Kommen war? Gut, Andirana meinte auch, dass es noch dauern würde. Aber wenn es dann doch ganz schnell ging?
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Das kleine hübsche Mädchen berichtete, dass Andirana in den Wehen lag und bald ein Kind zur Welt kommen würde. Arendors Herz machte einen Satz. Bald würde wieder ein kleines Würmchen die Nächte zum Tag machen. Allerdings lebte seine älteste Tochter nun in ihrem eigenen Haus und deshalb würde es wohl weiterhin recht ruhig hier im Haus sein. Arendor wusste nicht, ob ihm das gefiel. Wenn er ehrlich war, dann vermisste er alle, jetzt noch mehr, wo seine beiden jüngsten Söhne nicht mehr da waren.
»Ui«, rief er aus und drückte Nenia an sich. »Nein, nein Nenia. Du bleibst besser bei uns. Du kannst als Kind sowieso nichts tun und deine Mutter hat eine Sorge weniger, wenn sie ihre Kinder in guten Händen weiß.«
Ja, es war schon so: Männer und Kinder waren bei so einem Unternehmen nicht geeignet.
Seine Frau Aelandra lächelte inzwischen den nervösen Nirion an und strich ihm beruhigend über den Arm. »Nun gut«, sagte sie, »dann komme ich eben sofort mit. Ihr werdet ja auch bei euch etwas daheim haben.« Sie richtete sich an Aeluin und Areros. »Ihr könnt dann nach dem Frühstück rüber kommen. Areros nimmt dann Nirion und die Kinder mit hierher und Aeluin kann mir bei der Entbindung helfen.«
Die beiden jungen Menschen nickten ihrer Mutter zu.
Endlich verstand Aleandra, dass Nirion so nervös war, dass er unmöglich hier Frühstücken konnte. Er musste zurück zu seiner Andirana. Damit jemand bei ihr war, wenn es ihr nicht gut ging. Eine Geburt war immer mit Schmerzen verbunden, welche sich über Stunden hinwegzogen. Und er wollte für sie da sein. Er wollte ihre Hand ein wenig halten und ihr Sicherheit vermitteln. Es würde schlimm genug werden, dass er später wieder weggeschickt wurde. „Hab dank, Aleandra!“ sagte Nirion und er stand wieder vom Tisch auf. „Komm, Nenia, wir gehen nach Hause.“ Das Mädchen drückte ihrem Großvater einen Kuss auf die kratzige Wange. Sie war immer noch nicht wirklich begeistert davon, dass sie bei der Geburt nicht dabei sein durfte. „Natürlich haben wir auch Frühstück, Oma. Du kannst bei uns essen. Ich schenk dir Tee ein!“ Nenia war stolz, dass sie immer mehr Verantwortung übertragen bekam. Sie wurde eben doch langsam ein großes Mädchen. „Es ist frisch draußen. Zieh dich warm an“, meinte sie dann noch. Zwar war es ein kurzer Fußmarsch bis zu Nirions neuem Haus, trotzdem wehte ein eisiger Wind.
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Gemeinsam mit ihrer Mutter war Aeluin mit Nirion und Nenia zu ihrer Schwester Andirana gegangen. Die junge Frau kümmerte sich noch um ihre beiden jüngeren Kinder und bereitete ihr ein Frühstück zu, während sie ab und an wegen der Schmerzen innehalten musste. Aeluin konnte nicht verstehen, warum Nirion die Kinder nicht schon mit zu seinen Schwiegereltern gebracht hatte, denn dort wären sie ja versorgt gewesen. Vermutlich dachte der Mann einfach nicht mit, weil er zu sehr mit dem Vaterwerden beschäftigt war.
Aelandra hatte Andirana sofort die Schüssel mit dem Haferschleim aus der Hand genommen und sie zu ihrem Ehebett geführt, während Aeluin einen Kessel mit heißem Wasser aufsetzte und in den Schränken nach frischen Tüchern suchte.
»Bring doch die Kinder nach dem Essen hinüber«, riet Aeluin ihrem Schwager. »Dort sind sie gut aufgehoben und du hast den Kopf frei - und Andirana auch!«
Dann ging sie zu den Frauen und schloss die Tür sorgfältig, damit Nenia nicht hinterher kam. Ein kleines Mädchen wäre ihr nun doch nur im Wege. Andirana lag nun schon im Bett und die Wehen schienen jetzt in sehr kurzen Abständen zu kommen.
