Schnell schritt Earendil durch einige Straßen zu den Archiven. Ein einziger Wachposten stand hier. Der Soldat wirkte müde doch beim Anblick hob er den Kopf. Er versuchte sich seine Schläfrigkeit nicht anzumerken und trat auf den Elben, den er bewundernd anblickte zu. »Wie kann ich dienen? Wen darf ich melden? Meine Aufgabe ist es Besucher der Bücherei bei den Archivar zu melden. Seid Ihr schon einmal hiergewesen?«
»Bereits gestern hatte ich die Ehre die Archive zu betreten. Ein Mann der den Namen Anardil trug geleitete mich durch die Räume. Ich nehme an dies ist der Archivr.«
Der Schmied dachte, dass man einfach in die Archive hineinkonnte, doch ascheinend wurde man hier immer mit solch lästigen Formalitäten aufgehalten. Welchen Zweck diese Kontrolle hatte vermochte der Elb nicht zu erkennen.›Gestern ist mir dieser Soldat nicht aufgefallen. Sind die Archive für die Öffentlichkeit nicht zugänglich? ‹
Das der Wachposten normalerweise die Besucher der Archive nicht ansprechen brauchte, wusste Earendil nicht. Der Soldat sprch mit dem Elben nur, weil er ein Wortwechsel mit einem der Erstgeborenen haben wollte.
Wie versprochen, hatte Anardil am Morgen das Buch aus dem Regal in eine Schreibkammer gebracht. Kurz darauf hörte er, dass ein Wachsoldat am Eingang sich mit jemandem unterhielt. Anardil öffnete die Tür des Archivs, trat hinaus und sah, dass es Earendil war. Er wandte sich an den Soldaten:
"Der Herr darf eintreten, Minohtar! Ich werde ihn geleiten."
Dann sagte er zu Earendil:
"Bitte folgt mir, Herr!"
Anardil führte den Elb zu der Kammer, die sich direkt neben dem Eingang befand. Die Kammer war sehr spärlich ausgestattet: Nur ein Tisch und ein Stuhl befanden sich darin. Auf dem Tisch lag das Buch, daneben ein Stapel leerer Blätter sowie eine Feder in einem Tintenfass.
"Ich hoffe, dies ist für Eure Zwecke ausreichend", sagte der Archivar. "Ich überlasse es Euch, ob Ihr die Tür zumachen wollt. Falls Ihr noch etwas braucht, ich bin nebenan."
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Earendil war glücklich, als der Archivar kam und ihn an den Wachposten vorbeigeleitete. Er hatte nämlich keine Lust sich weiterhin mit dem Soldaten zu unterhalten und von diesem aufgehalten zu werden.
Anardil führte ihn in eine Kammer, welche direkt hinter der Eingangstür war. Hier fand der Elb alles was er zum schreiben brauchte und auch das Buch lag bereits in der Kammer.
»Dies genügt zum abschreiben; ich danke für die Mühe die ihr euch machtet. Da hier anscheinend nicht viel los ist, glaube ich nicht das es nötig sein wird die Tür zu verschließen.«
Earendil hatte inzwischen schon ungefähr eine Stunde damit verbracht das Buch abzuschreiben. Glücklicherweise war es nicht in Westron verfasst, sondern in elbisch. Dies war hauptschlich auf den Schreiber der Schrift zurückzufühen, denn das Buch wurde von einem der Numenor niedergeschrieben, der des elbischen mächtig war.
Der Elb musste daher nicht, wie er befürchtet hatte, das Buch nebenbei ins elbische übersetzen und so kam er in der Abschrift gut voran, mehrere beschriebene Blätter lagen bereits auf dem Tisch. ›Anscheinend gestaltet sich das Abschreiben nicht als so schwierig wie befürchtet ... Kein Übersetzen. Wenn ich dieses Schreibtempo beibehalte sollte es bis zur Fertigstellung der Abschrift nicht lange dauern.‹
In den Achiven konnte der Schmied noch immer keine Menschen entdecken, anscheinend kam selten jemand um die vielen Schriften zu lesen. Von draußen drang einiger Lärm in die Bücherei, doch es klang gedämpft, von vielen Mauern aufgehalten.
