Als Lundor an den Feldern vorbei kam, sah er dort einige Bauern an ihrer Arbeit. Furchtbares Leben ... Nein, so könnte er nicht weiter machen. Das war kein Leben für ihn. Das Leben als Bauer hatte er immer gehasst und jetzt war damit Schluss, ein für alle mal.
Als er das kleine Dorf erreichte sah er sich nach einem Bewohner um, der vielleicht nicht gerade auf dem Feld stand. Eine ältere Dame stand an einem Brunnen und schöpfte Wasser. Als Lundor auf sie zutrat, schreckte die Bäuerin kurz auf. "Junge, hast du mich erschreckt!" Der junge Mann machte kurz ein betretenes Gesicht. "Tut mir Leid, das wollte ich nicht." Die Frau starrte ihn fragend an. Wahrscheinlich kamen nicht oft Fremde durch das Dorf. Oder vielleicht doch und sie war einfach von Grund auf misstrauisch? "Verzeiht, aber könnt ihr mir sagen, ob ich hier irgendwo was kaufen kann? Oder in irgendwelchen umliegenden Dörfern?" Die ältere Frau stellte die Wassereimer ab und deutete in östliche Richtung. "Wir haben hier einen Händler. Das Haus da hinten. Vielleicht kann er weiter helfen." Lundor folgte ihrem Blick und nickte. "Habt vielen Dank!" Dann wandte er sich ab und ging auf den Laden zu. Die Hündin folgte ihm.
Auf dem Weg sah er ein paar Hühner am Rand Körner picken. Sein Magen knurrte und er fragte sich, ob es wohl jemand merken würde, wenn eines der Hühner fehlte. Es waren ja eigentlich genug da und eines würde bestimmt keiner vermissen. Aber nun wollte er erstmal den Händler aufsuchen.
Knarrend ging die Tür zu der kleinen Holzhütte auf. Lundor trat ein und orientierte sich erstmal. Dann rief er Varda zu sich, damit sie nicht überall dran herum schnüffelte oder irgendetwas umstieß.
Lundor betrat einen kleinen, verwinkelten Raum der vollgestopft war bis unter die Decke mit Allem und Nichts. Staubige Regale standen an den Wänden, in denen sich allerhand undefinierbarer Unrat befand. Neben einem Durchgang der offenbar zu einem kleinen Innenhof führte lehnte eine alte verostete gondorianische Rüstung auf der ebenfalls eine daumendicke Staubschicht lag. Eine andere Ecke des Ladens war offenbar einigen Nahrungsmitteln vorbehalten. Einige wenige Äpfel, Tomaten und Kohlköpfe lagen wahllos auf einem viel zu kleinem wackeligen Tisch verstreut, dessen zu kurzes Tischbein durch einen Hirschschädel gestützt wurde.
In der Mitte des Raumes lehnte ein kleiner, sehr beleibter Mann an einem Bretterverschlag, der im Entferntesten an eine Art Theke erinnerte. Er war kaum größer als ein Ork und wirkte auch genauso ungepflegt. Lundor vernahm selbst bis zur Türschwelle den penetranten Schweißgeruch, der von seinen Achseln herrüber zu wabern schien. Die Achselhaare waren zu kleinen Zöpfen geflochten und klebten wie seine fettigen Haare an dem nackten Oberkörper.
Gerade als Lundor die Türe schließen wollte, kam ein kleiner Junge vom Innenhof in den Laden gestürzt. Er mochte kaum älter als sechs Jahre sein und trug eine dreckige beige-farbene Tunika.
»Was hast du so lange gebraucht?« Raunte der Händler den Jungen barsch von seinem Tresen aus an.
»Ich habe nur die ganzen Müllfässer ausgeleert, wie ihr es mit aufgetragen habt...« Entgegnete der Junge trotzig.
Der Händler setzte ein offenbar gespieltes Lächeln auf.
»Schon gut! Mach weiter! Ich muss hier etwas verkaufen!«
Erst jetzt drehte sich der Händler Lundor zu und bewegte sich trotz seines offenbar enormen Gewichts behende hinter dem Tresen hervor, als ob er Flügel besäße.
»Was wollt ihr?«
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Lundor hatte noch nicht mal richtig den Laden betreten, da wäre er am liebsten wieder rückwärts hinaus gelaufen. Es war wie wenn man gegen eine Wand lief. Nicht nur, dass es in diesem Laden stickig war und nach Schweiß und allen möglichen anderen Sachen stank, es war auch noch recht duster und Lundors Augen mussten sich daran erstmal kurz gewöhnen.
