Bardos war nicht zurück gekehrt, sodass die Frauen noch am Abend in der ganzen Stadt suchten - jedoch ohne Erfolg. Sie beschlossen am heutigen Tag weiter zu suchen und versorgten die Kinder. Kiranda schlief nur unruhig und bekam so mit, dass Duilin spät und nur für wenige Stunden zu ihnen kam, um ein wenig zu schlafen. Er sagte ihr noch, dass er wieder in den Heilungshäusern helfen wollte, da es einige Verletzte gegeben hatte und sie jede Hilfe gebrauchen konnten.
Früh am Morgen und ziemlich unausgeruht war die Amme aufgewacht. Bardos war immer noch nicht zurückgekehrt. Bedrückt kümmerte sich die Frau um die Kinder bevor sie alle zusammen am Tisch saßen und etwas aßen. "So, was machen wir jetzt?", fragte die Amme in die Runde. Sie hielt es für ungewöhnlich, dass Bardos noch nicht aufgetaucht war, aber wenn ihm etwas zugestoßen war, hätte Duilin ihr in der Nacht etwas gesagt und wäre nicht einfach so wieder aufgebrochen.
Diese Nacht hatte niemand gut geschlafen, einfach da Bardos nicht nach Hause gekommen war. Und so waren sie alle schon ziemlich bald aufgestanden. Duilin war wieder in die Heilungshäuser gegangen, hatte seinen Sohn aber diesmal hier gelassen. Allerdings sollten sie ihn sofort holen lassen, falls irgendwas sein sollte oder sie ihn bräuchten. Aber momentan konnte er ohnehin nichts tun.
Nun saßen die Damen mit den Kindern am Frühstückstisch. Die Kleinen langten ordentlich zu, doch Ellena und Miléndra waren viel zu sehr in Sorge. Ellena hatte Lalaith auf dem Schoß, welche sie zuvor schon gestillt hatte. Kiranda wollte wissen, was sie nun unternahmen. „Das sieht Bardos nicht ähnlich, dass er ohne ein Wort so lange weg bleibt“, meinte Miléndra und Ellena nickte. „Wir waren gestern beim Hafen, in einigen Gassen und in den Heilungshäusern. Aber da war er nicht“, meinte Ellena und dachte nach. „Ich habe sogar mit zwei Soldaten gesprochen, die ihn gesehen hatte in der Schlacht. Aber sie wussten auch nichts über seinen Verbleib.“ Ellena seufzte. „Wir sollten uns an den Fürsten wenden“, meinte Miléndra plötzlich. „Mh, vielleicht erstmal an einen Hauptmann. Vielleicht müssen wir gar nicht bis zum Fürsten vor. Ich will ihn nicht schon wieder behelligen. Aber vielleicht kann uns ja der Hauptmann der Schwanenritter weiter helfen.“ Ellena sah fragend in die Runde.
Die beiden Mädchen waren genauso wie die Amme der Meinung, dass es nicht normal war dass Bardos sich nicht meldete. Warum sollte er dies auch tun? Kiranda war sich sicher, dass er Miléndra liebte, genauso wie Ellena und Lalaith - weshalb sollte er nicht zu ihnen zurückkehren? Schließlich war er für sie in den Kampf gezogen. Irgendetwas musste geschehen sein. Wäre er tot hätte man ihn gefunden und man wusste davon, genauso wäre es wenn er verletzt wäre. Aber vielleicht hatte er sich von den anderen entfernt und deshalb hatte ihn niemand mehr gesehen?
Miléndra schlug vor sich an den Fürsten zu wenden, während Ellena lieber bei dem Hauptmann nachfragen wollte."Irgendjemanden müssen wir fragen. Wir können ja zuerst zu dem Hauptmann der Schwanenritter und wenn dieser nichts weiß können wir immer noch zum Fürsten gehen", meinte sie. "Unsere Möglichkeiten haben wir ausgeschöpft und in der Stadt scheint Bardos nicht zu sein...", überlegte sie weiter. "Aber einer muss hier bleiben und auf die Kinder aufpassen." Erdil war zwar inzwischen groß genug dafür, aber mit Lalaith wollte Kiranda ihn auf keinen Fall alleine lassen. "Außerdem könnte es sein, dass Bardos zurückkehrt und dann wäre es gut wenn jemand hier ist." Hoffentlich tauchte er bald auf.