»Es geht gleich los«, sagte ihre Mutter und fragte: »Was macht das Wasser?«
»Es ist gleich fertig«, antwortete die junge Frau und strich ihrer Schwester mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn.
»Ich habe Nirion mit den Kindern nach hause geschickt«, sagte sie und meinte mit nach hause natürlich ihr Elternhaus. »Dann haben wir mehr Ruhe, denn Nenia würde uns sonst immer wieder stören. Sie wollte gern dabei sein …«, zwinkerte sie ihrer Schwester zu.
Insgeheim fragte sie sich, was es wohl für ein Kind werden würde: Ein Junge oder ein Mädchen. Jeder hatte schon einen Tipp abgegeben, aber bald würden sie es endgültig wissen. ›Hauptsache es ist gesund‹, dachte Aeluin noch.
Andirana hatte Arendir und Lereda gewaschen und beide saßen nun einigermaßen brav am Küchentisch und warteten auf ihr Frühstück. Immer wieder musste die junge Mutter innehalten und eine Wehe veratmen, bevor sie weiter arbeiten konnte. In ihren Augen dauerte es noch ein paar Stunden, bis das Kind kommen würde. Auch wenn es schon die vierte Geburt war, so hatte Andirana doch immer etwas Angst davor. Es konnte immer etwas passieren und Komplikationen auftreten. Außerdem waren da die Schmerzen, welche sie hasste. Aber danach war alles wunderschön, wenn das Kind erstmal in ihren Armen lag. So war es bei Nenia, Arendir und Lereda gewesen und so würde es jetzt wieder sein.
„Arendir, setz dich wieder, ich bin ja gleich fertig“, sagte Andirana gerade zu ihrem Sohn, als die Tür aufging und Aleandra, Aeluin, Nirion und Nenia eintraten. Ihre Mutter sah Andirana forschend an und nahm ihr dann gleich den Topf aus der Hand. „Ich glaub nicht, dass es sofort kommt“, sprach sie nur, da wurde sie auch schon ins Schlafzimmer geführt. Jetzt merkte Andirana auch, dass die Wehen in immer kürzeren Abständen kamen und auch mehr schmerzten.
Aeluin versicherte, dass sie bald allein sein würden, weil Nirion mit den Kindern hinüber ins Haus der Eltern gingen. Nenia hatte bei der Geburt dabei sein wollen. „Sie ist ein gutes Mädchen und will nur helfen. Aber sie ist noch zu jung“, verstand auch Andirana. Sie wollte ihre Tochter nicht um sich haben. Genauso wenig wie ihren Mann. Wie alt war Aeluin eigentlich gewesen, als sie das erste mal bei einer Geburt mitgeholfen hatte? Wahrscheinlich war es die Geburt von Nenia gewesen und damit war Aeluin zumindest schon eine junge Erwachsene gewesen.
„Kann jemand das Fenster einen Spalt aufmachen? Mir ist so warm“, meinte Andirana. Zwar war es draußen frisch, doch sie wollte ein bisschen mehr frische Luft im Raum haben.
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Aeluin ging zum Fenster und öffnete es einen Spalt. Sogleich zog die eiskalte Winterluft in den Raum. »Aber nicht so lange, sonst erkältest du dich noch.« Eine Frau, die gerade entband war sehr gefährdet für alle Krankheiten. Es starben immer viele Frauen im Kindbett.
»Hast du dir nun endlich überlegt, wie du das mit den Kindern machst?«, fragte die junge Frau ihre Schwester. »Ich finde immer noch, dass du die Kinder mit nach hause geben solltest. Bei den anderen Geburten haben wir uns ja auch um die Kinder gekümmert, als du noch bei uns wohntest. Warum solltet Nirion und du euch unnötig belasten? Es ist wichtiger, dass du dich erholst.«
Sie blickte zu ihrer Mutter, um ihre Zustimmung zu erhalten. »Ihr kennt meine Meinung«, meinte Aelandra und hob abwehrend die Hände. »Aber es ist nicht unsere Entscheidung, Luin, sondern die deiner Schwester.«
Aeluin schüttelte den Kopf und seufzte auf. »Ich hole das Wasser«, meinte sie und verließ den Raum.
Aeluin öffnete das Fenster einen Spalt. Allzu lang konnten sie es aber nicht offen lassen. Draußen war es wirklich sehr kalt und Andirana spürte den Luftzug, der durch das offene Fenster drang.