Ein Staubtuch wurde hier wahrscheinlich das letzte mal vor ein paar Jahren verwendet, wenn überhaupt. Der junge Mann fragte sich, wie der Händler hier überhaupt etwas verkaufen konnte. Und vor allem glaubte er nicht, dass dieser Laden so etwas wie Stammkunden besaß. ›Oh weh ... das ist ja eklig! .... ‹dachte er, während er sich wirklich schon wieder auf den Weg hinaus begeben wollte. Aber dann hielt er inne, denn er wusste ja nicht wo sich der nächste Händler befand und ob er in den nächsten Stunden noch einmal irgendeine Möglichkeit fand etwas zu kaufen.
Lundors Blick fiel auf einen reichlich dicken kleinen Mann, welcher an einem Art Tresen lehnte und einen äußert unhygienischen Eindruck machte. ›Noch ekliger ...‹ schoss es Lundor durch den Kopf. Plötzlich rannte ein kleiner Junge an ihm vorbei in den Laden. Er war höchstens in Nenias Alter und sofort wurde er von dem Händler angeschnauzt. Lundor setzte einen ungläubigen Gesichtsdruck auf.
Also der junge Bauernsohn schließlich von dem dicken Mann angesprochen wurde, musste er erstmal wieder seine Gedanken ordnen. ›Warum war ich da? ...‹ "Äh ja ... ich ... war das eben euer Sohn?" Fragte er neugierig. Das Kind tat ihm leid. Mit so einem Mann, in solchen Verhältnissen, hätte er nicht leben wollen.
"Ich bin auf der Durchreise und brauch allerhand Zeug. Aber wenn ich mir jetzt den Laden hier so betrachte, glaub ich nicht, dass Ihr mir weiterhelfen könnt. Wo find ich denn den nächsten Händler?"
Vatos trat auf Lundor zu, drehte sich in die gleiche Richtung in der Lundor verharrte und legte seinen Arm freundlich auf Lundors Schultern und zeigte mit dem anderen Arm in Richtung Durchgang zu dem der kleine Junge bereits wieder verschwunden war.
»Heeey! Das ist mein kleiner Arbeitsracker! Macht euch um den mal keine Sorgen, der fühlt sich hier so geborgen wie ein Kaninchen in seiner Höhle!«
Der Händler ließ Lundor los und schaute ihm in die Augen.
»Lasst euch nicht von der kleinen Unordnung hier täuschen. Ich hab' alles da, ich kann alles besorgen! Euer Wunsch ist mir Befehl! Also? Was kann ich euch Gutes tun, mein Junge?«
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Plötzlich trat der Mann auf Lundor zu und legte ihm den Arm um die Schulter. Dieser konnte gar nicht so schnell reagieren. Doch nach dessen Worten entfernte er sich zum Glück wieder ein wenig. Ich muss mich waschen ... kennte der Kerl keine Seife ... und die Zöpfe unter den Achseln ... das ist ja so widerlich! ....
Lundor nickte nur kurz auf die Erklärung wer der Junge war. Dann musste er aber doch noch mal nachfragen. "Ähm ... warum arbeitet er hier? Das ist doch noch ein Kind! ... Ihr wisst schon, dass Sklaverei in Gondor verboten ist?" Vielleicht war der Junge ja auch gar nicht dass was er annahm, doch eben hatte es einfach danach ausgesehen.
Na gut, dann wollte er doch sein Glück hier versuchen, wo schon einmal hier war. Lundor nahm aber nicht an, dass er helfen konnte, wenn er sich den ganzen Dreck hier im Laden so ansah. "Ich bin auf der Suche nach neuen Stiefeln, einer Zunderbüchse, vielleicht ein wenig Fleisch und Brot ... Was habt ihr denn an Waffen da?" Lundor sah sich ein wenig im Laden um, lief an einem mehr oder weniger gut befestigten Regal vorbei. Als er sich die Ware betrachtete musste er aufgrund des Staubes, welcher aufflog mehrmals hintereinander niesen. Der Staub flog ihm in die Augen und sie begannen ein wenig zu tränen. Wie kann ein Mensch hier drin arbeiten? ...
Von neuem drehte er sich, die Augen reibend, zu Vatos um. "Verkauft Ihr auch Pferde?"
Vatos machte zunächst einen leicht verärgerten Gesichtseindruck.