Kiranda war auch dafür, dass man erstmal den Hauptmann aufsuchte, bevor man den Fürsten behelligte. Aber sie gab auch an, dass jemand bei den Kindern bleiben musste. Ellena und Miléndra warfen sich einen Blick zu. Keiner von ihnen wollte hier bleiben. Doch Kiranda war auch schon gestern Abend in der Unterkunft geblieben. „Und wenn wir die Kinder mitnehmen?“ fragte Miléndra.
„Oder wir bringen die drei großen zu Duilin und nehmen nur die beiden Kleinen mit. Dann muss Duilin halt mal ein wenig kürzer treten in den Heilungshäusern“, überlegte Ellena. Schließlich war er doch auch auf Urlaub hier und nicht nur zum Arbeiten. Vielleicht gab es ja in den Heilungshäusern einen Raum, wo die Kinder spielen konnten oder so. Aber das musste Kiranda entscheiden.
Ellena schob ihren Teller zur Seite, während Miléndra den letzten Bissen aß und dann begann den Tisch abzuräumen. „Mama, wir wollen mit!“ meinte Samura schließlich und zog ihre Mutter am Ärmel, um deren Aufmerksamkeit zu erlangen. „Gestern war schon so langweilig!“
Die beiden jungen Frauen warfen sich einen Blick zu und Kiranda wusste was sie dachten. Natürlich wollte niemand hier bleiben und sie konnte es sehr gut nachvollziehen, aber tatsächlich wollte auch sie wissen was los war. Miléndra schlug vor die Kinder mitzunehmen während Ellena die Großen bei den Häusern der Heilung abliefern wollte. Die Amme überlegte. "Eigentlich sind die Häuser der Heilung kein Ort für Kinder", murmelte sie, wobei die Kinder protestierten. Sie wollten ihrem Vater schließlich helfen. "Ich hab doch gestern schon geholfen", motzte Erdil und auch die Zwillinge wollten gerne zu ihrem Vater. Eigentlich hatten sie gehofft ihn im Urlaub häufiger zu Gesicht zu bekommen und nun war er schon wieder arbeiten.
"Also gut, dann schauen wir mal ob Duilin euch überhaupt gebrauchen kann", sie lächelte sanft bevor sie aufstand und dabei half den Tisch abzuräumen. "Weiß denn einer von euch wo wir den Hauptmann finden?", fragte sie die beiden jungen Frauen. Ansonsten mussten sie ihren Mann fragen.
Die Kinder wollten natürlich zu Duilin in die Heilungshäuser. Das war ja auch viel spannender, als hier in der Pension zu warten. Es gab hier ja auch nichts zu erleben und die Spiele, die sie kannten, hatten die Zwillinge gestern schon hundertfach durchgespielt, um sich die Langeweile zu vertreiben.
„Ihr fasst aber nichts ungefragt an und steht auch niemandem im Weg!“ meine Ellena und klang dabei sogar ein wenig streng. Aber Duilin würde schon darauf achten. Lalaith und Kirandas Einjährige würden bei den Frauen bleiben. In den Heilungshäusern würde niemand Zeit haben, auf die Kleinen aufzupassen. Das konnten sie wirklich von niemandem verlangen.
Ellena band sich den drei Monate alten Säugling mit ihrem Tragetuch vor Brust und Bauch. Jetzt nach dem Stillen würde Lalaith ohnehin bald wieder einschlafen. Und im Tuch schlief sie für gewöhnlich sehr gut und ruhig. Dort hatte sie die Nähe und Wärme ihrer Mutter.
„Ich glaub der Hauptmann hält sich oft bei den Unterkünften der Soldaten oder beim Übungsplatz auf. Er koordiniert die Stadtwache“, meinte Miléndra. Bardos hatte ihr das erklärt und das Mädchen war stolz, es noch zu wissen. Aber erstmal mussten sie zu den Heilungshäusern schauen.
Tbc: Soldatenunterkünfte? (Würde sagen die Szene in den Heilungshäusern müssen wir nicht schreiben, geben wir die Kinder einfach dort ab)
Ellena warnte die Kinder, dass sie nichts ungefragt anfassen sollten und aufpassen sollten, dass sie nicht im Weg standen. Die Kleinen nickten, schließlich wollten sie unbedingt dort hin und nicht hier bleiben. Kiranda vertraute darauf, dass sie sich benehmen würden und vielleicht konnten sie bei kleineren Sachen auch helfen. Sachen hin und her tragen zum Beispiel.
Im Gegensatz zu Ellena band sich Kiranda ihre Tochter auf den Rücken, um vor dem Körper getragen zu werden war sie mittlerweile einfach zu schwer. Hoffentlich benahm sie sich und fing nicht an zu weinen oder gar zu schreien. Momentan war Frijana zumindest ruhig und ihre Augen fielen ihr immer wieder zu. Aber die Amme wusste, dass sich das ganz schnell ändern konnte.