Gerade wollte Earendil mit dem Schreiben einer weiteren Seite anfangen, als ein schlanker, junger Mann hektisch in die Archive stürmte. Der Mann schaute sich suchend um wandte sich dann aber zum Gehen. ›He! Dieser Mann dort dürfte, wenn ich mich recht erinnere der Stallbursche sein der auf mein Pferd aufpassen sollte! Was sucht der den hier? Verlangt es ihn mich zu sprechen?‹
Der Elb stand auf und trat aus seiner Schreibkammer. »Kann ich Euch irgendwie helfen? Ihr scheint etwas zu suchen ...« sagte er zu den Stallburschen gewandt. Dieser antwortete ängstlich, als ob er eine Strafe erwartete. »Oh Herr! Es ist furchtbar! Euer Pferd - Telperion oder wie nannteIhr es, ist fort. Ich fürchte ich habe die Tür nicht richtig verriegelt. Es tut mir Leid ....«
»Wo ist das Tier jetzt? Ich werde es sofort holen ... Macht Euch keine Vorwürfe, doch gebt beim nächsten mal besser acht!« Mit diesen Worten, ohne auf eine Antwort des Mannes zu warten lief Earendil schnellen Fußes Aus den Archiven. Er hatte spüren können, dass es den Stallburschen wirklich Leid tat und dieser keine Lüge erzählte. ›Das hat mir gerade noch gefehlt! In dieser Stadt kann ich lange suchen ... Immerhi weiß ich das der Stallbursche zu wissen glaubt, dass Telperion im viertn Ring ist ... Das hat er zumindest eben noch hinter mir hergerufen ...‹
Der Morgen war fast vorbei, als Anardil kurz vor die Tür ging, um etwas frische Luft zu schnappen. Plötzlich kam ein Stallbursche herangestürmt und blieb vor dem Archivar stehen.
"Herr Anardil", sagte er etwas außer Atem, "Ist der Fremde, dieser Elb bei Euch?"
"Er ist im Archiv und...", fing Anardil an, doch da rannte der Mann schon an ihm vorbei.
"Was ist denn in den gefahren?" fragte sich Anardil. "Ich konnte ihm nicht einmal sagen, dass unser Gast in der Schreibkammer sitzt. Wahrscheinlich stürmt der Junge direkt an ihm vorbei."
Der Hüter der Archive folgte dem Burschen. Als er eintrat, sah er, dass der junge Mann gerade mit dem Elben sprach und etwas davon erzählte, dass Earendils Pferd fort sei. Der Elb rannte darauf an Anardil vorbei hinaus. Der Bursche rief noch etwas davon, dass das Pferd im vierten Ring sei. Ehe er aber dem Elben folgen konnte, hielt Anardil ihn auf.
"Einen Moment, Junge!" sagte er in strengem Ton, "Eines solltest du noch tun, um den von dir verschuldeten Schaden zu heilen! Wenn du es nicht schon getan hast, verständige die Stadtwache, damit das Pferd nicht gestohlen und aus der Stadt gebracht wird! Und nun lauf!"
Der Bursche nickte und eilte davon.
"Wir haben hier in Minas Tirith zu wenig Erfahrung mit Pferden!" dachte Anardil bedauernd. "Die Valar mögen verhüten, dass es diesen Nordbarbaren in die Hände fällt! Immerhin, wenn die Stadtwache verständigt ist, würde niemand das Ross aus Minas Tirith herausbringen, denn das fiele auf - hier sind ja fast keine Reiter unterwegs."
Nachdem es fast Mittag war, schloss Anardil die Tür zum Archiv ab und sagte zu den Wachen, die in der Nähe standen:
"Falls der Elb vor mir zurückkommt, sagt ihm, wo ich jeden Mittag bin!"
Dann ging er zum Ausschank an der Nordseite der Veste und reihte sich unter die Wächter und andere Bedienstete des Truchsess ein, die für das Mittagessen anstanden.
