Bei diesem Waldgebiet handelt es sich um einen Mischwald, der von Norden nach Süden etwa zehn Meilen Durchmesser hat und von Westen nach Osten an der breitesten Stelle etwa fünf Meilen breit ist. Östlich des südlichen Drittels liegt das Dorf Undaria. Dort schließt sich noch ein weiteres kleineres Waldgebiet direkt am Fluss Erui an, welches jedoch nicht mit diesem Waldgebiet verbunden ist.
(Undaria ist etwa zehn Meilen nördlich von Anthara.)
Der Tagelöhner und Gauner Belecthor mit zwanzig anderen Männern auf dem Weg in eines der nahen Dörfer südlich des Erui, etwa eine halbe Meile von Minalcar und seiner Bande entfernt
Belecthor wischte sich seuzend den Schweiß von der Stirn. An solchen heißen Tagen sollte man einfach nicht umherwandern. Doch sein knurrender Magen sagte ihm etwas anderes. So wie es aussah, würden sie auch heute kein Dorf oder Gehöft erreichen, wo es etwas zu essen gab. Die Sonne wanderte langsam in den Westen und am Horizont erschienen Wolken. Belecthor fragte sich, ob es an diesem Tag noch ein Gewitter geben würde. Der Wald wurde langsam lichter und schon bald entdeckte er eine kleine Lichtung, die sich gut zum Lagern eignete. Belecthor hob den Arm und drehte sich zu seinen Männern um. "Hier werden wir lagern, Freunde", sagte er laut. "Es hat keinen Sinn, noch weiter zu gehen. Hier lebt keine Menschenseele. Allerdings sind wir ganz in der Nähe des Flusses. Vielleicht haben ja einige von euch Lust auf Angeln. Dann können wir wenigstens ein paar Fische heute abend rösten."
Einige Männer erklärten sich tatsächlich bereit, hinunter an den Fluss zu gehen. Belecthor atmete auf und ließ sich im weichen Waldgras nieder. Er trank etwas aus seinem Wasserschlauch. Die übrigen Tagelöhner taten es ihm gleich. Belecthor spürte, wie die Abendsonne in sein Gesicht schien und er wurde langsam schläfrig.
Belecthor und der Großteil seiner Männer auf der kleinen Waldlichtung, nahe beim Fluss
Belecthor erwachte in dem Moment, als er aufgeregte Stimmen am Lagerplatz hörte. Die drei Angler waren zurückgekehrt und berichteten von einer Schar Männer, die gerade über den Fluss gekommen war.
Belecthor wollte wissen, um was für Männer es sich handelte.
"Es sind gar merkwürdige Gestalten", erklärte einer der Angler stirnrunzelnd. "Auf dem ersten Blick wirken sie wie Landstreicher. Mir fiel ein Südländer besonders auf, der sein Gesicht verhüllt hat. Außerdem war da noch ein grimmiger Mann mit einem Auge."
Belecthor gefiel dieser Bericht gar nicht. Er hatte keine große Lust, mit diesen Leuten zusammenzutreffen. Andererseits sagte ihm eine innere Stimme, dass es vielleicht nicht schlecht war, sich mit den Fremden gutzustellen, falls es sich um Räuber handelte.
Trestan lauschte neugierig. Er versuchte sich unauffällig zu geben, während die drei Kameraden Belecthor von ´Landstreichern´ berichteten. Aufgeregt rannte er zu seinem Vater zurück und erzählte ihm was er gehört hatte, wobei natürlich auch die anderen um sie herum gleich davon erfuhren. „Was ist, wenn es Räuber sind, Vater?“
Doch sein Vater lächelte nur milde.
Cerandon:
Welche Gedanken den Mann hinter dem Lächeln beschäftigten, zeigte dieser seinem Sohn nicht. Trestan war acht Jahre alt. Das Leben, das er führen musste war hart genug, auch wenn Cerandon versuchte, die bittersten Wahrheiten von ihm fern zu halten. Der Verlust seiner Mutter und das Leben ohne festes Obdach hatten dem Jungen bereits jetzt ein schwereres Leben führen lassen, als es für sein Alter eigentlich gut war. Oft genug bedauerte Cerandon das. Er bedauerte, seinem Sohn nichts Besseres bieten zu können. Als Tagelöhner reichte das Geld selten für mehr als für das blanke Überleben und oft waren es die inzwischen ausgefeilten Fähigkeiten Trestans als Taschendieb, die ihrer beider Überleben im Hafen Pelargirs im Winter überhaupt ermöglichte.