Miléndra schien einiges von Bardos erfahren zu haben zumindest wusste sie wo man nach dem Hauptmann suchen sollte."Dann lasst und erst einmal zu den Soldatenunterkünften gehen", sagte sie,"wenn er dort nicht ist können wir immer noch am Übungsplatz suchen." Die Frauen verließen die Unterkunft und begaben sich zu den Häusern der Heilung. Dort ließen sie die älteren Kinder bei Duilin, der meinte das es kein Problem war, zudem heute längst nicht so viel zu tun war wie am Vortag. Danach gingen sie gemeinsam zu den Soldatenunterkünften.
Kiranda meinte, dass es wohl wirklich sinnvoll war, dass sie die Kinder wieder von den Heilungshäusern abholten. Diese waren natürlich alles andere als begeistert. Schließlich waren sie noch nicht lange dort gewesen und scheinbar gab es allerhand zu entdecken. Aber da es wirklich kein Ort für Kinder war, holten sie die nörgelnden kleinen Menschen ab und begaben sich zurück zu ihrer Unterkunft. Denn dort würden sie als erstes erfahren, wenn man etwas von Bardos erfuhr.
Miléndra lief nervös im Zimmer auf und ab und sah immer wieder zum Fenster hinaus. „Was ist, wenn er nicht wieder kommt?“ fragte sie die anderen Frauen. „Was, wenn Bardos nie wieder kommt? … Dann muss ich zurück in das Dorf, in welchem ich aufwuchs. Zurück zu meinem Vater!“ Zu ihm wollte Miléndra niemals wieder zurück. Bardos hatte sie vor ihm gerettet. Aber wenn Bardos nicht mehr wieder kam, dann würde man Miléndra sicherlich wieder abschieben.
„Rede keinen Unsinn, er kommt natürlich wieder! Er würde Lalaith und mich niemals verlassen!“ Ellena hatte die Kleine gerade in die Wiege gelegt, da sie ohnehin eingeschlafen war.
Die Kleinen waren sichtlich gefrustet dass sie so schnell wieder gehen mussten. Dafür nahmen die Frauen auf dem Weg etwas Gebäck mit in die Unterkunft, sodass die Kinder ruhig und einigermaßen besänftigt leise waren. Mal sehen was man mit ihnen machen konnte - schließlich reichte es theoretisch wenn einer hier blieb obwohl das natürlich keiner so wirklich wollte.
Miléndra und Ellena waren sehr nervös und überlegten, ob Bardos wieder zurück käme. Ellena war davon überzeugt, dass er sie nicht verlassen würde und der gleichen Meinung war auch Kiranda, aber was wenn etwas passiert war? Wenn er gar nicht zurück kommen konnte? "Ich denke auch, dass er zurück kehrt. Und wenn er dies nicht tut - was die Valar verhüten mögen - gibt es Wege, damit du nicht zurück in dein Dorf musst", versuchte die Amme zu beruhigen. "Egal was ist, wir können jetzt nichts anderes tun als warten. Sollte er in den Häusern der Heilung auftauchen wird Duilin uns Bescheid sagen und sonst wird sich die Stadtwache melden, wenn sie ihn finden", mutmaßte sie.
Sie alle wollten nicht glauben, dass Bardos nie wieder käme. Also sollte sich Miléndra auch nicht zu viele Gedanken über eine mögliche Zukunft ohne ihn machen. Oh wie sehr sie diesen Mann mittlerweile liebte. Und sie wusste, dass auch er das selbst für sie empfand. Auch wenn er es sich noch nicht so wirklich zu zeigen traute. Er wagte es noch nicht die letzten Schritte zu tun. Weil er Angst hatte, Miléndra zu überrumpeln. Dabei wollte Miléndra keinen anderen Mann. Und das wusste er.
Sie aßen ein wenig von dem Gebäck, welches sie unterwegs an einem Stand gekauft hatten. Doch außer den Kindern schien keiner so richtig Appetit zu haben. Sie würden warten. Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig. Warten und hoffen … auf eine sichere Rückkehr von Bardos. Sicherlich würde Herr Amrothos mehr Informationen für sie haben und bald würde man es ihnen mitteilen.