Nun wollte die kleine Schwester wissen, was mit den Kindern geschehen sollte. „Natürlich sollen sie mit nach Hause gehen.“ Auch für Andirana war das Elternhaus irgendwie noch ein ‚Zuhause‘. „Lugreda, Vater und die andern werden sich gut um sie kümmern. Das weiß ich doch. Vielleicht können sie auch über Nacht bleiben?“ Dann hätten Andirana und Nirion eine ganze Nacht allein mit ihrem neuen Erdenbürger und musste nicht auch noch die anderen Kinder versorgen. Nicht, dass sie diese vernachlässigen wollte. Doch nach einer Geburt war man oft erschöpft und brauchte Zeit für sich und das Neugeborene.
Im nächsten Moment kam die nächste Wehe und Andirana verzog das Gesicht und krümmte sich schwer atmend auf dem Bett. „Das … das wird das letzte …“, presste die junge Frau mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Vier … reichen mir. Ahh …“ Andirana spürte, wie ihr der Schweiß von der Stirn lief.
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Aelandra war beruhigt, dass Andirana es sich nun doch anders überlegt hatte und die Kinder mit zu ihnen geben wollte.
»Warum lässt du die Kinder nicht einfach ein paar Tage bei uns, bis du dich wieder kräftig genug fühlst?«, fragte die sechsfache Mutter. »Wir passen gut auf sie auf und sie kommen natürlich auch zu Besuch.«
Zugegebenermaßen hatte der Auszug der ältesten Tochter doch ein Loch in die Familie gerissen, obwohl sie nicht weit weg wohnten. Aber die Enkelkinder brachten doch sehr viel Leben in die Familie, besonders jetzt, wo Lundor und Lendil nicht mehr da waren. Die beiden hatten schließlich doch allerhand angestellt.
Aeluin kam wieder herein und schleppte einen schweren Eimer mit dampfenden Wasser.
»Puh«, stöhnte sie. »Ich wünschte mir, es gäbe in jedem Haus einen Brunnen, der auch heißes Wasser gibt …« Schließlich musste Aeluin Tag für Tag Wassereimer vom Brunnen nach hause tragen.
Sie schloss das Fenster wieder, obwohl auch ihr warm geworden war.
Dann trat sie zum Bett und legte ihre Hände auf den Bauch ihrer Schwester. »Du hast Recht, Mutter. Es wird nicht mehr lange dauern. Beim vierten flutscht es wohl nur so raus?«, grinste sie.
Aleandra schlug nun vor, dass Andirana ihre Kinder ja gleich mehrere Tage bei den Großeltern und der Rest der Familie wohnen lassen konnte. Platz genug war im Haus, um alle unterzubringen. „Wenn es euch nicht zu sehr belastet, wäre das wunderbar“, sprach die werdende Mutter. „Aber ich muss später mit den Kindern darüber sprechen und es ihnen erklären. Ich will nicht, dass sie sich vernachlässigt fühlen und eifersüchtig werden. … Vor allem Lereda würde es sonst nicht verstehen, wenn ich es ihr nicht erkläre.“ Nein, Andirana wollte auf keinen Fall, dass sich eines der Kinder vernachlässigt fühlte.
Aeluin hatte ihre Hände auf Andiranas Bach gelegt und meinte, dass es nicht mehr lange dauern würde. „Hoffentlich …“, meinte Andirana, bevor eine neue Wehe sie übermannte. Die Wehen kamen nun in immer kürzeren Abständen und waren deutlich schmerzhaft. „Warum können … die Männer nicht mal … warum müssen wir Frauen das ertragen?“ presste Andirana hervor. Es war doch immer das Gleiche. Die Männer hatten das Vergnügen und die Frauen mussten dann die Geburt überstehen. „Darf ich schon pressen?“ fragte sie ihre Mutter. Sie wollte die Schmerzen so schnell wie möglich loswerden.
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»Wir freuen uns sehr, wenn die Kinder bei uns sind«, lächelte Aelandra und strich ihrer Tochter über die verschwitzte Stirn. »Sie sind so goldig!«
Es würde schön sein, wenn die Kleinen wieder durchs Haus tobten und auch Damrod und Diranion würden viel Spaß haben.