"Hoffentlich hat Targon heute etwas Gutes gekocht!" dachte Anardil.
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Nach einem wie erhofft guten Mittagessen ging Anardil zum Archiv zurück. Die Wächter meldeten, dass niemand gekommen sei. Anardil schloss die Archive wieder auf, ging hinein und setzte sich, um auf Earendils Rückkehr zu warten.
"Ob der Elb sein Pferd schon wiedergefunden hat?" fragte er sich.
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Bald hatte der Elb die Strecke vom Marktplatz zu seiner Unterkunft zurückgelegt. Dort vertraute er sein Pferd den Stallburschen an, welcher ihm etliche Male schwörte auf das Pferd nun besser Acht zu geben.Earendil glaubt ihm, drohte aber an den Fehler des Burschen publik zu machen. Dann ging er schnell di letzten, wenigen Schritte zu den Archiven wo er dieses mal ohne Probleme eingelassen wurde.
Auf einen Stuhl saß Anardil, anscheinend auf den Elben wartend.
»Glücklicherweise habe ich das Pferd mit freundlicher Hilfe einiger Marktbesucher gefunden. Es war aus für mich unerklärlichen Gründen in den vierten Ring auf den Marktplatz gelaufen und hatte sich dort wohl verirrt. Doch ich konnte es schnell finden ...«
Earendil antwortete den Archivar, gab aber nicht zu erkennen, dass er verwundert darüber war, dass Anardil von den entlaufenen Pferd wusste. ›Wahrscheinlich hat der Stallbursche es ihm mitgeteilt. Das erklärte auch warum er hier auf mich wartet ...‹
»Mit dem Schreiben werde ich sofort beginnen, doch zuallererst wüßte ich gerne wo es hier eine Möglichkeit gibt etwas zu trinken. Abgesehen von den hiesigen Tavernen, welche ich auf meinem Stadtrundgang sah entdeckte ich keine weitere Möglichkeit etwas Flüssigkeit zu mir zu nehmen.«
"Nun, wenn Ihr etwas trinken wollt, geht Ihr am besten zu Targons Ausschank", antwortete Anardil auf die Frage des Elben. "Ich gehe dort immer mittags essen. Vom Mittagsmahl dürfte jetzt nichts mehr übrig sein, aber zu trinken gibt es dort immer etwas: Wein, Bier oder auch nur klares Wasser aus den Quellen im Mindolluin. Der Ausschank ist auf der Nordseite der Veste - die Wache könnte Euch dorthin geleiten, wenn Ihr es wünscht."
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»Habt Dank für Eure Auskunft. Gerne werde ich diesen Ausschank aufsuchen, wenn man mir den Weg zeigt.« antwortete Earendil den Archivar. ›Wein also ... Immerhin etwas besseres als dieses Met oder wie auch immer die Menschen das Honigbier nennen. Das konnte ich noch nie vertragen, allein der Anblick der betrunkenen Menschen in ihren Kneipen und Tavernen genügt mir. Mir ist schleierhaft weshalb sich die Firimar dazu hinreißen lassenm. Das ist doch demütigend sich so vollzutrinken und keine Kontrolle mehr über sich zu haben.‹
Anardil schickte eine Wache zu dem Elben, welche diesen aus dem Archiven geleitete.
Nachdem Earendil von dem Soldaten zu den besagten Ausschank geführt wurde und er sort ein Glas Wein getrunken hatte kehrte er zu den Archiven zurück um dort sogleich seine Schreibarbeit fortzusetzen. An Anardil gewandt sagte der Elb: »Vorzüglich schmeckte der Wein in dem Ausschank. Stammt er aus Gondor? Wisst Ihr wo er angebaut wird? Wenn ich mich recht erinnere, wüsste ich kein Gebiet in Gondor welches für den Anbau von Wein geeignet wäre ...«
Anardil war etwas verwundert, dass der Elb nach der Herkunft des Weines fragte.