Seit einigen Jahren schlossen sie sich in den Sommermonaten nun schon Belecthor an, der einen bekannten Namen in Lossarnach hatte und der, mit den mit ihm ziehenden Arbeitern, für gewöhnlich gern gesehen wurde. Doch die Zeiten waren schlecht geworden. Dieses Jahr stand für sie bisher nicht gut.
Liebevoll strich er seinem Sohn über den Kopf und durch die viel zu glatten Haare und fand beruhigende Worte: „Wenn es Räuber sind, was wollen sie uns schon nehmen? Hab keine Sorge, mein Sohn. Setz dich. Es ist noch etwas vom Brot da, auch wenn es nicht mehr viel ist.“ Er war immer stolz auf seinen Jungen und hätte jederzeit sein Leben für ihn gegeben, selbst wenn er ihn gelegentlich rügen musste. Nicht selten hungerte er selbst, damit der Kleine ihre Armut nicht allzu schmerzhaft spüren musste.
Doch nun ließ er ihn nicht merken, dass er Belecthor nicht mehr aus den Augen ließ. Es kam vor, dass der Mann ihn um Rat fragte, wenn er sich bei etwas nicht sicher war. Doch Cerandon war sich selbst unsicher, was er von der Entdeckung halten sollte.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Belecthor warf einen Blick auf Cerandon. Er fragte den scharfsinnigen Mann gerne um Rat, wenn er nicht mehr genau weiterwußte. Manchmal dachte er sogar, dass vielleicht Cerandon ein besserer Anführer der Tagelöhner wäre als er selbst. Doch Cerandon war ein zurückhaltender Mann, für den sein Sohn ein und alles war.
Belecthor hatte beobachtet, dass Cerandon und sein Sohn sich leise unterhielten. Der Kleine drehte sich dabei auffällig zu den drei Männern um, die von den 'Landstreichern' erzählt hatten. Belecthor brauchte also nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu wissen, über was die beiden redeten.
Nach einer Weile erhob er sich und ging zu Cerandon hinüber. Er setzte sich ihm gegenüber ins Gras.
"Womöglich bekommen wir bald 'Besuch'. Sicher hast du mitbekommen, dass sich Fremde unten am Fluss herumtreiben. Es könnten natürlich Landstreicher oder Räuber sein. Ich bin mir nicht sicher, wie wir uns da verhalten sollen. Ich möchte keinen Kampf."
Cerandon sah Belecthor abschätzend an, während es noch immer in seinem Verstand arbeitete. Doch galt diese Geste bei Weitem nicht ihm. Vielmehr galt sie seinen Überlegungen, die keinen einfachen Schluss zuließen.
Ruhig entgegnete er: »Landstreicher sind selten in Gruppen unterwegs. Schon gar nicht in solch großen. Ein einzelner Herumtreiber lässt sich meist auch recht einfach zu redlicher Arbeit überreden, das weißt du. Das haben wir nicht weniger als einmal erlebt. Es könnte eine Gruppe anderer Tagelöhner sein, die sonst in einem anderen Teil des Landes unterwegs ist … und vielleicht ist die Arbeit dort im Augenblick noch ebenso spärlich gesät, wie hier, weshalb sie sich aus ihrer Region heraus bewegen. Dass ein Südländer unter ihnen sein soll, lässt die Sache jedoch merkwürdig erscheinen.
Haben die drei etwas über die Ausrüstung der Männer gesagt? Sind sie bewaffnet? Ich meine, haben sie mehr als nur einfache Schnitzmesser bei sich? Aus zusammengerotteten Landstreichern wird schnell ein marodierender Haufen, wenn ihnen der Weg dazu zu einfach gemacht wird … Und es wird schwierig werden, ihnen aus dem Weg zu gehen, wenn sie so nah sind. Vermutlich wird uns nichts anderes übrig bleiben, als mit ihnen zu reden, egal wer sie sind.«
Trestan:
Trestan hörte sehr gespannt zu, was sein Vater und Belecthor miteinander besprachen und darüber vergaß er beinahe zu kauen.