Der Tag war schleppend vergangen, denn alle waren besorgt und niemand schien etwas von Bardos gehört zu haben. Die Angst nagte an ihnen und sie versuchten sich die Zeit mit Gesprächen zu vertreiben, welche allerdings meist schon nach kurzer Zeit in betretenem Schweigen endeten. Sogar die Kinder spürten, dass irgendwas überhaupt nicht in Ordnung war und fragten ständig wann Bardos denn wiederkam. Sie hatten ihn auch schon ins Herz geschlossen, Samura hatte sogar die Tränen in den Augen stehen. Duilin versuchte hin und wieder eine Geschichte zu erzählen und die Stimmung etwas aufzuheitern, aber es gelang ihm nicht.
Gemeinsam saßen sie alle abends am Tisch und aßen. Auch jetzt war die Stimmung alles andere als locker und Kiranda fand, dass sie ganz gut zu ihrem etwas zähen Stück Fleisch passte. Sie machte sich furchtbare Sorgen. Die ganze Familie hatte erwartet, dass sie bis zum Abendessen etwas hören würden, aber bis jetzt war niemand aufgetaucht und das konnte nichts Gutes bedeuten. Die Kinder rutschen unruhig auf ihren Stühlen hin und her. "Es ist bestimmt alles gut, vielleicht war Bardos einfach nur etwas weiter entfernt und die Boten brauchen nur so lange", versuchte Duilin die Damen etwas aufzuheitern, woraufhin Kiranda ihn kurz anblickte. Sie glaubte nicht daran, aber vermutlich war es das Beste, wenn sie versuchten positiv zu bleiben. "Bestimmt kommt heute nach dem Essen noch jemand vorbei um uns zu sagen, dass sie Bardos gefunden haben und es ihm gut geht".
Nachdem Forgas die Nachricht über die Gefangenschaft von Bardos und Amrothos an Prinz Elphir übermittelt hatte, machte er sich auf den Weg in die Stadt, um die Familie von Bardos zu finden. Das Gasthaus war ihm bekannt und von dort ließ er sich durch den Besitzer der Unterkunft zu Ellena geleiten, deren Namen man ihm als Schwester des Vermissten genannt hatte.
Als sie vor der Tür standen, bedankte er sich bei dem Mann und wartete, bis dieser gegangen war. Die Nachricht ging ihn schließlich nichts an. Dann klopfte er an der Tür und wartete darauf, dass man ihm öffnete oder ihn hineinrief.
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Der Nachmittag war trostlos gewesen. Der Fürst persönlich war mit vielen Soldaten aufgebrochen, um nach seinem Sohn Amrothos und Bardos zu suchen. Man hatte Ellena, Miléndra und Duilins Familie aufgefordert, nach Möglichkeit in ihrer Unterkunft zu bleiben, da man sie dort am ehesten finden würde, wenn es Neuigkeiten gab. Also warteten sie und warteten sie und die Stimmung war sehr gedrückt, denn jeder hatte Angst, dass etwas Schlimmes geschehen war.
Ellena machte sich bereits Gedanken darüber, ob sie denn das Haus und alles alleine stemmen und managen konnte, wenn Bardos nicht mehr da war. Noch dazu mit dem Säugling an ihrer Seite. Und Miléndra dachte schon wieder zurück an ihre Familie im Dorf, zu welcher sie dann zurückkehren musste. Zu ihrem Vater … der ließ sie bestimmt spüren, was er davon hielt, dass sie mit diesem Bardos weggegangen war, ohne seine Erlaubnis. Und dann hatte Bardos ihm auch noch eine Rippe gebrochen …
Nein, sie alle hatten Angst, doch die Hoffnung war doch noch nicht ganz vergebens. Als sie beim Abendessen saßen, bekam kaum jemand etwas runter und sie stocherten mehr oder weniger lustlos in ihrem Essen herum. Sie hatten sich das Essen von der Gaststube im Erdgeschoss heraufbringen lassen.
Plötzlich klopfte es an der Tür und Miléndra war als erstes aufgesprungen und zur Tür geeilt. Duilin wollte sie noch aufhalten, denn als Mann, wollte er als erstes öffnen, damit er die Frauen und Kinder beschützen konnte, falls es Feinde waren. Doch Miléndra war schneller und sie riss die Tür auf und rief gleichzeitig: „Bardos!“ Doch vor der Tür stand nicht Bardos. Es war ein Soldat. „Ihr seid nicht Bardos!“ stellte Miléndra wehmütig fest. „Wo ist er?“ Sie sah an dem Soldaten vorbei in den Flur.