»Wollt ihr mich beleidigen? Sklaverei? Bah! Der Junge und seine Mutter arbeiten nur ein wenig bei mir. Dafür dürfen sie in meinem Stall draußen wohnen. Ich nenne das Großzügigkeit!«
Doch dann entspannte sich sein Gesicht wieder und der kräftige Händler lächelte wieder.
»Mit Stiefeln und eine Zunderbüchse kann ich euch dienen... Waffen... lasst mich nachdenken... ich habe da noch ein rostiges Schwert, eine blutige Axt und ein Messer mit abgebrochener Klinge! Reicht das?«
Vatos nickte selbstzufrieden.
»Und ein Pferd... naja, sagen wirs mal so: ich kann euch mit einem Pferd dienen und mit Fleisch auch.«
Vatos schritt zu einem der Regale und zog eine kleine Holzkiste heraus. Er legte die Kiste auf seinen Unterarm, grinste breit und neigte sie, so dass Lundor in sie hineinsehen konnte.
»Bitte sehr! Wunderbar abgehangenes und gepökeltes Fleisch von einem toten Pferd!«
Zur Bestätigung seiner Worte griff Vatos mit seiner Pranke in die Kiste und fischte einen kleinen Fleischstreifen heraus, der noch relativ frisch wirkte und steckte sich ihn in den Mund.
Er schmatze lautstark. Durch den offenen Mund konnte man genüsslich zuschauen, wie der Fleischhappen langsam zerkleinert wurde. Dann schlang Vatos den Happen herunter und rülpste so geräuschvoll, dass selbst ein Ork vor Neid erblasst wäre.
»Hä hä hä... der war net schlecht! Was Junge? Wollt ihr auch mal?«
Vatos hielt ihm die Kiste hin.
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Wegen des Jungens sagte Lundor nichts mehr. Erstens würde es sowieso nichts ändern und zweitens ging ihm diese Sache ja auch überhaupt nichts an. Und Ärger wollte er mit diesem dicken, ungewaschenen, widerlichen Kerl schon gleich gar nicht haben. Deswegen hielt er lieber seinen Mund was diese Sache anging. Eine Sache, die dem jungen Mann normalerweise sehr schwer fiel, wenn ihm etwas nicht passte.
Stiefel und Zunderbüchse hörte sich ja schon einmal gut an. Aber die Waffenliste dagegen war weniger berauschend an. "Was die Waffen betrifft ... äh ... ich glaube das lass ich mal." Da war sein altes Schwert und sein kleines Messer sicher qualitativ besser. "Kann ich Stiefel sehen und probieren?"
Was dann allerdings passierte lies Lundor fast aufstoßen. Der Händler zeigte ihm doch tatsächlich ein Kästchen mit Pferdefleisch, aß es dann und rülpste ihm gerade zu ins Gesicht. Wo bin ich hier gelandet ... wo bin ich hier gelandet? "Entschuldigt, mein Herr, aber habt Ihr viele Stammkunden? Ich finde Euer benehmen einem Kunden gegenüber ehrlich gesagt nicht besonders berauschen." Lundor sah den Mann mit einem angewiderten Gesichtsausdruck an. Er fühlte sich hier immer unwohler. "Außerdem meinte ich ein lebendiges Pferd zum reiten ..."
Das Lächeln des Händlers verblasste kurz. In seinen Augen konnte man den Zorn spüren und wenn Lundor nicht ein potentieller Kunde gewesen wäre, dann hätte er vermutlich aus Ihm Hackfleisch gemacht... Hackfleisch, welches er gleich wieder in seine Auslage hätte stellen können.
›Hm, und aus dem Hund könnte man ein schönes Stück Fell herausholen... und das Fleisch ebenfalls verkaufen...‹
Für einen kurzen Augenblick dachte Vatos wirklich darüber nach, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Die Verlockung diesen Tag aber doch mal ein paar Münzen zu sehen, überwog zu Lundors Glück.
So kam das Lächeln genauso schnell zurück, wie es verflogen war. »Kleiner Mann, ich habe hier sooo viele Stammkunden, wie du sie in deinem ganzen Leben noch nicht gehabt hattest.«
Es folgte eine Pause, in der sich der Händler kurz eingestehen musste, dass der letzte Satz wohl nur halb so intelligent war, wie er gedacht hatte.
»Jaaaa.... Die Stiefel! Kommt mal mit, ich habe hier drüben welche!«
Der Händler schlurfte hinter den Tresen und zeigte auf eine Stelle in einem der Regale, die Lundor nicht einsehen konnte (von seiner Position aus).