›Andere Tagelöhner!? Ob sie vielleicht Kinder bei sich hatten?‹
Er vermisste das, mit Gleichaltrigen Spaß zu haben. Sie waren jetzt schon fast zwei Wochen ohne Anstellung unterwegs und auf dem Gehöft, wo sie zuvor gewesen waren, hatte es nur sehr kleine Kinder gegeben.
Als sein Vater auf den Südländer einging, versuchte er zu erraten, was unausgesprochen blieb. Er hatte schon Südländer im Hafen von Pelargir gesehen und Vater hatte ihn stets gewarnt, sich von ihnen fern zu halten. Es seien Taugenichtse, die nur auf Streit aus währen und sich das, was sie wollten lieber mit Gewalt nahmen, anstatt hart dafür zu arbeiten.
Trotzdem begriff er nicht so ganz, worauf er jetzt hinaus wollte und entschied, einfach weiterhin aufmerksam zuzuhören.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Der Anführer blickte nachdenklich zum dämmrigen Himmel empor und spürte, wie es langsam abkühlte. Er begann sogar etwas zu frösteln, allerdings nicht wegen der Abendkühle, sondern viel mehr wegen Cerandons Mutmaßungen. Allem Anschein nach waren diese Leute gefährlicher als zunächst angenommen.
"Die Drei haben leider nicht darauf geachtet, wie schwer diese Landstreicher bewaffnet sind", murmelte Belecthor vor sich hin und kratzte sich am Bart. "Wenn diese Leute wirklich gefährlich sind, sollten wir versuchen, uns mit ihnen gutzustellen. Möglicherweise kriegen wir hier in der Gegend gar keine Arbeit in nächster Zeit, wenn diese Kerle schon den einen oder anderen Hof überfallen haben. Wir selbst könnten sogar in Verdacht geraten, irgendwelche Bauern getötet zu haben. Ich glaube, wir sollten tatsächlich versuchen, mit den Fremden zu reden, wie du schon vorgeschlagen hast, Cerandon."
Er warf einen mitleidigen Blick auf Cerandons Sohn, der neugierig zuhörte. Der Kleine hatte keine einfache Zukunft vor sich. Ein Kind sollte unbeschwert aufwachsen und nicht in einer Band Tagelöhner, die von der Hand in den Mund lebte.
Cerandon entging der Blick auf Trestan nicht. Doch er sah seinerseits grübelnd auf Belecthor.
„Glaubst du wirklich an diese Gerüchte? Das hört sich nicht sehr gut an. Ich bin nicht besonders scharf drauf, solchen Leuten zu begegnen, wenn es sich irgend vermeiden ließe. Schon gar nicht, wenn wir mit ihnen in Verbindung gebracht werden könnten. Ganz von der Hand zu weisen ist das ja wirklich nicht, da hast du sicher Recht. Aber die Menschen hier kennen uns doch eigentlich, Belecthor. Sie werden das nicht so einfach glauben. Sie wissen doch, was sie an uns haben, oder nicht? Vielleicht können wir uns mit diesen Leuten am Fluss einigen und morgen jeder wieder seiner Wege gehen?“
Das war etwas, womit sich Cerandon schwer tat es einzuschätzen. Die Meinung anderer Menschen über sie. Auch Belecthors Bemerkung, dass sie möglicherweise so schnell keine Arbeit bekommen würden, gab ihm zu denken und zehrte an seiner Zuversicht.
„Wir brauchen Arbeit, Belecthor. Dringend! Der Junge kaut gerade auf meinem letzten Brot. Ich weiß nicht, was ich ihm morgen noch zu essen geben soll.“
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Belecthor rupfte einen Grashalm aus und kaute auf ihm nachdenklich herum. Die Fremden würden vielleicht bald hier auf der Waldlichtung stehen und bis dahin musste er eine Entscheidung getroffen haben.
Cerandons Verzweiflung nagte an ihm. Der Kleine durfte nicht hungern! Das war das Letzte, was er wollte.