"Oh, ich bin kein Fachmann für Wein", sagte der Verwalter der Archive, "aber ich denke schon, dass der Wein aus Gondor stammt - es gibt Weinbaugebiete in Lebennin und in Pinnath Gelin, weit im Westen unseres Landes. Das meiste, was Ihr hier bekommt, stammt aus Gondor, denn wir haben wenig Austausch mit anderen Ländern. Das einzige Land, mit dem wir Handel treiben, ist Rohan."
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»Nun ... Der Wein schmeckte auf jeden Fall gut - Egal wo er herkam ... Ich werde mich nun wieder ans Schreiben setzen. Es sollte nicht mehr allzu lange dauern, dass Buch abzuschreiben, denn für mein Volk sind nur einige Seiten relevant.«
Dann setzte sich Earendil wieder in seine Schreibkammer und setzte die Schreibarbeit fort.
Ein letztes Mal tunkte Earendil noch die Feder in sein Tintenfass, dann vollendete er den letzten Satz des Buches. 8 Seiten, in sauberer Handschrift angeschrieben lagen vor dem Elben, welcher erleichtert aufstand und die Seiten ordnete. ›Fertig! Das ging ja schneller als erwartet ... Es ist zwar nicht besonders schön geschrieben, doch lesbar, ich glaube, dass dies fürs erste genügt. Nun zurück zu meiner Unterkunft. Ach ja ...Den Archivar muss ich auch noch in Kentniss setzen, dass meine Arbeit hier abgeschlossen ist.‹
Sorgfältig verschloss der Elb das Tintenfass und ordnete seine Schreibkammer. Dann verließ er diese und sah durch ein Fenster, dass die Sonne sich schon gesenkt hatte und der Abend fortschritt. Gleichzeitig merkte er aber auch wie langsam ein Hungergefühl in im aufkam. ›Am besten ich suche mir ein Gasthaus hier in der Stadt ... Eines wo wenig Leute einkehren und das schön ruhig ist ... ‹
Anradil verbrachte einen ruhigen Nachmittag an seinem Arbeitsplatz. Es war bereits Abend, als der Elb seine Arbeit in der Schreibkammer beendete.
"Seid Ihr fertig, Herr?" fragte Anardil. "Ich würde das Archiv dann für heute schließen. Draußen geht bereits die Sonne unter. Wenn Ihr es wünscht, kann ich Euch noch in die Stadt geleiten."
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»Ja ... Ich bin fertig. Es waren nicht viele Seiten die es abzuschreiben galt und daher brauchte ich nur wenig Zeit, Papier und Tinte. Es genügte mir schon, wenn ihr mir ein Lokal oder eine Schänke in der man gut speisen kann in der Stadt empfehlen könntet, denn etwas zu essen.«
Antwortete Earendil, während er die abgeschriebenen Seiten ordnete.
"Nun, wenn Ihr nur eine Empfehlung von mir wollt: im dritten Ring ist die Schänke 'Bei Netriel'. Dort unten kann man sehr gut speisen." sagte Anardil, während sie das Archiv verließen und er die Tür abschloss.
"Ich werde dann nach Hause gehen. Gute Nacht!"
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»Habt Dank für die Auskunft ... Ich wollte ohnehin noch einmal die Stadt besichtigen, von daher kommt es mir ganz gelegen, wenn die Schänke etwas entfernt ist. Ich werde bereits morgen früh aufbrechen, wahrscheinlich Richtung Pelagir und Meer denn gerne würde ich einen Blick auf die hisigen Küsten und Häfen werfen, ehe ich in meine Heimat zurückkehre.«
Platz vor den Archiven
Wie der Archivar verließ nun auch Earendil die Archive. Als er nach draußen kam bemerkte er, dass bereits die ersten Sterne zu sehen waren. Einen Augenblick hielt der Elb inne und schaute gen Himmel, doch Wolken versperrten die Sicht, so dass nur einige Sterne zu sehen waren. ›Schade, ich hätte den Himmel und Vardas Werk gerne von hier beobachtet ... ‹
Doch dann wandte sich der Schmied ab und ging hinunter in den dritten Ring, wo er keine Probleme die empfohlene Schänke zu finden.
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