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Lundor beobachtete wie sich das Gesicht des Mannes kurzzeitig verfinsterte, nur um im nächsten Augenblick wieder zu erhellen und freundlich zu wirken. Aber es war eine widerwärtige, übertriebene Freundlichkeit. Lundor traute diesem Mann nicht.
Als der junge Bauernsohn da wie der Händler Varda fixierte, drehte sich Lundor kurz um und öffnete die Tür einen Spalt, so dass Varda schwanzwedelnd hinaus in den Hof laufen konnte. Dann schloss er die Tür hinter ihr. Der jungen Hündin hatte es hier im Laden sowieso nicht gefallen. Draußen konnte sie zumindest für kurze Zeit herumstreunen und sich ein wenig umsehen.
Der Händler wollte ihm Stiefel zeigen und Lundor trat einen Schritt vor zum Tresen. Doch von hier aus konnte er nichts erkennen und der Verkäufer hatte sich noch nicht die Mühe gemacht das Schuhwerk hervor zu holen. "Ähm ... kann ich die Stiefel sehen? Welche Größe haben sie und in welchem Zustand befinden sie sich?" Schade, dass er nicht einen Laden mit mehr Auswahl gefunden hatte. Nun konnte er nur auf gut Glück hoffen, dass ihm die Stiefel passten und auch so einigermaßen brauchbar waren.
"Also habt Ihr kein Fleisch da, ja? ... Ich rede von Rind oder Schwein, nicht von Pferd.“ Na gut, er würde es überleben. Schließlich hatte er noch ein wenig Trockenfleisch übrig und auch Brot. Und naja ... vielleicht setzte er seine Überlegung von vorhin, sich eines der Hühner zu nehmen, doch noch in die Tat um. Es waren mindestens zwanzig Tiere gewesen, die dort auf einem Haufen herumgescharrt hatten. Ein einzelnes Huhn würde keiner vermissen und Lundor und Varda würden frisches Fleisch zum essen haben. Eigentlich wurde Lundor nicht zum Stehlen erzogen, aber im Moment war ihm sogar das egal. Hauptsache er hatte was im Magen und kam weiter. Hauptsache er würde sein altes Leben hinter sich lassen und ein Neues in Minas Tirith beginnen, als Soldat … Denn so wie dieser Mann hier, nein, so tief wollte er nie sinken.
Vatos schichte aus dem Regal fünf paar Stiefel heraus und stellte sie vor sich hin. Stolz präsentierte er seine Auslage. Zwei Paar waren normale, gut erhaltene Lederstiefel in einer ebenso normalen Größe für einen normalen Mann. Bei einem weiteren Paar waren die Schuhe völlig unterschiedlicher Machart. Das vierte Paar war ebenso wie das fünfte Paar sehr verdreckt. Beide Paare waren übersehen mit einer Mischung aus Lehm, Staub und einer dunklen, fast schwarzen, undefinierbaren Kruste - man hätte fast meinen können es handele sich dabei um geronnenes Blut. Im letzten Paar steckte noch ein Knochen.
»Oh Entschuldigung!...« Vatos hob den Knochenstiefel vom Boden auf und zog an dem offenbar abgeschlagenen Schienbein. Plötzlich knackste es und Vatos hielt den Schienbein-Knochen in der Hand. Verdutzt schaute er in den Schuh und räusperte sich.
»Hm... das ist ja noch mehr drin. Naja, das Paar fällt wohl weg.« murmelte er vor sich hin.
Dann holte er eine kleine Holzkiste herbei und stellte sie neben die Schuhpaare.
»Setzt euch und probiert was zu euren Füßen passt!«
Mit einer plötzlich sehr entspannten, freundlichen Geste fügte er noch hinzu: »Ich will derweil schauen, was ich für an frischem Fleisch besorgen kann. Ist das ein Angebot?«
Vatos nickte besänftigend.
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Der Händler stellte fünf Paar Stiefel auf den Tresen und präsentierte sie Lundor. Mit so viel Auswahl hatte der junge Mann gar nicht gerechnet. Als Vatos dann allerdings aus einem der Stiefel ein Stück abgebrochenen Knochen holte und meinte, dass da wohl noch ein ganzer Fuß drinsteckte, wurde es Lundor richtig schlecht. Sein Gesicht wurde blass und er ging zur Tür. "Ich ... ich muss mal schnell an die frische Luft!" Mit diesen Worten war er erstmal aus dem Laden verschwunden. Draußen setzte er sich auf den Boden und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand des Ladens. Varda kam sofort angelaufen und setzte sich neben ihn.