"So weit darf es nicht kommen!", stieß Belecthor ergriffen hervor. "Wir werden uns mit den Fremden verbünden, wenn es sein muß. Du weißt, was das bedeuten könnte. Vielleicht werden wir mal wieder die Gesetze übertreten müssen. Aber wenn der Truchsess, der feist in seinem Turm in Minas Tirith sitzt, nicht für sein Volk sorgen kann, müssen wir eben seine Gesetze übertreten."
Bei den letzten Worten war seine Stimme angeschwollen und der ganze Frust der letzten Wochen war darin zu hören.
Cerandon hörte den Frust sehr wohl aus Belecthors Worten. Er kannte ihn nur zu gut. Er hatte sich aufgestaut und aufgestaut. Es verging kein Tag mehr, an dem sie sich nicht um das ›Morgen‹ sorgen mussten. Resigniert gestand er ein und seine Stimme wurde sehr leise dabei:
„Ich weiß sehr wohl, was es bedeutet. Ich kann nur einfach meinem Frust nicht so leicht nachgeben, Belecthor. Ich habe einen Sohn. Und was wäre ich für ein Vater, wenn ich nicht wenigstens versuchte, einen ehrlichen Burschen aus ihm zu machen!?
Der Gedanke, mich solchen Banditen anzuschließen, dreht mir beinahe den Magen um, alter Freund! Ich kann und will es nicht … Aber ich will auch meinen Jungen nicht hungern sehen, verstehst du das!?“ sein Blick hing noch auf Belecthor, als eine kleine Hand ihn am Arm nahm und seine Aufmerksamkeit für sich forderte.
Er blickte in das kleine, schmutzige Gesicht mit den klaren, klugen Augen und hörte seinen Sohn sagen: „Es geht schon, Vater. Hier! Ich brauche nicht das ganze Brot. Das reicht auch für morgen noch.“
Es zerriss dem Vater einmal mehr beinahe sein Herz. Seufzend holte er tief Luft und schlug die Rinde Brot wieder in das Tuch ein, aus dem er es heraus geholt hatte. Seine Stimme erhob sich wieder deutlich und zwar in dem Maße, wie sein Unmut zunahm.
»Hörst du das, Belecthor?«, wandte er sich wieder an den Kameraden, „Wie kann ein Truchsess solches Unrecht zulassen!? Hat mein Sohn denn ein solch erbärmliches Leben verdient!? Ich wünschte, er würde nur einmal in diese Augen sehen und seine Stimme hören, wenn er einfach nur sagt: ›Ich habe Hunger!‹ Vielleicht würde er dann begreifen, dass in seinem Land eine ganze Menge ganz schön falsch läuft!
Was auch immer du tun kannst, Belecthor, damit mein Junge wieder etwas zu essen bekommt … Ich bin dabei!“ Raunendes Zustimmen und hier und da ein offenes »Ich auch!« ließen Cerandon und Belecthor wissen, dass ihr Gespräch nicht unbeobachtet geblieben war.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Belecthor war sehr gerührt, als er den kleinen Jungen sah, der tapfer auf den Rest seines Brotes verzichten wollte, obwohl er bestimmt noch Hunger hatte. Seine Wut auf den Truchseß wuchs und Cerandons Worte fachten diesen Zorn noch mehr an.
Er stand auf und seine Lippen zitterten ein wenig, als er jetzt sprach.
"Wir werden jetzt zu diesen Fremden unten am Fluss hingehen und mit ihnen reden. Selbst wenn sie Schurken sind - es macht mir nichts aus. Vielleicht wurden sie ja Schurken, weil Denethor so unfähig ist."
Er ballte die Faust und schüttelte sie drohend Richtung Norden, wo sich Minas Tirith befand.
"Wir lassen uns nicht unterkriegen, Denethor!", rief er wütend. "Nicht von dir!"
Cerandon senkte den Blick betroffen, als Belecthor gen Norden drohte. Er hatte ja Recht. Zumindest auf eine Weise. Doch ihm selbst war nicht wohl dabei. Trotzdem stand er jetzt auf und nickte seinem Freund zu: „Dann lass uns gehen und sehen, wer das ist. Vielleicht täuschen wir uns ja auch. Und mit viel Glück sind es Waldarbeiter und können noch etwas Unterstützung gebrauchen.