Keiner der Frauen antwortete dem Heiler und so widmete auch er sich wieder schweigend seinem Essen. Keiner von ihnen hatte viel gegessen und allen konnte man die Sorge im Gesicht ablesen. Schließlich hatten sie auch den ganzen Tag lang überlegt, was sie machen wenn Bardos nicht wiederkäme und das ließ die Laune nicht besser werden. Plötzlich klopfte es an der Tür und Duilin ging rasch zur Türe, aber Miléndra war schneller als er. Dies missfiel ihm zwar deutlich - schließlich hätte vor der Tür auch jemand stehen können der Böses im Sinn hatte - aber im Moment konnte er auch nichts daran ändern.
So kam es dass er direkt hinter der jungen Frau, die mit einem lauten Bardos die Tür öffnete. Als alle sahen, dass dieser Mann nicht Bardos war, legte Duilin Miléndra die Hand auf die Schulter um sie zu beruhigen. Die junge Frau stürzte sich beinahe schon Fragen stellend auf den armen Soldaten. "Wollt Ihr nicht herein kommen?", bot er dem Boten mit einem Nicken an, "Mein Name ist Duilin, dies ist Miléndra und am Tisch sitzen noch Ellena, Kiranda und die Kinder", stellte er höflich vor. "Ihr habt Neuigkeiten für uns?"
Es dauerte nur einen Augenblick, nachdem Forgas geklopft hatte, da wurde auch schon die Tür aufgerissen und eine junge Frau rief ihn mit Bardos an. Sogleich erkannte sie jedoch, dass sie nicht den Gesuchten vor sich hatte. »Es tut mir Leid, Herrin, mein Name ist Forgas. Ich bringe eine Nachricht für die Herrin Ellena«, entgegnete er freundlich.
Da trat ein junger Mann heran, der die Versammelten vorstellte und den Boten hereinbat. »Habt Dank!«, sagte er und betrat den Raum. Nachdem die Tür hinter ihm geschlossen worden war, wandte er sich an Ellena. »Meine Nachricht ist an Euch gerichtet und betrifft Euren Bruder. Aber wenn Ihr es gestattet, teile ich sie allen mit«, erklärte er dann pflichtbewusst.
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Im Gegensatz zu Miléndra und Duilin war Ellena sitzen geblieben, als es an der Tür klopfte. Sie hatte Lalaith auf ihrem Schoß und starrte dennoch wie gebannt zur Tür, als Miléndra diese aufriss. Doch es war nicht Bardos, so wie alle gehofft hatten. Wie es schien, war es ein Soldat und Duilin bat ihn herein. Dann wandte sich der Fremde direkt an Ellena.
„Ihr könnt frei sprechen. Auch diese anderen Menschen gehören mehr oder weniger zur Familie“, antwortete Ellena ihm. „Was habt Ihr für Neuigkeiten für uns?“ Ellena spürte wie sie schwitzte und wie ihr das Herz in die Hose zu rutschen drohte. Hoffentlich war Bardos nicht tot oder verschleppt. Das würde sie in ihrer emotional labilen Verfassung nicht ertragen. Und das wussten alle Anwesenden. Denn sie wussten, was Ellena die letzten Monate, bevor Lalaith geboren wurde, durchstanden hatte. Mit Ausnahme der Kinder vielleicht.
Auch Miléndra war nun wieder in den Raum getreten. Sie wirkte fast genauso nervös und setzte sich nun wieder auf einen Stuhl und wartete ab.
Tatsächlich war der Mann ein Bote welcher Neuigkeiten für sie hatte. Duilin trat an den Tisch heran und stellte sich hinter Kiranda, die sofort seine Hand ergriff. Er konnte das leichte Zittern in ihren Fingern spüren und hielt diese ganz fest. Die Spannung die in der Luft lag konnte man deutlich spüren. Das Bangen des Ganzen Tages ballte sich nun zusammen und Duilin machte sich auch ernsthafte Sorgen um Miléndra und Ellena. Vor allem um Letztere. Schließlich war sie ohnehin nicht in der besten Verfassung und schlechte Neuigkeiten Bardos betreffend würden ihre Situation nur weiter verschlechtern. Die Kindern waren vollkommen still und schauten den Soldaten mit großen Augen an, vermutlich verstanden sie gar nicht so genau was hier jetzt geschah und was das für sie bedeuten könnte. Nachdem Ellena Forgas die Erlaubnis erteilt hatte vor ihnen allen zu sprechen, hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so leise war es. Unbewusst hatte Kiranda ihren Atem angehalten, so nervös war sie.
Man ließ ihn hinein und Ellena erteilte ihm die Erlaubnis, vor den Anwesenden frei zu sprechen. Forgas merkte, dass sie alle voller Sorge waren und eigentlich nur auf eine gute Nachricht hofften. Diese Momente hasste er an seinem Job! Nur sehr ungern machte er diese Leute derart unglücklich.