Aeluin wischte ihrer Schwester derweil den Schweiß von der Stirn und vom Dekoltée. Dann legte sie noch rasch saubere, aber ältere Laken unter Andiranas Unterkörper. Die Fruchtblase war schon bevor sie gekommen waren geplatzt, aber bald würde Geburt in vollem Gange sein. Diesmal würde sie ihrer Schwester hauptsächlich helfen, während ihre Mutter für den Notfall da war. Es würde die zweite Geburt sein, bei der sie als Hebamme half. Das erste Kind war Lalaith, die Tochter von Ellena in Minas Tirith gewesen. Das war alles sehr aufregend gewesen, doch jetzt war Aeluin viel ruhiger. Notfalls war ja auch ihre Mutter da.
Noch einmal befühlte sie Andirans Bauch und nickte dann. »Ja, du kannst nun mit dem Pressen beginnen!«
›Was es wohl wird‹, fragte sich Aeluin. Sie wusste nicht, was sie lieber hätte. Ihre Gedanken schweiften zu Leyron, den Südländer. Sie glaubte, dass ihm ein Junge als Sohn lieber wäre. Mit Jungs konnte man mehr unternehmen und mit ihnen konnte man kämpfen und Abenteuer erleben. Dabei wusste Aeluin nur viel zu gut, dass auch Mädchen gern Abenteuer erlebten.
Aeluin meinte, dass Andirana bei der nächsten Wehe schon mit dem Pressen beginnen konnte. Es schien diesmal wirklich schnell zu gehen. Aber deswegen war es nicht weniger schmerzhaft.
„Ist denn Nirion mit den Kindern schon weg?“ wollte Andirana wissen. Es wäre ihr lieber, wenn die Frauen hier mittlerweile alleine im Haus waren.
„Weißt du auch, was du da tust, Aeluin?“ fragte die Ältere nun nach. Dass ihre Mutter ihr bei der Geburt helfen konnte, das wusste Andirana. Aber Aeluin war doch immer nur dabei gewesen. Zwar hatte sie erzählt bekommen, dass Aeluin wohl in Minas Tirith ein Kind auf die Welt geholt hatte, doch wie erfahren machte sie das nun. Aber Andirana wollte Vertrauen in ihre kleine Schwester haben.
Sie konnte das Kind ja ohnehin nicht zurückhalten und so begann sie auch bei der nächsten Wehe zu pressen. Ihr Gesicht verkrampfte sich dabei und sie musste sich zwingen zwischendurch immer wieder Luft zu holen. Andirana suchte nach der Hand ihrer Mutter, damit sie etwas hatte, was sie ein wenig drücken konnte.
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Aeluin wunderte sich, dass ihre Schwester noch immer glaubte, Nirion wäre mit den Kindern noch da. Schließlich waren schon fast zwei Stunden vergangen, seit der Vater mit den Kindern weg war.
»Sie sind schon lange weg, Andirana«, antwortete Aeluin. »Wahrscheinlich kommt Nirion bald zurück, schließlich ist er neugierig auf das Kind!«
Dass ihre große Schwester nun Angst hatte, dass sie die Geburt nicht überwachen konnte, schmerzte Aeluin, doch ihre Mutter sagte: »Aeluin macht das sehr gut. Hab keine Angst, mein Mädchen!«
Sie hielt die ganze Zeit Andiranas Hand, bis das Kind geboren war. Aeluin gab den Kind einen kleinen Klaps auf den Po und schon erfüllte ein Schreien den Raum. Rasch schnitt Aeluin die Nabelschnur durch und klemmte den Nabel ab. Dann wischte sie den grobsten Schmutz vom Kind, ging ums Bett immer mit dem Blick auf den neuen Erdenbürger, der noch ziemlich verschrumpelt und unförmig aussah.
»Hier dein Kind«, sagte Aeluin zu ihrer Schwester, die ziemlich abgekämpft war. »Herzlichen Glückwunsch! Es ist ein süßer kleiner Junge - mit einer guten Stimme!«
Noch schrie der Kleine, aber Aeluin vermutete, dass er bei seiner Mutter aufhören würde zu weinen.
Andirana hatte gar nicht mitbekommen, wie sehr die Zeit voran geschritten war. Natürlich waren Nirion und die Kinder schon längst gegangen. Es dauerte eine ganze Weile, da hatte sie die Geburt überstanden. Natürlich vertraute sie Aeluin und ihre Mutter war auch da, welche ihr die ganze Zeit über die Hand hielt. Schwer atmend und erschöpft sah Andirana, wie Aeluin mit einem kleinen Bündel auf dem Arm zu ihr kam. „Ein Junge …“, flüsterte Andirana. Der kleine schrie laut.