Trestan, du bleibst auf jeden Fall hier und wartest, bis wir zurück kommen. Hast du gehört? Keine heimlichen Verfolgungsjagden!“ mahnend sah er den Jungen an, der ganz schuldbewusst nickte. Er wusste wohl, worauf Cerandon anspielte und würde sich hoffentlich hüten, seinen Worten zuwider zu handeln. „Komm her, mein Junge, lass dich drücken!“ und Trestan kam und nahm seinen Vater in den Arm. Wer wusste schon, was sie da unten erwarten würde? Cerandon verabschiedete sich stets im Guten von seinem Sohn, wenn es irgend möglich war. Das war etwas, das er vom Tod seiner Frau gelernt hatte: …es war niemals selbstverständlich, dass es sein ´nächstes Mal´ gab.
Dann ließ er sein Bündel bei dem Jungen zurück und machte sich mit Belecthor auf den Weg.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Belecthor und Cerandon näherten sich vorsichtig dem Flusssufer. Der Anführer der Tagelöhner war etwas nervös. In Gedanken legte er sich bereits Worte zurecht, die er den Fremden sagen wollte.
Der kleine Wald war rasch durchquert und schon tauchte der Erui vor ihren Augen auf. Belecthor blieb plötzlich stehen: er sah, dass die Fremden am Ufer ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Viele von ihnen hatten sich bereits in ihre Decken gewickelt und schliefen bereits. Und die Wenigen, die noch auf waren, machten sich auch bereit zum schlafen.
"Wir sollten jetzt besser diese Leute nicht stören", raunte Belecthor seinen Begleiter zu. "Ich fürchte, dass diese Männer, die ja offensichtlich sehr erschöpft sind, bestimmt ungehalten über unseren Besuch sein werden. Am besten, wir kommen morgen früh zurück. Ich denke nicht, dass wir heute nacht eine Gefahr von ihnen zu erwarten haben."
Cerandon hoffte, dass Belecthor Recht behalten würde. Sein Blick zum Himmel hob seine Stimmung allerdings nicht. Er gab seinem Freund nach und richtete sich in Gedanken schon einmal auf eine ungemütliche Nacht ein. Was er dort am Flussufer gesehen hatte, hatte ihm Sorgen bereitet. Die Männer hatten tatsächlich Waffen bei sich gehabt. Schwerter und Bögen, keine Werkzeuge, wie es bei ihnen selbst der Fall war.
Sein Drang, diesem Ort doch lieber ungesehen den Rücken zu kehren, wurde wieder größer. Allerdings griff die Dunkelheit mit immer strengerer Dichte nach ihnen und die Wolken verbargen das Mondlicht. Seufzend suchte er an ihrem Lagerplatz nach einem einigermaßen geschützten Flecken. Er fand ihn unter einem dichten Busch. Und nachdem er Belecthor unter ernstem Blick eine ruhige Nacht gewünscht hatte, legte er sich mit Trestan dort zur Ruhe.
Er hielt seinen Sohn fest im Arm und zog die dünne Decke gut über sie, damit sie sie vor einem möglichen Regen schützen würde. Doch der Schlaf ließ lange auf sich warten.
Trestan:
Das Verhalten seines Vaters war schon ein wenig eigenartig. Sie hatten offenbar mit den Männern am Fluss nicht gesprochen, weil die schon geschlafen hatten. Dennoch war es dem Jungen unheimlich. …vielleicht auch, weil sein Vater so seltsam ruhig war. Dass er ihn so fest hielt, beim Schlafen, das war auch ungewöhnlich und es dauerte lange, bis der Junge auf diese Weise eingeschlafen war. Vor dem Regen hatte er keine Angst. Nur ein wenig vor der Dunkelheit. … und davor, dass aus ihr vielleicht die fremden Männer auftauchen würden.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Trestan war sehr früh wach gewesen. … lange, bevor es auch nur ein ganz klein wenig hell gewesen war. Er hatte versucht, wieder einzuschlafen, doch auch die Wärme, die ihm der Körper seines Vaters bot, konnte die klamme Kälte nicht weit genug vertreiben, die durch die nass-geregnete Decke drang.
Solange es dunkel war, verharrte er allerdings im Schutz des Busches. Erst als ein wenig Licht die Dinge wieder in zwar noch dunkle, aber wenigstens graue statt schwarzer Schatten legte, versuchte er ein wenig mehr auszumachen und die Umgebung, so wie er sie gestern wahrgenommen hatte, wieder zu erkennen.