›Man, Junge! Reis dich zusammen! Sei nicht so ein Weichei! Was denkst du was du als Soldat vielleicht sehen wirst? Da war das wahrscheinlich noch harmlos ...‹ schalt er sich selbst. War er wirklich so schwach? Er war doch ein Mann und hielt so etwas aus. Lundor nahm ein paar Schluck aus seiner Wasserflasche, atmete noch ein paar mal tief durch und stand schließlich wieder auf.
Zurück im Laden begab er sich wieder zum Tresen. Das angesprochene Paar mit Inhalt war zumindest schonmal von dort verschwunden. "Gut, ich denke ich Probiere die mal an!" er deutete auf eines der neueren Paare. Der Händler hatte mittlerweile einen Art Schemel geholt, auf den sich Lundor niederließ. Als er seine alten Stiefel auszog, stöhnte er leise auf. Nein, es war ihm unmöglich mit diesen noch lange Zeit weiter zu laufen. Er hatte ja jetzt schon Blasen und Druckstellen. Seufzend rieb er sich kurz die geschundenen Füße ehe er das neue paar Stiefel zu Hand nahm. Er schlüpfte hinein und sie waren sogar nur etwa eine halbe Nummer zu groß. Das würde gehen. Die anderen Paare machten auf ihn einen weitaus größeren Eindruck. "Gut, wie viel würdet Ihr für die hier wollen? Und was kostet mich die Zunderbüchse?"
Schließlich stellte er doch noch die Frage, welche ihm auf den Lippen lag. "Was meint Ihr wie viele Tagesmärsche dürften es von hier bis nach Minas Tirith sein?" Der Mann war schließlich Händler und kam sicher viel herum.
Vatos schaute dem jungen Mann verwundert hinterher... ›Der iss doch nicht jetzt wegen diesem blöden Fuss hier...?‹
Verblüfft schaute er auf den Knochen und zuckte mit den Schultern. Mit einem gezieltem Wurf beförderte er den Knochen und das Paar Schuhe in den Innenhof und brüllte:
»Ey Scheißerchen! Räum den Müll da weg und dann kannst du nach Hause gehen«
Aus dem Hof drang gedämpft ein schrillen Freundeschrei.
Kurz darauf kam der Kunde auch schon wieder in seinen Laden. Er schien sehr bleich zu sein. Er probierte ohne viel Worte zu verlieren ein paar Schuhe an, welche ihm halbswegs gut zu passen schienen und fragte dann nach dem Preis der Schuhe und der Zunderbüchse und dem Weg nach Minas Tirith.
»Hm...«, raunte der Händler und setzte eine Feilschermiene auf. »50 Kupferpfennige für die Schuhe und die Büchse!«, sagte er schließlich und schaute dabei tief in Lundors Augen, als wollte er sie durchbohren.
»Und was den Weg nach Minas Tirith betrifft... nun ja....hm.... zwei bis drei Tagesmärsche vielleicht. Je nachdem wie weit euch eure kurzen Beine tragen...« Der Händler setzte zu einem höhnischen Lachen an!
Dann griff er unter die Theke und holte einen Stab hervor, auf dem geräucherte Würste hingen.
»Was haltet ihr von denen hier?.... Ein Kupferpfennig das Stück!«
Auch diesmal nimm sich der Händler demonstrativ eine Wurst und verspeiste diese auf ebenso genüßliche Weise, wie den Fleischstreifen.
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Lundor kramte in seinem Rucksack nach der kleinen Geldbörse und wurde auch recht schnell fündig. Dann betrachtete er sich die Stiefel noch einmal.
"Ich würde sie gleich anlassen. Aber ganz neu erscheinen sie mir ja auch nicht mehr ... mh ... wie wär's mit 25 Kupferpfennige für Stiefel und Zunderbüchse? Ich mein die sind ja nicht mehr neu!" Lundor mustere den Mann eindringlich und hoffte, dass dieser mit sich handeln ließe. "Ich lass Euch auch meine alten Stiefel da ..." Die brauchte er ja nicht mehr und vielleicht konnte der Händler damit ja noch irgendetwas anfangen. Auch wenn Lundor das nicht für möglich hielt.