Andirana nahm das Neugeborene von Aeluin entgegen. Er lag nun halb auf ihrer Brust, halb auf ihrem Unterarm und schmiegte sich ganz eng an seine Mutter. Schon bald wurde das Schreien weniger und leiser. Andirana legte ein Deckchen über den kleinen Körper. „Er ist so hübsch. Ist er nicht hübsch?“ fragte Andirana ihre Mutter und sie strich sanft mit den Fingern über den dunklen Flaum des Jungen.
Es war schon komisch. Beide Mädchen kamen nach Andirana, was zumindest die Haarfarbe betraf. Und nun hatte der kleine Junge genauso dunkle Haare wie Arendir, welcher nach seinem Vater Nirion kam. „Kann jemand Nirion holen?“ Andirana wusste ja, dass Nirion gar nicht erwarten konnte sein neues Kind zu sehen.
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Glücklicherweise war die Geburt ohne Schwierigkeiten verlaufen und Andirana liebte das Kind auf Anhieb. Das war bei Ellena damals nicht so gewesen. Dabei konnte Aeluin nicht verstehen, wie man so ein kleines Wunder nicht sofort in sein Herz schließen konnte.
»Ja, er ist wunderhübsch«, sagte Aeluin fast ehrfürchtig. Auch Aelandra bestätigte es und gratulierte der jungen Mutter. »Ich hole Nirion und Aeluin kann währenddessen den Kleinen noch ordentlich waschen. Er soll sich ja bei seinem Vater von der besten Seite zeigen. Hast du denn schon einen Namen überlegt?«
Die Namensfindung war nicht immer einfach. Aelandra hatte immer versucht den Namen an die Familientradition zu koppeln, sowohl an Arendors als auch an ihre eigene.
Vorsichtig hatte Aeluin den Kleinen wieder von Andirana genommen und in eine Schüssel warmen Wassers gelegt. Geschickt wusch sie die Reste der Geburt ab. Den Kleinen schien das Wasser nicht zu stören, vielleicht weil er bis vor ein paar Minuten in eine Flüssigkeit gelebt hatte. Nach dem Bad sah der Kleine noch hübscher aus. Aeluin trocknete ihren neuen Neffen vorsichtig ab und wickelte ihn in ein Tuch. Wickeln wollte sie ihn noch nicht, denn er sollte erst einmal ganz nackt auf dem Körper seiner Mutter legen.
»Magst du ihn schon einmal anlegen? Er sollte schon mal versuchen zu trinken …«, sagte Aeluin als sie Andirana den Jungen zurückbrachte.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Aelandra und Niron kamen herein, hinter ihm lugte auch Areros ins Zimmer, schließlich war er auch nur ein Mensch und wollte den Säugling sehen. »Kann ich auch schon mit herein?«, fragte er und versuchte einen Blick auf das Kind zu erhaschen.
Aeluin fand den kleinen Jungen auch hübsch. Andirana sah sie kurz mitleidig an. Aeluin hatte keine Kinder und auch keinen Mann. Aber sie war eine gute Tante und kümmerte sich rührend um die Kinder ihrer Schwestern.
„Wir teilen euch den Namen mit, wenn Nirion hier ist“, meinte Andirana. Sie hatten sich schon vor einigen Tagen einen Namen überlegt. Jetzt sollten die Großeltern und der Rest der Familie ihn auch erfahren.
Aeluin nahm den Säugling wieder an sich, um ihn richtig zu waschen. Nun sah er noch hübscher aus und Andirana fühlte sich gleich wieder wohler als sie ihn wieder auf sich liegen hatte „Ich versuch es“, meinte Andirana. Doch so richtig trinken wollte der Kleine noch nicht.
Die Tür ging auf und Nirion trat herein. Er schien sehr aufgeregt und sofort kam er ans Bett und er schaute glücklich auf seinen Sohn und seine Andirana. „Es ist ein Junge, Nirion“, sprach Andirana. Der junge Bauer gab seiner Frau einen Kuss auf die Stirn und strich sachte mit der Hand über den dunklen Schopf des Kindes. „Das hast du sehr gut gemacht, Andirana. Ich bin so stolz auf dich.“
Areros war auch schon mitgekommen und Andirana sah sich weiter um. „Ist Vater auch da? Wir wollten euch den Namen verkünden.“
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