Mit einem bedauernden Seufzen erkannte er, dass in der näheren Umgebung wohl an diesem Morgen kein Holz zu finden war, mit dem sie ein wärmendes Feuer würden anzünden können. Trestan erinnerte sich, dass Birkenholz auch in grünem und nassem Zustand zum Brennen gebracht werden konnte. Aber er wusste auch, dass in der Nähe von Flüssen keine Birken wuchsen.
Egal! Sagte er sich selbst und kroch schließlich vorsichtig, um seinen Vater ja nicht unnötig zu wecken, unter der Decke hervor und entschied, sich auf die Suche nach irgendetwas zu machen, mit dem man Feuer machen konnte.
Belecthor erwachte kurze Zeit nach dem Aufbruch des Jungen. Er hatte eine miserable Nacht hinter sich. Albträume hatten ihn gequält und ihm einige schlaflose Stunden beschert. Zudem hatte es geregnet.
Der Anführer erhob sich seufzend: seine alte Decke hatte den Regen kaum abgehalten. Seine Keidung war feucht und klamm. Belecthor fror und rieb sich die Arme. Langsam trat er hin und her, um sich zu erwärmen. Die Sonne schien nicht, aber die Temperaturen waren trotzdem nicht zu kühl.
Belecthors Blick fiel auf seine noch schlafenden Männer. Als er zu Cerandon sah, fiel ihm auf, dass der kleine Trestan nicht da war. Nun, das war merkwürdig. Die beiden waren eigentlich unzertrennlich. Vielleicht war ja der Junge kurz in den Wald gegangen, um sich zu erleichtern. Aber die Zeit verrann und der Kleine kam nicht wieder.
Belecthor begann sich Sorgen zu machen und weckte Cerandon.
„Belecthor?“ Cerandon war sofort bei klarem und wachem Verstand, als sein langjähriger Gefährte ihn weckte. Es war nicht so, dass das selten vor kam. Doch irgendetwas war heute anders. Seine Stimme hatte besorgt geklungen.
…und nun ahnte er auch, weshalb. War Trestan nicht gestern an ihn gerückt an seiner Seite eingeschlafen? Sie hatten beide unter diesem Busch Schutz gesucht und sich unter der Decke gegenseitig gewärmt, doch nun erkannte er, dass das seinem Jungen wohl auch nicht gänzlich über die Nacht geholfen hatte. Die Wolldecke war ziemlich klamm und nass. Trestan musste gefroren haben. Ohne Zweifel war er deshalb irgendwann aufgestanden.
Resigniert schnaubte er durch und sah Belecthor an.
„Wie lange bist du schon wach? Is er schon lange weg?“ Doch dann fielen auch ihm die Männer ein, die sie am Vorabend ganz in der Nähe entdeckt hatten. „Weia… hoffentlich ist er nicht in die falsche Richtung gelaufen?“
Mit diesen Worten richtete er sich zum Sitzen auf und sah Belecthor ebenso fragend wie hoffend an. Wusste sein Freund schon mehr und hatte er ihn deshalb geweckt? Eigentlich musste er sich keine Sorgen um Trestan machen, das wusste er wohl. Der Junge war aufgeweckt und flink. Doch Cerandon war ein Vater. Und sein Wissen um die mögliche Gefährlichkeit dieser Fremden am Fluss machte es ihm nicht leichter.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Cerandon stand auf und hatte nur Augenblicke später seine Habseligkeiten am Leib. Doch noch bevor sie den ersten Schritt aus dem Lager taten, sah er ihn auch schon auf sie zukommen!
„Ein Fremder! Sieh nur. …und mein Trestan bei ihm. Ist das nicht einer von denen vom Fluss?“
Cerandon war zutiefst erschrocken über das Auftauchen. Sein Blick ruhte sogleich auf seinem Sohn, auch wenn er noch ein ganzes Stück weg war. … doch der Junge schien unversehrt. Cerandons Augen wurden eng, während er versuchte abzuschätzen, was der Mann von ihnen wollen konnte.