Die geräucherten Würste, die er ihm nun präsentierte sahen eigentlich auch nicht so schlecht aus. Auf jeden Fall waren sie dem jungen Mann lieber als das Pferdefleisch aus der Kiste. "Ich nehm' acht davon ... für 5 Kupferpfennige." Lundor wusste, wollte man weit im Leben kommen, sollte man sich nicht auf das erst beste Angebot einlassen. Darum versuchte er auch zu handeln.
Zwei bis drei Tagesmärsche ... Der junge Mann hatte mit mehr gerechnet und es gab ihm neuen Mut. Ja, schon bald würde er die große, steinerne Stadt erreichen, sein neues Leben beginnen und Soldat werden. So wie er es immer vorgehabt hatte.
Vatos Augen funkelten. Handel! Das konnte er ja gar nicht leiden...
Da wollte er den Kunden Ihr gutes Geld abknüpfen und dann fangen sie an zu handeln.
›25 Silberpfennige?! Dafür kann ich ja 5 Bier weniger heute Abend saufen. Bah! Bengel, dir werd ich geben!‹
»Ihr wollt mir euren gammligen Schuhe hier lassen? Nicht einmal die Ratten würden in diesen Käselatschen Unterschlupf suchen wollen! 45 Silberpfennige und Ihr bekommt die Schuhe und die Büchse! Aber eure Galoschen nehmt ihr gefälligst mit!«
Und mit einem scharfen Unterton fügte er hinzu.
»45, das ist mein letztes Wort!«
Dann warf Vatos einen Blick auf die Geldbörse.
›Hm... wenn ich den kleinen Rotzlöffel einfach erschlage, dann könnte ich mich heute Abend besinnungslos saufen und vielleicht auch noch eine Frau dazu... wenn es hier eine gäbe, die sowas für Geld tun würde...‹
Der Händler schüttelte den Gedanken von sich ab. Diesen Plan in die Tat umzusetzen bedeutete nichts als Arbeit. Leiche entsorgen, nach Minas Tirith reiten...
Vatos blickte Lundor erneut ins Gesicht.
»Acht Würste?! Und dafür wollt ihr mir 5 armseelige Pfennige geben? 7! Nicht mehr und nicht weniger!«
So langsam ging Vatos dieser Kunde auf den Geist. Erst stellt er Ansprüche wie einer von dem königlichen Gesocks, dann will er auch noch handeln. Er hasste solche Kunden, vor allem wenn sie auch noch von seinen Waren davonliefen, weil ein harmloser Orkfuß darin steckte.
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Ganz so wie Lundor sich das mit dem Handeln vorgestellt hatte, verlief es dann doch nicht. Der Händler wollte mit dem Preis nicht so recht runtergehen. Aber der junge Mann hatte noch eine lange Reise vor sich und das Geld sollte auch in Minas Tirith noch eine zeitlang reichen. Zumindest bis er seinen ersten Sold bekam.
Lundor strich sich etwas nachdenklich über das Kinn. Dann lehnte er sich ein Stück nach vorn und sah dem Händler tief in die Augen. "Also, ich mache Euch ein Angebot ..." Vatos würde darauf eingehen müssen, denn er hatte eigentlich keine andere Wahl, wenn er seinen Laden behalten wollte. "Ihr gebt mir die Stiefel, die Büchse und die Würste zusammen für 40 Kupferpfennige und wenn ich in Minas Tirith bin, werde ich dort kein Wort über die Sklaverei verlieren, welche Ihr hier betreibt." Lundor hob leicht die Augenbrauen. "Wie hört sich das für Euch an?"
Es würde Vatos nicht gefallen dürfen, wenn dies heraus kam. Denn Lundor sah in dem Jungen, welcher hier schuften durfte, nichts anderes als einen Sklaven. Auch wenn der Händler etwas anderes behaupten sollte.
Vatos lief auf der Stelle blutrot an. Sein Kopf hatte fast die Farbe einer überreifen Tomate angenommen. Seine Finger krallen sich an der Theke fest. Seine Augen flackernden wie ein loderndes Feuer.
›Dieser verdammte Hosenscheißer... Am liebsten würde ich dich auf der Stelle mit der Axt erschlagen... WAHHHHHHHHH!‹
Doch dann schoß Vatos ein Funken der Vernunft in sein nicht allzu großes Gehirn.
›Aber wenn die Sache hier auffliegt, bin ich geliefert!‹
Wimpernschlag um Wimpernschlag verging, ohne dass sich der Händler wirklich rührte. Dann nahm sein Gesicht allmählich wieder eine normale Farbe an.