»Es tut mir Leid, dass ich euch keine besonders guten Neuigkeiten bringen kann. Wir sind bis zum Kampfplatz geritten und haben dort Spuren gefunden, dass Prinz Amrothos und Herr Bardos in die Gefangenschaft von versprengten Corsaren geraten sein müssen. Es handelt sich aber um nicht mehr als sechs oder sieben. Fürst Imrahil verfolgt sie«, berichtete er und sah traurig von einem zum anderen.
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Es war ganz still im Raum geworden, als der Soldat eintrat, welcher auch nicht wirklich glücklich mit seiner Aufgabe schien. Niemand wagte zu sprechen. Manch einer hielt sogar den Atem an. Ellena spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen, dazu noch die sanften Bewegungen ihrer Tochter auf dem Schoß. Zum Glück verstand Lalaith noch nicht was vor sich ging.
Endlich verriet ihnen der fremde Mann, was Sache war. Es war furchtbar! Bardos war tatsächlich verschleppt worden und diese Corsaren würden ihn töten. Das waren keine guten Männer. Aber das war doch Bardos! Wie konnte so etwas geschehen? Nein, es war nicht möglich!
Ellena stand zitternd vom Stuhl auf und dann nahm sie ihre Tochter und legte diese in die Wiege. Sofort fing Lalaith an zu weinen und wütend zu strampeln. Doch Ellena ignorierte das schreiende Kind vollkommen. Sie trat nur auf den Soldaten zu. „Ihr lügt!“ fuhr sie ihn an. „Ihr lügt! Bardos ist ein guter Kämpfer. Er war mal ein erfolgreicher Soldat. Er lässt sich nicht einfach so verschleppen! Es ist eine Lüge! Ihr wollt ihn uns vorenthalten! Niemals würde sich Bardos verschleppen lassen. Er ist ein guter Kämpfer!“ schrie Ellena und dann fing sie an mit den Fäusten auf die Brust des Mannes einzuschlagen, während sie schrie und die Tränen über ihr Gesicht rannen und dann verlor sie den Boden unter den Füßen.
Miléndra saß nur stumm da. Geschockt über die Nachricht und geschockt über das Verhalten der fast Gleichaltrigen. Würde sie Bardos je wieder sehen? Ihren Bardos? Den Mann, der sie vor dem Ertrinken gerettet hatte und der sie aus den Händen ihres gewalttätigen Vaters befreit hatte.
Es war schrecklich! Die Corsaren hatten Bardos gefangen genommen und Kiranda war sich relativ sicher, dass sie das nicht überleben würden. Die Amme saß wie gebannt auf ihrem Stuhl und wusste nichts zu sagen. Duilin hatte die ganze Zeit Ellena im Auge gehabt, weil er sich Sorgen um sie machte. Auch er war geschockt von der Nachricht, wobei er gefasster war als die anderen. Er hatte so etwas in der Art erwartet, weshalb sonst hätten sie nichts von ihm gehört?
Ellena legte ihre Tochter in die Wiege, wobei es sie nicht zu interessieren schien dass die Kleine fürchterlich anfing zu schreien. Als sie auf den Soldaten zuging hatte Duilin nicht erwartet, dass sie auch sofort auf ihn losgehen würde. Vollkommen hysterisch stürzte sie sich auf den armen Kerl, der ja nichts für die Botschaft konnte, die er überbringen musste. Rasch trat der Heiler an die Frau heran und umfasste sie. Ellena hatte mehr Kraft als er erwartet hatte, aber er hielt sie weiter fest. "Beruhige dich, Ellena. Es wird alles gut. Glaub' mir, alles wird gut", sprach er auf sie an. Als sie plötzlich in sich zusammen sackte, ließ Duilin sie langsam auf den Boden gleiten, saß dort gemeinsam mit ihr während er ihr weiter leise zuredete.
"Ich hoffe Ihr entschuldigt ihr Verhalten, die ganze Situation ist sehr schlimm für sie", versuchte er sich bei dem Boten zu entschuldigen, während er seinen Griff um den Oberkörper der Frau etwas lockerte. Die Kinder hatten alle angefangen zu weinen, was Kiranda aus ihrer Starre aufschrecken lief. Sanft berührte sie Miléndra am Arm: "Magst du mir helfen, die Kinder in den Nebenraum zu bringen?", fragte sie leise,"Erdil, Lessilia, Samura - kommt mit, wir gehen in das Schlafzimmer", forderte sie die Kinder auf und gab Miléndra Frijana, die relativ ruhig war - zumindest deutlich ruhiger als Lalaith, die sie selbst auf den Arm nahm und versuchte zu beruhigen.