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Belecthor holte noch seinen Schwertgürtel und ging zu Cerandon zurück, als er in diesem Moment Trestan mit den Fremden auf das Lager zukommen sah. Sein Blick fiel auf die Waffen, die der finster wirkende Mann bei sich trug. Sofort glitt seine Hand zum Schwert, blieb aber auf dem Knauf ruhen. Der Fremde hatte im Augenblick nicht die Absicht, irgendjemanden anzugreifen. Trestan lief sehr nahe bei ihm. Sollte irgendjemand eine dumme Bewegung machen, konnte der Mann den Jungen mit Leichtigkeit töten.
Belecthor ging vorsichtig auf den Fremden zu. Er schien einer aus dem Lager zu sein, das sie gestern nacht entdeckt hatten. Er musste auch damit rechnen, dass da vielleicht noch mehr kamen.
"Was willst du hier, Fremder?", rief er Feredir mißtrauisch, aber nicht zornig, aus sicherer Entfernung zu.
Nun, wirklich leichtgläubig schien der Junge wirklich nicht zu sein. Dennoch war es Feredir gelungen, auf ihrem Weg wenigstens so etwas wie Vertrauen zu ihm aufzubauen. Dabei hatte er nur wenige Fragen gestellt.
Dann konnte er es vor sich liegen sehen. Ein vages Lager. Ein Nachtlager einer doch recht beachtlichen Gruppe. Gemeinsam mit dem wenigen, was er aus den Worten des Jungen heraus gehört hatte, erkannte er jedoch recht schnell welcher Natur diese Gruppe war.
Tagelöhner! Mehr oder weniger lichtscheu, wie er vermutete. Und mit einem weiteren Gedanken fügte er noch hinzu: ›Möglicherweise ein gefundenes Fressen für Minalcar. Leichtgläubige Burschen, die für ein paar Silberlinge ziemlich viel auf sich zu nehmen bereit sind. Und sicherlich sind auch welche unter ihnen, die sich nichts mehr, als einmal leicht verdientes Geld wünschten.‹
Von zwiespältigen Gefühlen ging er auf dieses Ziel zu. Er ging vorsätzlich frei, aufrecht und offen. Doch als sie in die direkte Nähe kamen, legte er dem Jungen sehr bestimmt seine Hand auf die Schulter. Dieser schien unmittelbar zu begreifen. Er versteifte sich. Feredirs Griff wurde fester.
Nun spürte er Furcht in dem Jungen aufkommen und möglicherweise mutmaßte er nun, vielleicht doch einen Fehler begangen zu haben, indem er ihn hier her geführt hatte.
„Bleib ruhig, Junge. Von mir wird dir nichts geschehen. Ich möchte nur, dass du noch ein wenig an meiner Seite bleibst. Das wird doch nicht zu viel verlangt sein, oder?“
Trestan hätte beinahe aufgeschrien! Er hatte plötzlich unsägliche Angst! Was war denn plötzlich los? Warum hielt ihn der Mann so fest? Bis gerade eben war er wirklich nett gewesen. Warum jetzt plötzlich nicht mehr? Er hatte ihm doch vertraut!? Trestan erkannte im Bruchteil eines Augenblickes, dass er eine riesig große Dummheit begangen hatte! Er hätte dem Fremden niemals vertrauen dürfen! Jetzt hatte er ihn hier her gebracht und wahrscheinlich war er wirklich ein Räuber … Vielleicht sogar ein Mörder!? Er hatte Waffen! Er hätte mit ihnen wohl gut gegen einige der Ritter aus Pelargir antreten können. Warum hatte er ihm einfach geglaubt?
Geglaubt? Ja, was eigentlich geglaubt? Trestan konnte kaum vernünftig denken. Er konnte nun seinen Vater erkennen und konnte die Tränen kaum zurück halten, weil er wusste, dass er gerade alle Fehler gemacht hatte, vor denen sein Vater ihn immer gewarnt hatte. ›Vertraue niemals einem Fremden! Egal wie verlockend seine Worte oder die Dinge in seinem Beutel sind!‹
Mit einem Ruck hielt der Mann ihn nun an und er musste stehen bleiben. Trestan stand stocksteif!
_________________________________________ Der Chara für alle Fälle …
Ihr benötigt den Nebencharakter (NPC)? Wendet euch bitte an einen Mod.