»Ok, gib mir 40, nimm dein Zeug und hau ab!«, antwortete der Händler gepresst.
»Ich sag dir eins! Man sieht sich im Leben immer zweimal. Und das nächste Mal wird definitiv nur halb so spaßig wie dieses Mal!«, grunzte Vatos und warf Lundor einen Blick zu, der eindeutig war.
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Erst dachte Lundor er sollte lieber schleunigst verschwinden, denn die Gesichtsfarbe der regungslosen Gestalt vor ihm verhieß nichts Gutes. Doch als der Mann sich dann zu beruhigen schien und ihn ansprach, schlich sich ein breites Grinsen auf Lundors Gesicht.
Ja, genau so hatte er sich das ganze vorgestellt. Der Händler gab klein bei und zog somit den Kürzeren. Lundor hatte doch schon immer gewusst, dass er gut darin war seinen Kopf durchzusetzen. Nun hatte er es wieder einmal bewiesen.
Schnell nahm er sich die acht Würste und die Zunderbüchse und verstaute diese in seinem Rucksack. Dann legte er dem Händler die 40 Kupferpfennige auf den Tresen. Die Stiefel hatte er ja schon an und so schulterte er sich nur noch den Rucksack und war bereit zum Gehen. An der Tür drehte er sich noch einmal zu Vatos um. "Keine Sorge, ich denke nicht, dass wir uns je wieder über den Weg laufen werden. Schönen Tag noch!" Mit diesen Worten verschwand er aus der Tür. Die alten Stiefel hatte er natürlich stehen gelassen.
Vor der Hütte des Händlers / Im Dorf
Vor der Hütte des Händlers begrüßte ihn Varda schwanzwedelnd und schnupperte an seinem Rucksack. "Ja, meine Gute, du weißt schon was da drin ist, was? ... Die gibt es später. Jetzt schaun wir, dass wir langsam von hier verschwinden."
Wieder viel sein Blick auf die Hühner, welche in Seelenruhe die Körner vom Boden pickten. Die Würste würden nicht lange reichen und er hatte nicht vorgehabt noch mehr Geld bei diesem garstigen, ekligen Händler zu lassen. So ein Huhn ... das würde niemand vermissen. Und Varda und er würden erstmal satt werden, wenn er es schaffte es richtig zuzubereiten.
Das Dorf war fast menschenleer, da die meisten Bewohner auf den Feldern arbeiteten oder in den Ställen waren. Kurz sah sich Lundor um, er wollte sicher gehen, dass er unbeobachtete war. Dann pirschte er sich an die Hühner heran. Diese waren Menschen gewöhnt und liesen ihn gewähren. Nach zwei Anlaufversuchen hatte er es tatsächlich geschafft und hielt ein weißes, zappelndes Huhn in der Hand.
"Deine Zeit wäre so oder so bald gekommen!" beruhigte er das Tier. Mit einem Kurzen Handkanten schlag, wie er es gelernt hatte, brach er dem Tier das Genick und es zappelte nicht mehr. Es war eine kurze und schmerzlose Prozedur gewesen. Früher oder später wäre der Vogel sowieso im Kochtopf gelandet.
Vatos schnaute tief, als dieser dreiste, vorlaute Kunde endlich seinen Laden verlassen hatte. Sowas musste er sich nun wirklich nicht bieten lassen! So eine unverschämte Art mit ihm umzugehen...
Er versuchte sich zu beruhigen und an das Bier zu denken, welches er auf Grund des Verkaufserlöses sich heute Abend gönnen konnte. Aber es wollte ihm nicht so recht gelingen.
Da erblickte er das alte Paar Stiefel, welches der Junge offenbar hatte stehen lassen.
Das war nun definitiv zuviel!
Schnaubend packte er die Stiefel und trampelte zur Tür.
›Der Bengel kann was erleben... Weit kann er ja noch nicht gekommen sein!‹
Vor der Hütte des Händlers / Im Dorf
Der Händler öffnete die Tür, stapfte nach draußen und sah gerade noch, wie der Junge eines der Hühner seines Nachbarn mit einem Handkantenschlag den Garaus machte.
Unmittelbar kochte die Wut, die er soeben noch versucht hatte zu verdrängen, in ihm hoch!
Er nahm die Stiefel und warf sie nach Lundor.
»Hey, jetzt auch noch Hühner klauen oder was? He? So nicht mein Lieber!«, raste der Händler und rannte auf Lundor zu.