Nachdem Forgas die schlechte Nachricht verkündet hatte, war es einen Augenblick totenstill im Raum. Der Bote hasste diese Augenblicke. Dann stand Ellena langsam auf, legte das Kind in die Wiege und kam auf ihn zu. Sie bezichtigte ihn der Lüge und gab an, dass Bardos ein guter Kämpfer war und sich nicht so einfach gefangen nehmen ließ. Dabei kam sie immer näher und begann schließlich, ehe Forgas sich versah, mit der Fäusten auf dessen Brust einzutrommeln. Forgas fing diese auf und schob Ellena ein Stück von sich. »Es tut mir Leid! Ich kann nur überbringen, was man mir aufträgt«, entschuldigte er sich, als auch schon Duilin hinzugetreten war und die hysterische Frau in den Arm nahm.
Kurz darauf ging sie zu Boden, zitterte und schluchzte. »Es ist schon gut. Sicher ist es schlimm für sie! Kann... kann ich noch etwas für Euch tun. Ansonsten würde ich Euch nun allein lassen«, nahm Forgas die Entschuldigung von Duilin an und hoffte, dass er den Raum bald verlassen durfte.
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Unter anderen Umständen hätte sich Ellena niemals so von einem Mann anfassen lassen, wie es Duilin gerade tat. Doch ihr Gedanke galt grad nur Bardos und außerdem war dies Duilin, kein Fremder. Sie kannte ihn und ja, sie mochte Duilin auch gut leiden. Er war stets nett zu ihr und fürsorglich. Außerdem war er immer da, wenn es ihr schlecht ging, obwohl er anderweitig auch viel Arbeit als Heiler hatte.
Gemeinsam mit Duilin saß sie nun auf dem Boden und zitterte und schluchzte, während sich der Heiler mit dem Boten unterhielt und sich für Ellenas Verhalten entschuldigten und den Mann schließlich entließ. Er konnte gehen, sie brauchten ihn nicht mehr. Ellena vergrub ihr Gesicht an Duilins Brust und sein Hemd wurde durch ihre Tränen ganz nass.
„Wir haben ihn verloren …“, flüsterte Ellena schluchzend. „Wir haben Bardos verloren … ich verliere alles … Ich will nicht mehr!“ Das Mädchen hatte erst ihre Eltern verloren, dann ihre Ansehen, ihre Würde und ihren Sohn. Und nun auch noch ihren Bruder. Ellena hatte es ja zuvor schon kaum ertragen und dass sie noch lebte verdankte sie auch nur Bardos und Adlinn, welche sie im Wald vom Baum geschnitten hatten, als sie ihrem Leben, gerade mit Lalaith hochschwanger, ein Ende setzen wollte. Und jetzt hatte sie Bardos verloren. Sie alle hatten ihn verloren. Wie konnte er sich allein gegen sieben Corsaren oder mehr wehren? Vielleicht war er bereits tot.
Miléndra
Miléndra war auch wie versteinert gewesen und sah erst auf, als Kiranda sie ansprach.„Was? … Oh, ja.“ Das Mädchen nahm die Einjährige Frijana entgegen und gemeinsam mit den Kindern gingen sie ins Nebenzimmer und schlossen die Tür hinter sich. Die Zwillinge weinten und auch Lalaith schrie wie am Spieß. Zum Glück bekamen Lalaith und Frjana noch nicht mit, was vor sich ging. Die Zwillinge waren sicherlich auch wegen Ellenas Verhalten geschockt. Einzig Erdil schien ein wenig die Fassung zu wahren, aber man konnte ihm trotzdem ansehen, dass er mit sich rang. „Kann ich irgendwas tun?“ fragte er seine Mutter fast heiser. Er wollte ein großer, starker Junge sein.
Miléndra drückte Frjana an sich. Auch sie hatte mit Bardos später Kinder haben wollen. Wenn er doch endlich mal einen Schritt weiter gegangen wäre. Aber jetzt war es zu spät. Und sie liebte ihn so sehr. Das war doch keine Einbildung.
Gemeinsam mit Miléndra brachte sie die völlig aufgelösten Kinder in das andere Zimmer. Sanft wiegte Kiranda die kleine Lalaith und sprach mit ihr, doch sie spürte wohl auch, dass etwas nicht stimmte. Erdil kam ziemlich niedergeschlagen zu ihr, auch wenn er sich noch im Griff hatte. Die Amme war stolz auf ihren Sohn - er kam ganz nach Duilin, der auch immer einen kühlen Kopf behielt. "Du kannst deinen Schwestern eine schöne Geschichte erzählen. Die von Lúthien und Beren kennst du doch oder?", schlug sie vor während sie ihm an der Wange entlang strich. Sie hatte keinerlei Ahnung ob es irgendetwas nützen würde, aber es war besser sie versuchten die beiden abzulenken. Gehorsam wie er war setzte sich Erdil mit den Zwillingen zusammen auf das Bett.