Sie waren noch gut drei Dutzend Schritte von dem ›Lager‹ entfernt, als Feredir anhielt. Man war längst auf ihn aufmerksam geworden und soeben lösten sich zwei Männer aus ihr heraus und kamen auf ihn zu. Der eine war mittelgroß, stämmig, mittleren Alters und konnte selbst auf diese Entfernung entsetzten Schrecken, gepaart mit entschlossener Wut nicht verbergen. Seine Haltung sprach für sich.
Die Haltung des anderen versprach einen offeneren, klaren und kühleren Verstand. Doch als er etwas näher heran war, konnte man auch in seiner Miene seine Entschlossenheit nicht mehr übersehen. Der Grund dafür war offensichtlich … Der Junge.
Feredir nickte zunächst, als Antwort auf die Frage des anderen und just in diesem Augenblick gab er den Jungen frei. Dieser zögerte nur einen Moment, als er seinen Griff von ihm löste, blickte überrascht zu ihm auf, säumte dann jedoch nicht, seine Chance zu nutzen. Ohne einen weiteren Augenblick zu verlieren, rannte er auf den zweiten der beiden Männer zu, den stämmigeren, der noch nicht gesprochen hatte.
Nur aus dem Augenwinkel nahm er die herzliche, sichtlich erleichterte Geste des Mannes wahr, als der seinen Jungen an sich zog und dann mit dem eigenen Körper vor dem Fremden abschirmte. Sein Miene hatte jedoch nur für einen Moment die Entschlossenheit verloren gehabt. Nun kehrte sie nur umso ernster in sein Gesicht zurück.
Feredir hatte jedoch längst begriffen. Der Stämmige war der Vater des Jungen. Ohne Zweifel erwartete er nun eine Erklärung. Der Anführer dieser Gruppe war jedoch ohne jeden Zweifel der Mann, der nun nur noch wenige Schritte vor ihm stehen geblieben war.
„Reden!“ war Feredirs Antwort schließlich und sein Blick war eindringlich auf den Mann gerichtet, ohne sich auch nur im Geringsten ablenken zu lassen. „Was ich euch zu sagen habe, mag aber mitunter nicht im Sinne meines Anführers sein. Es ist ebenso möglich, dass mir jemand gefolgt ist und wir beobachtet werden. Wollt Ihr mich anhören?“
Feredir wartete ruhig ab. Die Reaktion des Mannes auf seinen Umgang mit dem Kind hatte ihm bereits viel verraten. Die Tatsache dass er Anführer einer Tagelöhnergesellschaft war, tat ein Übriges. Dieser Mann war nicht wie Minalcar. Auch wenn er ihn nicht kannte, so mochte er zumindest das mit Sicherheit zu sagen. Ebenso war er ohne echte Waffen. Eine wahre Gefahr hätte ihm von diesen beiden wohl gedroht, hätte er den Jungen weiter festgehalten. Denn selbst das Schaf wurde zu einem ernst zu nehmenden Gegner, wenn man ihm sein Lamm bedrohte. Dass er den Jungen nicht weiter fest gehalten hatte, war sein Zeichen gewesen, dass er keine bösen Absichten trug. Dennoch hoffte er, nun jedenfalls ernst genommen zu werden.
Belecthor betrachtete Feredir gelassen. Jetzt aus der Nähe machte dieser Fremde einen einigermaßen vertrauenswürdigen Eindruck auf ihn. Seine Augen wirkten - irgendwie - ehrlich. Belecthor hatte gelernt, auf seine innere Stimme zu hören. Er beschloss, sich diesen Mann anzuhören. Was dieser jedoch über seinen Anführer erzählte, machte Belecthor ein wenig Angst.
"Also, dann sprich, Fremder, sagte Belecthor mit ruhiger Stimme. "Ich spüre, dass du in deinem Herzen kein schlechter Mensch zu sein scheinst. Ein anderer hätte vielleicht unseren kleinen Trestan nicht heil zurückgebracht."
Doch bevor Feredir weitersprechen konnte, tauchte ein weiterer Fremder auf. Belecthor wurde jetzt mißtrauisch, denn dieser Mann wirkte viel weniger sympathisch als Feredir. Sein Instinkt riet ihm jedoch, weiterhin die Ruhe zu bewahren.