Dann schrie er in einer Lautstärke, die das halbe Dorf hören musste, »Ein Hühnerdieb! Fasst den HÜHNERDIEB!«
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Lundor wollte das leblose Huhn gerade an seinen Rucksack festbinden, als etwas herbei geflogen kam und ihn im nächsten Moment am Rücken traf. Es tat nicht wirklich weh, doch der junge Mann erschrak fürchterlich. Doch kurz darauf erkannte er, dass es sich um sein altes Paar Stiefel handelte. Dass der Händler den Laden verließ, hatte Lundor nicht mitbekommen.
›Verdammt ... ‹ Lundor wirbelte herum und sah gerade den verschwitzten, dicken Händler auf sich zu rennen. Dieser versuchte gerade mit seinen Worten das Dorf zu alarmieren.
Der junge Mann hob beschwichtigend die Hände, während Varda zu Knurren und zu Bellen anfing. Lunor wusste, dass sie den Mann nicht angreifen würde, wenn er es ihr nicht ausdrücklich erlaubte. Denn das würde die Sache nur schlimmer machen.
"Hey, Ich ... ich wollte das Huhn bezahlen! Wirklich!" Der Mann hatte ihn fast erreicht. "Es ... es war nur gerade niemand da und ich dachte mir ... ich hätte es bezahlt!"
Vatos hatte genug! Er wollte kein Geld. Kein Huhn. Nur Genugtuung... und die würde er bekommen, da war sich sicher! Während er auf den Jungen und dessen Hund zustürmte, blickte er kurz über seine Schulter.
Ein höhnisches Grinsen kam über seine Mundwinkel gekrochen. Aus einigen Häusern ragten bereits Köpfe heraus. Ein paar wenige Dorfbewohner begannen ebenfalls in seine Richtung zu laufen.
»HIER HER!!! Hier ist er! Der Hühnerdieb!«
Aus einem Haus nebem dem Laden des Händlers kam ein älterer Mann mit Mistgabel herausgestürzt. Sofort brüllte er wutentbrannt los. »Du Schwein! Wenn ich dich in die Finger bekomme! Das war das letzte Huhn, dass du geklaut hast!«
Binnen weniger Augenblicke war das halbe Dorf auf den Beinen und rannte aufgebracht auf Lundor zu.
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Okay, das wurde nun langsam doch zu viel. Ein wütender, schnaufender Händler, der direkt auf ihn zu gerannt kam und etliche Bewohner die plötzlich in seine Richtung gerannt kamen. Lundor hatte nicht vorgehabt sich erwischen zu lassen. Und er bereute seine Tat nun schon zu tiefst. Zum allen Überfluss kam auch noch der Hühnerbesitzer aus dem Haus gestürmt und bedrohte ihn mit einer Mistgabel.
›Ich muss hier weg ...‹ Schoss es Lundor durch den Kopf. Wenn er heil in Minas Tirith ankommen wollte, musste er nun die Beine in die Hand nehmen und laufen so schnell er konnte.
"Ich wollte wirklich nicht ... Ich wollte ... Bitte! Lasst es mich bezahlen!" Der junge Mann lief zwei, drei Schritte Rückwärts, dann drehte er sich um die eigene Achse und rannte so schnell er konnte los. Er wollte nur weg hier, hinaus aus dem Dorf. Varda hatte die Gefahr wohl auch begriffen und rannte neben ihm her, da sie nicht wusste wohin er wollte.
Lundor wagte einen kurzen Blick über die Schulter, dann konzentrierte er sich wieder auf den Weg nach vorn. Die Stiefel waren noch ungewohnt, aber er versuchte trotzdem so schnell wie möglich damit zu laufen. Er sprintete gerade zu, denn er wusste, dass es hier um mehr ging. So aufgebracht wie diese Dorfbewohner waren, würden sie wahrscheinlich kurzen Prozess mit ihm machen. Auch wenn er das nicht verstehen konnte. Schließlich ging es nur um ein Huhn! ...
Die Dorfgrenze war nun nicht mehr weit und schon bald würde er einen schützenden Wald erreichen, so hoffte Lundor zumindest.
Kurz vor der Waldesgrenze in der Nähe des Dorfes ließ die aufgebrachte Menge von dem Hühnerdieb ab. Da die meisten der Dorfbewohner mindestens so beleibt waren wie Vatos und über entsprechend wenig Kondition verfügten, war das Ringen nach Atem urplötzlich weitaus interessanter als die Genugtuung sich an dem Hühnerdieb und frechen Kunden zu rächen.
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