Miléndra war sehr still und drückte nur Frijana an sich. "Sie ist schon viel ruhiger geworden, danke", lobte Kiranda die junge Frau. Auch Lalaith fing an sich langsam zu beruhigen, auch wenn sie nicht aufhörte zu weinen und zu wimmern. Natürlich hätte sie jetzt lieber ihre Mutter an ihrer Seite gehabt, aber diese war nicht in der Verfassung dazu.
Duilin
Man konnte dem Boten anmerken wie sehr er seinen Beruf gerade verfluchte, aber so war es manchmal leider. Auch Duilin war nicht immer zufrieden, wenn er zum Beispiel einen Menschen verlor. Freundlich fragte er noch nach ob er helfen konnte, doch der Heiler war sich sicher, dass er das nicht unbedingt wollte. Zudem konnte er an der Nachricht auch nichts ändern. "Habt Dank, wir werden das schon regeln, Euch einen guten Heimweg", verabschiedete er Forgas, welcher daraufhin den Raum verließ.
Ellena vergrub sich förmlich in seinem Hemd während er sie im Arm hielt. "Du verlierst nicht alles. Wir bleiben bei dir - und was ist mit Lalaith? Die Kleine braucht ihre Mutter", meinte er, "Gemeinsam schaffen wir das irgendwie". Mehr konnte er gerade nicht sagen, denn er glaubte nicht wirklich daran, dass Bardos das irgendwie überleben würde. Schließlich war er in der Hand von Corsaren - und diese waren dafür bekannt grausam mit Gefangenen umzugehen.
Der Bote war sichtlich erleichtert, als er gehen konnte. Und so blieb Ellena alleine mit Duilin in diesem Raum, denn Kiranda und Miléndra waren mit den Kindern in eines der Schlafzimmer gegangen. So war es hier sehr still geworden.
Duilin war so lieb, er versuchte Ellena zu beruhigen und meinte auch, dass sie bei ihr bleiben würden. Würden sie das wirklich? Und würde Ellena wirklich all die Kosten tragen können, die sie damit haben würde? Aber sie waren ja nun wirklich nicht arm und hatten gut geerbt. Aber Bardos würde auch nie wieder verdientes Geld ins Haus bringen. Vielleicht würde sie das große Haus und das dazugehörige große Grundstück irgendwann verkaufen und die Bediensteten entlassen müssen. Aber darüber wollte Ellena jetzt gar nicht nachdenken. Sie waren ja wirklich nicht arm. Ganz im Gegenteil.
Aber Ellena wusste auch nicht, ob sie das noch alles wollte. Und ob sie verlangen konnte, dass diese Menschen, welche sie erst so drei Monate kannte, sich um sie kümmerten. „Ich … ich … will euch … nicht aufhalten … wenn ihr gehen wollt“, schluchzte das Mädchen und sie hatte Mühe zu sprechen. „Tut … tut mir leid … dass ich so schwach … bin. Ich … wollte den Mann … nicht schlagen.“ Ellena musste daran denken, dass sie vor zwei Tagen den Fürsten persönlich weggestoßen hatte, weil sie kurzzeitig dachte er fasse sie unschicklich an.
Miléndra
Kiranda lobte Miléndra, weil die einjährige Frijana schon viel ruhiger geworden war. Dabei saß sie einfach nur auf Miléndras Schoß. Aber Miléndra hatte schon gesehen, dass sie ein ganz gutes Händchen mit Kindern hatte. Vielleicht konnte sie ja auch eine Amme werden, so wie Kiranda. Jetzt, wo Bardos nicht mehr da war und vielleicht nicht wiederkehrte. Dann müsste sie vielleicht nicht zurück in ihr Heimatdorf, sondern könnte in Minas Tirith bleiben. Wenn sie denn dann eine Arbeit fände.
„Wie … wie bist du denn Amme geworden?“ wollte Miléndra deshalb wissen. Sie wollte sich auch mit einem Gespräch ablenken. Erdil erzählte unterdessen seinen zwei jüngeren Schwestern eine Geschichte, während die Kinder auf einem der anderen Betten saßen. Langsam wurden alle wieder ein wenig ruhiger.